Reisebericht ItalienSüdtirol – Erster Urlaub mit Baby mit Wettergarantie!?
Wo geht es hin im Sommer? Mit Baby? Wo haben wir garantiert gutes Wetter? Für uns ging es nach vielem Abwägen nach Südtirol. Dass es auch hier keine Wettergarantie gibt, wissen wir nun auch. Aber wir wissen auch, dass man sich trotzdem erholen kann.
von Kaddy
Gut ausgerüstet auf Tour
© Kaddy
Urlaubsplanung mit Baby: Wasser oder Berge?
Bei der Planung unseres ersten Familienurlaubs ging es zuallererst um die Frage nach dem Reiseziel: Wasser oder Berge? Da unsere Tochter zum Reisezeitpunkt erst 8 Monate alt sein sollte, schied ein Urlaub an der Nordsee o.ä. aus. Wir konnten uns nicht vorstellen, was wir eine Woche mit einem Baby unternehmen sollten. Jeden Tag zum Strand schien uns zu langweilig, zumal unsere Tochter noch nicht selbstständig sitzen konnte. Für Fahrradtouren war sie uns auch noch zu klein.
Also dann in die Berge … nur wohin? Es sollte nicht zu weit sein, aber trotzdem wettertechnisch berechenbar. Für die deutschen Alpen und das Allgäu trifft letzteres leider nicht immer zu. Aus eigenen Kindheitstagen hatte ich Südtirol als ein sonnenverwöhntes Urlaubsgebiet in Erinnerung. Es war allerdings etwas weiter, aber noch im Bereich des Möglichen. Dafür hatten wir eine gute Wettergarantie, was uns bei unserem ersten Urlaub mit Baby sehr wichtig war!
Das Urlaubsziel war also auserkoren. Jetzt musste nur noch eine familienfreundliche, saubere und bezahlbare Ferienwohnung gefunden werden. Nach einigen Netzrecherchen wurden wir fündig, Anfrage wurde abgeschickt, ein paar Details (Reisebett vor Ort) geklärt, Urlaub gebucht! Unser Ziel war Partschins, wenige Kilometer vor Meran. Meran selbst ist eine wunderschöne alte Stadt mit südlichem Flair umgeben von Bergen.
Südtirol stellte sich als perfektes Ziel für einen Urlaub mit Baby heraus. Neben den Hochgebirgswanderwegen (mit Bauchtrage nicht empfehlenswert) gibt es eine Vielzahl von „ungefährlichen“ Wanderwegen (keine breiten, kinderwagentauglichen Spazierwege) auf halber Höhe und natürlich die Waalwege, die entlang von Wasserversorgungsbächen laufen. In den Tälern kann man die geterrten Wege zwischen den Apfelplantagen auch mit Kinderwagen nutzen.
So viel zu unserem Ziel…
Eine entspannte Fahrt nach Südtirol sollte es werden…
Wir haben das Auto schon nachmittags gepackt, damit wir nachts nur noch aufstehen und losfahren brauchten. Wenn man mit einem Baby wegfährt, muss man an vieles denken, unser Auto war recht voll. Im Kofferraum war auch noch unser normaler Kinderwagen, der allein den Kofferraum gut füllt. Im Urlaub haben wir feststellen können, das wir an alles gedacht hatten. Das einzige, was wir uns gewünscht hätten, wäre ein Wasserkocher gewesen. Vor Antritt unserer Reise haben wir uns noch für die Ferienwohnung einen Reishochstuhl gekauft. Diesen kann man auf normalen Stühlen befestigen und wird auch nach dem Urlaub häufig genutzt. Ein Reisebett wurde uns von den Vermietern vor Ort (inkl. Bettwäsche) zur Verfügung gestellt.
Da die Strecke mit 750 km recht weit war und unsere Tochter möglichst viel verschlafen sollte, sind wir nachts (ca. 2 Uhr) losgefahren. Wir schafften es, um 7 Uhr an der Raststätte im Allgäu zu sein, wo ich unsere Tochter im Auto stillte. Bis hierhin hatte sie fast die ganze Zeit geschlafen. Tagsüber wollten wir viele Pausen machen und unsere Kleine auch einmal auf einer Picknickdecke robben lassen. Da es ab Österreich sehr regnerisch und kühl war, gab es nur wenige kurze Pausen. Die Kleine machte glücklicherweise alles sehr geduldig mit.
Bis jetzt klappte die Fahrt sehr gut. Wir hatten kaum Verkehr. Selbst die erwartete Wartezeit an einer größeren Baustelle war sehr gering. In Italien (und damit im „sonnigen“ Südtirol) angekommen, ging es den Reschenpass (bei immer noch regnerischem Wetter – Wettergarantie?) wieder hinunter. Plötzlich standen wir dort im Stau. Wie sich später herausstellte, hatte sich 5 km vor uns ein Unfall ereignet. Die Straße war über zwei Stunden gesperrt und wir waren fast von Anfang an dabei. Es gab keine Alternativroute.
