KidsAway-FamilieninterviewMit Kleinkindern nach Tansania: der Wahnsinn!

Afrika, das klingt für deutsche Familien nach Wüste und Regenwald, nach exotischen Tieren und Menschen mit fremdartigen Lebensweisen. Aber auch und vor allem: nach gefährlichen Krankheiten und giftigen Tieren, nach Malaria-Risiko, nach Armut und Gefahren. Dahin mit Kindern reisen??

von KidsAway-Redaktion


Als Blondschopf ist man in Tansania etwas Besonderes © Anne Lemcke/Ankerkraut GmbH

Als Blondschopf ist man in Tansania etwas Besonderes

© Anne Lemcke/Ankerkraut GmbH

Ist ein Land wie Tansania das richtige Reiseziel für eine Familie? Na klar, fanden Anne und ihr Mann Stefan.

Ein bisschen Risiko gehört eben manchmal dazu, und wenn man sich richtig vorbereitet, ist es durchaus kalkulierbar.

Im Interview erzählt Anne uns (und euch), wie schön das Land in Ostafrika für Familien ist und was ihr dort alles mit Kindern entdecken könnt.

 

Tansania – die wichtigsten Reise-Infos

  • Lage: in Ostafrika, am Indischen Ozean
  • Amtssprache: Kisuaheli (halboffiziell: Englisch), es gibt 125 Sprachen im Land
  • Hauptstadt: Dodoma
  • Währung: Tansania-Schilling (1 Euro = ca. 2.360 TZS)

Zu Tansania gehört das Sansibar-Archipel mit den Hauptinseln Pemba und Ujunga. Die vorherrschenden Landschaften sind Savannen (die Serengeti), der Ostafrikanische Graben (Ngorongoro) und das Kilimanjaro-Massiv im Nordosten. Das Klima ist im Inland gemäßigt bis subtropisch, an den Küsten tropisch.

Der wichtigste Flughafen ist Dar es Salam (angeflogen u. a. von Condor, Swiss, Emirates, KLM), Sansibar wird von Condor direkt aus Frankfurt angeflogen.  Reisende benötigen ein Visum. Umfassende Informationen zur Sicherheit in Tansania hat das Auswärtige Amt.

 

Frage Liebe Anne, stell unseren Lesern bitte zuerst kurz deine Familie vor: Wer seid ihr?

Wir sind Stefan (39), Anne (37), Lio (4), Ida (3) sowie Opa Wilfried (69) und Oma Eva (68). Wir wohnen im schönen Jesteburg vor den Toren Hamburgs.

 

Frage Afrika kommt als Reiseziel für die wenigsten Familien in Frage (mal abgesehen von Südafrika).Wieso habt ihr euch für Tansania als Urlaubsziel entschieden?

Mit der ganzen Familie nach Tansania! © Anne Lemcke/Ankerkraut GmbH

Mit der ganzen Familie nach Tansania!

© Anne Lemcke/Ankerkraut GmbH

Stefans Eltern waren vor 30 Jahren für fünf Jahre als Expats in Tansania und Sambia, Stefan ist also quasi in Arusha/Tansania aufgewachsen. Daher war für uns klar, dass wir dort einmal gemeinsam hinreisen müssen.

Neben der Vergangenheit spielt Tansania und insbesondere Sansibar aber auch für unsere Zukunft eine wichtige Rolle. Stefan und ich verkaufen Gewürze und Gewürzmischungen. Daher ist es für uns sehr wichtig, in die Ursprungsländer zu reisen und uns über den Anbau der Gewürze zu informieren.

 

Frage Wart ihr vor dieser Reise schon einmal in Afrika unterwegs?

Stefan hat zehn Jahre seiner Kindheit in Afrika verbracht, ich selbst war vorher in Marokko und Ägypten.

 

Frage Das haben euch bestimmt einige gefragt: Sind Reisen nach Afrika mit Kindern nicht wahnsinnig gefährlich?

Ja, das wurden wir wirklich den Öfteren gefragt. Abgesehen von gesundheitlichen Risiken ist es meiner Meinung nach wichtig, dass man sich in den entsprechenden Ländern anpasst. Weil Stefans Eltern so lange Zeit dort gelebt haben, waren wir leider etwas blauäugig.

Die beiden hatten noch das Arusha von vor 30 Jahren vor Augen. Damals gab es kaum Tourismus, die Stadt hatte 30.000 Einwohner. Heute wohnen dort knapp 800.000 Menschen – auf engsten Raum. Viele leben am Existenzminimum.

Nach unserer Ankunft in Arusha wollten wir einen kleinen Spaziergang in die Stadt machen. Nach drei Minuten wurde meine Schwiegermutter von einer Motorradgang an ihrer Handtasche auf die Straße gezerrt und man versuchte ihr diese zu entreißen. Meine Schwiegereltern waren geschockt und auch traurig, dass sich ihr Arusha so verändert hat.

Ohne einheimischen Guide würde ich dort nicht auf die Straße gehen. Es gibt sicher Orte, wo das in Tansania möglich ist, Arusha würde ich jedoch nicht dazu zählen.

