Reisebericht Transpazifik-KreuzfahrtMit zwei Kleinkindern quer durch den Pazifik

Mit zwei kleinen Kindern per Schiff von Hawaii nach Neuseeland – das war der Plan. 21 Tage unterwegs, mit vielen Seetagen, einer totalen Sonnenfinsternis und ansonsten wenig Abwechslung. Ist das etwas für Familien?

von Kerstin


Überall nur Meer ... © Kerstin

Überall nur Meer ...

© Kerstin

Reisebericht verfasst von

Kerstin
am 31.12.2012

Informationen zur Reise

Reiseziel: Weltreise
Reiseroute: Oahu/Hawaii – Amerikanisch Samoa – Fidschi – Neuseeland – Australien
Urlaubsort: auf dem Schiff
Reisestart: Oktober 2012
Reisedauer: 3 Wochen
Teilnehmer: 2 Erwachsene, 1 Baby, 1 Kleinkind

Eigentlich wollten wir ja nur irgendwie von Hawaii nach Neuseeland kommen. Vor etwa 20 Jahren, als ich ohne Kinder und mit Rucksack die gleiche Strecke zurücklegte, war das gar kein Problem: Mit Air New Zealand konnte man bequem mit kurzem Zwischenstopp auf den Fidschi-Inseln nach Neuseeland fliegen.

Und heute? Nach Hawaii kamen wir günstig mit Condor (und deren Partner Alaska Airlines). Aber von dort kamen wir nicht einfach so weiter, zumindest nicht ohne Zwischenstopps und Umwege. Wir hätten über Japan, Korea, Australien und auch über das amerikanische Festland nach Neuseeland fliegen können, diese Optionen waren aber mit mehrmaligem Umsteigen verbunden und hätten unglaublich lange gedauert. Keine gute Idee mit zwei kleinen Kindern.

Mehr aus Spaß sagte ich zu meinem Mann: „Dann fahren wir eben mit dem Schiff!“ Er nickte nur, und so bemühte ich diverse Kreuzfahrtportale im Internet auf der Suche nach einer Schiffspassage von Hawaii nach Neuseeland. Und tatsächlich: Es gab exakt ein Schiff, das zwar nicht direkt von Hawaii nach Neuseeland, aber immerhin ins Nachbarland Australien nach Sydney fahren sollte. Dafür würden wir allerdings unsere gesamte Reise um etwa einen Monat (!) nach vorn verschieben müssen …

Da wir mit unseren Kindern schon immer einmal eine Seereise machen wollten und mein Mann überdies liebend gern eine Kreuzfahrt mit vielen Seetagen machen wollte, fiel uns die Entscheidung nicht schwer: Wir buchten eine zwanzigtägige Seepassage mit Celebrity Cruises auf der „Millennium“ von Hawaii nach Australien. Vor der Reise wollten wir noch eine Woche die schöne Hawaii-Insel Oahu erkunden.

Über Seattle flogen wir also nach Hawaii und gingen nach einer sehr schönen Woche im tropischen Paradies Oahu an einem Freitag an Bord der „Millennium“.

 

Unser Schiff

Die „Millennium“ ist ein Kreuzfahrtschiff der US-amerikanischen Reederei Celebrity. Wir wurden auf amerikanisch-freundliche Art begrüßt und das, obwohl fast keines der 1.000 Besatzungsmitgliedes tatsächlich aus den USA kommt. Alles ist sehr international, Bordsprache ist Englisch.

 

Gäste und Umgang

Die meisten der 2.000 Gäste waren Australier (going home!) und Amerikaner. Eine größere deutsche Reisegruppe war auch an Bord. Die meisten Gäste waren wohl so zwischen 50 und 60 Jahre alt; wohl auch, weil es sich um eine sehr lange (20 Tage) Kreuzfahrt außerhalb der Schulferien handelte. Wenn man bedenkt, dass die meisten Amerikaner nur zehn Werktage Jahresurlaub haben, dann ist klar, warum nur wenige jüngere Menschen an Bord waren.

