KidsAway.de-InterviewKunst und Kinder auf Reisen

Kunst und Museumsbesuche, das verbindet man nicht unbedingt mit dem Thema Familienreise. Maria-Bettinas Familie tut das durchaus - und zeigt, dass sich Kinder gern für Design und Kunst interessieren lassen.

von KidsAway-Redaktion

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Psychedelische Café-Einrichtung von Tobias Rehberger im finnischen Turku © Maria-Bettina Eich

Psychedelische Café-Einrichtung von Tobias Rehberger im finnischen Turku

© Maria-Bettina Eich

Maria und ihre Familie reisen nicht nur gern – die Journalistin bloggt auch regelmäßig darüber. Am liebsten berichtet sie dann von Museen, Galerien und außergewöhnlichen Kunstwerken, die sie gemeinsam mit ihren beiden Töchtern auf Reisen nach Island, in die USA oder Südkorea entdeckt hat.

 

„Am Anfang war da mein eigenes Interesse an Kunst, das ich gern mit meinen Kindern teilen wollte. Dabei ging es nicht nur um Kunst im engeren Sinne, sondern auch um interessante Gebäude und spannendes Design. Ich habe schnell gemerkt, dass es sich anders anfühlt, sich die Dinge zusammen mit den Kindern anzuschauen. Es hat auch mir einen frischen Blick auf die Kunst eröffnet. Die ganze Familie hatte Spaß daran. Also haben wir angefangen, gezielt mit den Kindern Museen und Ausstellungen zu besuchen – und auf Reisen erst recht, denn woanders gibt es Dinge zu sehen, die man zu Hause nicht findet.“

 

FrageWie wichtig ist „Kunst auf Reisen“ für euch?

Den Aspekt Kunst und Kultur beziehen wir ganz automatisch in unsere Reiseplanung ein – auch wenn unsere jüngere Tochter gelegentlich von Passivurlaub unterm Sonnenschirm träumt. Bei Kurztrips richten wir das Timing manchmal gezielt nach bestimmten Ausstellungen, die gerade laufen; bei längeren Urlaubsreisen informieren wir uns vorher, was gerade vor Ort läuft, und finden eigentlich immer etwas, was uns interessiert.

 

Beeindruckend für Hobbybastler: Paper Art von Stéphanie Beck © Maria-Bettina Eich

Beeindruckend für Hobbybastler: Paper Art von Stéphanie Beck

© Maria-Bettina Eich

FrageWelche Erfahrungen habt ihr mit dem Thema „Kunst und Kinder“ gemacht?

Kinder sind ziemlich aufgeschlossen gegenüber den neuartigen Erfahrungen, die Kunst oft bietet. Originelles und Überraschendes kommt natürlich gut an und auch spektakuläre Installationen – ich erinnere mich an einen Raum voller Schmetterlinge von Damien Hirst und an einen Parcours durch Licht, Nebel und Farbe von Olafur Eliasson.

Aber auch besondere Maltechniken oder extreme Handarbeitsfinesse sind spannend – was wahrscheinlich etwas damit zu tun hat, dass Kinder selbst meist gern malen und basteln. Außerdem ist Design ein Thema. Die Kids haben ständig mit Design zu tun: in Form von Klamotten, von I-Pods, von Alltagsgegenständen. Sie finden es interessant, sich damit zu beschäftigen.

 

TippAb wann klappt es mit dem Kunstgenuss?

Maria: Mit vier bis fünf Jahren sind die Kinder nach unseren Erfahrungen in einem guten Einstiegsalter für Kunst. Unsere beiden Töchter haben in der Zeit erstmals von sich aus für bestimmte Kunstwerke Feuer gefangen.

Natürlich ist es gut, sie auch vorher schon mitzunehmen. Schwierig ist es zwischendurch immer mal, auch bei uns wird beim Wort „Museum“ öfter gemeckert. Allerdings wissen unsere Töchter inzwischen, dass sie bei fast jedem Museumsbesuch irgendetwas Interessantes entdecken – im Notfall den Shop!

 

Amüsanter Kunsthund: Vor dem Guggenheim Bilbao steht Jeff Koons‘ „Puppy“, bewachsen mit echten Blumen © Maria-Bettina Eich

Amüsanter Kunsthund: Vor dem Guggenheim Bilbao steht Jeff Koons‘ „Puppy“, bewachsen mit echten Blumen

© Maria-Bettina Eich

FrageWas sollten Eltern vom Museumsbesuch mit Kindern erwarten, wie viel Vorbereitung ist da nötig?