 

Frage Wie habt ihr euch auf eure Reise vorbereitet?
Ich habe viel gelesen. Insbesondere die medizinische Vorbereitung für ein Drittweltland ist wichtig. Wir hatten Telefonate mit dem Tropeninstitut (die uns geraten haben, lieber nach Mallorca zu fahren) und diverse ärztliche Beratungsgespräche.

Neben der Reiseapotheke brauchten wir auch Hygieneartikel, das gibt es in Tansania kaum.

Unsere Safari haben wir zusammen mit einem tansanischen Reiseveranstalter organisiert. Wir haben ihn darauf hingewiesen, dass wir zwei kleine Kinderdabei haben und somit wurde alles kindgerecht organisiert.

 

Frage Habt ihr besondere Reiseimpfungen oder Malariamedikamente nehmen müssen?

Mit Kindern auf Safari in Tansania © Anne Lemcke/Ankerkraut GmbH

Mit Kindern auf Safari in Tansania

© Anne Lemcke/Ankerkraut GmbH

Obwohl Tansania kein Gelbfieberland ist, habe ich die Kinder und mich dagegen impfen lassen. (Stefan hatte die Impfung noch aus der Kindheit). Bei der Einreise nach Sansibar kann es sein, dass nach dieser Impfung gefragt wird, und kann man die Impfung nicht vorweisen, wird man mit afrikanischem Impfstoff zwangsgeimpft. Das wollte ich definitiv umgehen!

Zusätzlich haben die Kinder noch eine Hepatitis-Impfung bekommen. Von einer Impfung gegen Tollwut haben wir abgesehen.

Außerdem haben wir Malaria-Prophylaxe eingenommen, denn das tansanische Festland ist Malariagebiet. Sansibar gilt zwar offiziell als malariafrei, es kommen aber immer mehr Fälle vor und auch hier wollte ich kein Risiko eingehen. Kleine Kinder in dem Alter bekommen ja manchmal ganz plötzlich Fieber… Ohne die Prophylaxe hätte ich sofort Angst vor Malaria gehabt.

Wir hatten eine sehr große Reiseapotheke dabei, mit Einwegspritzen und Einweghandschuhen für den Notfall (Besuch in einem Krankenhaus), Mitteln gegen Magen-Darm-Infekte etc. Insgesamt hatte ich Medizin für mehr als 250 Euro dabei. Allein die Malaria-Medizin ist ja sehr teuer.

 

Frage Wie kommt man nach Tansania? Und wie kommt man dort mit Kindern am besten herum?

Das ist sehr unkompliziert. Mit Condor sind wir direkt nach Kilimanjaro Airport geflogen. Zurück ging es von Sansibar mit Condor nach München.

 

Frage Wie sah eure Reiseplanung in Tansania aus, was habt ihr dort gemacht?

Auf der Pirsch nach wilden Tieren © Anne Lemcke/Ankerkraut GmbH

Auf der Pirsch nach wilden Tieren

© Anne Lemcke/Ankerkraut GmbH

Wir waren erst zwei Tage in Arusha und haben uns dort mit unserem Guide Wilfred umgesehen, die alte Heimat von Stefan und seinen Eltern besucht. An Tag 3 ging es mit unserem Guide los auf Safari. Im Lake Manjara Nationalpark haben wir Elefanten, Zebras, Affen, Büffel und viele weitere Tiere gesehen. Abends ging es weiter zu unserer Unterkunft, dem „Farm House“ am Ngorongoro-Nationalpark. Dort wurden wir begrüßt mit „Welcome to paradise“. Und das stimmte auch. Es war einfach traumhaft gelegen, in 2.000 Metern Höhe, mit einer eigenen Kaffeeplantage. Wie im Bilderbuch!

Am nächsten Tag sind wir in den Ngorongoro-Krater gefahren. Was für ein Naturschauspiel! Zehntausende Tiere friedlich zusammen; Elefanten neben Zebras und Büffeln, die Flusspferde haben es sich in den Seen gemütlich gemacht, der Löwe lag faul in der Sonne. Wir haben sogar Nashörner gesehen, die sehr selten geworden sind. Für die Kinder und uns wirklich ein Spektakel.

Am nächsten Tag ging es wieder zurück nach Arusha und am Tag darauf weiter nach Sansibar.

 

Frage Auf Sansibar habt ihr in ganz besonderen Unterkünften gewohnt. Magst du dazu kurz etwas erzählen?

Wir sind generell keine Pauschaltouristen. Als klar war, dass wir nach Sansibar fliegen, haben wir uns angeschaut, wo wir definitiv nicht hinwollen: in den Norden mit den All-Inclusive-Clubs und den tanzenden „Plastic Massai“.

