ReisegesundheitErste Hilfe auf Reisen: Das müsst ihr wissen

Die größte Angst, die Eltern vor dem Reisen mit Babys und kleinen Kindern haben: wenn etwas passiert! Ja, diese Möglichkeit besteht. Aber sie sollte euch nicht davon abhalten zu reisen, sondern eher ein Ansporn sein, euch zu informieren, was ihr in typischen Reise-Notfällen für eure Kinder tun könnt.

von KidsAway-Redaktion

Seite 2/2 Erste Hilfe für Kinder in typischen Situationen

Erste Hilfe bei Bienen- und Wespenstichen

Bevor ihr den Notarzt ruft, könnt ihr oft viel selbst tun © Pixabay

Bevor ihr den Notarzt ruft, könnt ihr oft viel selbst tun

© Pixabay

Hektisches Wedeln, neugieriges Anfassen oder auch aus Versehen draufsetzen: Kleine Kinder kommen im Sommer oft mit Bienen und Wespen in Konflikt und ernten dabei mitunter schmerzhafte Stiche.

Gefährlich wird es für Kinder dann, wenn sie viele Stiche gleichzeitig erleiden oder wenn sie allergisch auf das Bienen- oder Wespengift reagieren.

Was ihr im Notfall tun könnt und wie ihr Stiche vermeidet, lest ihr in diesem Beitrag.


Erste Hilfe bei Erstickungsgefahr

Nicht nur auf Reisen passiert es recht häufig, dass Babys und neugierige Kleinkinder Dinge verschlucken, die dazu nicht gedacht sind. Die wichtigste Maßnahme gegen solche Unfälle heißt: vermeiden! In diesem Beitrag lest ihr, wie ihr euer Ferienquartier kindersicher macht.

 

Was tun, wenn etwas verschluckt wurde?

Klopfmethode: Kind quer über die Beine legen, mit der flachen Hand zwischen die Schulterblätter klopfen

Wenn die Klopfmethode nicht hilft, Heimlich-Handgriff:

  • Babys mit dem Kopf nach unten legen oder halten, unteres Drittel des Brustbeins suchen, dort fünfmal ruckartig für drei Sekunden etwa zwei Zentimeter nach innen drücken
  • Kinder mit dem Oberkörper nach vorn beugen, mit beiden Armen von hinten umfassen, eine Faust auf den oberen Bauchbereich legen und mit der anderen Hand umfassen, dann fünfmal  ruckartig nach innen drücken

Bei hartnäckigen Fällen könnt ihr zwischen der Klopfmethode und dem Heimlich-Handgriff wechseln, bis Hilfe kommt.

Vorsicht! Mit dem Heimlich-Handgriff könnt ihr euer Kind schwer verletzen. Führt ihn nur aus, wenn akute Erstickungsgefahr besteht, euer Kind also gar keine Luft mehr bekommt. Auch wenn ihr erfolgreich wart, solltet ihr euch danach unbedingt bei einem Arzt vorstellen und nach Folgeschäden schauen lassen.

 

Erste Hilfe bei Ertrinken

Leider sterben nach wie vor jedes Jahr zahlreiche Babys und Kinder, weil sie unbeaufsichtigt in Pools, Schwimmbädern oder Gartenteichen ertrinken. Auf die besonderen Gefahren – und vor allem darauf, dass man als Außenstehender oft gar nicht bemerkt, wenn ein Kind ertrinkt! – weist euch dieser Beitrag hin.

 

Wenn ein Kind beinahe ertrunken ist:

  • Bademeister und Notarzt rufen (112 gilt europaweit)
  • bei Atemstillstand sofort Beatmen (bei Babys: Mund zu Mund, bei Kindern: Mund zu Nase) und Herz-Lungen-Wiederbelebung im Wechsel; zuerst zehn Beatmungen, dann im Wechsel 30 Herzdruckmassagen/2 Beatmungen

Wichtig! Selbst wenn alles glimpflich abgelaufen scheint, können Kleinkinder noch Stunden nach dem Einatmen von Poolwasser sterben. Fahrt also in jedem Fall in eine Notaufnahme, wenn euer Kind längere Zeit unter Wasser war.

 

Erste Hilfe bei Verdacht auf Gift

Die Natur hält eine Vielzahl von Giften bereit, die für Menschen gefährlich oder tödlich sind; und kleine Menschen müssen erst lernen, was sie essen und trinken dürfen und was nicht. Zu den zahlreichen giftigen Pflanzen, Pilzen und Tieren in der Natur kommen im Haushalt noch eine Menge chemischer Keulen, vor denen Kinder ebenfalls geschützt werden müssen.

Gerade im Urlaub passiert es häufiger, dass man das Kleinkind mit einer unbekannten Beere im Mund erwischt oder sich über grundloses Erbrechen oder Müdigkeit wundert.

Beim geringsten Verdacht auf eine Vergiftung solltet ihr euch sofort an den Giftnotruf wenden – telefonisch und nicht per E-Mail. Die Giftnotruf-Zentralen in Deutschland, Österreich und der Schweiz sind hier aufgelistet.

In anderen Ländern ruft ihr am besten sofort einen Notarzt (der sich dann, sofern vorhanden, an die landeseigene Giftnotrufzentrale wenden wird).

 

Was tun bei Verdacht auf Vergiftung?

