Skibörsen, Skibasar, WintersportRodeln mit KindernDie wichtigsten Tipps für sicheres Schlittenfahren mit Kindern

Rodeln ist kinderleicht, jeder kann ohne Vorbereitung oder besondere Ausrüstung Schlitten fahren – also ein ideales und harmloses Vergnügen für Groß und Klein!? Nicht ganz, warnen jedes Jahr erneut die Experten. Worauf ihr achten müsst, wenn ihr mit Kindern rodeln geht.

Teil 12 von 21 der Serie Skibörsen, Skibasar, Wintersport

von KidsAway-Redaktion


Rodeln - ein Spaß für alle Kinder © FlickR/Chiemgau - Bayerns Lächeln

Rodeln - ein Spaß für alle Kinder

© FlickR/Chiemgau - Bayerns Lächeln

Schlittenfahren gilt als harmloser Winterspaß für jedermann, aber der Eindruck täuscht: Jeder dritte Unfall im Wintersport geht auf das Konto eines Schlittens. Martina Abel, Geschäftsführerin der Bundesarbeitsgemeinschaft (BAG) Mehr Sicherheit für Kinder e. V., weist außerdem darauf hin, dass die Verletzungen beim Rodeln oft besonders dramatisch sind. Vor einigen Jahren wurde ein Vierjähriger beim Rodeln mit seiner Mutter sogar tödlich verletzt – die beiden waren mit ihrem Schlitten frontal an den hölzernen Begrenzungspfosten der Rodelbahn geprallt.

Das Problem: Anders als beim Skifahren sind Kinder beim Rodeln kaum gesichert. Auch die Rodelbahnen weisen, obwohl sie schnelles Fahren erlauben, wesentlich weniger Sicherheitsmerkmale auf als moderne Skipisten, wie der ADAC letztes Jahr anmahnte (KidsAway hat darüber berichtet). Ein Zusammenprall mit festen Hindernissen wie Bäumen am Streckenrand oder Menschen, die die Rodelbahn kreuzen, ist da nicht unwahrscheinlich.

Und schließlich sind kleinere Kinder, aber auch übermütige Jugendliche und untrainierte Eltern meist ungeübte und entsprechend unsichere Rodler: Sie haben Schwierigkeiten, die modernen, schnellen Schlitten zu kontrollieren, die auf präparierten Bahnen heutzutage Geschwindigkeiten bis zu 50 km/h erreichen können. Beim Versuch des Abbremsens oder Lenkens stürzen sie unkontrolliert oder prallen mit anderen Rodlern oder festen Hindernissen zusammen – schwere Verletzungen im Kopf- und Brustbereich sind oft die Folge.

Allein rodeln erst im Schulalter!

Bahn frei! Kinder ab dem Schulalter können allein rodeln © FlickR/Allie_Caulfield

Bahn frei! Kinder ab dem Schulalter können allein rodeln

© FlickR/Allie_Caulfield

Kinder dürfen prinzipiell nur dann allein rodeln, wenn sie ihren Schlitten sicher lenken und zum Stehen bringen können. Lenkschlitten und Bobs sind verführerisch, aber auf einer festen Schneedecke können sie von leichten Kindern trotz Bremskrallen nicht kontrolliert werden! Der ADAC empfiehlt, Kinder unter sechs Jahren überhaupt nicht allein rodeln zu lassen.

Das hat auch versicherungstechnische Gründe: Verursacht euer Kind beim Rodeln einen Unfall und seid ihr eurer Aufsichtspflicht nicht nachgekommen, dann haftet ihr für die Schäden des Unfallopfers – auch wenn eure Kinder jünger als sieben Jahre sind. Sind solche Kinder allein auf dem Schlitten unterwegs, kann der Richter durchaus von einer Aufsichtspflichtverletzung ausgehen. Bei älteren Kindern kommt es darauf an, wie erfahren sie sind; das muss der Richter dann selbst beurteilen.

Sprecht mit euren älteren Kindern über die Gefahren, die aus zu großer Risikobereitschaft entstehen können. Bringt ihnen umsichtiges Verhalten und Rücksichtnahme auf andere Schlittenfahrer bei. Lasst sie erst dann allein zum Rodeln gehen, wenn ihr sicher seid, dass sie euch verstanden haben!

TippRodeln mit Babys?

Babys, egal wie dick eingepackt sie sind, haben auf einer Rodelbahn überhaupt nichts verloren! Ganz zu schweigen davon, dass ihr sie nicht vor dem Herunterfallen sichern könnt, ist die Gefahr groß, dass ihr sie im Fall eines Sturzes mit eurem eigenen Körpergewicht noch zusätzlich verletzt. Ihr könnt sie aber natürlich auf einem stabilen, großen Schlitten, der mit einer Rückenlehne ausgestattet ist, durch den Winterwald ziehen – und das auch gern etwas schneller 😉

 

Dies sind unsere wichtigsten Tipps für sicheres Rodeln mit Kindern:

  • Achtung, Gefahrenstelle sofort räumen! © FlickR/Allie_Caulfield

    Achtung, Gefahrenstelle sofort räumen!

