Kinder und FeuerSicherer Umgang mit Lagerfeuer & Co.

Sommer und Ferien, das bedeutet für viele Familien: raus in die Natur und dort Lagerfeuer machen, Nachtwanderungen mit Fackeln, romantische Kerzen … Kinder lieben Feuer und kokeln gern stundenlang damit herum. Wir sagen euch, was ihr beachten müsst, damit alles gut geht.

von KidsAway-Redaktion

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Urlaub mit Lagerfeuer - was gibt es Schöneres? © Alex Ishchenko - Fotolia.com

Urlaub mit Lagerfeuer - was gibt es Schöneres?

© Alex Ishchenko - Fotolia.com

Weil Feuer so offensichtlich gefährlich ist, haben viele Eltern große Sorge, dass sich ihre Kinder daran verletzen könnten. Jeglichen Umgang mit Streichhölzern und Feuerzeugen zu verbieten und mit drakonischen Strafen zu drohen, führt aber oft genau zum Gegenteil: Die Kinder können so nicht die notwendigen Erfahrungen sammeln, die ihnen langsam immer mehr Sicherheit im Umgang mit Feuer geben. Und dass verbotene Dinge erst recht reizvoll werden, weiß jeder Mensch; die Folge ist dann, dass Kinder heimlich mit dem Feuer spielen und sich im schlimmsten Fall, wenn etwas passiert, nicht trauen, rechtzeitig um Hilfe zu bitten!

Früher musste sich jeder Mensch im Umgang mit Feuer auskennen: Wer das Feuer oder den Ofen  nicht anzünden konnte, der hatte kein warmes Haus, keine warme Badewanne und kein gekochtes Essen. Auch heute ist das Feuer noch eine Lebensgrundlage für uns, auch wenn es meist nur noch im Verborgenen brennt, etwa im Heißwasserboiler im Keller oder noch weiter weg im Kraftwerk.

Der Mensch hat das Feuer zwar „gezähmt“, aber faszinierend und gefährlich ist es immer noch. Das zeigen nicht allein die jährlich 6.000 Brandverletzungen von Kindern. Von den etwa 500 Menschen, die jedes Jahr bei Bränden sterben, ist jedes zehnte ein Kind.

Wir möchten allen ängstlichen Eltern eindringlich raten, statt strikten Verboten und Horrorgeschichten à la Struwwelpeter (die Geschichte vom armen Paulinchen, das beim Kokeln verbrennt, ist ein echter Schocker!) ihre Kinder lieber behutsam und altersgerecht an den richtigen Umgang mit Feuer heranzuführen.

Kinder, die bereits früh Feuer kennenlernen, gewinnen schnell Sicherheit im Umgang mit den Gefahren und erlernen rechtzeitig den angemessenen Respekt vor dieser Naturgewalt. Übt also mit euren Kindern spielerisch und immer wieder:

  • ein Streichholz anzuzünden,
  • eine Kerze anzuzünden,
  • ein kleines Feuer zu machen
  • … und alles Brennende wieder fachgerecht zu löschen!

Wichtig ist auch entsprechendes Hintergrundwissen: Schaut euch gemeinsam an und sprecht darüber, wie ein Feuer entstehen kann, welche Materialien brennen und welche nicht und wie man Brände löscht. Ein Besuch bei der Feuerwehr ist für alle Kinder spannend, hier könnt ihr an einem Tag der offenen Tür auch eure Fragen loswerden.

Diese Sicherheitsregeln für den Umgang mit Feuer muss jedes Kind kennen und anwenden, wenn es „üben“ will:

  • Für Ruhe und Konzentration sorgen (keine umherrennenden anderen Kinder im Raum)
  • Nur gemeinsam mit einem Erwachsenen Feuer machen
  • Offene, lange Haare zurückbinden
  • Weite Ärmel hochkrempeln, Schals und Ähnliches ablegen
  • Nie auf brennbaren Flächen (Tischdecken, Papier, Holz) zündeln und immer Löschmaterial bereitstellen

Als erstes lernen Kinder, ein Streichholz korrekt anzuzünden und wieder zu löschen. Der nächste Schritt ist eine Kerze. Das könnt ihr schon mit geschickten Dreijährigen machen. Wichtig: Übt immer auf einer feuerfesten Oberfläche (Backblech, Metalltablett oder das Spülbecken) und stellt für den Notfall ein Glas Wasser bereit!

