KidsAway.de-ReisefamilieSo haben wir als Reisefamilie Weihnachten verbracht
Kann man den perfekten Moment planen? Ein perfektes Weihnachten feiern, wenn man ohne Ziel und mit wenig Geld unterwegs ist? Wir haben es nicht geschafft und so kam irgendwie alles anders, als wir dachten.
von KidsAway-Redaktion
Maxi schmückt den Weihnachtsbaum
© travelfamily.de
Als Sohn einer einfachen Bauernfamilie trat Martinez mit 27 Jahren in ein Kloster ein, erkrankte aber nach acht Jahren an Tuberkulose und musste umgehend das Kloster verlassen. Er schwor sich: Sollte er die Krankheit überleben, würde er mit seinen eigenen Händen eine Kirche bauen.
Er hat die eigentlich unheilbare Krankheit besiegt und baut nun seit über 50 Jahren an seiner Kathedrale. Nur mit freiwilligen Helfern und Spenden, ohne Unterstützung der Kirche, ohne Baumaschinen und ohne Bauplan hat er ein Lebenswerk erschaffen, das uns mehr als beeindruckt hat. Don Justo ist heute über 90 Jahre alt und baut immer noch! Wir wurden von seinem Neffen auf der Baustelle herumgeführt und lernten Martinez auch persönlich kennen.
Fleissige Helfer beim Bau einer Kirche
© travelfamily.de
Für uns alle war es ein wirklich gelungener Ausflug. Mehrere Stunden waren die Kinder eifrig beschäftigt.
Wir Eltern zogen uns derweil zurück in unseren Bus, um dort die letzten Vorbereitungen für den Weihnachtsabend zu treffen.
Gibt es als Reisefamilie Geschenke?
Ja, die gibt es! Wir hatten diese schon in Deutschland besorgt und in einem Geheimfach im Boden des Busses gebunkert. Nicht viel, und klein musste es sein. So gab es für den Jüngsten Bücher, ein Puzzle und Feuerwehrmann-Sam-Spielfiguren.
Unser Benjamin bekam einen eigenen Fotoapparat und Julian ein Nintendo-Spiel, Bücher und ein wenig Taschengeld.
Wir haben alles schnell verpackt und wollten dann unsere Jungs bei Martinez abholen, um weiterzufahren. Wohin? Eben an den perfekten Ort, um Weihnachten zu feiern. Aufs Land, ins Grüne, zu einer Kirche, inmitten von Einheimischen, so sollte unser Weihnachtsfest auf Reisen sein!
Wir merkten schnell, wie schwer den Jungs der Abschied von Martinez fiel. Besonders Benni (8) hatte eine besondere Bindung zu dem portugiesischen Mönch aufgebaut, obwohl sich die beiden überhaupt nicht verständigen konnten. Martinez spricht weder Deutsch noch Englisch.
Es war ein seltsamer, nachdenklicher und irgendwie trauriger Moment. Wir versuchten, den Jungs Weihnachten schmackhaft zu machen, ließen sie Geschenke raten und versuchten sie abzulenken. Wir merkten schnell, dass es uns nicht gelingen würde.
Wir suchen unseren Weihnachtsbaum in der Weite Spaniens
© travelfamily.de
Vor dem Zubettgehen bombardierten uns die Kinder mit Fragen: Warum spendet keiner, damit Martinez die Kirche fertig bauen kann, bevor er stirbt? Was wird mit der Kirche passieren, wenn Martinez nicht mehr lebt? Warum können wir uns nicht um Helfer bemühen, und warum können wir nicht länger bei ihm bleiben?
Fragen über Fragen. Ich merkte sehr bald, dieser Tag wird nicht unvergessen bleiben!
Nach dem Frühstück am nächsten Morgen parkten wir bei einem kleinen Wald, um einen Weihnachtsbaum zu fällen. Kein großer Baum, aber er erfüllte seinen Zweck, unseren Bus etwas weihnachtlicher zu gestalten. (… damit es eben perfekt wird!)
Dann kam die Frage an die Kinder: „Wollen wir hier im Wald Weihnachten feiern?“ Keiner war sehr erfreut darüber. Stattdessen fragte uns Benni zum gefühlt tausendsten Mal, ob wir nicht noch einmal nach Madrid zurückfahren könnten.
Und was haben wir gemacht?
Weihnachtsbesuch von Justo Gallego Martinez in unserem Bus
© travelfamily.de
Das war es also! Mein perfekt geplantes Weihnachten! Für einen Moment war ich enttäuscht und verfiel in eine Art Hektik, weil für mich hier gar nichts perfekt schien. Wir saßen nicht zusammen und hörten keine Weihnachtslieder, wir gingen in keine Kindermette, wir waren sogar als Familie „getrennt“, weil die Jungs mit Martinez irgendwo in der Kirche auf Leitern herumkletterten, um zu „malern“.
Bei Einbruch der Dunkelheit am „Heiligen Abend“ kamen sie zurück. Mit blauen Händen, blau bekleckster Kleidung und einem strahlendem Lächeln. Sie hatten so viel Spaß und Freude gehabt, dass ich schnell vergaß, meinen gewohnten Weihnachtsablauf durchzuführen. Viel schöner ist es doch, die spontanen Momente zu genießen.
Wir schmückten schon fast im Dunklen den Weihnachtsbaum und die Kinder waren jetzt bereit, Heiligabend zu feiern. Mit ihren immer noch blauen Gesichtern und Händen (…es war wohl eine nicht abwischbare Farbe!) und nicht schön herausgeputzt mit Hemd und schicker Frisur, freuten sie sich über ihre Geschenke, auch wenn es etwas weniger waren als in den Jahren davor.
Und ich? Ich nahm mir vor, mir in Zukunft weniger Ziele zu setzen. Es muss nicht immer alles perfekt sein. Wichtiger ist es doch, in manchen Situationen auf sein Herz zu hören.
Für unsere Jungs war es „ihr perfektes Weihnachten 2015“!
Wie habt ihr das Weihnachtsfest gefeiert, wart ihr zufrieden? Was macht für euch ein „perfektes Weihnachten“ aus?
Liebe Verena, liebe travelfamily – das ist so schön geschrieben (ich hatte echt Gänsehaut und feuchte Augen) und so ein tolles Weihnachtserlebnis nimmt euch keiner mehr – wenn das mal keine Bildung für die Kinder ist – SO IST DAS LEBEN