Auswandern mit Kindern – was zu beachten ist
Wie schafft man es, die Bedürfnisse der Familienmitglieder zu erfüllen? Welche Vorbereitungen müssen getroffen werden? Wie entscheidet man am besten, wo es hingehen soll? Diese und viele andere Fragen möchten wir belichten und euch damit eine kleine Orientierungshilfe in Sachen Auswandern mit Kindern geben.
von KidsAway-Redaktion
Viele Menschen wollen Deutschland den Rücken zukehren. Die Gründe dafür sind vielfältig: Manche wünschen sich ein wärmeres Klima, andere sehen im Ausland bessere berufliche Perspektiven, wieder andere fliehen vor der deutschen Mentalität und erwarten im Ausland mehr Lebensfreude und weniger Stress. Aber Auswandern mit Kindern ist nicht bloß Sonnenschein und Strand, sondern bringt auch Herausforderungen und Risiken mit sich und sollte gut vorbereitet werden. Wenn Kinder mit im Spiel sind, dann gibt es noch viel mehr Aspekte, die bedacht werden müssen. Schließlich trägt man dann nicht nur die Verantwortung für das eigene Glück, sondern auch für das des Nachwuchses.
Wie schafft man es also, die Bedürfnisse aller Familienmitglieder zu erfüllen? Welche Vorbereitungen müssen getroffen werden? Wie entscheidet man am besten, wo es hingehen soll? Diese und viele andere Fragen möchten wir belichten und Eltern damit eine kleine Orientierungshilfe in Sachen Auswandern mit Kindern geben.
Wo soll’s hingehen?
Wer die Wahl hat, hat die Qual. Aber ist die Auswahl wirklich so groß? Vielleicht steht das Ziel ohnehin schon fest – manchmal manifestiert sich der Wunsch, an einen Ort leben, den man schon viele Jahre als Urlaubsziel kennt. Oder aber die Auswanderungsgründe sind beruflicher Art – ein Elternteil hat ein Jobangebot im Ausland bekommen oder wird versetzt. Dann spart man sich sowohl die Überlegungen, wohin es gehen soll und zugleich die Frage, wie man seinen Lebensunterhalt in der neuen Heimat finanziert. Und manchmal auch die Reisekosten – denn das übernimmt unter Umständen die Firma.
Ist aber erstmal nur der Wunsch da, Deutschland zu verlassen, ohne zu wissen, wohin es gehen soll, dann heißt es: Familienrat einberufen, am besten mit Stift und Zettel bewaffnen und die Pros und Contras abwägen.
- Dabei sollte man sich mit folgenden Fragen beschäftigen:
Was ist der Grund für den Auswanderungswunsch? Klima? Mentalität? Politische Entwicklungen? Berufliche Möglichkeiten? Schul- oder Kinderbetreuungssystem? In welchem Land finde ich das vor, was mir hier in Deutschland fehlt? - Wie sieht es mit der Sprache aus? Beherrsche ich die Sprache, die in dem Zielland gesprochen wird, bereits? Komme ich dort erstmal ohne Sprachkenntnisse bzw. nur mit Englisch zurecht oder sollten Eltern und Kinder sich vorher Kenntnisse in der Landessprache aneignen und wenn ja, ist das machbar?
- Darf man überhaupt einfach so als Ausländer in dem Land leben und arbeiten? Welche bürokratischen und rechtlichen Hürden sind gegeben? Welche Einschränkungen habe ich, wenn ich mich dort als Ausländer aufhalte, beispielsweise in Bezug auf Fahrerlaubnis, Erwerb einer Immobilie etc.?
- Welche finanziellen Möglichkeiten sind da? Haben die Eltern große Ersparnisse, um in Ruhe ohne finanziellen Druck im neuen Land ankommen zu können oder sollte vielleicht eher ein Land mit niedrigeren Lebenserhaltungskosten ausgewählt werden, weil man keine lange Phase ohne Einkommen überbrücken kann?
- Welches Schulsystem bietet das Land? Fallen Schulgebühren an? Wie teuer und gut ist die Betreuung der Kleinen bzw. ist sie überhaupt gegeben?
- Kenne ich das Land bereits? Habe ich schon ein erstes Netzwerk dort, das mir das Ankommen und Zurechtfinden erleichtert?
- Lege ich wert auf „deutsche Standards“ in Sachen Hygiene, medizinische Versorgung, Sicherheit, Infrastruktur und so weiter? Oder bin ich bereit hier Abstriche zu machen im Gegenzug für andere Vorzüge?