 

Wie zündet man ein Streichholz richtig an?

  • Die Schachtel wird hochkant gehalten, wenn das Streichholz über die Zündfläche gezogen wird.
  • Das Streichholz wird möglichst weit unten angefasst.
  • Die streichende Bewegung wird immer vom Körper weg ausgeführt.
  • Das brennende Streichholz wird senkrecht nach oben gehalten.
  • Erst an der Kerze wird das Streichholz waagerecht gekippt, nachdem der Docht Feuer gefangen hat, schnell wieder senkrecht halten.
  • Nach erledigtem Anzünden wird das Streichholz von der Seite ausgeblasen und in einem Wasserglas oder einem Sandbehälter „abgeschreckt“, damit auch bestimmt keine Glut mehr an der Kuppe ist.

 

Früh übt sich... © Studio DER - Fotolia.com

Früh übt sich...

© Studio DER - Fotolia.com

Wird eine Kerze ausgepustet, sollte die Hand wie eine Muschel hinter die Flamme gehalten werden – natürlich in genügendem Abstand. So wird verhindert, dass zu starkes Pusten heißes Wachs in der Gegend verspritzt, das andere Kinder hinter der Kerze treffen kann.

Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser: Alle Anzünde-Utensilien, ob Streichhölzer, Kaminanzünder oder Feuerzeuge, solltet ihr konsequent aus der Reichweite eurer Kinder nehmen und wegschließen, wenn ihr sie nicht gerade verwendet. Das hat nichts mit Panikmache zu tun; wenn ihr selbst grundsätzlich sehr vorsichtig mit solchen Sachen umgeht, lernen eure Kinder, dass mit Feuer nicht zu spaßen ist.

 

So baut ihr ein Lagerfeuer

  1. Als erstes braucht ihr einen geeigneten Platz: Der Boden und die nähere Umgebung im Umkreis von etwa drei Metern dürfen nicht brennbar sein, am besten sind Stein- oder Sanduntergrund ohne nahe stehende Bäume oder Gräser. Optimalerweise ist es auch noch windstill.
  2. Sammelt nun ein paar größere Steine und ordnet sie kreisförmig als Randbegrenzung für das Feuer an.
  3. Nun braucht ihr Holz: Sammelt am besten totes Holz, also von selbst abgebrochene, trockene Äste, die noch nicht morsch sind. Behandeltes Holz, etwa von alten Gartenmöbeln, ist tabu, weil es oft mit Chemikalien behandelt ist. Genau falsch sind frische Äste, die noch viel zu viel Feuchtigkeit enthalten und allenfalls qualmen, aber nicht brennen werden.
  4. Das gesammelte Holz wird nun in die Mitte des Steinkreises geschichtet – aber nicht wild durcheinander, sondern mit System. Kräftige Äste und Stämme werden beiseite gelegt, das Feuer bekommt zum Anfüttern nur dünne Zweige, die wie ein Tipi-Zelt pyramidenförmig gegeneinander gestellt werden.
  5. Um das Feuer zu entzünden, könnt ihr (wenig!) trockenes Laub, Papp-Stücke oder dünnes Reisig verwenden; es ist natürlich auch professioneller Grillanzünder erlaubt. Diese Leichtgewichte werden in das Innere des Zweig-Tipis gelegt und dort angezündet – so fliegen sie nicht davon, wenn ein Windstoß kommt oder wenn die heiße Luft aus dem Feuer sie nach oben trägt.
  6. Sobald der Zunder Feuer gefangen hat und auf die Zweig-Pyramide übergreift, legt ihr langsam einige dünnere Äste oder Holzscheite nach. Macht ihr das zu schnell, könnt ihr das Feuer wieder ersticken!
  7. Brennt das Feuer gut, schiebt ihr einen dicken Ast oder Stamm unten in die Pyramide hinein; dieser fängt nur langsam Feuer, hält aber die Glut sehr lange und ist nun die „Basis“ für euer Feuer.
  8. Jetzt müsst ihr eine Weile keine dünneren Äste mehr nachlegen, es genügen nun dickere Holzstücke als Nachschub im Abstand von etwa einer halben Stunde. Mit einer Schubkarre voller armdicker Äste haltet ihr ein Feuer für einen ganzen Abend am Brennen.

