Gesunde Bräune oder gesunde Haut? Sonnenschutz für Baby und Kind im Sommerurlaub
Endlich Sommer, Sonne, Strand und Baden ... Sonne ist lebenswichtig für die gesunde Entwicklung von Kindern; zu viel Sonne kann sie aber ernsthaft schädigen. KidsAway erklärt, wie ihr im Sommerurlaub die richtige Dosis findet – und was guter Hautschutz kostet.
von KidsAway-Redaktion
Baby im Schatten - die Mindestvoraussetzung
© Fotolia
Braun gleich beautiful?
Die Langzeitwirkung von Sonnenbränden auf das Risiko, an Hautkrebs zu erkranken, ist bei Babys, Kindern und Jugendlichen sehr hoch. An den steigenden Hautkrebsraten in Deutschland (in den letzten 15 Jahren hat sich die Zahl der jährlichen Neuerkrankungen vervierfacht!) lässt sich eine Veränderung des Freizeitverhaltens der Menschen erkennen – man fliegt öfter und günstiger in warme Länder, gern auch in den Winterferien, in denen die Haut winterblass und schutzlos ist. Viele vergessen den richtigen Sonnenschutz, schätzen die Schutzwirkung von Sonnencremes falsch ein oder meinen, nur ohne Sonnencreme „richtig“ braun zu werden. Tief gebräunte Models an jeder Bushaltestelle verstärken die Überzeugung, dass „braun“ gleich „schön und sexy“ ist.
„Bräune ist immer eine Abwehrreaktion der Haut auf intensive ultraviolette Strahlung“, warnt dagegen Professor Sander, Chefarzt der Hamburger Asklepios-Klinik. „Gesunde Bräune gibt es deshalb eigentlich überhaupt nicht“. Tatsächlich kann man sagen: je blasser, desto besser. Dazu kommt noch der individuelle Hauttyp, der angeboren ist: Ein heller Hauttyp wird immer zu Sonnenbrand neigen und nie so braun werden wie die Models in den Werbeanzeigen, ein dunkler Hauttyp sieht schon nach einigen Frühlingstagen „zu“ braun aus.
Sonnenschutz – wie er funktioniert
Der perfekte Sonnenschutz?!
© Weltwunderer
Ein Beispiel: Hauttyp II (den die meisten Mitteleuropäer haben) mit einer Eigenschutzzeit von zehn bis zwanzig Minuten sollte bei einem UV-Index von 9 (wie er im Sommerurlaub anzunehmen ist) LSF 20 bis 25 wählen. Eigenschutzzeit multipliziert mit LSF ergibt dann 250 bis 400 Minuten Sonnenschutz, wenn die Creme richtig aufgetragen ist. Hautärzte empfehlen, diese Zeit vorsichtshalber nur zu zwei Dritteln auszunutzen.
Nehmt euch die Zeit und stuft euren eigenen Hauttyp korrekt ein. Hier könnt ihr euren Hauttyp ermitteln.
Kinder unter zwei Jahren sollten, auch wenn ihre Eltern dunkle Hauttypen sind, grundsätzlich mit dem Hauttyp I eingestuft werden, dessen Eigenschutzzeit unter zehn Minuten liegt!
UVA und UVB – wer ist schuld am Sonnenbrand?
Schuld am Sonnenbrand und langfristig auch am Hautkrebs sind die ultravioletten Strahlen der Sonne. Der LSF auf den Sonnencremes bezieht sich immer auf die Abschirmungswirkung gegen UVB-Strahlen. Diese sind verantwortlich für die Entstehung der Lichtschwiele und für die Bräunung der Haut, können aber auch Sonnenbrand und Hautkrebs auslösen.
Genauso schädlich sind aber die UVA-Strahlen, die tiefer in die Haut eindringen und dort Hautkrebs auslösen, aber auch für Faltenbildung und Hautirritationen (Mallorca-Akne) sorgen. Deshalb müssen Sonnenschutzmittel seit 2009 auch einen UVA-Schutz enthalten, der extra ausgewiesen ist und laut EU-Empfehlung mindestens ein Drittel des UVB-Schutzes betragen soll.
Diese EU-Regelung gilt natürlich nur in der Europäischen Union. Kauft ihr Sonnencreme woanders, dann prüft, ob das Mittel gegen UVA-Strahlung schützt!
Sonnenschutz – was ihr tun könnt
Die Australier, die sich besonders gut vor UV-Strahlung schützen müssen, haben die goldene Regel: „Between eleven and three stay under a tree.” Das heißt: In der Mittagszeit, und diese ist großzügig von 11 bis 15 Uhr bemessen, sollten Sonnenbäder, aber auch generell der Aufenthalt in direkter Sonne, grundsätzlich tabu sein. Im Strandurlaub, bei der Kreuzfahrt, aber auch beim Wandern im Hochgebirge und im Skiurlaub empfehlen Hautärzte, diese Zeitspanne noch zu verlängern.
