Reisen und UmweltNachhaltig reisen mit Kindern – (wie) geht das?
Reisen ist nicht gut für die Umwelt - normalerweise. Nachhaltiges Reisen kann dagegen durchaus gut sein, vor allem wenn ihr unterwegs mit Kindern seid. Mit unseren Checklisten reist ihr ökologisch und sozial vertretbar(er).
von KidsAway-Redaktion
Nachhaltig reisen, unseren Kindern zuliebe
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Ganz abgesehen davon, dass wir selbst die Welt sehen (und uns wenigstens ein bisschen erholen) wollen, gibt es für uns einen ganz eindeutigen Grund: Wir möchten unseren Kindern zeigen, wie schön diese Erde ist. Sie sollen selbst erleben, wie unterschiedlich Menschen, Tiere und Natur in jedem Land der Welt aussehen, und verstehen, dass jede Daseinsform ihre Berechtigung hat. Vor allem aber möchten wir ihnen beibringen, dass wir unseren einzigartigen Planeten in seiner Vielfalt bewahren sollten.
Leider haben wir dabei ein Problem: Gerade indem wir an Orte reisen, deren Schönheit wir schützen wollen, zerstören wir sie auch schon – denn reisen, das bedeutet Verkehrsmittel, die Treibstoff verbrauchen, und Unterkünfte, die eigens für uns Touristen errichtet werden und Unmengen an Wasser und Energie verbrauchen. Nicht zuletzt bedeutet es oft auch die Ausbeutung der Menschen, die dort leben, wo wir Urlaub machen.
Aber sollen wir auf Reisen komplett verzichten? Wie sollen unsere Kinder denn dann die Welt kennenlernen, etwa stellvertretend am Fernseher?
Es gibt durchaus Möglichkeiten, wie ihr ohne schlechtes Gewissen mit eurer Familie Urlaub machen könnt. Das Schlagwort lautet „Nachhaltigkeit“: das Prinzip, nach dem man nicht mehr verbrauchen sollte, als nachwachsen oder als sich regenerieren kann.
Tauchurlaub auf den Malediven oder in den Osterferien auf dem Gletscher skifahren, das ist mit nachhaltigem Reisen unvereinbar. Aber keine Angst – nachhaltig reisen macht trotzdem Spaß und ist auch nicht unbedingt teurer als Pauschalreisen ans Mittelmeer.
Hier sind unsere Tipps für euch:
1) Mit nachhaltigen Verkehrsmitteln an nachhaltige Ziele reisen
Eine Fahrradtour mit der Familie, das macht Spaß ist nachhaltiger Urlaub
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Leider haben nicht alle Familien so viel Zeit wie Stefan, Jennay und Annabelle, die auf ihren eigenen vier Rädern bis nach Thailand gereist sind, oder Familie Blanke, die es mit extrem wenig Geld um die ganze Welt schafften. Als Kompromiss solltet ihr wenigstens auf Flugstrecken unter 700 Kilometer verzichten und Flugreisen nur dann unternehmen, wenn sie länger als eine bis zwei Wochen sind. Was Fernziele angeht, ist also eine richtig lange Reise nachhaltiger als drei Kurzurlaube im Jahr. Für Familien ist das durchaus vorteilhaft: So könnt ihr eurem Reiseziel viel näher kommen, mit mehr Muße reisen und mehr Erholung finden. Eure Kinder werden es euch danken!
Die Nachhaltigkeit des Verkehrsmittels führt uns direkt zur Wahl des Reiseziels. Massentourismus-Ziele wie die italienische Adria oder die Riviera, wo die Sonnenliegen dicht an dicht stehen und das Sonnenöl wie ein Film auf dem Meerwasser liegt, erscheinen auf den ersten Blick wie das Gegenteil nachhaltiger Reiseziele.
Aber ist es wirklich besser, „off the beaten track“ zu gehen und möglichst unberührte Gegenden zu entdecken? Es lässt sich argumentieren, dass die unberührten Gegenden am ehesten erhalten werden, wenn man sie ganz in Ruhe lässt – und sich als Tourist dort vergnügt, wo bereits alles auf Besucher eingerichtet ist.
Muss es überhaupt eine Fernreise sein? Hand aufs Herz: Am Pool liegen und entspannen könnt ihr auch in Griechenland oder Italien, dafür muss es nicht Thailand oder die Dominikanische Republik sein, schon gar nicht mit kleinen Kindern.
Nachhaltige Reiseveranstalter werben für die Schönheit der Natur vor der eigenen Haustür – und tatsächlich bieten Deutschland und Mitteleuropa grandiose und vielfältige Landschaften, mit dem Bonus der guten Erreichbarkeit, Sicherheit und hervorragender Infrastruktur. Alles Kriterien, auf die Familien mit kleinen Kindern ohnehin viel Wert legen.
Naturfilmer Andreas Kieling macht es vor: Er zeigt in seinem Dokumentarfilm „Mitten im wilden Deutschland“ unsere Heimat als spannenden Lebensraum von wilden Tieren. Entdeckt mit euren Kindern die Welt vor eurer Haustür und zeigt ihnen, dass Abenteuer und „Exotik“ nicht unbedingt weit weg liegen müssen. Geocaching, Radtouren und Stadtbummel durch die eigene Stadt öffnen euch bestimmt die Augen, wie schön eure eigene Heimat ist.
Auch in Europa gibt es Reiseziele, die in gar keiner Weise nachhaltig sind: Die Rede ist von Skiurlaub. In den letzten Jahren sind viele dieser Gebiete zu wahrhaft gigantischer Größe angewachsen, mit hunderten Liftanlagen und Pistenkilometern. Auf sehr hoch liegenden Gletschern fährt man schneesicher bis in den Mai hinein, aber die meisten Skigebiete müssen inzwischen fast durchgehend künstlich beschneit werden. Die Kosten seht ihr, wenn ihr im Sommer in diesen Regionen wandert: Die Berghänge sind abgeholzt und planiert, die Liftanlagen verschandeln die Aussicht, und die kleinen Bergdörfer sind unter der Masse der Winterurlauber zu hässlichen Feriensiedlungen geworden und von Erdrutschen bedroht.
Liebe Ski-Fans, sorry: Solange ihr für den Aufstieg nicht selbst sorgt, ist euer Hobby mit nachhaltigem Reisen unvereinbar. Wenn es unbedingt sein muss: Reist mit Bus und Bahn an und wählt Skigebiete, deren Pisten landschaftsnah gestaltet wurden. Die Schneedecke muss mindestens 30 cm dick sein, und abseits der Pisten oder Loipen habt ihr nichts verloren. Kunstschnee und Gletscher sind tabu!
Nachhaltig:
- Bus und Bahn benutzen
- Fahrradtouren in der Umgebung machen
- Die eigene Stadt entdecken
- Flugreisen nur bei mehr als 700 km Distanz und mit mehr als zwei Wochen Dauer
Nicht nachhaltig:
- Flugreisen
- Roadtrips
- Badeurlaub in fernen Ländern
- Skiurlaub auf angelegten Pisten
- Kurztrips
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Sehr schönes Bild. So sollte man das ale Erwachsender sehen. Danke!