ReiseplanungEin kinderfreundliches Reiseziel – brauchen wir das?

Kinderfreundliche Reisen liegen im Trend, betrachtet man den Boom an entsprechenden Angeboten. Aber sind Wickeltisch, Kinderanimation und Familienhotel wirklich nötig – oder anders herum: Sind Reisen zu anderen Zielen mit Kindern nicht möglich?

von KidsAway-Redaktion


Reisen mit Kindern kann man auf der ganzen Welt © Alex_Mac - Fotolia.com

Reisen mit Kindern kann man auf der ganzen Welt

© Alex_Mac - Fotolia.com

Mit Kindern ändert sich vieles, nicht zuletzt die Art des Reisens. Eltern, die früher mit Rucksack und Interrail-Ticket durch die Welt gezogen sind, zerbrechen sich über das Reiseziel für den nächsten Urlaub mit ihren Kindern lange den Kopf: Welches Land und welche Urlaubsart sind kinderfreundlich?

 

Kinder haben besondere Bedürfnisse

Wer sich diese Frage stellt, ist nicht übervorsichtig; tatsächlich haben Kinder – in jedem Alter! – eigene Bedürfnisse. Die sollten Eltern auch auf Reisen nicht vergessen oder übergehen, wenn alle eine schöne Zeit verbringen wollen.

Trekkingtouren im Hochgebirge, Wüstensafaris oder Reisen in Malaria-Gebiete sind für kleinere Kinder nicht gut, weil ihre Organismen solche extremen Bedingungen noch nicht vertragen oder sie auf Krankheiten viel heftiger reagieren als Erwachsene. Auch eine Hochseeyacht ist für Kinder, die noch nicht schwimmen können und deshalb ständig gesichert werden müssen, nicht unbedingt ein idealer Ort.

Schließlich dürften die wenigsten Kids vor Freude in die Luft springen, wenn es zu einer Wellnessreise in die Toskana oder zum Shoppingtrip nach New York geht. Will sagen: Kinder haben nicht nur andere Vorstellungen davon, wie sie ihre Zeit verbringen wollen – von Dingen wie moderner Kunst oder dem Gewimmel einer Großstadt sind sie auf Dauer schlicht überfordert.

 

Das Alter macht‘s

Um zu entscheiden, ob ein Urlaubsziel kinderfreundlich ist, solltet ihr nicht nur das Land anschauen, sondern auch euer Kind! Dabei ist das Alter entscheidend.

Ein schlafendes Baby kann man auf Stadtbummel und Museumstour mitnehmen und es hat nicht viele Bedürfnisse außer denen, die es sowieso immer hat: Nähe zu den Eltern, Milch oder Brei und ab und zu eine frische Windel. Könnt ihr am Urlaubsziel einen relativ strukturierten Tagesablauf, regelmäßigen Nachschub an Nahrung und eure ständige Verfügbarkeit bieten, steht einer Reise prinzipiell nichts im Weg.

Auf der anderen Seite sind Reiseziele, die in anderen Zeit- und Klimazonen liegen, für die Kleinsten oft recht anstrengend und mitunter auch medizinisch bedenklich. Krankheiten wie Malaria, Gelbfieber oder Japanische Enzephalitis sind für Kinder viel gefährlicher als für Große. Sicher kann man sich gegen vieles impfen lassen, aber die Impfstoffe sind vielleicht erst für ältere Kinder zugelassen – und Prophylaxe-Medikamente haben unter Umständen schwere Nebenwirkungen.

Dazu kommt die generelle Verfassung eines Kindes: Babys, die sehr reizoffen sind und sich schon zu Hause mit Umstellungen schwertun, solltet ihr nicht mit anstrengenden Fernreisen quälen – aber es gibt auch viele „reisetaugliche“ Babys, die mit Freude die Welt entdecken, solange Mama und Papa dabei sind.

Auch ein Städtetrip kann Kindern Spaß machen © nadezhda1906 - Fotolia.com

Auch ein Städtetrip kann Kindern Spaß machen

© nadezhda1906 - Fotolia.com

Ab dem Vorschulalter werden Kinder selbständiger, sie beschäftigen sich auch mal allein,  laufen auf eigenen Füßen und essen normal am Tisch mit – im Idealfall.