Gut gefallen hat uns, dass es zu keiner Zeit Gedrängel und Geschubse an Bord gab – auch nicht am Buffet. Das haben wir leider schon ganz anders erlebt, zum Beispiel auf einer Aida-Kreuzfahrt. Die Besatzung bemühte sich immer und überall, uns jeden Wunsch zu erfüllen. Insgesamt herrschte eine sehr freundliche Atmosphäre an Bord.

 

Kinder

Insgesamt waren nur 19 Kinder an Bord. Und als Kinder wurde alles definiert, das zwischen null und 17 Jahre alt war. In der Altersgruppe unseres Sohnes (vier Jahre) waren insgesamt fünf Kinder an Bord – also gar nicht so schlecht. Und zwei davon waren tatsächlich auch noch Deutsche! Unser Sohn freute sich sehr darüber, dass er deutschsprachige Spielkameraden an Bord hatte.

 

Sauberkeit

Die Sauberkeit an Bord war akzeptabel, hätte aber durchaus besser sein können. Wenn man wie wir mit einem Fast-noch-Krabbelkind unterwegs ist, dann fällt einem das besonders auf, denn man erkundet die Lokalität notgedrungen auch aus einer anderen Perspektive (unter den Tischen und Stühlen).

Gleich am ersten Seetag wurden wir gewarnt, einige Passagiere wären am Noro-Virus erkrankt. Das bedeutete verschärfte Hygienemaßnahmen: Desinfektionsmittelspender für die Hände auf allen Decks und insbesondere bei den Restaurants, mehrmals am Tag kamen Durchsagen mit der Bitte, die Hände regelmäßig zu waschen und niemandem die Hand zu schütteln. Nach ein paar Tagen wurden sogar die Selbstbedienungsbuffets und Getränkezapfstellen abgesperrt und bis zum Ende der Reise gab es keine Selbstbedienung mehr. Einmal sahen wir, wie aus dem Nichts heraus der Pool recht großräumig abgesperrt und dann desinfiziert wurde. Das war dann schon ein komisches Gefühl.

Wir sind aber alle zum Glück nicht krank geworden!

 

Essen

Das Essen an Bord war sehr gut. Es gibt ein großes Hauptrestaurant mit Tischservice, das „Metropolitan Restaurant“ auf Deck 6. Das Ambiente ist sehr schön, mit weißen Tischdecken und Silberbesteck. Die Kellner hier waren alle sehr, sehr kinderfreundlich. Viele haben selbst zu Hause kleine Kinder, an die unsere Kinder sie erinnerten.

Es gab natürlich Kinderhochstühle und jeden Abend ein anderes Kindermenü: gut zubereitete Schnellgerichte wie Cheeseburger und Hot Dogs, aber auch immer etwas „Gesundes“, das sogar deutschen Geschmacksstandards gerecht wurde. Sonderwünsche wie „weißer Reis ohne Soße mit Karotten und Brokkoli“ wurden gern erfüllt. Das Gemüse war keine abgepackte Tiefkühlkost, sondern frisch zubereitet.

Das „Metropolitan“ hatte zwei Essenszeiten, eine frühe um 18 Uhr und eine etwas spätere um 20:30 Uhr. Wir hatten zum Glück „Select Dining“ gebucht, mussten uns also nicht an feste Tischzeiten halten, was mit unseren Kindern ein großer Vorteil war. Wir durften sogar schon um 17:30 Uhr ins Restaurant, wenn wir wollten.

Außerdem gibt es auf der „Millenium“ das „Ocean View Restaurant“ auf Deck 10. Das ist das Selbstbedienungsrestaurant, wo es leger zugeht. Es gibt keinen Tischservice, jeder holt sich an den Essensstationen das, was er mag. Eigentlich ist dieses das ideale Restaurant für Familien. Hier können die Kinder auch herumlaufen, ohne dass ein Kellner mit schwerem Tablett über sie stolpert oder sich andere Gäste beschweren (das ist uns zwar im „Metropolitan“ auch nicht passiert, aber da gab es gar keine tobenden Kinder). Kinderhochstühle gab es auch hier und eine recht große Auswahl an kindgerechtem Essen: von Pizza zu frisch zubereiteten Nudelgerichten, aber auch schöne Dinge wie Sushi, frisches Obst (drei Melonensorten und frische Ananas!), asiatische Nudelgerichte und vieles mehr.

