KidsAway-FamilieninterviewSommerurlaub als Single-Mama mit zwei Schulkindern
Mit zwei Kinder verreisen ist ganz normal - aber nicht als Single-Mama. Wie Tina bezahlbare Unterkünfte findet und wie sie unterwegs trotzdem (gelegentlich) zum Erholen kommt, erzählt sie uns im Interview.
von KidsAway-Redaktion
Wohin tauchen wir dieses Jahr ab? Tinas Kids entscheiden mit über den gemeinsamen Urlaub.
Schließlich sieht die Familie aus Leipzig-Schkeuditz jeden Tag die Ferienflieger in der Flughafenstadt starten.
Ein bisschen Komfort ist Tina dabei wichtig. Den und die erhoffte Entspannung findet sie vor allem in Familienferienstätten.
Du verreist sehr gern mit deinen Kindern. Was hat dich auf den Geschmack gebracht?
Ich bin auch schon vor den Kindern gern verreist. Nichts entspannt mich mehr als ein Tapetenwechsel und ein Ort, an dem man mich nicht kennt. Abgesehen von einem guten Buch vielleicht.
Welche Reisen hast du als Alleinerziehende schon mit deinen Kids unternommen?
Bis vor vier Jahren sind wir einmal im Jahr mit meinen Eltern verreist. Meist an die Ostsee, aber auch nach Mallorca und in die Türkei. Inzwischen gehen die Bedürfnisse zu sehr auseinander, also bin ich vor drei Jahren zum ersten Mal allein mit den Kindern verreist. Eine Woche Rerik in eine Familienferienstätte. Das Jahr darauf dann neun Tage ins Familienferiendorf in Boltenhagen. Dieses Jahr musste es dann Mallorca sein.
Was findest du an euren Reisen besonders schön?
Besonders schön sind die kleinen Rituale, die sich selbst in der einen Woche fernab vom Zuhause einspielen. Nach dem Essen auf den Spielplatz und Mama geht schon mal vor und liest auf der Terrasse. Oder die Spielrunden vorm Schlafen gehen. Oder der abendliche Trip an den Strand zum Sonnenuntergang-Anschauen und dann doch mit nassen Hosen nach Hause kommen.
Auch Tiefpunkte bleiben nicht aus: Welche Reise-Krisen musstest du schon meistern?
So richtige Krisen hatten wir noch nicht. Geschwisterstreit und Mama-Meltdown gibt es schon mal. Aber wir hatten noch nie eine Autopanne oder Probleme mit der Unterkunft. Ernsthaft krank war auch noch niemand.
Wie wappnest du dich gegen Reisepannen?
Eine gut ausgestattete Reiseapotheke und frühzeitig alle nötigen Unterlagen. Mehr braucht es nicht. Wobei ich da ein Kontrollfreak bin und den Urlaub bisher immer fast ein Jahr im Voraus buche. Und kurz vor der Reise gehe ich mit den Kindern den Ablauf der Anreise durch. Mehrfach.
Flugreisen, Rundreisen, Camping, Wanderurlaub – alles drin bei euch oder habt ihr bestimmte Vorlieben?
Camping und Rundreise fallen für mich völlig flach. Auf Camping habe ich einfach keine Lust und mir ist auch nicht wohl bei dem Gedanken, als Frau allein mit Kindern keine abschließbare Tür zwischen uns und der Nacht da draußen zu haben.
Eine Rundreise scheitert dann vor allem in Sachen Flexibilität. Denn auf die lege ich vor Ort großen Wert.
Nach unserem Mallorca-Urlaub in diesem Jahr weiß ich die Reisen mit dem Auto noch mehr zu schätzen als vorher schon. Die Abhängigkeit von Flug- und Transferzeiten macht einfach keinen Spaß.
Wenn es ins Ausland geht, ist eine Vollmacht/Einverständniserklärung des zweiten Elternteils nötig. Wie klärst du das mit dem Vater deiner Kinder?
Da gibt es zum Glück keine Probleme. Ich habe dem Vater die Formulare vorausgefüllt mitgegeben und er hat sie mit Beglaubigung wieder zurückgebracht. Aber wir haben uns auch gegenseitig so eine Vollmacht für schulische und gesundheitliche Angelegenheiten ausgestellt.
Entscheidest du über die Reiseziele alleine oder dürfen deine Kinder mitreden?
Die Kinder dürfen mitreden. Deshalb wurde es in diesem Jahr eine Flugreise. Ich kann es ihnen nicht verdenken, dass sie Lust darauf hatten. Schließlich sehen sie jeden Tag die Ferienflieger hier vom Flughafen starten.
Nächstes Jahr wird es auf ihren Wunsch wahrscheinlich wieder Rerik und wieder das Feriendorf. Solange ich es finanziell schaffe und in einem ordentlichen Bett schlafen kann, bin ich da immer für Vorschläge offen.
Was planst du voraus und was entscheidet ihr auf Reisen spontan?