UV-Index-Vorschau Kreta
© UVAwareness.com
Auf der Grafik seht ihr, wie der UV-Index in Kreta (unser Testbeispiel) zwischen 6 Uhr morgens und 6 Uhr abends variiert. An den Farben der Balken erkennt man, dass die UV-Strahlung in den Mittagsstunden extreme Werte von 11 erreicht und auch 16 Uhr noch fast bei 7 liegt.
Haltet es daher am besten wie die Einwohner des Landes, in dem ihr Urlaub macht: Nutzt die Mittagszeit zum Essen, zum Ausruhen oder macht einen (schattigen) Stadtbummel. Bootstouren oder Ausflüge solltet ihr bewusst nur am Vor- oder Nachmittag buchen, und der Strand ist in den Morgen- und Abendstunden wenigstens nicht so voll. Übrigens: Ein Sonnenschirm oder eine Strandmuschel reichen in der Mittagszeit als Sonnenschutz für Kinderhaut nicht aus!
Wer trotzdem gern braun werden will, der muss sich nicht grämen. Auch gut eingecremt bräunt die Haut langsam. Und was länger dauert, hält im Gegenzug auch länger – wenn bei den anderen die verbrannte Haut längst wieder abgepellt ist. Ausgiebiges Braten in voller Sonne ist Eltern auch aus einem anderen Grund nicht zu empfehlen: Ihr seid ein Vorbild für eure Kinder. Egal, was ihr predigt, sie werden sich daran orientieren, was ihr tut!
Die richtige Creme ist nicht alles
Sonnencreme auftragen - so nicht!
© Fotolia
Am wichtigsten sind die „Sonnenterrassen“, die leider oft vergessen werden: Nase, Schultern, Nacken, aber auch Ohrmuscheln, Augenlider und Fußrücken nicht vergessen! Faustregel: ein Teelöffel Creme sollte für das Gesicht draufgehen, drei bis fünf weitere Teelöffel, je nach Größe, für den Körper.
Am empfindlichsten sind die Lippen, da sie gar keinen Eigenschutz aufbauen. Seid aber mit UV-Lippenpflegestiften vorsichtig – der „Klassiker“ Labello Sun Protect mit LSF 30 fiel 2012 bei Ökotest durch, weil er Allergene enthält, nur zwei von sieben Testkandidaten konnten hier überzeugen.
Habt ihr die Zeit errechnet, die ihr eingecremt in der Sonne bleiben dürft? Spätestens nach der Hälfte dieser Zeit muss nachgecremt oder besser noch pausiert werden. Nachcremen müsst ihr auch nach jedem Baden und nach dem Abtrocknen. Auf wasserfeste Cremes ist kein Verlass: „Wasserfest“ darf schon draufstehen, wenn nach zweimal 20 Minuten Baden noch die Hälfte des UV-Schutzes gewährleistet ist.
Kauftipp Sonnencreme
So viel nachcremen, da ist doch die Flasche gleich leer? Stimmt, eine Flasche Sonnencreme solltet ihr im Urlaub schon verbrauchen. Zum Glück muss Qualität nicht teuer sein: Ein Test der Stiftung Warentest vom Juni 2012 hat viele günstige Cremes mit LSF 30 mit „gut“ bewertet. Von den 14 „guten“ Produkten sind Sun Dance Transparentes Sonnenspray (dm), Cien Sonnenmilch classic (Lidl), Lavozon Sonnenmilch (Müller) und Sun Ozon Sonnenlotion Soft & Light (Rossmann) mit Preisen zwischen 2,99 Euro und 5 Euro pro Flasche durchaus urlaubskassenfreundlich. Bonus: Sie reichern die sonnengestresste Haut gleichzeitig mit Feuchtigkeit an.
Im Handel werden viele Sonnencremes speziell für Kinder angeboten – das ist nicht unbedingt nötig. Achtet lieber darauf, ob die Creme eurer Wahl „frei von Duft- und Konservierungsstoffen“ ist, damit die empfindliche Kinderhaut nicht zusätzlich zur Sonne irritiert wird und es nicht zu Allergien kommt.
Der dicke weiße Film, der so schlecht in die Haut einzieht, ist ein von Hautärzten empfohlener mineralischer Sonnenschutz. Seine Mikropigmente dringen nicht in die Haut ein, sondern reflektieren die Sonnenstrahlen. Seit hierfür winzig kleine Nanopartikel eingesetzt werden, zieht auch mineralische Sonnencreme übrigens gut ein. Da mineralische Pigmente aber ab einem LSF von ungefähr 30 nur noch gegen UV-B-Strahlen zuverlässig schützen, müsst ihr für höhere Lichtschutzfaktoren auf chemische bzw. synthetische Produkte umsteigen.
Sonnenschutz ist mehr als Eincremen
Der beste Schutz vor Sonne ist nach wie vor Schatten, und wenn das nicht geht, Kleidung. Babys und Kleinkinder solltet ihr im Sommerurlaub nie unbekleidet in die Sonne lassen. Ein spezielles UV-Schutzgewebe ist dabei nicht zwingend nötig, schon ein normales weißes Baumwollshirt hat einen LSF von 5 bis 10, je nach Dicke des Stoffes. Farbige Stoffe liegen zwischen LSF 10 bis 20.