Da unsere Tochter bereits alles mitisst, mussten wir keinen Brei und keine Gläschen aufwärmen. Ich denke aber, dass das kein Problem gewesen wäre.

 

Kinderclub

Auf der „Millennium“ gibt es eine Kinderbetreuung für Kinder zwischen drei und 17 Jahren. Der Kinderclub, die „Fun Factory“, befindet sich auf Deck 11 ganz vorn mit einem unglaublich schönen Blick. Die Kinder werden in drei altershomogenen Gruppen betreut. Unser Sohn war bei den „Shipmates“, den Drei- bis Fünfjährigen. Jeden Abend erhielten wir das „Fun Factory“-Programm für seine Altersklasse in die Kabine. An nur einem Vormittag in der Kinderbetreuung bastelte unser Sohn mehr lustige Sachen, als er zu Hause in Deutschland innerhalb einer Woche in unserem (Waldorf-) Kindergarten jemals gebastelt hätte …

Unser Sohn liebte die Bespaßung auf amerikanische Art. Jeder Morgen, Nachmittag und Abend stand unter einem Motto: Als wir die Sonnenfinsternis sahen, war sie gleich Thema im Kinderclub. Die Kids bastelten Scherenschnitte von den Mondphasen, machten den „moon walk“ und malten Mond, Sonne und Sterne. Als wir in Neuseeland waren, gab es eine „Kia Ora Night“ mit „Kiwi Coloring Competition“ (Kiwi-Malwettbewerb), „Haka Freeze Dance“ (Stopp-Tanz nach Maori-Art), „Steal The Kiwi“ (Fang den Kiwi) und „Cultural Tattoos“. Und das alles an nur einem Abend! Das Bastel- und Bespaßungstempo ist zwar auch amerikanisch, aber unser Sohn kam damit gut klar. Wenn es ihm zu viel wurde, dann hat er sich einfach zurückgezogen und in einer Ecke allein mit Bausteinen oder Autos gespielt.

Die kostenlosen Betreuungszeiten waren im Grunde ganztägig:

  • morgens 9 bis 12 Uhr
  • nachmittags 14 bis 17 Uhr
  • abends 19 bis 22 Uhr

Dazwischen können die Kinder ebenfalls betreut werden, dann kostet es aber 6 USD pro Stunde.

Wir haben unseren Großen meistens morgens nach dem Frühstück, mittags nach dem Mittagsschlaf und manchmal auch abends noch einmal für eine halbe Stunde in den Kinderclub gebracht. Das hätten wir nicht so oft gemacht, wenn er uns nicht selbst darum gebeten hätte! Eigentlich hat er sogar gequengelt, wenn wir ihn mal nicht hinbringen wollten … Er hatte einfach viel Spaß dort.

Mit unserer 1,5-jährigen Tochter konnten wir jederzeit in den Kinderclub zum Spielen gehen. Das haben wir auch oft gemacht, weil es dort viel Spielzeug gab und sie gern in der Nähe ihres großen Bruders ist. Es wäre auch möglich gewesen, kostenlos eine Kiste mit altersgerechtem Spielzeug für die Zeit der Kreuzfahrt auszuleihen und mit in unsere Kabine zu nehmen. Ebenso haben wir uns Kinderbücher (allerdings englischsprachige) ausgeliehen.

Alle Kinderbetreuer auf der „Millennium“ waren ausgebildete Erzieher/innen oder Kindergärtner/innen. Sie kamen aus Hongkong, Kanada, den USA und Neuseeland. Kinderclub-Sprache war Englisch, niemand konnte Deutsch. Das war aber nicht wirklich ein Problem: Die Betreuer haben einfach ganz normal mit den Kindern auf Englisch gesprochen und irgendwie haben sie sich verstanden. Unser Sohn hat sogar einige englische Wörter in der Zeit auf dem Schiff gelernt und ist jetzt sehr neugierig auf diese schöne Sprache.

