Reisebericht NorwegenFamilien-Camping extrem in Norwegen
Vier Wochen fuhren wir mit einem vollgestopften Auto und unseren beiden Kindern durch Schweden und Norwegen. Grandiose Fjorde, wilde Wasserfälle und dichte Wälder - Skandinavien hielt, was es versprach. Nur die Fische wollten nicht beißen..
von Jenny
Idylle am Hardangerfjord
© Weltwunderer
Bitte stellt euch kurz vor!
Die Weltwunderer sind eine reiselustige Familie mit Mama, Papa und inzwischen drei Kindern. Baby Nr. 3 wuchs gerade in Mamas Bauch, als wir vier Wochen lang mit Auto und Zelt Schweden und Norwegen erkundeten.
Was hat euch auf die Idee für eure Reise gebracht?
Rein praktische Erwägungen: Mit Baby im Bauch wollte ich eine Asienreise nicht riskieren, und eine Autofahrt nach Spanien war uns zu lang und zu heiß. Über Norwegen wussten wir gar nichts, außer dass man dort super angeln kann – für den Weltwundermann genügte das an Anreiz.
Warum habt ihr euch für gerade für dieses Reiseziel entschieden?
Wir hatten kein spezielles Ziel – nach der Ankunft am Fährhafen Trelleborg sind wir einfach jeden Tag ein Stück weitergezogen, je nach Wetterbericht und Laune. Im Nachhinein war das optimal, denn das Wetter und die Temperaturen sind in Norwegen auch im Sommer enorm wechselhaft, aber lokal begrenzt – 100 km weiter sah ein grauer Tag oft schon ganz anders aus!
Wie sah eure Reiseroute aus?
Von Trelleborg sind wir an der Westküste Schwedens nach Norden gefahren und dort über die Grenze nach Norwegen hinein. Dann haben wir ganz grob eine große Runde durch Süd- und Mittelnorwegen um den Nationalpark Hardangervidda gemacht, einen Abstecher nach Bergen und dann wieder nach Süden über den Lysefjord und die Küste in Egersund, und schließlich zurück nach Oslo, wo wir mit der Colorline-Fähre nach Kiel übersetzten.
Wie viel Vorbereitung war für die Reise nötig?
Fast keine; die Fähre nach Trelleborg haben wir etwa einen Monat vorher gebucht und die Fähre von Oslo nach Kiel etwa in der Hälfte unseres Urlaubs, alle anderen Stationen fuhren wir spontan an. Das Packen war eine Herausforderung, weil wir so viel Essen wie möglich ins Auto gestopft haben, um Geld beim Einkaufen vor Ort zu sparen. So voll war unser Auto noch nie!
Fliegen, lange Autofahrten, Windeln kaufen und Kind bei Laune halten: Wie hat das alles geklappt?
Unsere Kinder haben schon einen Flug nach Neuseeland und vier Wochen mit dem Rucksack in Vietnam überstanden – die kann eine schnöde Autofahrt durch Norwegen nicht beeindrucken. Auch das tägliche Auf- und Abbauen unseres Zelts war weit weniger nervig, als wir gedacht hatten. Sehr doof fanden wir allerdings wie gefürchtet das Einkaufen in Norwegen: Das Angebot ist überschaubar und wirklich krass teuer. Leckere Spezialitäten wie Polarbröd, Blabärsoppa und Ähnliches gab es nur in Schweden, und essen gehen stand völlig außer Frage, wenn schon ein kleines Stück Kuchen beim Bäcker umgerechnet 4 Euro kostet.
Euer ultimativer Geheimtipp? (der tollste Ort mit Kind)
Norwegen ist landschaftlich der absolute Wahnsinn; wir waren vor allem von der Hardangervidda, dem Hardangerfjord und dem Preikestolen beeindruckt, auch wenn das alles nicht wirklich kinderfreundlich ist. Die Weltwunderkinder genossen die viele freie Natur in Norwegen ausgiebig; im Fluss baden, wilde Himbeeren pflücken, in den Bergen kleine Seen entdecken, selbst Holz fürs Feuer hacken und mit einer Stippe angeln, das ist schlicht ein Kinderparadies – ganz ohne Spielplätze und Freizeitparks.
Speziell für Kinder empfehlen wir trotzdem innigst den Wikingerpark in Foteviken auf der Falsterbo-Halbinsel in Südschweden. Unser Lieblings-Campingplatz, und das ist wirklich ein Geheimtipp: „Tanum Camping“ in Tanumshede in Schweden.
Auf welches Gepäckstück hättet ihr nicht verzichten wollen, und was hätte auch zu Hause bleiben können?