So standen wir dann für gut 2,5 Stunden, es regnete, wir konnten nicht raus, im Auto wurde jemand dann doch sehr ungeduldig und die Windel war voll. Da wir nicht wussten, wann es weiterging, ließen wir unsere Kleine möglichst viel in ihrem Kindersitz. Es wurde mal schnell auf dem Schoß gewickelt (ja, das geht), etwas gespielt und wieder zurück in den Sitz. Als sich der Stau irgendwann auflöste und es im Schneckentempo weiterging, wurde das Wetter auch besser. Wir haben direkt im nächsten Ort angehalten, um unseren Nachwuchs endlich mal raus zu lassen und ihren Nachmittagsbrei zu füttern.
Der Rest der Strecke war unproblematisch. Wir fanden schnell den Kaltenbachhof in Partschins (sehr zu empfehlen) und freuten uns auf den anstehenden Urlaub bei tollem Wetter. Die freundlichen Vermieter hatten selbst ein gleichaltriges Enkelchen zu Besuch und boten an, unsere Tochter zu beaufsichtigen, solange wir einräumten. Jule freute sich über die Abwechslung und wir konnten entspannt ausladen.
Nachdem alles eingeräumt war, sind wir direkt wieder los. Wegen des Staus waren wir später als erwartet angekommen und mussten noch einkaufen und zum Tourismusbüro. Da es Samstagnachmittag war, hatten viele Geschäfte schon zu. In Meran fanden wir dennoch einen Lidl, der länger geöffnet war. Im Tourismusbüro konnten wir noch eine Buskarte für sieben Tage kaufen, eine sehr praktische Investition, wie sich herausstellte!
Wettergarantie – was war das?
Zur Erinnerung: Wir hatten Südtirol ja als Ziel ausgesucht, da wir bei unserem ersten Urlaub mit Baby keinen Regen haben wollten.
Die ersten drei Tage unseres siebentägigen Urlaubs erwiesen sich überraschend als sehr feucht und kalt. Selbst unsere Vermieter waren über das Regenwetter erstaunt. Da wir nur mit warmem (eher heißem) Wetter gerechnet hatten, fehlte uns dicke Kleidung. (Ich hatte eher die Sorge gehabt, es würde zu heiß werden!) Jule hatte genügend dicke Sachen, nur wir irgendwie nicht.
Dem Regen zum Trotz: Wir unternehmen was!
Da das Wetter meist erst nachmittags besser wurde, blieben wir vormittags in der Wohnung. Während unsere Kleine ihren gewöhnten Vormittagsschlaf genießen konnte, probierten wir ein neues Gesellschaftsspiel (Agricola) aus. Am Sonntag sind wir im Regen zum Partschinser Wasserfall hochgelaufen, der höchste Südtirols. Unsere kleine Maus genoss die Wanderung teilweise schlafend in der Manduca. Am Montag ging es für unser Baby das erste Mal in Schwimmbad. Wir fuhren dazu nach Naturns, wo wir später bei teilweise trockenem Wetter auch etwas laufen konnten.
Am Dienstag stand ein Ausflug nach Meran an. Wir fuhren mit unserer Buskarte bequem bis in die Innenstadt. Meran eignet sich selbst bei Regenwetter für einen Bummel. Die Einkaufsstraße verläuft fast ausschließlich unter sogenannten Laubengängen, ist also überdacht. Die Busse fuhren sehr regelmäßig. Alle 15 Minuten ging ein Bus Richtung Partschins. Da viele Gäste die Linienbusse nutzen, sollte man, wenn möglich, eine der ersten Haltestellen aufsuchen, um einen Sitzplatz zu finden. Wir sind direkt am Bahnhof von Meran eingestiegen. Der Kinderwagen stellte kein Problem dar. Bis auf den Bus nach Dorf Tirol und hinauf zum Wasserfall konnten wir in allen Bussen den Kinderwagen mitnehmen.
Das Wetter kann doch schön sein!
Ab Mittwoch besserte sich das Wetter. Wir sind morgens los, um den Marlinger Waalweg zu laufen. Dieser Waalweg ist Südtirols schönster. Man läuft ständig an einem kleinen Bächlein, der Waal, entlang. Mal geht es über kleine Brücken, oft an schönen Aussichtspunkten vorbei, unterwegs findet man eine Apfelsaftselbstbedienung, einige Jausenstationen und einen Naturerlebnispfad für Kinder. Nach 14 km erreicht man Lana, von wo aus man mit einem Linienbus zurück nach Meran fahren kann. (Wir hatten ja die Buskarte.) Leider war der Waalweg an diesem Tag sehr gut besucht. Viele hatten wahrscheinlich (wie wir) auf den ersten sonnigen Tag gewartet. Wir konnten in keiner der Jausenstationen einkehren, aber Jule mochte glücklicherweise auch ein kaltes Gläschen sehr gerne!
