Reisebericht PortugalMit Bus und Baby durch Europa

Mit Bus und Baby 11.000 Kilometer quer durch Europa - geht das als aufgeregte Neu-Mami? Und ob! Portugal, Spanien, Gibraltar, Frankreich! Während die Eltern das Familienleben und die Surfstrände genossen, wuchs Hannes vom Buggykind zum Krabbelkind.

von jessika

Seite 4/4 Familienanschluss und "grooving in"

Gibraltar entdecken und Lissabon erkunden

Stadtstrand Carcavelos © jessika

Stadtstrand Carcavelos

© jessika

Über die Algarve erreichten wir unsere erste spanische Station: Isla Christina. Hier hatten wir auf einem schönen Campingplatz richtig spanisches Urlaubsfeeling und sehr hohe Temperaturen und blieben ein paar Tage. Über Sevilla und Cádiz reisten wir die Küste entlang bis nach Tarifa. Wir schafften immer so 300-500 km pro Tag, blieben an einem Ort aber auch immer mindestens zwei Nächte, eher mehr. Hannes merkte davon kaum etwas, da wir uns weiterhin an seinen Schlafrhythmus hielten. Manchmal hatte er genau 30 Minuten vor der Ankunft keine Lust mehr. Dann musste man halt noch eine Pause einlegen.

In Tarifa hatten wir wieder einen tollen Campingplatz mit Blick auf Afrika. Stefan konnte direkt vom Platz aus windsurfen gehen, das war für uns alle mega entspannt. So langsam fing Hannes, unser Bewegungsmuffel, nun an, die ersten Robbversuche zu starten. Auf einem Campingtrip muss man sich darüber im Klaren sein, dass das süße, unversehrte, zarte Baby von nun an zum Sand-Krümmelmonster mit dreckigen Fußnägeln wird. Es hat ihm aber nicht geschadet, eher im Gegenteil. Er ist heute ein richtig gesundes Kerlchen.

Für die nächsten Tage hatten wir etwas ganz Besonderes geplant. Über ein Babyforum hatten wir eine Familie kennengelernt, die in Gibraltar lebt. Und da sie von unserer großen Reise wussten, wurden wir herzlich eingeladen, vorbeizukommen. Das haben wir dann auch gemacht, quasi Couchsurfing mit Baby. Die Familie zeigte uns ihr kleines Gibraltar und die Kinder konnten sich gegenseitig das Spielzeug besabbern. Hannes hatte hier endlich mal wieder einen glatten Boden, um seine Robbversuche zu verfeinern. Immerhin klappte es jetzt schon rückwärts. Und wir freuten uns mal wieder über ein gemütliches Bett und netten Anschluss.

Nach zwei Tagen ging es wieder zurück nach Tarifa. Als sich das Wetter verschlechterte, reisten wir wieder nach Portugal. Nach diesem Exkurs sollte es nun die Küste weiter nach Norden gehen. Wir waren jetzt komplett eingegroovt und hatten auch als Familie viel enger zusammengefunden. Mama und Papa waren absolut gleichberechtigte Versorger, Erzieher und Partner. Ich konnte auch endlich mal wieder richtig loslassen.

Unsere Reise ging weiter nach Lissabon, wo wir uns ziemlich lange (drei Wochen) aufhielten, weil einfach alles passte: schöner Campingplatz in Guincho, Top Surfspot auch für Muttis in Carcavelos, bei schlechtem Wetter unfassbar viele Möglichkeiten. Hier mussten wir einmal in den Campingladen, um unsere Schlafsituation zu verändern. Hannes war inzwischen so mobil, dass der Absturz aus dem Bus-Bett drohte. Und ich konnte bei dem ganzen Gewühle nicht mehr gut schlafen. Also sattelten wir um und besorgten ein großes Hauszelt, Luftmatratze und Co. Wir hatten ja für die ersten Wochen in Sagres das Reisebett von Hannes dabei. Also schliefen wir dann gemütlich mit Reisebett und großer Matratze alle wieder zufrieden im Zelt. Besonders gut gefiel mir daran auch, dass man abends nichts mehr umbauen musste, wenn man auf dem Campingplatz ankam. Zwischendurch hatten wir mal ein paar schlimme Nächte, in denen das Kind auch schon mal nachts um drei im Buggy über den Campingplatz geschoben wurde (Zahn, Schub, man weiß es nicht). Aber zum Glück konnten wir diese an einer Hand abzählen. Insgesamt fühlte Hannes sich draußen einfach wohl und war zufrieden, dass Mama und Papa ihn zusammen unterhielten.

