Reisebericht Vietnam & KambodschaVietnam und Kambodscha mit zwei Kindern – kein Problem!

Südostasien lieben wir seit unserer ersten Thailand-Reise 1998. Dass wir unseren Kindern einmal die Länder des lächelnden Buddhas zeigen würden, stand fest. Im August 2012 haben wir es gewagt und sind nach Vietnam und Kambodscha gefahren.

von Jenny


Der Weltwunderer-Sohn erkundet die Marble Mountains bei Da Nang © Jenny

Der Weltwunderer-Sohn erkundet die Marble Mountains bei Da Nang

© Jenny

Reisebericht verfasst von

Jenny
am 13.09.2013

Informationen zur Reise

Reiseziel: Vietnam
Reiseroute: Saigon - Siem Reap (Kambodscha) - Phnom Penh (Kambodscha) - Saigon - Mui Ne - Hoi An - Hanoi - Sapa - Hanoi
Reisedauer: 1 Monat
Teilnehmer: 2 Erwachsene, 1 Kleinkind, 1 großes Kind

Es ist schon wieder eine Weile her, aber unsere erste Südostasien-Reise mit Kindern hat uns so sehr gefallen und auch langfristig geprägt, dass wir jetzt, nach einem Jahr, immer noch viel darüber sprechen und ganz sicher sind: Südostasien wird uns wiedersehen!

Die Entscheidung, statt einer vergleichsweise einfachen Thailand-Reise gleich Vietnam zu versuchen, fiel vor allem wegen des Essens – unsere Kinder gehen liebend gern zum Vietnamesen um die Ecke, wo sie von den Kellnern nach Strich und Faden verwöhnt werden.

Tja – verwöhnt wurden sie in Vietnam auch, und das teilweise extrem. Unser Sohn mit seinen langen, blonden Haaren stand immer und überall sofort im Mittelpunkt, wurde bewundert, mit Essen versorgt und vor allem gestreichelt und angefasst, wo er ging und stand. Er hat es mannhaft ertragen, aber gemocht hat er es nicht! (Die Große hat dunkle Haare und war daher für die Vietnamesen nicht so attraktiv – was sie gar nicht gestört hat :-))

Und nochmal tja – mit dem kindertauglichen Essen hatten wir uns gewaltig verschätzt. Nichts war so anstrengend, als für unsere Kinder eine akzeptable Mahlzeit zu finden. Außer „Banana Pancakes“, Obst und „Lemon Juice“ stand nichts so richtig an und wir haben oft geflucht – denn WIR fanden das vietnamesische und kambodschanische Essen extrem gut und für Pommes & Co. mussten wir ein Vielfaches bezahlen, als die leckeren Suppen und Nudelgerichte kosteten.

Vietnam ist ein kommunistischer Staat mit einer bewegten Vergangenheit, über die man zwangsläufig viel lernt, wenn man im Land unterwegs ist – und auch unser kurzer Abstecher nach Kambodscha hat uns tief bewegt. Mehr noch als die Ruinen von Angkor Wat ging uns das Gefängnis Tuol Sleng in der Hauptstadt Phnom Penh nahe; die nahe gelegenen „Killing Fields“ aus der Zeit der Roten Khmer haben wir uns wegen der Kinder gespart. Auch ohne diese Schrecklichkeiten direkt gesehen zu haben, gab es für unser Schulkind und uns enorm viel Stoff zum Nachdenken, Reden und Verstehen.

Eine Folge des Staatskommunismus ist auch heute noch, dass Vietnam komplizierter zu bereisen und auch nicht so einfach zu verstehen ist wie seine freundlichen Nachbarn. Nicht nur braucht man ein Visum zur Einreise, muss in jedem Hotel seinen Pass abgeben und ist in vielen Dingen des Alltags auf wohlgesonnene Beamte (oder deren Bekannte) angewiesen, die Mentalität der Menschen ist in vielen Belangen auch ein wenig… hm, anstrengender. Wir fühlten uns hier oft als „wandelnde Geldautomaten“, potenzielle Abzock-Opfer und als überhaupt Menschen von einem anderen Stern.

Trotzdem haben wir unsere Reise durch Vietnam genossen und viele freundliche Menschen getroffen. Südostasien ist einfach ein herrliches Reiseziel für Familien – ganz abgesehen von der enormen Kinderfreundlichkeit ist es immer schön warm, so dass man endlos lange im Meer baden kann, überall sind spannende Dinge zu entdecken, es gibt köstliches, süßes Obst und die Natur bahnt sich selbst im dichtesten Großstadtdschungel ihren Weg.

Gestartet sind wir in Vietnams Metropole Saigon (auch bekannt als Ho-Chi-Minh-Stadt), wo wir uns zwei Tage vom Verkehr und Lärm durchschütteln ließen und ordentlich schwitzend das Mekong-Delta erkundeten, bevor wir einen Abstecher zu den Ruinen von Angkor Wat und nach Phnom Penh machten. Unser Fazit: Kambodscha ist definitiv eine längere Reise wert!