Achtung: Wenn auf ein kräftig loderndes Feuer leichtere Materialien wie Laub, Papier oder dünne Zweige geworfen werden, können diese als brennende oder glühende Ascheflocken aufsteigen und unkontrolliert herumfliegen. Plötzliche Windstöße können starken Funkenflug verursachen; auch bestimmte Holzarten wie Fichte, Tanne, Lärche, Kastanie oder Platane verbrennen mit viel „Trara“ und sollten möglichst nicht verwendet werden.

Dass ihr keine Abfälle, vor allem nicht aus Plastik, ins Feuer werfen solltet, ist hoffentlich klar. Auch Brandbeschleuniger hat am Lagerfeuer nichts zu suchen!

Nur die Großen dürfen beim Grillen helfen! © Kzenon - Fotolia.com

Nur die Großen dürfen beim Grillen helfen!

© Kzenon - Fotolia.com

Experimentieren eure Kinder mit brennenden Stöckchen oder Ästen, dürfen sie das nur innerhalb des Steinkreises tun – wenn überhaupt. Herumfuchteln und Rennen sind mit glühenden Stöcken natürlich verboten; am besten herrscht Sitzgebot für jeden, der mit Feuer hantiert.

Kleinere Kinder dürfen nur mit erwachsener Aufsicht in die Nähe des Lagerfeuers; schnell sind sie gestolpert und aus Versehen in die Flammen gestürzt. Und alle müssen wissen: Nichts, was ins Feuer gefallen ist, darf wieder herausgefischt werden, schon gar nicht mit den bloßen Händen!

Nicht nur für Kinder gilt die wichtigste Lagerfeuer-Regel von allen: Ein brennendes Feuer darf niemals allein gelassen werden. Bevor ihr ins Bett geht oder zur Nachtwanderung aufbrecht, müsst ihr das Feuer unbedingt löschen.

 

Wie man ein Feuer sicher löscht

Von Anfang an muss ein Behälter mit Wasser oder Sand zum Löschen bereit stehen. Gießt das Wasser langsam vom Rand des Feuerkreises in die Mitte (Achtung, heißer Dampf kann aufsteigen, an dem man sich verbrühen kann!).

Ist das Feuer so gelöscht worden, sollte sicherheitshalber noch ein Eimer Sand (oder trockene Erde) über den Glutherd geschüttet werden. Dieser Job wird immer von einem Erwachsenen ausgeführt, allenfalls größere Kinder dürfen dabei helfen. Und es wird natürlich nicht versucht, ein Feuer auszupinkeln! Das ist nicht nur gefährlich, sondern es stinkt auch erbärmlich 😉

 

Sichere Fackelwanderung mit Kindern

Lagerfeuer sind faszinierend - und gefährlich © ericcote - Fotolia.com

Lagerfeuer sind faszinierend - und gefährlich

© ericcote - Fotolia.com

Fackeln sind Lagerfeuer, die durch die Gegend geschwenkt werden – und damit ein ganzes Stück gefahrenträchtiger. Nur Kinder, die das Gewicht einer Fackel sicher über längere Zeit hochhalten können und die vernünftig genug sind, um sie zuverlässig ruhig zu halten, dürfen mit einer eigenen Fackel umherziehen.

Bei Fackelwanderungen mit Kindern sollte die Gruppengröße beschränkt werden; gebt nur so vielen Kindern brennende Fackeln, wie ihr gleichzeitig im Blick haben könnt. Damit nicht versehentlich Bäume und Sträucher entzündet werden, sollte eine Fackelwanderung besser über offenes Gelände führen; allzu windig darf es aber auch nicht sein, sonst brennen die Fackeln zu schnell ab oder verletzen die Kinder.

