KidsAway-FamilieninterviewWorkation mit Kids: Auf Reisen sein und gleichzeitig Geld verdienen
Workation... wem sagt dieser Begriff schon etwas? Workation ist eine recht neue Wortschöpfung und setzt sich aus den beiden Wörten "Working" (also Arbeiten) und "Vacation" (also Urlaub) zusammen. Viele Familien träumen davon auf Reisen ihr Geld zu verdienen. Wie das geht erzählt uns heute Valeria, die während ihrer Reisen nicht nur einen eigenen Reiseblog aufgebaut, sondern auch ein Produkt für Familien mit Kleinkind auf den markt gebracht hat.
von KidsAway-Redaktion
Workation… wem sagt dieser Begriff schon etwas? Workation ist eine recht neue Wortschöpfung und setzt sich aus den beiden Wörten „Working“ (also Arbeiten) und „Vacation“ (also Urlaub) zusammen. Viele Familien träumen davon auf Reisen ihr Geld zu verdienen. Wie das geht erzählt uns heute Valeria, die mit ihrer Familie während ihrer Reisen nicht nur einen eigenen Reiseblog aufgebaut, sondern auch ein Produkt für Familien mit Kleinkind auf den Markt gebracht hat.
KidsAway: Valeria, euer Blog heißt „nappy-nomad.com“ – stellt euch doch einmal kurz vor.
Mein Wochenbett war damals kaum zu Ende, und schon sind wir mit unserer damals 7-Wochen alten Tochter auf eine Weltreise aufgebrochen. Nun, vielmehr auf eine „Workation“, also eine ‚working vacation’.
Während mein Mann Vollzeit selbstständig gearbeitet hat, habe ich einen Reiseblog für Familien mit Babies und Kleinkindern aufgebaut. Inzwischen sind wir mit 2 Kindern unter 2 Jahren auf Reisen und haben außerdem eine Babytrage – Rookie Baby – auf den Markt gebracht.
Background und Erfahrungen
Wie seid ihr als Familie zum Reisen gekommen?
Eigentlich wollten wir nur ein paar Wochen in Südfrankreich verbringen. Weil das Wetter so schön war, fuhren wir aber weiter nach Spanien, Portugal, Thailand und landeten irgendwann in Neuseeland. Wir konnten einfach nicht anders. Es lief wie am Schnürchen: wir waren gesegnet mit einem absoluten Anfänger-Baby (daher auch der Name „Rookie Baby“), mein Mann konnte an schönen Orten arbeiten und ich war auch happy – happy wife, happy life 😉
Wie viel Zeit verbringt ihr denn pro Jahr mit reisen?
Wir haben das für uns perfekte Lebensmodell gefunden, das wie folgt aussieht: etwa ¾ des Jahres sind wir unterwegs und den Rest der Zeit verbringen wir in unseren gemütlichen 4 Wänden. Unterwegs ist es auf Dauer auch ein bisschen einsam. Und schließlich ist es in Deutschland auch schön. Im Sommer!
Was sind eure Lieblingsziele und warum? Was waren eure bisherigen Highlights?
Insgeheim führen wir 2 Listen: Tolle Orte für einen Urlaub und geeignete Auswanderungsziele.
Highlights, die wir für einen Urlaub empfehlen: Die Gili Inseln in Indonesien, Mauritius und Südafrika.
Auswanderungsziele: Neuseeland und Australien.
Wo kamt ihr mit euren Kids bisher am besten klar? Was hat euren Kids am besten gefallen?
Thailand war für unsere erste Tochter eine Erfahrung, die sie – und da bin ich überzeugt – total geprägt hat!
Sie war damals 6 Monate alt und fing an zu fremdeln. In Thailand angekommen, wurde sie uns überall wo wir ankamen, geradezu aus den Armen gerissen und hin und her gereicht.
Die Thais haben dabei eine sehr kinderliebe und natürliche Art. Sobald das Baby nur ein bisschen unzufrieden wirkt, wird geschuckelt, gesungen, abgelenkt. Nach einem Monat Thailand war Fremdeln ein Fremdwort!
Könnt ihr einschätzen, was eure Kinder von den vielen Reisen mitnehmen?
Unsere erste Tochter hat so viele Sprachen in ihrem kurzen Leben gehört, dass sie nun ein „Late Talker“ ist, also ein Kind, das spät lernt zu sprechen. Klingt erst einmal weniger erstrebenswert. Aber wahrscheinlich wird es ihr später leichter fallen, Fremdsprachen zu erlernen.
Grundsätzlich würde ich sagen, ist sie sehr offen neuen Menschen gegenüber geworden. Aber auch an neue Situationen, Orte und an einen wechselnden Alltag gewöhnt sie sich ohne Probleme. Baby Nummer 2 wird es hoffentlich genauso gehen.
Gibt es etwas, was ihr am Reisen nicht mögt? Sicherlich hat das Reisen mit Kindern auch Schattenseiten?
Der größte Nachteil am Reisen sind die fehlenden Freunde und Familie. Selbst wenn man häufig neue Menschen kennenlernt, ist dies nicht von Dauer. Das war auch für uns der Grund, ein paar Monate im Jahr zu Hause zu verbringen.
Da wir nun 2 Kids unter 2 Jahren im Schlepptau haben, ist das Reisen erheblich schwieriger geworden. Obwohl wir im Ein- und Auspacken von Koffern durchoptimiert sind, ist es mit 2 so kleinen Monstern sehr nervenaufreibend. Da ist weniger umziehen mehr.
Was habt ihr in den nächsten Jahren so vor?
Wir wollen auf jeden Fall nochmal länger Segeln gehen. Dafür sind die Kids momentan aber noch etwas zu klein.
