Außergewöhnliche Familien auf ReisenKidsAway Familien-InterviewAllein mit Kind um die Welt – na klar!
Reisen mit Kindern, das ist anstrengend. Eine Weltreise mit Kindern, das ist sicherlich noch anstrengender. Und eine Weltreise mit Kind als Alleinerziehende – das ist gar nicht anstrengend, sondern toll! Warum, erklärt uns Margarethe im KidsAway-Interview.
Teil 9 von 15 der Serie Außergewöhnliche Familien auf Reisen
von KidsAway-Redaktion
Mama und Sohn auf Weltreise
© Margarethe Pfeifer
Liebe Margarethe, erzähl uns doch bitte erst einmal ein wenig von euch beiden. Was bewegte euch zu eurer großen Reise?
Margarethe: Der Grund? Einfach mal etwas ganz anderes machen, anders leben als zu Hause, andere Dinge sehen, frei sein für ein Jahr.
Ich bin inzwischen 49 und mein Sohn ist jetzt 11 Jahre alt. Ich hatte schon lange im Kopf gehabt, mal für ein Jahr aus Deutschland wegzugehen, und die Zeit nach der Grundschule war perfekt: Mein Sohn wurde vorzeitig eingeschult und ich fand ihn noch nicht reif für die weiterführende Schule.
Wie hast du dich auf die Reise vorbereitet?
Die grobe Reiseroute stand fest: Erst für sieben Monate nach Irland, wo mein Sohn auch zur Schule ging. Danach flogen wir mit leichtem Gepäck über Amerika, wo wir Verwandte besuchten, nach Australien. Insgesamt sind wir dort zwei Monate herumgereist und waren dann noch zehn Tage auf Bali und eine knappe Woche in Singapur.
Die Flüge von Los Angeles nach Brisbane und von Perth nach Bali hatte ich im Voraus gebucht, aber in Australien haben wir das meiste spontan entschieden: uns erkundigt, wie man da hinkommt, eine Unterkunft gebucht und alles in die Wege geleitet. Ich bin nicht so ein geordneter Planer…
Und wie ist es, als Alleinerziehende zu reisen?
Strand satt - da kriegt kein Kind genug
© Margarethe Pfeifer
In Australien reisen viele Familien mit ihren Kindern, auch für längere Zeit. Es wurde überall Rücksicht auf Kinder genommen, so dass ich darüber gar nicht nachgedacht habe. Wenn man sich aber selbst komisch dabei vorkommt, allein mit Kind unterwegs zu sein, dann kommt es einem vielleicht so vor, als ob auch andere das seltsam finden. Für mich war es das Normalste von der Welt und für alle anderen, die uns begegnet sind, auch.
Was für Menschen habt ihr denn so getroffen?
Wir haben ja fast nur bei Privatleuten, auf Campingplätzen, in Jugendherbergen oder Hostels übernachtet und hatten daher viel Kontakt zu Jugendlichen oder jungen Erwachsenen. Weil keine Schulferien waren, trafen wir nicht allzu viele Kinder; dafür hatten wir aber in den Bussen immer viel Platz.
Die meisten Backpacker sind ja zwischen 20 und 30 Jahre alt, aber es gab nie Probleme, alle waren immer rücksichtsvoll und hilfsbereit. Sie hatten viel Spaß mit uns: Auf Rundreisen wie der Dreitagestour zum Uluru oder dem Segeltörn bei den Whitsundays war ich immer die Älteste und mein Sohn der Jüngste in der Gruppe. Und mein Sohn weiß jetzt schon, wie es dann sein wird, wenn er mit 18 Jahren allein um die Welt reist!
Welche Orte, Erlebnisse oder Eindrücke waren die Höhepunkte eurer Reise?
Ein Ameisenigel auf Kangaroo Island
© Margarethe Pfeifer
Ich möchte jedenfalls nichts missen von unseren Erlebnissen!
Wie seid ihr vorangekommen, welche Transportmittel habt ihr genutzt?
In Australien benutzten wir Langstreckenbusse, weil mir die Fahrkilometer zu viel waren. Das war eine gute Entscheidung. Manchmal haben wir auch spontan Inlandsflüge gebucht und für zwei Wochen haben wir ein Auto gemietet und sind an der Südwestküste von Sydney nach Adelaide gefahren.
Gab es schlechte Erlebnisse?
Wirklich schlimme Dinge sind uns nicht zugestoßen. Auf Singapur hätten wir verzichten können. Wir sind hingeflogen, um einen Schulfreund von mir zu besuchen. Der flog just an dem Wochenende woanders hin. Wir haben trotzdem viel angesehen, aber hätte ich das gewusst, wären wir lieber länger in Australien geblieben. Mein Sohn war extrem begeistert von den chinesischen Food Courts, wo man total preiswert die leckersten Sachen essen kann.