Einigermaßen akklimatisiert und gestählt, kehrten wir dann per Überlandbus nach Saigon zurück und fuhren gleich weiter nach Mui Ne, wo wir Reisefreunde aus Kambodscha wiedertrafen und gemeinsam viel Spaß auf den Roten und Weißen Dünen hatten (Stichwort Schlittenfahren!).

Dann ging es weiter mit dem Nachtbus in das Weltkulturerbe-Juwel Hoi An, wo wir uns so wohl fühlten, dass wir am liebsten geblieben wären. Der etwa fünf Kilometer vor der Stadt gelegene Strand „An Bang“ war 2012 noch ein echter Geheimtipp – inzwischen ist wohl auch er von Touristen und „Touts“ überrannt.

Mit geliehenen Mopeds erkundeten wir hier auch die geheimnisvollen „Marble Mountains“, in denen sich viele Höhlen mit kleinen Tempeln verstecken – während des Vietnamkriegs versteckten sich hier die Vietcong, direkt unter der Nase der im nahen Da Nang stationierten Amerikaner.

Mit dem Zug ging es schließlich in die Hauptstadt Hanoi im Norden Vietnams, wo aber so eine Hitze herrschte (selbst die Einwohner stöhnten bei fast 40° C), dass wir uns flugs in die Berge schlugen. Das Dörfchen Sapa, das vor allem als Marktzentrum für die vielen umliegenden Bergstämme dient, war zwar zum „Independence Day“ am 2. September von Hauptstadtbewohnern überlaufen, aber herrlich kühl – da waren sogar ein paar Wandertouren drin und bei unseren Moped-Ausflügen zu gigantischen Wasserfällen mussten wir das einzige Mal in Vietnam eine Jacke überziehen!

Irgendwann endet auch die längste Reise; zu Hause begann schon wieder die Schule und für uns hieß es zurück nach Deutschland. Vorher schauten wir uns aber in Hanoi noch das Ethnografische Museum an, wo wir viel über die Bergstämme lernten, deren Frauen uns in Sapa sehr hartnäckig ihre selbstgemachten Taschen, Schals und Armbänder verkaufen wollten.

Am spannendsten fanden wir alle den Besuch bei „Onkel Ho“ – der verehrte Führer der Vietnamesen, der immer sehr bescheiden gelebt und sich eine stille Einäscherung gewünscht hatte, wurde nach seinem Tod 1969 stattdessen einbalsamiert und ruht seither in einem (sehr hässlichen) Mausoleum. Das von Soldaten flankierte Vorbeidefilieren am ausgeleuchteten Sarg, den man nicht fotografieren darf, umgeben von sehr bewegten und zum Teil weinenden Vietnamesen war überraschend beeindruckend, auch für unsere Kinder. Was für Heldentaten muss man vollbringen, damit die Menschen auch 40 Jahre nach seinem Tod noch um einen trauern?

Eine Fernreise mit Kindern ist nicht unbedingt teurer als zwei Wochen All inclusive auf Mallorca – wenn man weiß, wo man sparen kann, und auf ein wenig Komfort verzichtet. Wie wir uns vorbereitet haben – von Visa-Beantragung über Impfungen bis zu den Flugtickets – und was man noch wissen sollte, wenn man mit Kindern nach Vietnam reist, kann man ausführlich in unserem Weltwunderer-Blog nachlesen.

Wir haben in den vier Wochen unserer Reise viele reisende Familien mit Kindern getroffen – allerdings nur wenige Deutsche. Südostasien ist generell ein tolles Reiseziel, und obwohl wir Vietnam eher für „erfahrene“ Familien empfehlen würden, solltet ihr keine Angst haben, diesen Teil der Welt mit euren Kindern zu entdecken – es lohnt sich definitiv!

Jenny


Ist dieser Artikel lesenswert?

Bitte bewerte diesen Artikel: Bewerte diesen Artikel mit einem SternBewerte diesen Artikel mit 2 SternenBewerte diesen Artikel mit 3 SternenBewerte diesen Artikel mit 4 SternenBewerte diesen Artikel mit 5 Sternen
Bewertung: 4,63 von 5 (bei 8 Stimmen)

Aktuelle Umfrage

Euer liebstes Familien-Urlaubsziel: Meer oder Berge?

Loading ... Loading ...

 

Weitere Artikel, die wir empfehlen

Keine Beiträge gefunden.