Wenn eine Fee mit drei Wünschen käme: Was ist euer Reise-Traum?
1. Langzeit-Segeltrip u.a. durch die Philippinen
2. Ein paar Monate auf einer Permaculture Farm leben. Ohne Laptop 🙂
3. Von Berlin nach Bangkok fahren – auf dem Landweg
Empfehlungen und Tipps
Welches Land würdet ihr als am besten geeignet fürs Reisen mit Kindern empfehlen?
Auch wenn Thailand das mit Abstand kinderfreundlichste Land war, gibt es auch immer das Risiko mit Dengue infiziert zu werden.
Daher würde ich auf Australien tippen: warm, aber nicht zu warm; wenig Kriminalität; recht kinderfreundliche Menschen; schöne Ausflugsmöglichkeiten; gute Infrastruktur für Kinder (z.B. Schattige Spielplätze oder Pavillons an manchen Stränden, Gehwege für Fußgänger), saubere Strände…
Gibt es etwas, das ihr unseren Lesern in puncto Reisevorbereitung empfehlen könnt?
Ja, aber leider sind diese Themen etwas unsexy: Impfungen, Recherche zu lokalen Krankheiten und Gesundheitsversorgung, Autositzthematik gut abwägen.
Worauf sollten Eltern achten, wenn sie eine längere Reise mit der ganzen Familie planen?
Dass alle durchgezählt sind und keine Kevins allein zu Hause gelassen wurden 😉
Was würdet ihr als Langzeit-Reiseprofis anderen Familien empfehlen?
Viel viel weniger einpacken!
Regel: Alles, was man dabei hat, sollte man mindestens 1 mal pro Woche benutzen. Wir haben zu viert 25kg Gepäck (exkl. Kinderwagen) dabei – und mein Mann meckert immer noch, dass wir Mädels viel zu viele Sachen mithaben.
Mein Killer Argument: Wir brauchen die Sachen für schöne Fotos für unseren Instagram Account.
Workation: Auf Reisen Geld verdienen
Wenn ihr viele Monate im Jahr auf Reisen seid, wie finanziert ihr das Ganze eigentlich?
Durch unser Familienunternehmen: Rookie-baby.com – wir produzieren die (aus unserer Sicht) schönsten Babytragen der Welt… 🙂
Ihr verdient auf Reisen euer Geld. Wie macht ihr das eigentlich genau, also wie funktionier Workation in der Praxis?
Wir haben uns so organisiert, dass wir weitestgehend vom Laptop aus arbeiten können. In Ausnahmefällen fliegt einer von uns auch schon mal nach Hause. Grundsätzlich versuchen wir aber alle wichtigen Termine auf die Monate zu legen, in denen wir daheim sind.
Da wir die Babytragen ausschließlich online vertreiben, sind wir örtlich ungebunden. Kundenanfragen etc. können wir ebenfalls vom Laptop z.B. aus Kapstadt beantworten, wo wir nicht einmal einen nennenswerten Zeitunterschied haben.
Schwieriger wurde es da in Neuseeland, wo es ganze 12 Std. früher ist und mein Mann schon mal nachts durchgearbeitet hat, wenn z.B. bei einem früheren Projekt der Server ausgefallen ist.
Für die Produktion der Tragen müssen wir kaum vor Ort sein und den Versand übernimmt ebenfalls ein Dienstleister.
Wie bekommt ihr Zugang zu euren Einnahmen, wie stellt ihr Rechnungen aus etc.? Gebt uns doch etwas Einblick in die tagtäglichen Schwierigkeiten, denen ihr in diesem Zusammenhang begegnet.
Wir haben eine normale deutsche GmbH, und keine internationale Ltd. Gesellschaft wie manche anderen Nomaden.
Für die Post haben wir einen Nachsendeauftrag eingerichtet und lassen die Post einscannen.
Welche drei Tipps würdet ihr Familien mit auf den Weg geben, die vorhaben, ihr Geld sozusagen auf Reisen zu verdienen?
1. So früh wie möglich damit anfangen, um zu testen, was funktioniert und was nicht
2. Ein Blog mit Affiliate Links funktioniert in 99,9% aller Fälle nicht
3. Man selbst sollte Kunde seines eigenen Produkts oder seiner Dienstleistung sein
Erzählt doch mal von einem typischen Workation Tag auf Reisen, eurem Alltag sozusagen? Wie schafft ihr es, die Arbeit in euren Tag zu integrieren?
Wir passen unseren Alltag der Umgebung an. Momentan sind wir in Kapstadt, wo es mittags sehr warm wird.
Daher stehen wir morgens um 7-7:30 Uhr auf, packen das nötigste und gehen ohne zu frühstücken zum Strand. Dort geht einer von uns laufen während der andere auf die Kids aufpasst. Dann trinken wir einen Kaffee und gehen bis 11 Uhr nach Hause.
Mittags versuchen wir dann etwas zu arbeiten während die Kinder mehr oder weniger schlafen.
Am späten Nachmittag unternehmen wir meist etwas. Wenn es aber viel zu tun gibt, bleibt einer zu Hause.
Abends/Nachts wird dann weiter gearbeitet.
Man kann also nicht sagen, dass unsere Workation Entspannung pur wäre.
Gibt es Punkte, wo ihr an eure Grenzen stoßt? Was gibt euch die Kraft, dann weiterzumachen?
Eine Kita für unsere knapp 2-jährige Tochter wäre Gold wert!
Wir merken, dass wir ihr nicht wirklich ausreichen und dass das Baby noch zu klein ist, um sie zu unterhalten. Ab und zu nehmen wir uns eine Babysitterin, gehen auf Mom-Meetups, zu Schwimmkursen oder zum Kindertanz. Es hilft auch ab und zu den Ort zu wechseln und Neues zu erkunden.
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