Schulkinder tragen ihr Gepäck selbst (anstatt ein Gepäckstück zu sein), was Rucksackreisen und mehrtägige Wanderungen möglich macht. Andere Klimazonen und lange Reisen dorthin (ob per Flugzeug oder im Auto) werden immer besser vertragen, medizinisch wird ebenfalls alles einfacher.

Mit älteren Kindern wird das Reisen aber auch anspruchsvoller: Museumsbesuche müssen nun kindgerecht angeboten und aufbereitet werden („Schatzsuche! Ritterrüstungen! Gruselschloss!“), hin und wieder wird ein Spielplatzbesuch und regelmäßig ein Eis fällig. Dass zum Urlaub nun grundsätzlich eine Bademöglichkeit gehört, ist ebenfalls einzukalkulieren.

Tipp Leider verursachen Kinder als Mitreisende auch immer mehr Kosten, je älter sie werden. Sollte man teure Fernreisen daher lieber mit Baby unternehmen, das für sein Flugticket nur 10 Prozent bezahlt und im Hotel kostenlos übernachtet? Bitte wägt die Kostenvorteile genau gegen die Anstrengungen einer Fernreise ab!

 

Wer Pech hat, bekommt einen überforderten, trotzigen Mitmach-Verweigerer: „Das finde ich laaangweilig! Das esse ich nicht! Ich will jetzt aber in den Pool!“ Vor der Buchung sollte daher das Reiseziel mit dem Kind besprochen und notfalls verhandelt werden. Stellt sicher, dass für alle Bedürfnisse etwas dabei ist!

Jugendliche Mitreisende stellen die Familie noch einmal vor neue Herausforderungen: Zwar kommen jetzt Aktivurlaube mit anspruchsvollen Wanderungen, Gebirgstouren Mountainbiking und anderes in Frage, weil die Großen bald fitter sind als ihre Eltern, und auch das Entdecken fremder Kulturen kann für Teenager eine spannende und lohnende Sache sein. Auf jeden Fall kann man von ihnen erwarten, dass sie sich in einem Tempel benehmen, einen Museumsbesuch ertragen (oder allein draußen warten) und fremde Speisen ohne Ekelmiene probieren.

Auf der anderen Seite erwischt man hier vielleicht eine „Null Bock“-Phase, in der die Teens nur am Pool lümmeln und Musik hören wollen. Geheimtipp: Nehmt gleichaltrige Freunde mit oder reist gemeinsam mit einer anderen Familie, dann sind viele Jugendliche wie verwandelt.

Faktencheck: Wann ist ein Land kinderfreundlich?

Ihr habt das Alter und den Charakter eures Kindes in die Planung einbezogen. Nun geht es dem anvisierten Reiseziel an den Kragen: Welche Kriterien muss ein Land erfüllen, damit ihr mit Kindern hinreisen könnt?

 

Die „Hard Facts“

An oberster Stelle steht grundsätzlich immer die Sicherheit. Euer erster Blick sollte daher auf die Seiten des Auswärtigen Amtes gehen: Dort werden für jedes Land der Welt aktuelle Sicherheitswarnungen und -empfehlungen ausgesprochen. Länder, in denen politische Unruhen, Bürgerkriege oder Seuchen herrschen, sollten für Reisen (und schon gar mit Kindern!) tabu sein.

Kriminalitätsstatistiken müsst ihr darüber hinaus nicht wälzen; sie sind für den Einzelfall meist wenig aussagekräftig und verzerren die Wahrnehmung schnell. Das Risiko, Opfer eines Taschendiebstahls zu werden, ist zum Beispiel in deutschen Großstädten ähnlich hoch wie in spanischen oder amerikanischen; und die Chance, einen Verkehrsunfall zu erleben, ist für Einheimische in Entwicklungsländern sicherlich viel höher als für Touristen, die angeschnallt im Mietwagen chauffiert werden.

Wie überraschend Naturkatastrophen auch in Ländern eintreten können, in denen so etwas vorher nie passiert ist, zeigen die letzten Jahre eindrücklich: Ob es ein Tsunami in Südostasien, ein Erdbeben in Italien oder ein Vulkanausbruch in Neuseeland ist, manche Gefahren müssen einfach riskiert werden, sonst könnt ihr gar nicht mehr verreisen (und habt dann zu Hause einen Verkehrsunfall).

