Urlaubsgrüße auf PapierPostkarten schreiben – ein verlorener Brauch?

Eine Postkarte mit einem handgeschriebenen Urlaubsgruß, einer Briefmarke und einem Poststempel – so etwas landet nur noch selten im Briefkasten von KidsAway-Redakteurin Jenny Menzel. Und wie ist es bei euch?

von KidsAway-Redaktion


Hände hoch: Wer schreibt heute noch Postkarten? © Pixabay

Hände hoch: Wer schreibt heute noch Postkarten?

© Pixabay

Wann habt ihr zum letzten Mal eine Postkarte erhalten?

Nein, nicht diese gelben Erinnerungen, dass beim Nachbarn ein Paket abgegeben wurde, und auch keine Erinnerung des Zahnarztes, dass es Zeit für die nächste Karies-Prophylaxe wird.

Ganz logisch, sage ich meiner Tochter immer, wenn sie sich darüber ärgert, dass sie schon wieder keine Postkarte bekommen hat: Wenn du selbst keine Urlaubsgrüße mit der Post sendest, schreibt dir im Gegenzug auch niemand! (Außer der Oma. Die schreibt immer.)

Früher, da gehörte das zum Urlaubsritual dazu: Spätestens drei Tage vor der Abreise wurde pflichtbewusst durchgezählt, wer sich über Urlaubsgrüße freuen würde, dann ging es auf in den nächsten Souvenirladen. Und weil man am Strand, beim Stadtbummel und abends an der Bar dann doch immer viel besseres zu tun wusste, als Postkarten zu schreiben, mussten die sonnigen Grüße ein paar Stunden vor dem Abflug noch hektisch hingekritzelt werden, mit mehr oder weniger einfallsreichen (und dreimal abgeschriebenen) Formulierungen von „Mir geht es gut – wie geht es euch?“.

Ätzend, stöhnten wir jedes Mal. Und freuten uns zu Hause dann doch immer wieder über die leuchtenden Augen und den von Herzen kommenden Dank der Empfänger (und wehe, unsere Ansichtskarten kamen verspätet oder gar nicht an!!).

Heute wird gleich am Flughafen die erste WhatsApp-Nachricht mit Abschiedsgruß-Selfie an die Familiengruppe gesendet, mindestens ein Bild von uns am Strand landet auf Facebook, die Profis unter uns spammen ihre Fans den gesamten Urlaub lang mit Kinder-Strand-Cocktail-Fotos auf Instagram zu. Da bekommen wir dann auch gleich die ersehnten Reaktionen: Herzchen zurück, Likes, Staunen, und ein bisschen neidisch können die Daheimgebliebenen gern auch sein, gell?

Wozu sollen wir denn noch Ansichtskarten schreiben?

Und doch: Das Gefühl, wenn wir am Ende der Ferien eine echte Postkarte aus dem Briefkasten fischen, ist immer noch etwas ganz anderes, als wenn wir die schönen Bilder mit ihren knappen Untertiteln auf dem Display unseres Smartphones herunterscrollen und mit einem nebensächlichen Daumentipp mit Herzchen versehen.

 

ErfahrungsberichtAnsichtskarten in Zahlen

Nach einer Forsa-Umfrage schicken 63 Prozent der Deutschen ihre Urlaubsgrüße per SMS oder Internet. Etwa 50 Prozent nutzen soziale Netzwerke.

Aber: Nur 14 Prozent halten die klassische Postkarte für überholt! Die Deutsche Post befördert etwa 150 Millionen Karten im Jahr.

 

Meine große Tochter schickt inzwischen ganz selbstverständlich Nachrichten über WhatsApp & Co., und auch die jüngeren Geschwister sind ganz wild darauf, Nachrichten mit Emojis an Oma und Tanten zu versenden.

Eine Postkarte auszusuchen, zu schreiben und dann in einen (zu findenden!) Briefkasten zu werfen, in der glühenden Hoffnung, dass sie den langen Weg im Postsack bis in die Heimat findet – das kostet viel mehr Mühe, gibt aber auch viel mehr.

Ein Urlaubsgruß an die Lieben zu Hause ist selten geworden © Pixabay

Ein Urlaubsgruß an die Lieben zu Hause ist selten geworden

© Pixabay

Eine Postkarte zeigt dem Empfänger, dass man wirklich an ihn gedacht hat, und nur an ihn allein. Da ist es gar nicht so wichtig, was nun genau draufsteht.

Als meine Kinder noch nicht schreiben konnten (die jüngste kann es immer noch nicht), wurde halt gemalt: eine Sonne, eine krumme Palme, ein undeutbarer Krakelfleck. Wichtig war der Gedanke, der an der Postkarte hing: Ich bin hier im Paradies und denke an dich – denn gern hätte ich dich hier, damit ich meine Erlebnisse direkt mit dir teilen kann.

Solche Postkarten bekommen wir nach wie vor gern, und wir sammeln sie über Jahre an unserem Spiegel im Flur, so dass wir bei jedem Gang zur Kita und zur Mülltonne daran erinnert werden: Da draußen wartet eine herrliche bunte Welt auf uns. Und auch wenn wir sie jetzt eben gerade nicht selbst erkunden können, haben uns liebe Freunde, Großeltern und Verwandte ein Stück davon nach Hause geschickt.

Das ganze Postkarten-Ding ist euch zu anstrengend?

Faule Ausrede, früher ging das doch auch!

Für die ganz Bequemen gibt es heutzutage coole Apps, mit denen ihr eure eigenen Smartphone-Fotos als Postkarten versenden könnt. Dafür braucht ihr nicht nach Briefmarken oder Briefkästen zu suchen, und ihr müsst euch nicht über hässliche Motive ärgern. Ihr müsst euch auch nicht ängstigen, ob es eure Postkarte überhaupt aus dem rostigen Briefkasten oder von der winzigen Insel ins Hauptpostamt schafft. Ihr müsst noch nicht einmal selber schreiben!

Eine richtig „echte“ Postkarte ist das dann zwar auch nicht – aber immer noch besser als nichts.

 

Was meint ihr? Schreibt ihr noch Postkarten, oder habt ihr das aus gutem Grund aufgegeben?

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