    © FlickR/Allie_Caulfield

    Verwendet nur Schlitten mit dem TÜV-Siegel oder dem GS-Zeichen für geprüfte Sicherheit. Achtet darauf, dass ihr den Schlitten gut lenken könnt, möglichst bei einer Testfahrt mit einem ähnlichen Modell.
  • Tragt einen Fahrrad- oder Skihelm. Alle!
  • Leuchtende oder bunte Kleidung mit Reflektoren stellt sicher, dass ihr für andere Rodler auch in der Dämmerung gut sichtbar seid.
  • Wählt eine Rodelbahn aus, die nicht zu steil und durchgehend breit genug ist, dass ihr anderen Menschen ausweichen könnt. Es dürfen keine Bäume, Pfosten, große Steine oder Ähnliches auf der Strecke liegen oder stehen!
  • Achtet darauf, dass die Rodelbahn einen großzügigen Auslauf hat, in dem keine Skifahrer oder anderer Verkehr kreuzen. Tabu sind angrenzende Straßen, Parkplätze, Wasserläufe oder feste Begrenzungen wie Mauern oder Hauswände!
  • Rodelt nie, wirklich niemals auf Straßen oder auf Wegen, die Straßen kreuzen!
  • Skipisten sind zum Rodeln absolut verboten!
  • Prüft vor dem Rodeln die Schneedecke auf der Strecke. Der Untergrund darf nicht gefroren sein, denn dann seid ihr unkalkulierbar schnell und könnt schlechter bremsen.
  • Schaut euch vor dem Start den Streckenverlauf an und haltet euch an die Ratschläge auf den Hinweistafeln an der Strecke.

 

TippKein Alkohol auf der Piste!

Auch wenn es kalt ist und der Glühweinstand an der Strecke lockt: Gerade wenn ihr mit Kindern rodelt, solltet ihr auf Alkohol vor und während der Abfahrt verzichten. Auch eine harmlose Tasse Glühwein oder ein Grog verlangsamt eure Reaktionen, macht euch ungeschickt und hindert euch daran, Gefahren realistisch einzuschätzen. Heißer Apfelsaft oder Tee in einer Thermoskanne wärmt euch und eure Kinder genauso gut.

 

Regelmäßige Pausen und kleine Stärkungen zwischendurch sind auch wichtig, um die Konzentration aufrechtzuerhalten. Die meisten Wintersportunfälle passieren nicht umsonst nachmittags, wenn die Kraft nachlässt.

 

So rodelt ihr richtig

  • Mit dem Lift gehts ganz bequem nach oben © FlickR/Chiemgau - Bayerns Lächeln

    Mit dem Lift gehts ganz bequem nach oben

    © FlickR/Chiemgau - Bayerns Lächeln

    Wenn ihr euren Schlitten zu Fuß hinaufzieht: Lauft am inneren Rand der Bahn und zieht den Schlitten im Randbereich oder tragt ihn.
  • Wenn ihr mit dem Lift hinauffahrt, wärmt euch vor dem Start gründlich auf. Wer selbst aufgestiegen ist, hat das schon erledigt.
  • Aufrecht, mit leicht nach hinten geneigtem Oberkörper könnt ihr am besten lenken und bremsen und schützt euren Kopf vor Verletzungen bei Unfällen.
  • Vor dem Losfahren blickt jeder Rodler noch einmal über die Schulter und vergewissert sich, dass die Strecke frei ist.
  • Niemals auf dem Bauch und mit dem Kopf voran!!
  • Fahrt immer nur so schnell, dass ihr noch bremsen könnt; fahrt „auf Sicht“ und überholt andere mit genügend Abstand und lautem Warnruf („Bahn frei, Kartoffelbrei!“ oder „Aaaahhh!“ bietet sich an).
  • Bleibt nie an unübersichtlichen Stellen der Strecke stehen oder (nach einem Sturz) liegen und steht auch nicht im direkten Auslaufbereich herum.

Wenn es doch einmal passiert und jemand stürzt oder gar zusammenstößt, versucht als erstes, die Unfallstelle zu räumen. Geht das nicht, dann sichert den Bereich ab (indem ihr zum Beispiel den Schlitten fünf bis zehn Meter oberhalb der Unfallstelle aufrecht hinstellt, eventuell eine gut sichtbare Jacke darüberhängt oder andere um Hilfe bittet), überprüft den Zustand des Verletzten und ruft Hilfe.

TippNotruf

In Deutschland gilt die Notrufnummer 112, in Österreich erreicht man die Bergrettung unter der 140 und in der Schweiz unter 1414.