Zum Betreuungskonzept: Wie schon oben beschrieben, darf man keine deutschen (und ganz sicher keine Waldorf-) Maßstäbe anlegen. Die Art und Weise, wie die Kinder „bespielt“ werden, spiegelt schon stark die Kultur der Betreuer wider: Ja, es wird viel gebastelt – aber das geht „schnell und praktisch“, vorgefertigte Glitzersterne werden zum Beispiel mit der Klebepistole aufgeklebt oder Malvorlagen werden mit dicken Filzstiften ausgemalt. Bereits die Drei- bis Fünfjährigen schauen sich auch längere Kinderfilme an oder spielen „Super Mario“ an der Spielekonsole.

Wer nicht will, dass sein Kind Filme anschaut oder Videospiele macht, der muss das bei der Anmeldung im Kinderclub klipp und klar sagen und auch auf der schriftlichen Anmeldung vermerken.

 

Babysitterservice

Zumindest einige der Shows wollten wir uns dann doch allein anschauen. Abends nahmen wir deshalb zweimal den Babysitterservice in Anspruch. Mit 18 USD pro Stunde war das recht teuer, dafür kamen aber gleich zwei Babysitter auf einmal. Anders geht es auf diesem amerikanischen Schiff aus Haftungsgründen nicht. Unsere Tochter hat zum Glück einen guten Schlaf, so dass sie bereits schlief, als die Babysitter kamen. Und unser Sohn hatte offenbar – da waren wir selbst etwas erstaunt – gar kein Problem damit, dass zwei völlig fremde Frauen kamen, die nur Englisch sprachen, mit ihm spielten und ihn dann ins Bett brachten (wir hatten ihn vorher schon bettfertig gemacht). Unglaublich! Für den „Notfall“ hatten wir einen Pager dabei, den wir im Kinderclub bekommen hatten. Der kam aber an beiden Abenden nicht zum Einsatz.

Walkie-Talkies waren an Bord übrigens entgegen der Aussage, die wir in Deutschland auf unsere Nachfrage erhalten hatten, an Bord erlaubt. Und offenbar war es auch egal, welche Frequenz diese benutzten – so zumindest die Aussage der Mitarbeiterin an der Rezeption.

 

Würden wir es wieder machen?

Ja und nein. Ja – aber erst, wenn auch unsere Tochter den Kinderclub genießen kann und wir etwas mehr Zeit für uns haben, um die vielen Bordangebote wahrzunehmen. Und nein, eine so lange Reise auf einem Schiff würden wir wohl mit kleinen Kindern nicht noch einmal unternehmen – außer, wenn man die Reise eher als Schiffspassage ansieht und nicht als Urlaub. Irgendwann wird das Buffet langweilig und auch das Unterhaltungsprogramm war für eine zwanzigtägige Fahrt eher dürftig. Auf eine Nachfrage wurde geantwortet, pro Kreuzfahrtschiff gebe es nur eine bis zwei so lange Fahrten pro Jahr und das Standardprogramm sei auf kürzere Kreuzfahrten (also für zehn bis achtzehn Tage) ausgelegt.

Und, ich hätte es fast vergessen – wie kommt man sonst ausgeschlafen nach Australien, so ganz ohne Jetlag? Das ist natürlich wirklich super und empfehlenswert!

 


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Kommentar als Gast schreibenKommentare (4)

  • Hey Kerstin,
    ich schreibe heute mal ausnahmsweise als Gast, da ich die Anmeldedaten nicht greifbar habe. Im Moment stecken wir noch in der Reiseplanung. Im April 2014 geht es aber dann für 29 Tage von Sydney nach Vancouver 🙂

    Antworten | 22. Januar 2013
  • MSC Splendida

    Wir haben gute Erfahrungen mit Kindern an Bord gemacht, z. B. auf der MSC Splendida auf ihren Törns durchs westliche Mittelmeer. Die Kids haben sich wohlgefühlt

    Antworten | 16. Januar 2013
  • Oh, das ist ja super. Wo steckt ihr denn gerade?

    Antworten | 15. Januar 2013
  • Danke für den Bericht mit super Tipps. Wenn alles klappt, haben wir bald das Gleiche vor – nur in die entgegengesetzte Richtung. Wir sind gespannt 🙂

    Antworten | 15. Januar 2013

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