Sprachen lernen im UrlaubEine Fremdsprache lernen im Urlaub – wie ihr euren Kindern helfen könnt

Lernspiele und Kinderbücher wollen dabei helfen, Kindern spielerisch Wörter oder Sätze in Fremdsprachen beizubringen. Das erscheint praktisch, wenn man eine Reise ins Ausland vorhat – aber funktioniert es und vor allem: Macht es Sinn? Wir sagen euch, was ihr selbst tun könnt, um eure Kinder sprachfit zu machen.

von KidsAway-Redaktion

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"How do you do?" oder "Sawasdee!", das ist doch kinderleicht zu lernen! © sunabesyou - Fotolia.com

"How do you do?" oder "Sawasdee!", das ist doch kinderleicht zu lernen!

© sunabesyou - Fotolia.com

Klar ist es gut, wenn man sich im fremdsprachigen Ausland verständigen kann – mit ein paar Wörtern in der Landessprache findet man schneller die gesuchte Adresse, kann sich beim Kellner freundlich bedanken oder auch mal um Hilfe bitten, wenn man sich verlaufen hat oder dringend eine Toilette sucht. Nicht zuletzt freut sich nahezu jeder Einheimische, dass ihr euch die Mühe macht, seine Sprache zu sprechen – auch wenn es oft nur einzelne Wörter sind.

Für Kinder, die neugierig und immer auf der Suche nach Spielkameraden sind, kann es ebenfalls von Vorteil sein, wenn sie ein paar grundlegende Dinge verstehen und sagen können. „Bitte“, „danke“ und „Ich heiße…“ dienen dann vielleicht als Eisbrecher auf dem Spielplatz – für den Rest brauchen Kinder bis zum Grundschulalter meist keine gemeinsame Sprache, zusammen spielen kann man auch ganz wunderbar ohne Worte.

Schon zweijährige Kinder merken sich einzelne, oft gehörte Ausdrücke und wenden sie stolz an – besonders, wenn sie dafür strahlende Gesichter und das Lob der Einheimischen ernten. Was liegt daher näher, als unsere Kinder mit ein wenig Fremdsprachen-Unterricht auf den nächsten Urlaub einzustimmen und vorzubereiten?

Treffen Kinder auf eine neue Sprache, gehen sie offen, neugierig und unbefangen an sie heran. Um ihnen Interesse und Spaß an der fremden Sprache und der damit verbundenen Kultur näherzubringen, bietet sich die Situation einer Urlaubsreise perfekt an, findet Professor Grotjahn von der Ruhr-Universität Bochum. Anstatt mit den Kindern auf dem Hinflug eine Vokabelliste durchzuarbeiten, solltet ihr aber lieber zusammen „Vamos a la playa“ singen, den Kellner in der Türkei mit „Yemek çok güzeldi“ loben oder in Italien mittels Geschmackstest herausfinden, was die Eissorten „cilieglia“ oder „lampone“ sind.

 

Eine Fremdsprache erlernen vor der Schule – geht das überhaupt?

Wir Eltern greifen im Urlaub auf unser (oft dürftiges) Schulwissen zurück und können, wenn das nicht genügt, aus einem reichhaltigen Angebot an Wörterbüchern, Übersetzungs-Apps für das Smartphone und Reise-Sprachführern wählen. Aber Kinder erlernen Fremdsprachen anders, gibt Professor Grotjahn zu bedenken:

Über gemeinsames Singen und Spielen prägen sich Kinder Fremdsprachen ein © Stefan Gräf - Fotolia.com

Über gemeinsames Singen und Spielen prägen sich Kinder Fremdsprachen ein

© Stefan Gräf - Fotolia.com

Kinder erlernen Sprache vor allem durch Nachahmung und spielerisch; sie haben noch kaum Lebens- und Lernerfahrungen, auf denen sie aufbauen können. Wer ihnen eine Fremdsprache vermitteln will, muss diese unterschiedlichen Voraussetzungen und Herangehensweisen berücksichtigen. Erwachsene vergessen das oft, weil sie selbst eine neue Sprache analytisch und anhand von expliziten Regeln erschließen (oder eben auch nicht, wenn diese zu weit von ihrer eigenen Muttersprache entfernt sind – habt ihr schon einmal versucht, Thai zu lernen?).

Können Kinder wirklich mal eben schnell Englisch, Französisch oder Spanisch für den Sommerurlaub lernen – und sollte man das überhaupt versuchen? Kindergarten-Kurse und Baby-Kurse wie „Early English“ sind umstritten – die einen sind überzeugt, dass das funktioniert und die Kinder langfristig weiterbringt, die anderen wehren sich gegen zu frühen Leistungsdruck und sind skeptisch, dass vom Gelernten bis in die Schulzeit genug „hängenbleibt“.