Man kann Kunst mit Kindern sehr genießen, allerdings fühlt sich ein Museumsbesuch mit Kids definitiv anders an. Darauf muss man sich einstellen: vorher überlegen, ob die gezeigte Kunst auch für die Kinder interessant ist, und bei großen Häusern auswählen, was man anschaut.

Ist man drin, muss man sein Tempo häufig beschleunigen und manches an der Seite liegen lassen, was einen eigentlich interessiert. Und man muss ein bisschen mit den Kindern reden – in Maßen, denn Belehrungen sind uncool.

Aber ein paar Aufhänger sollte man anbieten: eine interessante Story, eine Information über eine spektakuläre Technik oder auch einen Bezug zu Themen, die sie gerade interessieren.

Manchmal zeige ich ihnen vorher Bilder von dem, was wir zu sehen bekommen werden, aber meist erzähle ich nur kurz, was sie erwartet – und versuche das in einer Form zu tun, die auf ihre Interessen eingeht.

Manchmal ist es auch gut, die Kinder mit ihren eigenen Kameras loszuschicken. Nicht gerade in Gemäldegalerien, aber bei Open-air-Kunstwerken oder in Gebäuden. Dabei entwickeln sie oft ziemlich viel Interesse für das, was da angeschaut wird.

Hat man dazu Lust, sieht man unter Umständen mit Kindern mehr, als man allein gesehen hätte.

 

FrageWelche Reiseziele haben euch und die Kinder in Sachen Kunst und Kultur besonders beeindruckt?

Paris ist unser Evergreen. Die Kinder haben von selbst bemerkt, dass Paris eine Schatzkiste ist. An jeder Ecke gibt es Kultur, die Spaß macht; dafür muss man nicht immer ins Museum. Kein Wunder in einem Land, in dem Essen und Mode als kulturelle Errungenschaften gehandhabt werden!

 

TippMarias Tipps: Kunstgenuss in anderen Ländern

Wild durcheinander:

  • Das Guggenheim Museum in Bilbao, Spanien
  • Das British Museum in London
  • Die Galerie mit Monets Seerosen im Musée de l’Orangerie in Paris
  • Das Heimatmuseum in Skógar, Island
  • Das Massachusetts Museum of Contemporary Art (MassMoCA) in New Adams, USA

 

Ein fantastischer Abstecher auf der Route nach Südfrankreich ist der „Palais Idéal du Facteur Cheval“ südlich von Lyon. Der Briefträger Cheval hat dort einen exotischen Traumpalast aus Steinen, Muscheln und Schneckenhäusern gebaut, die er beim Postaustragen sammelte.

Übrigens: In vielen der großen Londoner Museen ist der Eintritt frei. Das ist optimal, so lohnt sich auch ein Kurzbesuch.

 

Eines unserer tollsten Reiseziele: Seoul. Hier der Gyeongbokgung-Palast © Maria-Bettina Eich

Eines unserer tollsten Reiseziele: Seoul. Hier der Gyeongbokgung-Palast

© Maria-Bettina Eich

FrageWelche Länder oder Museen wollt ihr unbedingt noch gemeinsam besuchen?

Vor einem guten Jahr waren wir zum ersten Mal in Asien, in Seoul in Südkorea. Das lässt uns alle nicht mehr los: einerseits die alte Kultur, andererseits das Hypermoderne, Synthetische. Wir wollen wieder nach Korea, die Eindrücke unserer ersten kurzen Reise vertiefen, und danach ist mein großer Traum Japan. Mit Tempeln, Zen-Gärten und der poppigen japanischen Gegenwartskunst.

Ein greifbareres Ziel ist das Centre Pompidou in Metz, der Ableger des Pariser Centre in Lothringen.

Vielen Dank für das Interview, Maria – wir wünschen dir und deiner Familie noch viel Kunstgenuss rund um die Welt!

TippIn Marias Blog könnt ihr nicht nur die Reiseerlebnisse der kunstbegeisterten Familie rund um die Welt nachlesen. Es gibt auch aktuelle Museums- und Kulturtipps für Deutschland und Maria stellt regelmäßig schöne Kinderbücher zum Thema Kunst vor.


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Kommentar als Gast schreibenKommentar (1)

  • Ich finde, dass ein Museumsbesuch mit Kindern meist mehr Spaß macht als ohne. Man muss sich nur auf den Blickwinkel der Kinder einlassen, der ist oft wesentlich spannender! Gleichzeitig fördert Kunst die Kreativität der Kinder – etwas unendlich wertvolles…

    Antworten | 11. April 2014

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