Die Angel war das wichtigste Gepäckstück – aber leider haben wir keinen einzigen Fisch damit gefangen 🙁
Wir waren sehr froh über unsere umfangreiche Campingausrüstung, weil wir sehr viel selbst gekocht haben; sogar Marmelade aus frisch gesammelten Beeren war dabei. Campingtisch und -stühle hätten wir wohl auch zu Hause lassen können, da es auf vielen Plätzen Picknicktische und Gemeinschaftsküchen gab.
Eine schwierige Situation:
Je weiter wir nach Norden kamen, desto kälter wurde es; und in Bergen kämpften wir mit einer drei Tage dauernden Schlechtwetterfront. Da machte es keinen Spaß, früh um fünf im Sanitärgebäude einen vollgepullerten Kinderschlafsack auszuwaschen …
Eine besonders schöne Situation:
Es war ein absolut gigantisches Gefühl, nach zwei Stunden elender Kletterei auf dem Preikestolen zu stehen und 600 Meter in die Tiefe zu blicken – unsere Kinder haben sich so angestrengt, dass wir die für Erwachsene angegebene Gehzeit exakt eingehalten haben. Und der Aufstieg ist sehr anspruchsvoll für kurze Beine!
Meckereckchen: Worüber habt ihr euch auf eurer Reise auch mal geärgert?
die Preise, die Preise, die Preise … Und die Saubermann-Mentalität der Skandinavier. Wild campen mag ja erlaubt sein, aber beim Einparken die Markierungen auf dem Parkplatz nicht exakt einhalten? Da hagelt es böse Blicke und Ermahnungen von Passanten… Na ja, in einem Land, wo ein Knöllchen für falsches Parken 100 Euro kostet, ist das wohl nicht anders zu erwarten. (Nein, wir haben es nicht bezahlt ;-))
Was hat eurem Kind/euren Kindern am besten gefallen?
Siehe oben – die freie Natur in Norwegen ist einfach unschlagbar für Kinder. Wenn man dann noch mit dem Motorboot und der Angel über einen Fjord braust, an einsamen Inseln aussteigen kann und dann noch eine Schule Delfine entdeckt, ist der Tag perfekt 🙂
Ganz konkret: eure Top-Ten-Liste (Sehenswürdigkeiten, Unterkünfte, Geheimtipps etc.) bitte!
– Hardangervidda
– Hardangerfjord
– Eidfjord
– Preikestolen
– Vöringsfossen (ein gigantischer Wasserfall)
– der Zeltplatz in Roldal gleich am Ortseingang
– der Zeltplatz in Tanumshede
– Fotevikens Museum bei Trelleborg
– Bergens Altstadt
– norwegischer Lachs (aus dem Supermarkt … und gar nicht so teuer!)
– Moltebeeren
– schwedische Blabärsoppa
– die Fährfahrt mit der „Colorline“ von Oslo nach Kiel
Hat euer eingeplantes Reisebudget ausgereicht?
Nein 🙁 Wir haben über 3.000 Euro ausgegeben, und dabei waren wir sehr sparsam!
Eure Spartipps?
So viel Essen wie möglich mitbringen, selbst kochen und nach günstigen Campingplätzen Ausschau halten – die Preise sind sehr unterschiedlich. Mit einem kleinen Zelt und ein bisschen Mut kann man hervorragend wild zelten, das haben wir aber nicht gemacht.
Was würdet ihr beim nächsten Mal anders machen?
Mehr Zeit mitbringen, weiter nach Norden fahren und im Wohnmobil schlafen – Norwegen ist einfach prädestiniert dafür. Im Zelt wird es dann einfach zu kalt.
Könnt ihr euer Reiseziel als Reiseziel mit Baby oder kleinen Kindern weiterempfehlen?
Uneingeschränkt – sofern man Camping- und Wohnmobilreisen gegenüber generell aufgeschlossen ist. Luxus und Komfort sehen natürlich anders aus 😉
Euer Fazit: Hat euch eure Reise etwas „gebracht“ – was ist eure wichtigste Lektion von dieser Reise?
Wir waren von uns selbst überrascht – vier Wochen lang fast täglich das Zelt auf- und abbauen und das Auto ein- und auspacken hat weit weniger genervt als gedacht. Norwegen macht uns entspannt und ruhig (sofern es nicht länger als zwei Tage regnet …). Trotzdem werden wir vorerst nicht mehr hinfahren; andere Reiseziele reizen uns da mehr und liegen dabei in unserem finanziellen Rahmen.
Hoch über dem Vöringsfossen
© Weltwunderer