Wenn ihr mit kleinen Kindern reist, schaut euch auf jeden Fall das Gesundheitssystem an: Ist es gut ausgebaut, gibt es auch in kleineren Städten Krankenhäuser und würdet ihr im Notfall einen deutsch oder englisch sprechenden Arzt finden? Länder mit schlechtem Gesundheitssystem sind nicht per se ungeeignet, bedürfen aber mehr Vorbereitung und empfehlen sich eher für ältere Kinder und „erfahrene“ Reise-Eltern, die mit kleinen medizinischen Problemen selbst fertig werden.

Das Drumherum

Alles andere ist „Luxus“: Ob nun die touristische Infrastruktur genügend Freizeitparks, Hallenbäder und Zoos bietet, ob es in den Restaurants Wickeltische und Hochstühle gibt und ob man im Restaurant Pommes frites und Cola bekommt, sollte die Wahl eures Urlaubsziels nicht bestimmen.

Was Kinder im Urlaub wirklich brauchen und wollen, ist nicht viel: Bewegung an der frischen Luft, Platz zum Toben und Spielen, Interessantes zum Entdecken und freundliche Menschen.

Kindermenü? Nicht nötig © nadezhda1906 - Fotolia.com

Kindermenü? Nicht nötig

© nadezhda1906 - Fotolia.com

Das bieten viele Länder, die nicht eben als klassisch kinderfreundlich gelten: So ist es in Südostasien und China zwar eine Qual, einen Buggy durch die Stadt zu schieben und der Straßenverkehr ist mörderisch, aber euer Kind wird von ausnahmslos jedem Passanten angelächelt, gestreichelt und mit Leckereien versorgt werden (es gibt herrlich süße Früchte!).

In russischen Städten mag die Luft mitunter zum Schneiden dick sein und von Wickeltischen hat hier noch niemand gehört, aber schreiende oder mäkelige Kinder im Restaurant sind kein Problem – selbst die griesgrämig schauenden Geschäftsmänner in den schwarzen Lederjacken werden eure Kinder verständnisvoll anlächeln (und es gibt süße Blini!).

Spielplätze sind zwar Fehlanzeige, in den Bus passt kein Kinderwagen und Kinderermäßigungen gibt es weder im Museum noch im Hotel, aber wenn ihr mit hellwachem Kind durch die nächtlichen Gassen stolpert, wird kein Italiener die Stirn runzeln – hier dürfen die „ragazzi“ so lange draußen herumtoben, wie sie wollen. (Und es gibt Nudeln! Und Pizza! Und Eis!)

In Australien müsst ihr euch nach einer endlosen Anreise rund um die Uhr vor giftigen Tieren hüten, im Meer nach Haien Ausschau halten und dürft niemals ohne Komplett-UV-Schutz in die Sonne, aber es warten herrliche Strände auf Sandburgenbauer und Surf-Anfänger und eine faszinierende Tierwelt will entdeckt werden (und es gibt Würstchen im Teigmantel!).

 

Egal wo: Familienzeit!

Hauptsache, es gibt was zum Baden © nadezhda1906 - Fotolia,com

Hauptsache, es gibt was zum Baden

© nadezhda1906 - Fotolia,com

Schließlich kommt der dritte große Faktor ins Spiel, der über eine kinderfreundliche Reise entscheidet: ihr.

Egal ob ihr am Baggersee im Wohnwagen sitzt, in Thailand am Pool entspannt oder mit dem Rucksack durch Südamerika reist: Kinder wünschen sich im Urlaub Zeit mit ihren Eltern. Wo sie das tun, ist ihnen meist nicht so wichtig (so lange ein Strand dabei ist …). Packt also euren Reiseplan nicht zu voll und kalkuliert für jeden Tag genug freie Zeit zum (gemeinsamen!) Spielen ein.

Gemeinsame Erlebnisse – gute und schlechte! – schweißen euch als Familie zusammen und von den Erinnerungen werdet ihr noch lange zehren, egal wohin eure Reise geführt hat.


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Kommentar als Gast schreibenKommentar (1)

  • Tina W.

    Was ich als Mutter von zwei kleinen „Plagegeistern“ empfehlen kann ist das sogenannte Valet Parking.
    Wir haben letzten Urlaub am Flughafen Düsseldorf http://www.parkairport.de genutzt und gerade mit Kindern ist das Valet Parking wirklich sehr angenehm. Und auch noch günstiger als die meisten Parkhäuser des Flughafens.

    Antworten | 26. April 2013

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