Kommentar als Gast schreibenKommentare (6)

  • Ohny

    Hallo Jenny und Scheenaramone,

    ist nicht böse gemeint gewesen, aber ich arbeite an einer Schule für geistig fitte Kinder mit motorischen und körperlichen Beeinträchtigungen, die ebenfalls vom Schicksal gezeichnet sind oder denen Gliedmaßen fehlen. Du/ihr könnt gern mal kommen und die Kinder als „Krüppel“ bezeichnen und euch anhören, was sie dazu zu sagen haben. Im Sinne der Menschenwürde ist „Krüppel“ inzwischen ein absolutes Schimpfwort.
    Selbst im Duden ist zu lesen;

    „körperbehinderter Mensch
    Beispiele

    jemanden zum Krüppel fahren, schlagen
    der Unfall machte ihn zeitlebens zum Krüppel

    Besonderer Hinweis

    Die Bezeichnung Krüppel gilt als stark diskriminierend. Um sich von konventionellen Behinderteninitiativen abzusetzen, verwenden jedoch einige Gruppen dieses Wort als Eigenbezeichnung.“

    Mir ist natürlich klar, was du damit meinst, aber es handelt sich hierbei um Menschen, die ein schweres Schicksal tragen und sie haben es verdient, dass man sie nicht noch mit Schimpfwörtern benennt. Hierbei kannst du, wie ja dann getan auch von MENSCHEN mit fehlenden Gliedmaßen o.ä. schreiben. Und ein „körperlich beeinträchtigt“ ist NICHT „zu milde ausgedrückt für diese Menschen“,sondern menschenwürdiger. Es bedarf auch keiner Beschimpfung eines Menschen, um etwas sehr schicksalhaftes darzustellen. Oder bezeichnest du eine Freudin,die bei einem Unfall ihren Arm verliert dann als „Krüppel“?

    Antworten | 23. September 2013
  • Ohny

    über das Wort „Krüppel“ würde ich an deiner Stelle nochmal nachdenken… Vielleicht fällt dir künftig ein inzwischen passenderes oder menschenwürdigeres ein.

    Antworten | 22. September 2013
    • Hallo,
      diese Menschen – Erwachsene und Kinder in jedem Alter – hatten fehlende Arme, Beine, Hände und Füße, schreckliche Brandnarben im Gesicht und andere furchtbare Verletzungen, offensichtlich durch den Vietnamkrieg oder die Folter der Roten Khmer, aber auch durch Landminen, die heute noch täglich hochgehen, weil die USA es nicht für nötig halten, ihren „Müll“ zu entfernen. Mangels staatlicher Absicherung müssen sie ein Leben als gesellschaftlich ausgestoßene „Freaks“ und Bettler führen – was in touristischen Zentren offenbar „zum Glück“ nicht allzu schwer ist…
      Wenn du eine menschenwürdigere Bezeichnung für diese armen Menschen hast – ich bin ehrlich interessiert!

      Antworten | 22. September 2013
      • Wahrscheinlich will er, dass du „körperlich beeinträchtigt“ sagst… Dabei ist das doch viel zu milde ausgedrückt für die Menschen, die Du meinst.

        …..

        Antworten | 22. September 2013
  • Hallo Nina,
    Thailand wäre auch unser Favorit für SOA mit Kindern, aber das kannten wir halt schon. Kambodscha war ganz anders als Vietnam – wir haben uns dort extrem wohl gefühlt und wurden trotz der vielen Bettler (v.a. Kinder und Krüppel) auch nur selten wirklich belästigt. Das machen wir auf jeden Fall wieder!
    Wenn du noch mehr wissen willst, schau doch mal die Reiseberichte in unserem Blog an – einfach nach Weltwunderer suchen 😉

    Antworten | 20. September 2013
  • Nina

    Interessanter Artikel. Wir wollen nächstes Jahr mit unserem 1jährigen Sohn nach SOA. Bisher waren wir in Indonesien, Malaysia und Thailand. Wir lieben Thailand wegen des guten Essens und weil man dort gut reisen kann. Auch empfinden wir die Thais als nicht so aufdringlich, unfreundlich oder gar abzockerisch. Ausnahmen gibts, aber wir hatten in unseren 5 Aufenthalten als Individualreisende keine Probleme, wir reisen auch gern abseits der Pfade.

    Vietnam interessiert uns und Kambodscha auch. Aber ich habe Respekt vor der Aufdringlichkeit oder gar Unfreundlichkeit. 2006 waren die Balinesen auch schrecklich aufdringlich. Man konnte keine Minute alleine irgendwo hingehen. Es wäre toll, wenn Ihr noch mehr über eure Erfahrungen in der Hinsicht schreiben könntet 🙂

    Antworten | 20. September 2013

Anmelden | RegistrierenKommentar als Gast schreiben

Tipp: Wenn du Dein Bild in den Kommentaren sehen möchtest, nutze bitte den kostenlosen Service von Gravatar.com.

I accept that my given data and my IP address is sent to a server in the USA only for the purpose of spam prevention through the Akismet program.More information on Akismet and GDPR.

fünf − 1 =

Dein Name und deine Email-Adresse sind erforderlich. Deine Email-Adresse wird nicht angezeigt.