Impfungen für Baby und KleinkindTollwut – eine unterschätzte Gefahr auf Reisen
Während in Deutschland praktisch kein Risiko besteht, sich mit Tollwut anzustecken, ist das in vielen Reisegebieten anders. Ohne Behandlung ist diese Viruserkrankung immer noch tödlich! Vor Reisen in Risikoländer solltet ihr euch daher unbedingt über die Impfung informieren.
von KidsAway-Redaktion

Die Tollwut-Impfung ist in jedem Alter gut verträglich
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Die Tollwut-Impfung
Bei der Tollwut-Impfung muss man zwischen der vorbeugenden Impfung und jener bei Verdacht auf Tollwutinfektion unterscheiden. Eines haben beide gemeinsam: Zu anderen Impfungen muss kein Zeitabstand eingehalten werden, sie ist bei Erwachsenen und Kindern jeden Alters möglich und wird generell gut vertragen – zum Einsatz gelangt jeweils ein Totimpfstoff mit Teilen des Tollwutvirus, die die Krankheit jedoch nicht mehr auslösen können.
Gibt es Risiken bei einer Tollwut-Impfung?
Christan Schönfeld vom Tropeninstitut Berlin meint dazu:
Praktisch nein bzw. extrem selten und eher theoretischer Natur!
Die vorbeugende Impfung
Bei Reisen in akute Risikoländer mit einer schlechten medizinischen Versorgung ist eine prophylaktische Impfung sehr zu empfehlen, vor allem bei einem Langzeitaufenthalt. Natürlich hängt es auch davon ab, wie ihr verreist: Tropenärzte sehen etwa bei Pauschalreisen in Hotels eher keinen Grund für eine Prophylaxe-Impfung. Als Individualreisende mit Rucksack und wechselnden Unterkünften, auch abseits der touristischen Trampelpfade, in einem Risikogebiet ist eine solche Impfung vor eurem Urlaub sehr zu empfehlen – insbesondere, wenn es kein Krankenhaus mit europäischem Standard in der Nähe gibt. Bei Tollwutverdacht, ohne dass ihr euch zuvor impfen habt lassen, müsste dann nämlich der sofortige Transport in ein geeignetes Krankenhaus oder überhaupt nach Deutschland erfolgen und bis zu sechs Impfungen müssten vorgenommen werden. Mit einer bestehenden Grundimmunisierung sind bei Tollwutverdacht maximal eine oder zwei Auffrisch-Impfungen notwendig – und diese müssen nicht sofort stattfinden.
Fakten zur vorbeugenden Impfung:
- Impfplan: insgesamt drei Impfungen innerhalb von 28 Tagen – zwischen der 1. und 2. Injektion sollte eine Woche liegen, zwischen der 2. und 3. Teilimpfung zwei oder drei Wochen
- Impfschutz: besteht zuverlässig zwei Wochen nach der letzten Impfdosis
- Auffrischung: Nach rund einem Jahr steht eine Auffrischung auf dem Programm. Weitere Auffrischungen sind (je nach Impfstoffhersteller) alle zwei bis fünf Jahre notwendig oder auch vorher, wenn ein Bluttest anzeigt, dass zu wenige Antikörper im Blut vorhanden sind.
- Kosten: Pro Dosis werden rund 70 Euro fällig, das ergibt für eine Grundimmunisierung 210 Euro – manche Krankenkassen übernehmen die Kosten dafür.

Dr. Christian Schönfeld vom Institut für Tropenmedizin Berlin empfiehlt: „Falls es trotz aller Vorsicht zu einem Kontakt (Schleimhautkontakt und/oder Biss) mit einem tollwutverdächtigen Tier kommt, sollte die Wunde SOFORT 10 bis 15 Minuten mit viel Wasser und SEIFE ausgewaschen werden, da Tollwutviren auf ihrer Oberfläche Fettstrukturen aufweisen, die durch Seife zerstört werden und die Tollwutviren – so sie denn vorhanden sind – damit inaktiviert werden können. Anschließend die Seife komplett ausspülen, die Verletzung einige Minuten desinfizieren.“ Nach der Reinigung und Desinfektion der Wunde müsst ihr so schnell wie möglich zu einem Arzt oder in ein Krankenhaus, damit weitere Maßnahmen ergriffen werden können – mit Baby und Kleinkind ist dies auch dann ratsam, wenn bei euch eine Grundimmunisierung besteht!
Nachträgliche Impfung bei Tollwutverdacht
Ungeimpften Menschen, die sich mit Tollwut anstecken, kann eine nachträgliche Tollwut-Impfung das Leben retten – vorausgesetzt, sie erfolgt zeitnah nach dem Kontakt mit dem infizierten Tier, am besten innerhalb von Stunden, spätestens innerhalb eines Tages. Es gilt: Je schneller die Impfung stattfindet, umso höher sind die Überlebenschancen.
- Bei der nachträglichen Tollwut-Impfung spritzt der Arzt zunächst für die passive Immunisierung hochkonzentrierte Antikörper gegen das Tollwutvirus (Tollwuthyperimmunglobulin) direkt in die Eintrittsstelle des Erregers, etwa in und um die Bisswunde – diese gehen unmittelbar gegen das Tollwutvirus vor.
- Gleichzeitig wird der Organismus mit einem Zellkulturimpfstoff dazu angeregt, selbst gegen den Erreger vorzugehen – dabei handelt es sich um die aktive Immunisierung.
- Die nachträgliche Tollwutimmunisierung setzt sich insgesamt aus bis zu sechs einzelnen Impfungen an den Tagen 0, 3, 7, 14, 30 und 90 zusammen. Im Falle einer möglichen Infektion ist es unabdingbar, diese Zeitabstände einzuhalten.
Schutz vor Tollwut
- Streicheln verboten: Kontakt zu fremden oder streunenden Tieren solltet ihr, sofern möglich, vermeiden.
- Kinder informieren: Ist euer Kind bereits alt genug, erklärt ihm, dass es sich von allzu zutraulichen Tieren fernhalten soll.
- Warnhinweise berücksichtigen: Mit Tollwut ausgewiesene Gebiete solltet ihr nicht betreten.
- Auffällige Tiere vermeiden: Tollwut-infizierte Tiere sind meist auffällig in ihrem Verhalten oder abgemagert, wirken krank und haben starken Speichelfluss – sucht sofort Schutz vor ihnen!
- Impfen lassen: Eine Grundimmunisierung ist der beste Schutz vor einer Reise in ein Risikoland.
- Verletzungen sofort behandeln: Der erste Schritt beim kleinsten Verdacht ist die Reinigung der Stelle, an der das Virus möglicherweise eingedrungen ist, anschließend sollte eine Desinfektion erfolgen und – vor allem, wenn kein Impfschutz besteht – sofort zum nächsten Arzt.
Habt ihr euch und eure Kinder vor einer Reise gegen Tollwut impfen lassen?
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