„Baby-Englisch bringt nichts, wenn die Kinder nur einmal in der Woche ein paar Gedichte hören“, bestätigt Dr. Tanja ­­Anstatt von der Ruhr-Universität Bochum: Diese kurze Zeit genüge nicht, um die Hirnstrukturen zu aktivieren, die für das Erlernen der Fremdsprache nötig sind.

 

Wie kann ich mein Kind auf eine Fremdsprache im Urlaub vorbereiten?

Kinder im Vorschulalter und Grundschulalter erlernen eine Fremdsprache genauso, wie sie ihre eigene Muttersprache erlernt haben (oder noch erlernen): Dabei werden keine Vokabeln auswendig gelernt und auch keine Grammatikregeln durchgekaut, sondern vor allem kommunikative Fähigkeiten entwickelt – mit Geschichten hören, Rollenspielen und viel Bewegung.

Die Lehrer in der Grundschule zeigen euch, wie es geht: In den ersten Jahren des Unterrichts wird vor allem ein Gefühl für die Sprache geschaffen, die Sprachmelodie soll vertraut werden und die Hemmung vor dem Aussprechen der fremden Klänge sinkt. Daher wird erst das Hörverstehen entwickelt, daneben spielt das imitierende Sprechen eine große Rolle. Beim Singen von ritualisierten Begrüßungs- oder Geburtstagsliedern und beim Bilden einfacher Sätze, die in Rollenspielen angewendet werden, gewöhnen sich die Kinder an die englische Aussprache (die sie vor der Pubertät am allerbesten erlernen!).

Für Eltern, die ihre Kinder behutsam an eine Fremdsprache heranführen wollen, aber keine Muttersprachler sind, bieten sich vor allem drei Strategien an:

Bücher und Filme anschauen, singen und sprechen - so lernen und behalten Kinder eine Fremdsprache © Dan Race - Fotolia.com

Bücher und Filme anschauen, singen und sprechen - so lernen und behalten Kinder eine Fremdsprache

© Dan Race - Fotolia.com

Storytelling“: einfache Geschichten vorlesen, am besten die Übersetzungen bekannter deutscher Kinderbücher. Kinder, die schon selbst lesen wollen, können sich an Comics versuchen. Bekannte Filme kann man hin und wieder mit der englischen, französischen oder türkischen Tonspur abspielen (damit ihr auf Nachfragen schnell Antworten parat habt, könnt ihr Untertitel mitlaufen lassen).

Beim Anhören von Geschichten sprechen die Kinder zwar nicht selbst, sie speichern das Gehörte aber durchaus ab, erfassen Sinnzusammenhänge statt einzelner Vokabeln und können das später wieder abrufen.

Die „Sandwich-Methode“: Bestimmte, immer wiederkehrende Anweisungen (Zieh die Schuhe an!) oder Sätze (Guten Morgen!) sagt ihr zuerst in der Fremdsprache, dann auf deutsch und dann wieder in der Fremdsprache. Dadurch weiß euer Kind am Anfang, was ihr von ihm wollt; mit der Zeit kann der deutsche Rahmen dann weggelassen werden.

Spielerisches Üben: Für kleinere Kinder könnt ihr Spielsachen in der Fremdsprache benennen, zählen oder kleine Abzählreime aufsagen (fremdsprachige Bücher mit Abzählreimen findet ihr unter dem Stichwort „nursery rhymes“). Ältere Kinder haben vielleicht Spaß, im Rollenspiel mit euch einfache Sätze zu üben: Einkaufen im Kaufmannsladen oder der Besuch beim Puppendoktor bieten sich für einen fremdsprachlichen Austausch an.

Selbstverständlich müsst ihr für all diese Strategien die betreffende Fremdsprache zumindest in Grundzügen beherrschen und vor allem sauber aussprechen können. Ist das nicht der Fall, helfen euch vielleicht Hörspiele und Musik-CDs, die ihr dann einfach gemeinsam anhört und mitsingt – schließlich ist es auch eine gute Lektion für ein Kind, dass Eltern nicht alles wissen und können!