Unsere erste Unterkunft war eine Lodge im Süden der Insel, die „Promised Land Lodge“. Die guten Bewertungen auf TripAdvisor haben uns überzeugt. Wir haben in sehr einfachen Hütten gewohnt, die nur aus Palmen gebaut waren, mit Open-Air-Badezimmer in einer wirklich schönen und sehr relaxten Umgebung, weitab von anderen Hotels. Die „Straße“ zu unserer Unterkunft war ein Abenteuer. Leider gab es nur Salzwasser zum Duschen und wir hatten sehr oft Stromausfall. Dennoch: Es war wunderschön, genau so hatten wir uns unseren Urlaub vorgestellt. Wir sind mit den Besitzern ins Gespräch gekommen und haben so Land und Leute gut kennengelernt.

Die zweite Unterkunft hieß „Ujamaa Resort“. Dies ist ein sehr neues Resort, das von einer italienischen Non-Profit-Organisation geführt wird. Die Geschäftsführerin hat zehn Jahre für ein italienisches SOS-Kinderdorf gearbeitet, alle Gewinne des Resorts kommen dieser Organisation zugute. Manche Mitarbeiter sind in SOS-Kinderdörfern aufgewachsen und haben hier einen neuen Lebensmittelpunkt gefunden. Die Hütten waren deutlich moderner und komfortabler als in unserer ersten Unterkunft.

 

Frage Was waren eure Highlights?

Stone Town, die Altstadt auf Sansibar, ist sicherlich ein Highlight. Hier fühlt man sich wie in Tausendundeiner Nacht. Die Safari war auch unglaublich toll.

Für Stefan und mich war es auch sehr interessant, die Gewürzproduzenten zu besuchen und zu sehen, wie der Rohstoff produziert wird.

 

Frage Und was fanden eure Kinder am besten?

Tiere gucken und dass man den ganzen Tag schwimmen kann 😉 Außerdem hatten unsere Kinder sehr viel Kontakt zu einheimischen Kindern. Das fanden sie auch super.

 

Frage Gab es auch etwas, das ihr nicht so toll fandet oder das blöd gelaufen ist?

Nicht toll war unser Tagestrip in den Norden von Sansibar, nach Nungwi. Dorthin, wo der Pauschaltourist abgesetzt wird und man ihm das Geld aus der Tasche zieht. Schlechtes Essen für viel zu hohe Preise, Afrikaner, die sich für die Touristen als traditionelle Massai verkleiden („Plastic Massai“) und Kinder, die betteln. Das fand ich furchtbar, wobei der Strand dort sehr hübsch war.

 

Frage Habt ihr euch sicher gefühlt als reisende Familie in Tansania?

Urlaubsparadies Sansibar © Anne Lemcke/Ankerkraut GmbH

Urlaubsparadies Sansibar

© Anne Lemcke/Ankerkraut GmbH

Nach unserer Erfahrung mit der Tasche an Tag 1 war ich erst einmal verunsichert. Aber kaum waren wir aus Arusha heraus, haben wir uns sehr sicher gefühlt. Die Menschen sind sehr freundlich und vor allem extrem kinderlieb.

Dennoch: Auf dem Festland sollte man immer einen einheimischen Guide dabeihaben. Eine Safari ohne Guide ist auch gar nicht möglich.

Frage Wie sieht es in Tansania aus mit kinderfreundlichen Unterkünften, kindertauglichem Essen und solchen Kleinigkeiten, die für reisende Eltern wichtig sind?

Alle unsere Unterkünfte waren extrem kinderfreundlich. Die Afrikaner lieben Kinder und das merkt man auch.

Das Essen war für unseren Sohn Lio ein Problem. Er ist halt ein typisches Kind mit einem sehr eingeschränkten Speiseplan. Er mag so gut wie gar nichts. Aber nach einer gewissen Zeit hat auch er sich daran gewöhnt, dass es teilweise halt nur Reis mit Fisch oder Huhn gab sowie an Obst das, was halt gerade wächst.

 

Frage Wie teuer ist denn so eine Reise nach Tansania?

Erstaunlich teuer. Nicht nur die Safari, auch Sansibar ist sehr teuer. Das kommt sicherlich durch die Massen an Touristen, welche die Insel in den letzten Jahren für sich entdeckt haben.

Für die drei Wochen haben wir zu viert ca. 10.000 Euro bezahlt. Wobei der Eintritt in die Nationalparks schon mindestens 500 Euro pro Fahrzeug kostet, die Tickets für die Personen kommen da noch dazu!

 

Frage Würdet ihr Tansania als Reiseziel für Familien weiterempfehlen?

Absolut.

 

Frage Wollt ihr mit euren Kindern noch weitere Länder in Afrika bereisen?

Im Herbst fahren wir mit dem anderen Teil der Familie nach Südafrika. Hier sind wir dann sechs Kinder zwischen zehn Monaten und zwölf Jahren. Ich könnte mir auch vorstellen, noch einmal nach Tansania zu reisen und dann eine längere Safari in die Serengeti zu unternehmen.

 

Frage Kann man irgendwo mehr über eure Tansania-Reise lesen oder Fotos sehen?

Ja klar – auf der Ankerkraut-Facebookseite!

 

Vielen lieben Dank!


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