Ein Paradies auf Bali
© Margarethe Pfeifer
Wo fand es dein Sohn am schönsten?
Wenn man ihn fragt, was am tollsten war, kommt die Antwort: „Es war alles toll.“ Und das stimmt auch.
Ich kann mir vorstellen, dass er besonders die Tiere auf Kangaroo Island klasse fand. Meer war immer toll, Schnorcheln an den Korallenriffen… Mein Sohn nimmt Sachen generell so, wie sie sind, und tolle Sachen gab es überall: Auf einem Zeltplatz waren zum Beispiel Regenbogenpapageien in rauen Mengen! Y. ist auch sehr offen und redet mit jedem Menschen. Klar war das Reisen eine Riesenumstellung für ihn und mich, aber eine spannende!
Wie habt ihr das mit der Schule und dem Unterrichten geregelt?
Eine bunte Überraschung auf dem Campingplatz
© Margarethe Pfeifer
Er hat hier in Deutschland kein Schuljahr ausgelassen: Wir sind weggegangen, als er in der 4. Klasse war, und er hat die 4. Klasse zu Ende gemacht, als wir wieder da waren. In Irland ging er ganz regulär zur Schule, das klappte auch gut. Auf der Reise hatte ich dann Schulunterlagen mit und wir haben unterwegs Mathematik und Deutsch gemacht.
Die Lieblingsfrage unserer Leser: Wie habt ihr das mit dem Geld gemacht …?
Ich bin ein Glückskind, ich hatte das Geld übrig. Dafür fahre ich keinen Mercedes, kaufe nicht besonders viel und mein Sohn hat auch nicht übermäßig viel Zeug. Unsere Unterkünfte waren auch nicht wirklich luxuriös. Klar braucht man Geld für so eine Reise, aber keine Unsummen.
Würdest du so eine lange Reise anderen Familien und Alleinerziehenden empfehlen?
Das ist nichts für jeden, es kommt auf den Menschen an. Mancher braucht einen Platz, wo er hingehört oder wo er sich zugehörig fühlt. Wenn man so eine Reise unter den falschen Bedingungen beginnt, kann das auch gut im Desaster enden.
Für uns war es genau der richtige Zeitpunkt: Ich war noch jung genug, um auch mal im Auto zu schlafen, und mein Sohn war noch jung genug, um sich freiwillig mit mir ein Bett zu teilen. In seine neue Klasse hat er sich super integriert und spricht durch die Schulzeit in Irland jetzt fließend Englisch.
Klar war ich froh, als ich zu Hause wieder die Annehmlichkeiten eines festen Wohnsitzes hatte – ich habe eine Waschmaschine, Freunde, bin Mitglied in einem Orchester usw. Aber die gemeinsame Zeit mit meinem Sohn war eine der intensivsten, die wir je hatten, und ich bin glücklich, dass wir das machen konnten.
Würdet ihr diese Reise noch einmal machen?
Sofort! Ich würde auch gern noch einmal nach Neuseeland reisen und Island stelle ich mir auch spannend vor…
Dann wünschen wir euch beiden weiterhin viel Entdeckungslust und danken für das Interview!
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Die komplette Serie Außergewöhnliche Familien auf Reisen
- Teil 1: Mit Lkw und Kind auf der Straße des Lebens
- Teil 2: Eine globale Familie auf Weltenbummelei
- Teil 3: Mit Baby im Fahrradanhänger durch Neuseeland
- Teil 4: Die Reise-Profis – mit Teenagern unterwegs
- Teil 5: Mit drei Kindern im Lkw durch Südamerika
- Teil 6: Mit Lola und Nanuk um die Welt
- Teil 7: Mit Fahrrad und Anhänger durch Südostasien
- Teil 8: Einmal um die Welt – für wenig Geld
- Teil 9: Allein mit Kind um die Welt – na klar!
- Teil 10: Weihnachten unter Palmen – vier Schweizer grüßen aus Thailand!
- Teil 11: Mit drei Kindern im Wohnwagen unterwegs – ohne Rückkehrdatum
- Teil 12: Reisen mit schulpflichtigen Kindern: unsere Erfahrungen als Freilerner-Familie
- Teil 13: Allein reisen mit Kind? Nein, allein reisen mit Mama!
- Teil 14: Was kostet eine Weltreise mit Kindern? Wir rechnen nach
- Teil 15: Allein mit Kind von Nepal durch Südamerika