 

Wegschauen gilt nicht: Nach den FIS-Regeln des Internationalen Skiverbandes, die auch für Snowboarder und Rodler gelten, ist jeder Schlittenfahrer verpflichtet, einem Verletzten auf der Strecke Erste Hilfe zu leisten. Außerdem müssen Zeugen und Beteiligte ihre Personalien angeben.

 

Welche Rodelbahnen sind für Kinder geeignet?

Früher rodelte man „wild“ auf Kuhweiden und Forstwegen, heute bieten viele Gemeinden und Skigebiete eigens päparierte Rodelbahnen verschiedenster Schwierigkeitsstufen an. Aber wer etwas bietet, muss dafür auch leisten – was leider nicht alle Betreiber tun, wie der ADAC 2011 in einem Test von 30 Rodelbahnen ermittelte. Fast die Hälfte der Bahnen fiel mit dem Prädikat „mangelhaft“ oder gar „sehr mangelhaft“ durch.

Testsieger war die Rodelpiste am Rosskopf im italienischen Sterzing, auf Platz zwei und drei folgten deutsche Rodelbahnen: die Hornbahn in Bad Hindelang und die Touristenrodelstrecke in Oberwiesenthal.  Entscheidendes Kriterium: vorbildliche Sicherheitsmaßnahmen an allen Gefahrenstellen.

 

So erkennt ihr eine sichere Rodelbahn

  • Mit Helm - richtig, kopfüber - falsch! © FlickR/Chiemgau - Bayerns Lächeln

    Mit Helm - richtig, kopfüber - falsch!

    © FlickR/Chiemgau - Bayerns Lächeln

    Die Rodelbahn ist eindeutig ausgewiesen und nur zum Schlittenfahren erlaubt, Wanderer oder gar Skifahrer dürfen sie nicht betreten.
  • Die Rodelbahn ist ordentlich präpariert und es liegt genügend Schnee darauf.
  • Die Seiten der Rodelbahn sind durchgehend in Schlittenhöhe begrenzt – und zwar nicht nur mit Holzplanken, sondern mit Fangnetzen oder Polstern.
  • Enge Kurven, besonders schmale oder steile Stellen und Gefahrenstellen (wie Felsen oder Bäume am Rand) sind abgesichert und werden den Rodlern rechtzeitig angekündigt.
  • Die Rodelbahn ist deutlich beschildert.
  • Am Start und auf der Strecke sind die gültigen Notfallrufnummern ausgewiesen.
  • Die FIS-Verhaltensregeln hängen am Lift und an der Rodelbahn gut sichtbar aus.

Was in Tirol schon üblich ist, fordert der ADAC auch für alle anderen Rodelbahnen: Eine Abstufung der Strecken nach ihrem Anspruch, so wie es bei Skipisten gehandhabt wird. So können Familien abschätzen, ob sie ihren Kindern eine Rodelbahn zutrauen dürfen. Mangels einer solchen Einteilung könnt ihr euch an den Kriterien des Tiroler Rodelverbands orientieren:

 

Leichte Strecken (blau): Eine für Anfänger oder Kinder geeignete Rodelstrecke darf ein maximales Gefälle von 14 Prozent bzw. ein Durchschnittsgefälle von bis zu zehn Prozent haben, die Kurven müssen einen Radius von mindestens acht Metern aufweisen und die Strecke darf nicht vereist sein.

Mittelschwere Strecken (rot): Nur für geübte und ältere Kinder bzw. für Erwachsene geeignet sind Bahnen mit einem Maximalgefälle von 18 Prozent, einem Durchschnittsgefälle von bis zu zwölf Prozent, Kurven mit einem Mindestradius von sechs Metern und kurzen vereisten Streckenabschnitten. Hier ist Familienrodeln mit kleineren Kindern bereits nicht mehr zu empfehlen!

Schwere Strecken (schwarz): Geübte Rodler können sich auf Strecken mit einem Maximalgefälle über 18 Prozent und einem Durchschnittsgefälle über zwölf Prozent wagen. Die Kurven können hier einen Radius von unter sechs Metern haben und es dürfen auch längere Streckenabschnitte oder gar die ganze Bahn vereist sein. Für Kinder, egal welchen Alters, sind solche Rodelpisten tabu!


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Kommentar als Gast schreibenKommentar (1)

  • Bastian

    Hallo, wir sind auch absolute Rodelfans und planen gerade unseren nächsten Winterurlaub. Vielen Dank für die klasse Tipps, ich bin übrigens auch der Meinung das eines der wichtigsten Sicherheitsausstattungen für einen Schlittenfahrer der Helm ist. Unsere Kinder haben auch alle einen Helm und man fühlt sich als Eltern einfach unbesorgter und ist entspannter wenn der Nachwuchs mit einem Affenzahn die Piste hinunter düst. Also bis zur kommenden Rodelsaison. Gruß

    Antworten | 7. Juni 2014

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