- Mit welcher Kultur und Religion komme ich zurecht? Kommt beispielsweise auch ein muslimisches Land in Frage?
- Welche beruflichen Möglichkeiten gibt es vor Ort? Oder, was heutzutage immer öfter der Fall ist, ist meine Arbeit vielleicht ohnehin ortsunabhängig und ich brauche dafür lediglich einen Laptop und stabiles Internet?
Haben die Eltern sich diese Fragen beantwortet, so sind sie der Entscheidungsfindung bestimmt schon ein ganzes Stück näher.
Familienfreundlich, sonnig, sicher – wo genießt man welche Vorzüge?
Beliebte Auswanderungsländer bei Familien sind zum Beispiel Finnland, Schweden und Norwegen – Skandinavien ist nach wie vor vorbildlich, wenn es um Schulsystem, Kinderbetreuung und Vereinbarkeit von Familie und Beruf geht. Aber auch Österreich lockt Eltern mit großer Familienfreundlichkeit an. Weitere, beliebte Auswanderungsziele sind die Schweiz oder USA.
Schaut euch hierzu auch mal die folgende interessante Seite der OECD an: https://www.oecdbetterlifeindex.org
Und was ist mit dem beliebtesten Urlaubsziel der Deutschen, Mallorca? Die Balearen Insel beheimatet nicht bloß Tausende von deutschen Urlaubern, sondern sie ist auch ein beliebtes Auswanderungsziel. Viele möchten das tolle Wetter, die herrlichen Landschaften und jeder Menge Strand und Meer nicht mehr bloß für eine Woche im Jahr genießen, sondern dauerhaft. Beispielsweise leben in der Ortschaft Santa Ponsa viele Zugezogene aus Deutschland. Es handelt sich um einen schönen und sehr quirligen Ort mit tollen Häusern und Grundstücken. Und mit dem passenden Dienstleister lassen sich in Santa Ponsa Immobilien zum Kauf oder zur Langfristmiete finden.
Ähnliche deutsche „Communities“ gibt es an vielen Orten weltweit. Sie können einem das Ankommen sehr erleichtern und dafür sorgen, dass die Kinder schnell Anschluss finden. Genauso gut können sie aber langfristig dafür sorgen, dass man sich mit der Integration ins Leben der Einheimischen schwerer tut und das Erlernen der Sprache langsamer voranschreitet.
Die Möglichkeiten in einer digitalen Zeit
Die Möglichkeiten, ortsunabhängig zu arbeiten, sind in den letzten Jahren – auch dank Corona – regelrecht explodiert und somit auch die Möglichkeiten rund ums Auswandern mit Kindern. Oft entfällt die mühselige Existenzgründung im Auswanderungsland, weil man längst ein gut laufendes Online Business hat oder remote für den deutschen Arbeitgeber weiterarbeiten kann, während man die Sonne im Süden genießt (Stichwort Workation).
Auch bei der Auswahl des Landes bringt das eine neue Flexibilität mit sich. Ohne finanzielle Ängste kann man sich auch für Orte entscheiden, an denen nur geringe Gehälter bezahlt werden, während man selbst weiterhin das gewohnte Einkommen – und dazu geringe Lebenserhaltungskosten – genießt.
Jedoch sollte man auch nicht naiv sein und glauben, dass ein ortsunabhängiges Einkommen bedeutet, dass man sich einfach überall auf der Welt mit seiner Familie niederlassen kann. Man sollte einige Fragen klären, bevor man sich entscheidet, wo es hingeht: Ist man in einem Angestelltenverhältnis, so muss man mit dem Arbeitgeber klären, ob er damit einverstanden ist, dass man künftig aus dem Ausland arbeitet – dabei sollte man auch die Zeitverschiebung in die Überlegungen mit einfließen lassen.
Flexibler ist man als Selbständige:r. Hier sollte man sich fragen, wohin die Steuergelder künftig fließen müssen und wo das Gewerbe, das man betreibt, angemeldet werden muss. Und, was letztendlich alle ortsunabhängig Arbeitenden benötigen werden, ist schnelles Internet – steht das dort, wo man hin möchte, uneingeschränkt zur Verfügung?
Neben dem ortsunabhängigen Arbeiten bietet einem das Internet heutzutage auch noch die Möglichkeit, sich auf relativ einfachem Weg zu informieren und sich im Vorfeld beispielsweise mit anderen Expat Familien zu vernetzen, die bereits dort sind, wo man hinziehen möchte.