 

Tipp

Neun Tipps zum Fremdsprachenlernen mit eurem Kind – auch im Urlaub

  1. Sucht das Gespräch mit Muttersprachlern – sie vermitteln die Sprachmelodie und den Klang am besten. Ein Schwatz mit dem Kellner oder dem Busfahrer genügt völlig!
  2. Drängt euer Kind nicht zum Sprechen, wenn es sich noch nicht traut. Helft ihm lieber, Kontakt zu fremden Kindern aufzunehmen, wenn es das möchte.
  3. Bezieht die Fremdsprache ganz selbstverständlich in euren Alltag ein, damit euer Kind nebenbei lernt: Das heißt im Urlaub auch, sich nicht auf den Deutschkenntnissen des Hotelpersonals auszuruhen!
  4. Das Nachahmen des Klangs der Fremdsprache ist wichtiger als das korrekte Sprechen! Ruhig auch mal Lautsprecherdurchsagen oder oft gehörte Sätze von Einheimischen imitieren, das schult das Gehör und die Aussprache.
  5. Geht gemeinsam im Ausland einkaufen – die Suche nach den vertrauten Produkten mit neuen Bezeichnungen ist Vokabelnlernen in der Praxis, und wenn ihr auf den Markt geht, spielt ihr gleich noch „Kaufmannsladen in echt“.
  6. Singt gemeinsam Lieder in der Fremdsprache.
  7. Sagt nie: „Das ist falsch!“ Fehler werden besser im „korrigierenden Echo“ verbessert: Wiederholt das Gesagte (oder Gemeinte) in der korrekten Form.
  8. Erklärt eurem Kind keine Grammatik- oder Rechtschreibregeln, das ist für Grundschulkinder noch zu abstrakt.
  9. Gesteht eigene Fehler ein und lasst euch von eurem Kind etwas in der Fremdsprache beibringen.

 

Fremdsprachen lernen und behalten

Freundschaft braucht keine Worte - aber es ist cool, wenn man sich verständigen kann © lassedesignen - Fotolia.com

Freundschaft braucht keine Worte - aber es ist cool, wenn man sich verständigen kann

© lassedesignen - Fotolia.com

Die gelungene Nachbereitung ist mindestens genauso wichtig wie die Vorbereitung. Fahrt ihr einmal im Leben nach Frankreich und sprecht danach nie wieder Französisch, wird euer Kind das im Urlaub Gelernte schnell vergessen und im Französischunterricht Jahre später wieder von Null anfangen.

Wollt ihr, dass die Fremdsprache langfristig behalten wird, müsst ihr eurem Kind helfen, auf den im Urlaub gelegten Grundzügen aufzubauen. Dafür bieten sich dieselben Strategien an, die ihr bereits für die Vorbereitung genutzt habt – ihr müsst sie aber langfristig anwenden, sie also in euren Familienalltag einbauen. Das heißt: Immer wieder neue fremdsprachige Bücher vorlesen oder zum Lesen anbieten, regelmäßig einen Fremdsprachen-Kinoabend veranstalten und die erlernten Sätze im Alltag wiederholen.

Eine bekannte Möglichkeit, um eine Fremdsprache aufzufrischen oder zu intensivieren, sind Sprachreisen – diese werden schon für Kinder ab zwölf Jahren angeboten. Aber auch eine Brieffreundschaft (es geht auch E-Mail…) mit einem Kind aus dem Urlaubsland, das Aufnehmen eines fremdsprachigen Au-Pairs oder fremdsprachige Übernachtungsgäste, die man etwa über Portale wie www.couchsurfing.org einladen kann, sind elegante Methoden, um eine Sprache in eurem Familienalltag und in der Lebenswelt eures Kindes lebendig zu halten.

 

ErfahrungsberichtHilfsmittel zum Fremdsprachenlernen

Im Buchhandel und bei Amazon findet ihr viele Bücher, CDs und Lernspiele für den PC, die Kindern mit spannenden Geschichten, Liedern oder einfachen Spielen die Grundzüge von Fremdsprachen vermitteln wollen – meist sind das Englisch, Französisch, Italienisch und Spanisch.

 


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Kommentar als Gast schreibenKommentare (2)

  • Und es gibt auch noch tolle Angebote von einigen spezialisierten Reiseveranstaltern für Familien, wie zum Beispiel Sprachreisen für Familien, wo sowohl die Eltern als auch die Kinder zur gleichen Zeit in der gleichen Sprachschule Sprachunterricht haben und es dann auch noch ein gemeinsames Familienprogramm gibt. Und manche Spezialveranstalter bieten sogar zweisprachige Kinderbetreuung an. Dafür müsst ihr einfach mal googeln!

    Antworten | 12. November 2013
  • Andreas

    Das ist natürlich auch eine gute sache, wenn man gleich für das Land in das man reist ein Sprachkurs besuchen kann

    Antworten | 11. September 2013

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