KidsAway-FamilieninterviewAuszeit auf Sri Lanka
Raus aus dem Alltag und dem Hamsterrad, das wünschten sich auch Wolfgang und Nicole. Gesagt, getan: Sie sparten sich neun Wochen Auszeit auf Sri Lanka zusammen. Im Interview erzählen sie von ihrer großen Reise.
von KidsAway-Redaktion
Die Strombergs in Pinnawela
© Wolfgang Stromberg
Erzählt doch bitte erst einmal ein wenig von eurer Familie – wer seid ihr?
Wolfgang: Eigentlich sind wir ganz normal: zwei Eltern und zwei Kinder, die zur Zeit der Reise sechs und drei Jahre alt waren und in den Kindergarten gingen. Nicole ist freiberufliche Keramikkünstlerin, ich bin selbständiger Wirtschaftsberater in einem Unternehmen mit über 150 Beratern und hatte damals Verantwortung für zwei Dutzend Mitarbeiter. Mit anderen Worten: Wir arbeiten beide gern und viel!
Warum habt ihr euch für Sri Lanka entschieden?
Nicole: Uns war schon lange klar, dass wir eine Auszeit nehmen möchten, weit weg im Warmen. Wir haben uns in Südafrika kennengelernt und schon einiges in dieser Gegend gesehen, Amerika schien zu teuer … Viele Reisende berichteten begeistert von Südostasien. Vor unserer Hochzeit 2010 saßen wir mit einem weitgereisten Koch zusammen: Der empfahl uns Sri Lanka!
Wie habt ihr die lange Auszeit geregelt und finanziert?
Wolfgang: Die Vorbereitungen begannen schon vor Jahren. Als Selbständige fehlten uns ja nicht nur die Reisetage als Arbeitstage – wir konnten in der Zeit auch keine Termine anbahnen, keine Geschäfte vorbereiten noch nacharbeiten. Wir mussten also, anders als Angestellte, viel mehr Geld ansparen. Um Kosten zu senken, haben wir auch unser Haus untervermietet. Von meinen Kollegen und Mandanten wurde ich toll unterstützt, zwei Projekte wurden komplett gestoppt: „Wir machen erst weiter, wenn Sie wieder da sind!“
Nicole: Mich schickten Auftraggeber fort mit den Worten: „Bringen Sie gute Ideen mit!“ Das habe ich getan, das Projekt wurde mein bislang bestes Design.
Eine ganze Seite in eurem Blog www.kunstinton.com widmet sich Tipps zur Vorbereitung. Ist eine Reise nach Sri Lanka denn sehr aufwendig?
Der Zug ist eines der wichtigsten Transportmittel in Sri Lanka
© Wolfgang Stromberg
Die Flugpreise habe ich über zwei Jahre beobachtet und in den Weihnachtstagen 2011 sehr günstig gebucht. Visa für Sri Lanka gibt’s im Internet und für Kinder sogar kostenfrei. Und mitten im Winter Sommerkleidung und neue Moskitonetze zu besorgen, war richtig preiswert – im Internet gab es alles als Restposten.
Nicole: Sri Lanka ist nach unseren Erfahrungen sehr einfach zu bereisen: Busse und Züge sind erstaunlich pünktlich, Trishaws (für uns: „Tuktuks“) gibt es überall. Wer mehr Geld hat oder weniger Zeit, ist auch mit einem Auto und Fahrer gut bedient.
Die konkrete Organisation begann etwa ein Jahr vorher – mit Impfungen. Mich eingelesen und die Route geplant habe ich ein paar Monate vorher. Wir wollten uns nicht festlegen, aber doch eine Idee haben, was wir ansehen wollen. Das hat geklappt, weil wir den einzigartigsten Luxus hatten: Zeit!
Woran orientierte sich Eure Reiseroute?
Nicole: Wir wollten alle auf unsere Kosten kommen: Ruinen sehen, baden, wandern, Elefanten reiten, lecker Essen, shoppen, Ayurveda genießen. Ich habe eine Zickzackroute ausgetüftelt, die Baden und Kultur, Anstrengung (wie Bergsteigen) und Erholung abwechselte. An manchen Orten blieben wir länger als gedacht (etwa in Kandy und Mirissa), andere Stationen haben wir weggelassen. Die Kinder gaben das Tempo vor – wo sie besonders glücklich waren, blieben wir länger – und ab und zu fragten sie: „Wann ziehen wir weiter?“
Welche Transportmittel habt ihr genutzt, wie habt ihr gewohnt?
Mit Chauffeur Bandulla im Tuktuk
© Wolfgang Stromberg
Unsere Unterkünfte waren Pensionen mittleren Preisniveaus – oft mit ausgezeichneter Küche.
In drei Stichpunkten: Was kann man Typisches in Sri Lanka erleben?