Auch gibt es immer mehr Familien, die sich erstmal für ein zeitlich unbegrenztes Reiseleben entscheiden. Nicht selten sind solche Familien langfristig auf der Suche nach einem Ort, an dem sie sich wohl fühlen und an dem sie schließlich wieder sesshaft werden können. Für alle, die etwas mehr Zeit haben, wäre also auch eine Langzeitreise eine Möglichkeit, herauszufinden, wo es sie hin verschlagen soll.
Wann ist der richtige Zeitpunkt?
Grundsätzlich lässt sich sagen: Umso jünger die Kinder, umso einfacher. Ab dem Grundschulalter haben sich die Kinder bereits an ihr Umfeld gewöhnt und eventuell schon viele Kontakte geknüpft. Ab diesem Alter sollten die Kinder in die Auswanderungspläne der Eltern miteinbezogen werden und ihrer Meinung Gehör geschenkt werden. Sind die Kinder schon im Jugendlichenalter, können sie eventuell auch in Deutschland bleiben. Vielleicht erklären sich die Großeltern oder andere Verwandte bereit, die Kinder bei sich aufzunehmen und sie unter ihre Fittiche zu nehmen. Sind sie schon volljährig, können sie ohnehin ohne Aufsicht in eine eigene Wohnung ziehen.
Vorbereitung ist alles
Hat man sich schließlich für ein Ziel entschieden und steht der Zeitpunkt der Auswanderung fest, so sollte man mit der konkreten Vorbereitung beginnen. Umso besser man vorbereitet ist, umso reibungsloser wird der Start in der neuen Heimat ablaufen. Es gibt viele Punkte, wie zum Beispiel Einwanderungsbestimmungen, Visum, Arbeitserlaubnis, Krankenversicherung, Schule und Kinderbetreuung oder Wohnung, um die man sich kümmern muss. Aber auch die Aufgaben, die erledigt werden müssen, wenn man seine Zelte in Deutschland abbricht, sollten nicht in Vergessenheit geraten: Hierzu gehört die Kündigung sämtlicher Verträge und Versicherungen ebenso wie der Verkauf von Besitztum und schließlich das Packen.
Gute Informationen zum Thema Auswandern bietet diese Seite des Bundes: https://www.bva.bund.de/DE/Das-BVA/Aufgaben/A/Auswanderer_Auslandstaetige/auswanderer_node.html
Keine falschen Erwartungen
Die beste Voraussetzung für ein Ankommen ohne Enttäuschung sind die bereits erwähnte, gute Vorbereitung, aber auch eine gewisse Offenheit und Flexibilität. Bestimmt wird nicht alles nach Plan laufen – dann müssen Eltern und Kinder flexibel sein. Auswandern ist nicht wie Urlaub machen und dementsprechend sollte die Erwartungshaltung auch nicht zu hoch sein. Man möchte schließlich in einem anderen Land leben und seinen Alltag führen, und das bedeutet – gerade mit Kindern – nicht immer High Life und Sonnenschein – selbst, wenn die Sonne scheint.
Gerade der Anfang kann mitunter anstrengend sein: Man muss sich erst zurechtfinden und viele, zusätzliche Aufgaben stemmen, wie das Einrichten einer Wohnung oder die Jobsuche – und das alles unter erschwerten Bedingungen, weil man die Sprache noch nicht gut versteht und das Netzwerk aus Großeltern und Freunden fehlt. Da werden sicherlich auch mal Tränen fließen und Zweifel aufkommen. Trotzdem sollte man nicht verfrüht das Handtuch werfen – wenn man als Familie zusammenhält, dann steht man die anfänglichen Schwierigkeiten durch und wird dafür in der Regel mit einer zweiten Heimat belohnt!
Gescheitert? Nein, sondern um Lebenserfahrungen bereichert!
Und was ist, wenn man auch nach Monaten noch am Straucheln ist und als Familie einfach nicht richtig ankommt? Wenn aus dem Traum vom Auswandern einfach nicht das wird, was man sich vorgestellt hat? Auch dann hilft es, wenn man von vornherein mit der richtigen Einstellung ans Projekt „Auswandern“ herangegangen ist und eine Rückkehr nicht als Scheitern betrachtet.
Keiner kann schließlich wissen, wie sich die Dinge in der Realität entwickeln oder anfühlen werden, ohne es auszuprobieren – und wer das Risiko, dass alles anders kommt als geplant, nicht eingehen möchte, wird letztendlich auch viele positive Erfahrungen verpassen.
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