Für kleinere Fackelträger eignen sich Pech- oder Tuchfackeln am besten; sie müssen nicht allzu lang sein, da sie dann leichter zu tragen und zu managen sind. Eine Fackel muss immer möglichst aufrecht gehalten werden, sonst brennt sie zu schnell ab und kann andere Personen verletzen. Wichtig ist ein dicht schließender Tropschutz am Griff, damit sich niemand die Hand verbrennt.  Wachsfackeln sind eher etwas für ältere Kinder, da hier sehr heißes Wachs herabtropfen kann.

Klar muss sein, dass die Fackelträger weder rennen noch herumhampeln dürfen; am besten laufen sie am Rand der Kindergruppe oder am hinteren Ende einer Reihe, dann sehen alle Wanderer am besten (wer ganz vorn mit einer Fackel geht, läuft in komplette Schwärze hinein und kann dabei leicht über Hindernisse stolpern).

Offene, lange Haare sollten wie beim Lagerfeuer zusammengebunden werden, auch Kleidung mit weiten Ärmeln, Fransen oder langen Schnüren ist für Fackelwanderungen ungeeignet.

 

Im Fall des Falles – Sicherheitsstrategien einüben

Egal, ob das heimliche Spiel mit dem Feuer einmal schief geht oder das Kind eine umgekippte Kerze im Wohnzimmer entdeckt: Ab dem Kindergartenalter solltet ihr mit euren Kindern die Notfallprozedur üben, wie man bei einem Brand Hilfe holt.

Entdeckt ein Kind eine unkontrollierte Flamme oder dichten Rauch, verlässt es sofort das Zimmer und ruft laut nach einem Erwachsenen: „Es brennt!“ Schärft euren Kindern immer wieder ein, dass sie NICHT selbst löschen sollen und auch keine Lieblingsspielzeuge retten dürfen; wenn es brennt, muss man sich so schnell wie möglich in Sicherheit bringen, denn ein Feuer kann sich sekundenschnell ausbreiten.

Kleinere Verbrennungen bekommt man durch Funkenflug oder Unachtsamkeit beim Zündeln recht schnell. Jede Brandwunde sollte so schnell wie möglich unter kühles (nicht eiskaltes!) Wasser gehalten werden. Danach gehört ein steriler Verband darauf. Sind die Verbrennungen großflächig oder entstehen Brandblasen, muss ein Arzt aufgesucht werden.

Hat versehentlich die Kleidung eines Kindes Feuer gefangen, müsst ihr blitzschnell handeln – lasst das Kind nicht in Panik davonlaufen, sondern werft ihm eine Decke oder Jacke über oder wälzt es auf dem Boden hin und her, bis die Flammen gelöscht sind. Kleidungsstücke, die sich in die Haut eingebrannt haben, dürfen nicht mit Gewalt abgezogen werden – geht sofort in ein Krankenhaus!

 

Erfahrungsbericht Die Feuerwehr rufen

Ist kein Erwachsener zur Stelle, muss die Feuerwehr gerufen werden (aber nur, sofern das Telefon noch zugänglich ist!). Jedes Kind muss die Notrufnummer 112 aus dem Effeff beherrschen und wissen, was es am Telefon sagen muss:

  • den eigenen Namen
  • Wo brennt es?
  • Was brennt?
  • Sind Menschen oder Tiere in Gefahr?
  • Wo wohne ich bzw. wo bin ich gerade?
Wie geht ihr mit Feuer um – dürfen eure Kinder zündeln oder ist das in eurer Familie tabu?
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Kommentar als Gast schreibenKommentar (1)

  • Ein wirklich toller und umfassender Artikel. Ich habe schon oft über dieses Thema nachgedacht und bin froh, mal eine richtig gute, in meinen Augen sinnvolle Anleitung an die Hand zu bekommen. Man rettet ein Kind ja auch nicht vor dem Ertrinken, indem man es vom Wasser fernhält und kein Schwimmen beibringt…

    Antworten | 6. August 2013

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