Ich plane Abfahrtszeiten und in diesem Jahr, wer uns zum Flughafen bringt und abholt. Ausflugsmöglichkeiten vor Ort schaue ich mir im Internet schon mal an, aber vorab würde ich da nie etwas buchen. Was wir am Ende wirklich unternehmen, entscheiden wir nach Wetter, Lust und Laune. Und Finanzen natürlich.
Wie bereitest du eure Reisen vor?
Ich recherchiere die Möglichkeiten im Internet. Ursprünglich wollte ich für nächstes Jahr eine Ferienwohnung an der Ostsee buchen. Aber auch die 100. Webseite spuckte nur Angebote aus, die zu teuer, zu weit ab vom Schuss oder schon von weitem nicht nach unseren Vorstellungen aussahen. Dann fragte ich eher aus Spaß, ob es nicht einfach wieder Rerik werden soll. Und die Kinder waren Feuer und Flamme.
Bevor ich dann reserviere, wird erstmal die Oma gefragt, ob die Reisezeit passt. Denn die kümmert sich dann um den Kater, die Post und die Pflanzen. Gepackt wird rund zwei bis drei Tage vor Abreise.
Wann beginnst du mit der Planung?
Wenn der Urlaub für dieses Jahr vorbei ist, schau ich mich nach Möglichkeiten fürs kommende Jahr um. Allein schon, um eventuelle Frühbucherrabatte abzugreifen, und damit die günstigen Angebote nicht schon ausgebucht sind.
Wie findest du Unterkünfte für einen Single mit zwei Kindern?
Das ist schwer. Bei Ferienwohnungen geht man meist von zwei Erwachsenen plus eventuell Kindern aus. Wenn sie drei gleichwertige Betten haben soll, dann gibt es fast nur Anbieter, die von zwei Familien ausgehen. Und je größer die Unterkunft, umso höher der Preis.
Angebote von Spezialisten für Familienreisen sind mir übrigens meist zu teuer. Dabei muss ich dazu sagen, dass meine Kinder grundsätzlich keine Lust auf Kinderbetreuung haben. Es bringt mir also nichts, wenn ich sie drei Stunden am Tag im Miniklub bespaßen lassen wollte – sie machen da eh nicht mit.
Worauf legst du bei euren Unterkünften Wert?
Ein ordentliches Bett für jeden von uns. Ein abgestecktes Gelände, in dem sich die Kinder frei bewegen können, weshalb wir Feriendörfer bevorzugen. Und mindestens eine Mahlzeit am Tag, um die ich mich nicht kümmern muss. Ansonsten will vor allem ich das Meer möglichst direkt vor der Nase haben.
Welches Verkehrsmittel wählst du am liebsten?
Bus, Bahn und Flugzeug sind mir zu eng. Also nicht nur vom Reisekomfort, sondern auch von der Flexibilität, der Eigenständigkeit und den Möglichkeiten, was man so mitnehmen kann. Unsere Habseligkeiten in zwei Koffer à maximal 23 Kilo zu stopfen, fand ich dieses Jahr jedenfalls sehr anstrengend.
Das Auto ist mein Favorit, weil ich bestimmen kann, wann es losgeht, wann wir Pause machen – und wo – und was mitkommt – egal, wieviel es wiegt oder wie groß es ist.
Wie organisierst du das Gepäck für eure Reisen? Mit zwei Kindern kommt sicher einiges zusammen…
Wir haben für Mallorca einen mittelgroßen und einen kleinen Koffer gebraucht. Das klingt nach wenig, hat aber gereicht, auch wenn Mallorca im Oktober wie der Juli an der deutschen Ostsee ist. Vor Ort ging uns dann trotzdem die saubere Unterwäsche aus, was am wechselhaften Wetter gelegen haben mag. Aber sonst reichte es.
Wie klappt die Anreise mit zwei Kindern ohne Stress?
Zu unseren Reiseritualen gehörte von Anfang an, dass jedes Kind einen Rucksack mitnimmt. Da sind zwei, drei Lieblingssachen von Zuhause drin. Und der Rest ist neu: kleine Knobelspiele, was zum Ausmalen, Antistressbälle, Spielfiguren, etwas zum Naschen. Kleinigkeiten eben. Den Rucksack dürfen die Kinder erst öffnen, wenn wir unterwegs sind.
Ansonsten hat es sich bewährt, den Kindern vorab wieder und wieder den Ablauf zu erklären. Dann wissen sie, dass die Anreise lange dauert, langweilig werden könnte und wir nicht immer gleich eine Pause machen können.
Für Mallorca habe ich außerdem solche Sicherheitsarmbänder mit Namen des Kindes und meiner Telefonnummer besorgt. Die mussten sie aber nur auf dem Flughafen in Palma und bei unserem Ausflug zum Palma Aquarium tragen.
Und wie klappt es im Urlaub zu dritt: Wie bringt ihr eure Interessen unter einen Hut?