Für Donnerstag hatten wir uns eine Wanderung auf dem Meraner Höhenweg ausgesucht. Morgens wurde alles gut gepackt. Das Baby wurde in einem Fleeceanzug in die Manduca gesteckt und dann ging es zur Seilbahn. (Oben sollte es kühl sein.) Unterwegs hielten wir an der Metzgerei, um Kaminwurzen für die Mittagspause zu kaufen. Als wir an der Seilbahn ein Ticket kaufen wollten, wiesen uns die netten Herren darauf hin, dass sie unser Baby ungern transportieren würden. Sie war mit ihren acht Monaten gerade an der Grenze, ab wann sie dort mitfahren durfte!
Um keine Ohrenschmerzen bei der Kleinen zu riskieren, entschieden wir uns um und fuhren nicht mit der Bahn. Statt des Meraner Höhenwegs wählten wir den Sonnenberger Panoramaweg, der uns auf halber Berghöhe nach Naturns führen sollte. Dieser Weg stellte sich als wunderschön heraus, überall waren kleine und auch sehr große Eidechsen, Wasserfälle, kleine Brücken usw.. Wir fanden aber auch heraus, warum der Sonnenberg Sonnenberg heißt. Es wurde sehr heiß und unsere kleine Maus hatte keine Freude, so eng an mir in der Manduca getragen zu werden. Den Fleeceanzug hatten wir natürlich schon zu Beginn ausgezogen, doch es war immer noch sehr warm. Als es gar nicht mehr ging, sind wir umgedreht und haben den schattigeren Waalweg in Partschins gewählt.
Freitags ist mein Mann dann auf seine Männertour los: Von Partschins ist er mit der Seilbahn hoch zum Meraner Höhenweg, um von dort über das Hochganghaus zur Leiteralm zu gelangen. Von dort sollte man die Seilbahn ins Tal nehmen. Diese entpuppte sich als Korblift, in dem man wie in einem Käfig stehend nach unten transportiert wird. Das ist ein Erlebnis!
Urlaub schon zu Ende? – Wir kommen wieder!
Unseren Urlaub ließen wir am Freitagnachmittag gemütlich in Meran ausklingen. Samstags fuhren wir bei tollstem Wetter zurück nach Hause. Unterwegs hielten wir in Zams (nahe Landeck) bei einem größeren Kaufhaus, wo wir sehr gut und günstig zu Mittag essen konnten. Jule bekam dort wieder ihr Gläschen warm gemacht. Die Rückfahrt war so, wie wir uns die Hinfahrt vorgestellt hatten: Wir konnten unterwegs anhalten und bei sonnigem Wetter die Picknickdecke ausbreiten.
Insgesamt war unser erster Urlaub mit einem Baby sehr schön. Es gab zwar unvorhergesehene Momente mit Stau und schlechtem Wetter, aber die (weite) Reise war es trotzdem wert. Man muss flexibel sein, auch wenn man noch so gut planen möchte.
Einen Urlaub in den Bergen können wir als ersten Familienurlaub sehr empfehlen! Sollte das Baby (wie bei uns) noch zu klein für eine Rückentrage sein, so ist eine Bauchtrage wie die Manduca o.ä. klasse. Man kann mit dem Baby vor dem Bauch zwar nicht die Hochgebirgstouren machen, weil man nicht zu den Füßen schauen kann, aber es gibt genügend Alternativen (zumindest in Südtirol).
Die Befürchtung, dass der Urlaub unsere Tochter aus ihrem gewohnten Schlafrhythmus bringen würde, war unbegründet. Sie schlief nachts in dem fremden Reisebett sehr gut und tagsüber nutzte sie die Zeit in der Manduca, um einige Nickerchen zu machen. Obwohl wir fast nur mit der Manduca losgezogen sind, waren wir froh, unseren Kinderwagen mitgehabt zu haben. Ein Bummel in Meran ist mit Kinderwagen, gerade wenn es heiß ist, angenehmer.
Wir haben außerdem die Route so gewählt, dass wir keine Mautstraßen nutzen mussten. Fernpass und Reschenpass sind problemlos und entspannt befahrbar.
Unser nächster Urlaub ist schon gebucht: Es geht wieder in den Kaltenbachhof. Diesmal werden es jedoch 14 Tage und Jule wird in ihrer Rückentrage thronen.
Fahrt in den Urlaub... es regnet...
© Kaddy
Ich respektiere Sie für das Nachdenken über einen aktiven Urlaub mit Ihrem Baby.
PS: Befestigen Sie den Schnuller so ist eine wirklich clevere Idee.