Nach unserem Aufethalt rund um Lissabon ging es weiter nach Ericeira und zum Abschluss blieben wir in Peniche. Peniche gefiel uns erstmal so gar nicht, schattenloser, windiger, ungemütlicher Campingplatz. Aber der Strand, die Wellen, es war optimal. Also bauten wir alle Zelte auf, die wir ja inzwischen hatten, machten es uns gemütlich und blieben fast zwei Wochen. Dann sollte es langsam zurückgehen, ich wollte so gerne noch ein paar Tage auf dem Rückweg in Frankreich im Pinienwald am Atlantik entspannen.

Camping In Isla Christina © jessika

Camping In Isla Christina

© jessika

Wir fuhren wieder über Nacht bis nach San Sebastian und stellten uns dort nachts um 1 Uhr auf den Wohnmobilstellplatz. Ich kann nur sagen, ich liebe unser Navi und GPS-Daten. Es macht vieles so einfach. Mit Kleinkind hat man manchmal einfach keine Zeit für große Umwege. Frankreich empfing uns mit strömendem Regen. Und der Wetterbericht verhieß nix gutes. Wir beschlossen, so lange weiterzufahren, bis das Wetter besser wurde. Wir landeten auf der Ile Dòleron. Nach all unseren wundervollen Stationen eine kleine Enttäuschung.
Wir waren wohl nicht mehr so leicht zu beeindrucken. Aber sogar hier fanden wir noch ein paar kleine Wellen zum Abschied.

Nun mussten wir endgültig die Heimreise antreten. Wir wollten dabei unbedingt nochmal den Eifelturm mitnehmen. Also programmierten wir das Navi auf einen nahegelegenen Parkplatz. Ich bin ja froh, dass ich nicht durch Paris fahren musste, Stefan meisterte das zum Glück souverän. Wir parkten 10 Gehminuten vom Eifelturm entfernt gegen 21 Uhr und spazierten dort bis 23 Uhr umher und genossen die Aussicht und das Lichterspiel. Dann fuhren wir wieder auf die Autobahn und hielten zum Schlafen auf der nächsten Raststätte. Am nächsten Morgen ging es weiter nach Deutschland. Wir verbrachten den Tag in Köln und besichtigten noch den Dom. Abends schliefen wir eine Nacht bei Freunden in Dortmund. So war die letzte Etappe Dortmund-Kiel ein Kinderspiel. Beim Anblick des Kieler Ortsschilds brach ich in Tränen aus. Wir hätten ohne Probleme noch drei Monate weiterreisen können.

Hannes hatte auf unserer Reise das für uns perfekte Reise-Alter. Er war nicht mehr ganz zart, aber auch noch nicht ganz so beweglich. Wenn ich mir meinen heute 20-monatigen, dauerflitzenden Turbojungen angucke, weiß ich nicht, ob wir es nochmal im Bus bis nach Portugal schaffen. Mehrfachmamis lesen unseren Bericht bestimmt mit einem Augenzwinkern: Ja, ich habe mir um viel zu viele Dinge viel zu viele Sorgen gemacht. Aber so ist das nun einmal als Neu-Mami.

Meine Schwester war die Einzige gewesen, die von unseren Reiseplänen im Vorhinein völlig unbeeindruckt war. Sie sagte: „Wieso? Überall, wo Mami und Papi sind, ist auch Hannes glücklich.“ Und sie hatte so Recht.


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