Die Tochter liebt Kletterparks, der Sohn muss seinen Bewegungsdrang ohne Vorgaben ausleben dürfen. Ich selbst brauche Zeit zum Lesen. Im Idealfall lese ich, wenn die Kinder in ihrem Schlafzimmer verschwunden sind. Das gab es in diesem Jahr nicht, da wir nur ein Zimmer hatten. Dafür gab es riesige Hüpfburgen um die Ecke: Die Kinder haben sich ausgetobt, ich konnte ungestört lesen.
Reden wir mal übers Geld. Sparst du planmäßig für eure Reisen? Und wie hältst du die Kosten unterwegs unter Kontrolle?
Die Kinder haben eigene Konten, auf denen ich regelmäßig Geld für Schulausflüge, größere Anschaffungen und eben auch für den Urlaub zurücklege. Wenn es außerplanmäßig mal einen kleinen Geldsegen gibt, wandert das Geld dorthin. Dafür wird der Urlaub auch von diesem Geld bestritten.
Die Kinder bekommen ein bisschen Taschengeld und hin und wieder von der Verwandtschaft etwas zugesteckt. Daraus ergibt sich dann ihre eigene Urlaubskasse. Wenn sie das Geld dann für den 95. Flummi mit Leuchtfunktion ausgeben wollen, dann eben von diesem Geld. Außerdem lädt jedes der Kinder uns andere einmal im Urlaub mindestens auf ein Eis oder einen Imbiss ein. So lernen sie, dass Geld nicht unendlich da ist.
Wenn die Wünsche trotzdem überborden, rechne ich ihnen schon mal vor, wieviel Geld wir da an einem Tag so raushauen würden. Meist bekomme ich sie so dazu, sich das Bungee-Trampolin für den nächsten Tag aufzuheben, da sie ja gerade aus dem Kletterpark kommen und morgen ja auch noch ein schöner Tag werden soll. Wenn das nicht klappt, bin ich eben Spielverderber.
Was liebst du am meisten am Reisen mit deinen Kindern?
Die Zeit, die wir bewusst miteinander verbringen. Also eben die Spielrunden am Abend oder die spontanen Spaziergänge am Meer. Wenn die Kinder genug Zeit haben, fangen sie irgendwann von selbst an, auch mal über nicht alltägliche Dinge zu reden.
Und worauf könntest du gut verzichten?
Auf Sonderkonditionen für Familien, die immer zwei Vollzahler voraussetzen. Auf Geschwisterstreitigkeiten, aber die sind normal.
Viele finden, Solo-Reisen mit Kindern seien anstrengend, vor allem mit mehreren Kindern. Wie siehst du das?
Man muss sich von einigen Dingen verabschieden, was aber letztendlich gar nicht so schlimm ist. Natürlich kann ich mich nicht einfach den ganzen Tag an den Strand packen, alle halbe Stunde wenden und dabei Buch um Buch verschlingen. Ich kann auch nicht den ganzen Tag im Bus sitzen oder stundenlang durch die Großstadt bummeln. Aber manchmal ist das auch ganz gut so.
Ein gutes Beispiel ist da unser Ausflug ins Palma Aquarium. Um 10 Uhr hatte uns der Bus dort abgesetzt. Wer wollte, konnte um 13 Uhr nach Palma weiterfahren, um die Stadt kennenzulernen. Das klang für mich verlockend. Aber wir waren nach einer Stunde erst durch einen Themenbereich durch und hatten noch vier weitere vor uns. Also haben wir den Citytrip abgeblasen und sind dafür zweimal zu den schönsten Aquarien.
Klingt vielleicht langweilig, war aber herrlich entspannt – für mich und die begeisterten Kids, die immer neue Sachen entdeckt haben.
Und wie findest du bei deinen Solo-Trips mit Kids selbst Erholung?
Wenn wir getrennte Schlafzimmer haben, hab ich Zeit für mich, wenn die beiden schon oder noch im Bett sind. Wenn wir in einem Feriendorf sind, schicke ich sie gemeinsam auf Entdeckertour, auf den Spielplatz oder zum Brötchenholen.
Es hat eben auch Vorteile, wenn man mit mehr als einem Kind unterwegs ist. Und bei uns klappt das richtig gut. Auch wenn der Kleine mal bockt und nervt und die Große zur Diva wird.
Welche Reisepläne stehen als nächstes an?
Im kommenden Jahr geht es wie gesagt wieder nach Rerik. Das Familienferiendorf dort ist eine gemeinnützige Familienferienstätte, die für Alleinerziehende wie mich besondere Preise anbietet. Wir haben Abendessen dazu gebucht und werden den Brötchenservice der Rezeption fürs Frühstück nutzen. Fürs schlechte Wetter gibt es genug Ausflugsziele in der Umgebung. Und im Feriendorf selbst können sich die Kinder frei bewegen, weil dort Autos nicht erlaubt sind.
Na dann: weiterhin viel Spaß beim Reisen mit zwei Kindern alleine und ganz herzlichen Dank für das Interview!
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