Wolfgang: Mit Fischern am Strand die Netze einziehen, an einer Pooja (Gebetsstunde) im Tempel teilnehmen und mit einer Familie ein Festessen erleben, zum Beispiel zum buddhistischen Neujahr.
Welche Eindrücke waren die Höhepunkte eurer Reise?
Anouk mit den Fischern auf Du und Du
© Wolfgang Stromberg
Auf eurem Blog berichtet ihr aber auch von einem sehr ungewöhnlichen Erlebnis …
Wolfgang: Das war wohl mein „Marathon“: Rund um das buddhistische Neujahrsfest richten Schulen, Firmen und Gemeinden Sport- und Spielfeste aus, dabei trafen wir mehrmals auch auf Laufveranstaltungen. Das reizte mich sehr und dann brachte uns einer unserer neuen Freunde am Neujahrsmorgen tatsächlich auf den letzten Drücker zu einem solchen Fest.
Der Lauf war ein riesengroßer Spaß! Ich war der einzige Teilnehmer mit Schuhen und permanent von einer Schar Radfahrer, Tuktuks und sehr schnellen Mitläufern umgeben. Der Tag war sehr heiß und die Zuschauer haben mir unterwegs eimerweise Wasser ins Gesicht gekippt. Keine Ahnung, wie lang die Strecke war – ins Ziel, eine Tempelanlage, bin ich buchstäblich auf allen vieren gekrochen.
Anouk (ruft dazwischen): Wir hatten 200 Luftballons als Geschenke gekauft, die haben uns die Kinder aus der Hand gerissen!
Ist Sri Lanka ein „kinderfreundliches“ Reiseziel?
Im Teehaus bei Nuriela
© Wolfgang Stromberg
Alle Religionsgemeinschaften, also Buddhisten, Hindus, Moslems und Christen stehen Kindern mit großer Offenheit und Fröhlichkeit gegenüber. Selbst in distinguierten Restaurants sind Kinder willkommen. Die Buddhisten achten außerdem sehr auf Hygiene. Unsere beiden Blondschöpfe hatten nur ein Problem: In Asien glauben viele Menschen, das Anfassen blonder Kinder bringe Glück.
Gab es auch schlechte Erlebnisse? Worauf hättet ihr verzichten können?
Wolfgang: Die Natur können wir nicht beeinflussen. Als uns in Matara die Nachricht eines drohenden Tsunamis erreichte, flohen wir mit geschätzt 100.000 Menschen aus der vollgestopften Stadt. Wir und auch die Kinder sahen die Panik, Angst und Traumatisierung von 2004 in den Augen der Menschen.
Wie kamen eure Kinder mit der langen Reise und dem fremden Land zurecht?
Anouk und Elia im Bus
© Wolfgang Stromberg
Wolfgang: Kein Medikament wurde gebraucht, obschon wir überall alles gegessen haben –an den Straßenständen und bei den fliegenden Händlern im Zug gab es häufig leckere Sachen. Unsere Tochter war anfänglich sehr zurückhaltend bei den pikanten bis scharfen Speisen, aber das legte sich.
Nicole: Beide Kinder haben an Offenheit und Selbstbewusstsein gewonnen. Und wir haben eine Kultur des Gesprächs miteinander entwickelt, die uns seither begleitet. Das Reisen ist zu einer Selbstverständlichkeit geworden.
Wenn ihr so eine lange Reise noch einmal machen könntet, was würdet ihr anders machen?
Wolfgang: Ich werde mein Sekretariat etwas besser vorbereiten. Und ein T-Shirt weniger einpacken.
Nicole: Ich werde die letzten Tage vor Abreise stressfreier gestalten.
Wenn ihr euch etwas wünschen könntet: Was ist euer großer, unerfüllter Reisetraum?
Beide: Mit noch mehr Zeit reisen! Und für diesen Traum sparen wir schon wieder…
ich meine natürlich den
PANORAMAwagen
Ihr lieben Sri Lanka-Reisenden!
Erst einmal Danke für die Infos hier schon.
Wir beginnen gerade mit den Vorbereitungen für 3 Wochen Sri Lanka Weihnachten und Sylvester 14/15! Sri Lanka öffnet uns als sehr vielfältiges Land, das und dessen Menschen wir unbedingt kennen lernen möchten.
Werden die ersten 1 bis 2 Tage nach Ankunft in Colombo bleiben und dann mit der Eisenbahn erst mal nach Kandy (ein MUSS nehmen ich an) … nun meine ERSTE Frage:
Die staatliche Bahn-Gesellschaft ist die günstigste, sogar im Banoramawagen, nur wollen die für jedes Photo das man schießt (so verstehe ich es auf der Homepage) 2000.
Verstehe ich das falsch?????? Ohne Fotos geht natürlich nichts und 4,00€ für jeden Schuss werden wir NICHT bezahlen
railway.gob.lk
Schon mal danke!