Beim Baden und Schwimmen wird die UV-Strahlung durch die Lichtbrechung des Wassers noch verstärkt, und Sonnencreme ist schnell abgespült. Da nasser Stoff wesentlich weniger UV-Schutzwirkung hat, ist für Wasserratten eine spezielle UV-Schutzkleidung tatsächlich sinnvoll. Die bietet darüberhinaus auch mehr Tragekomfort beim Schwimmen, trocknet schnell wieder und ist nicht so „schwitzig“. Auch wenn es albern aussieht: Langärmelig und langbeinig ist hier die teure, aber beste Wahl.
Ein Paar flexible Strandschuhe schützen die Sonnenterrassen auf den Fußrücken vor Sonnenbrand und die Fußsohlen vor dem heißen Sand. Im Wasser getragen, sichern sie auf glatten Fliesen auch die Standfestigkeit und schützen vor Verletzungen durch Steine oder Muscheln im Meer.
Da die Sonne von oben kommt, ist ein Hut natürlich Pflicht für alle Familienmitglieder. Egal, ob schickes Basecap oder mondäner Strohhut, Mindestausstattung ist eine breite Krempe, die sowohl das Gesicht als auch den Nacken schützt. Hüte für kleinere Kinder sollten am besten auch wasserfest sein (weil sie schnell mal wegfliegen) und einen Fangriemen haben (damit sie nicht so schnell wegfliegen).
Sonnenbrille ist Pflicht!
© Weltwunderer
Beim Kauf ist „made in Germany“ natürlich am besten: In Deutschland müssen Kindersonnenbrillen das CE-Zeichen haben, das einen Mindest-UV-Schutz garantiert. Hat die Brille den nicht, kann sie mehr schaden als nützen, weil das abgedunkelte Auge dann weiter geöffnet wird und mehr schädliche UV-Strahlung einlässt. Achtet beim Kauf auf einen 100-prozentigen UV-Schutz bis 400 nm und Filterkategorie 3 (das heißt, 70 bis 80 Prozent des sichtbaren Lichts werden absorbiert). Die Stiftung Warentest schränkt hier allerdings ein: Diese „Gütekriterien“ verleihen sich die Hersteller selbst, es gibt keine objektive Kontrollinstanz. Namhafte Hersteller sollten hier vertrauenswürdiger sein als No-Name-Produkte.
Damit euer Kind die Brille brav trägt, muss sie natürlich auch gut sitzen und verzerrungsfrei sein; Anprobieren ist also Pflicht.
Wenn es zu spät ist
Gerötete oder richtig verbrannte Haut ist kein Schönheitsproblem – hier handelt es sich um eine echte Verletzung, die entsprechende Behandlung braucht. Das Fiese: Die Haut ist bereits dann geschädigt, wenn von außen noch gar nicht viel zu sehen ist. Abwarten ist daher die falsche Strategie, wenn man eine leichte Rötung bemerkt, warnt Johannes Ring, Direktor der Klinik für Dermatologie in München. Eine Dosis von 1.000 Milligramm Acetylsalicylsäure, die zum Beispiel in ASS oder Aspirin enthalten ist, empfiehlt der Hautarzt Erwachsenen als Sofortmaßnahme, um ein Weiterverbreiten der entzündungsauslösenden Botenstoffe zu verhindern.
Erster Schritt, wenn die Haut sich rötet: raus aus der Sonne und dort auch bleiben. Verbrannte Haut braucht mindestens einen Tag Ruhe und ausgiebige Pflege. Für den Patienten gilt: viel trinken, da die verbrannte Haut dem Körper Wasser entzieht, und kühlen. Baden im Schatten ist erlaubt, drinnen in der Wanne ist noch besser.
In eurer Reiseapotheke sollte eine Brandcreme (die gibt es auch homöopathisch) oder Panthenolspray nicht fehlen. Sofortmittel im Urlaub sind kühler Quark, Joghurt oder Gurkenscheiben, auch eine Salbe auf Aloe-Basis kann das Brennen lindern. Vorsicht mit Coolpacks oder Eiswürfeln, die machen aus einem Sonnenbrand schnell eine Erfrierung! Das homöopathische Mittel Cantharis kann in der Potenz C 30 helfen, einen Sonnenbrand schneller abklingen zu lassen.
Was häufig vergessen wird: auch durch Kleidung und Fensterscheiben gelangt UV-Strahlung hindurch. Also sollte man unbedingt darauf achten, den gesamten Körper vor dem Anziehen einzucremen. Bei starker Sonne sollten Kinder zusätzlich Kleidung tragen. Außerdem sollte das Eincremen vor Autofahrten nicht vergessen werden, auch durch die Autoscheibe kann gefährliche Sonnenstrahlung gelangen.