  • verdächtige Blätter, Früchte, Medikamente oder Flüssigkeiten aufheben, die eingenommene Menge möglichst genau herausfinden
  • nicht vorschnell handeln; die wenigsten Gifte sind tödlich. Vorschnell Erbrechen herbeizuführen, kann mehr schaden als nutzen (vor allem, wenn ätzende oder schäumende Substanzen verschluckt wurden).
  • Ohne genaueres Wissen über das Gift sollte das Kind allenfalls etwas Wasser, Saft oder Tee nachtrinken (Milch ist tabu!), medizinische Kohle bekommen (die Gift im Magen bindet) oder ein Entschäumungsmittel bekommen.

 

Erste Hilfe bei Sonnenstich und Hitzschlag

Woran ihr einen Sonnenstich und einen Hitzschlag erkennt, könnt ihr in diesem Beitrag nachlesen.

 

Bei Sonnenstich

  • Kind sofort in den Schatten oder (besser) ins kühle Haus bringen
  • Kind flach auf den Rücken legen, Oberkörper leicht erhöht
  • Kopf mit feuchtem Tuch kühlen
  • Atmung und Herz-Kreislauf-System überwachen, bei Verschlechterung Notarzt rufen

Bei Hitzschlag

  • Kind sofort in den Schatten oder (besser) ins kühle Haus bringen
  • Kleidung lockern oder ausziehen
  • Kind flach auf den Rücken legen, Oberkörper leicht erhöht
  • Körpertemperatur senken mit Kühlung von Stirn und Handgelenken, Wadenwickeln, feuchten Ganzkörper-Umschlägen
  • lauwarme, leicht gesüßte Getränke geben
  • Atmung und Herz-Kreislauf-System überwachen, bei Verschlechterung Notarzt rufen

 

Erste Hilfe nach Stürzen

Kleinkinder fallen recht häufig beim Rennen hin oder stürzen von Erhöhungen. In aller Regel geht so etwas gut aus, denn Kinderköpfe sind noch weich und können Stöße gut abfedern. Mitunter stoßen sich die Kleinen den Kopf aber so stark, dass sie eine Gehirnerschütterung oder noch schlimmere Schädelverletzungen erleiden.

Hier ist eure schnelle, fachgerechte Reaktion lebenswichtig, um weitergehende Schäden zu vermeiden. Ruft auf jeden Fall immer einen Notarzt, wenn euer Kind nach einem Sturz oder einem Zusammenstoß mit einer Wand verwirrt erscheint (zum Beispiel nicht mehr weiß, wo es ist oder wer ihr seid), ihm schwindlig ist, es sich erbricht oder es in Ohnmacht fällt.

 

Was tun nach Kopfverletzungen?

Bei Platzwunden: die (oft starke) Blutung stillen, indem ein sauberer Verband oder ein Stück Stoff fest daraufgedrückt wird; der Druckverband muss nicht schön aussehen, er wird im Krankenhaus ohnehin wieder abgenommen.

Bei Schädel- und Gehirnverletzungen: Warnzeichen sind neben Bewusstseinsstörungen Bluten aus dem Ohr, schwallartiges Erbrechen oder starke Kopfschmerzen. Diese müssen aber nicht auftreten – eine Überwachung mit regelmäßiger Überprüfung von Bewusstsein, Puls, Blutdruck und den Pupillenreaktionen auf Licht ist daher unbedingt ratsam.

Tipp: Das homöopathische Mittel Arnica in der Potenz C30 wird von vielen Notärzten verabreicht, wenn starke Blutungen auftreten oder der Verdacht auf innere Blutungen besteht.

In stabile Seitenlage bringen: Kinder auf die Seite legen, Kopf auf einen angewinkelten Arm legen und leicht nach hinten überstrecken. Babys auf den Bauch legen, dabei Kopf, Hals und Schulter in eine Linie bringen (nicht erhöht lagern!)

Der Mundwinkel muss immer die tiefste Stelle des Körpers einnehmen und der Mund soll geöffnet bleiben (falls erbrochen wird).

Wenn ihr auf Reisen nicht über Nacht ins Krankenhaus könnt, müsst ihr alle 30 Minuten selbst checken – und sofort den Notarzt rufen, wenn sich euer Kind nicht wecken lässt!

 

Erste Hilfe bei Unterkühlung und Erfrierungen

Woran ihr erkennt, dass euer Kind unterkühlt ist oder Erfrierungen hat, könnt ihr in diesem Beitrag nachlesen.

 

Was tun bei Unterkühlung?

  • nasse Kleidung ausziehen, Kind in warme Decke packen
  • warme, gesüßte Getränke geben
  • Kind zum Bewegen anregen
  • bei starker Unterkühlung: möglichst wenig bewegen, Notarzt rufen

Achtung: Nicht heiß baden, auf den Ofen setzen oder Ähnliches – das kann das Herz überlasten!

Wenn es schon zu Erfrierungen gekommen ist:

  • nasse Kleidung ausziehen, Kind warm einpacken
  • bei Erfrierung ersten Grades: Durchblutung anregen (mit Fingern oder Zehen wackeln, Aufwärmen unter lauwarmem Wasser)
  • ab Erfrierungen zweiten Grades: Blasen und Frostbeulen nicht wärmen, sondern steril abdecken, Notruf wählen (112 überall in Europa)
  • Atmung, Bewusstsein und Herzschlag überwachen, bis der Notarzt eintrifft

 

Erste Hilfe bei Verletzungen

„Blutwunden“ kennen so ziemlich alle Eltern; für kleine und große Kinder sind sie oft nicht nur schmerzhaft, sondern auch erschreckend wegen der austretenden Körperflüssigkeit.

Zur Beruhigung für Eltern: Eine blutende Wunde ist immer besser als eine nicht blutende, denn das austretende Blut spült automatisch auch Schmutz und Bakterien aus der Wunde heraus. Um Infektionen zu vermeiden, solltet ihr offene Wunden trotzdem nach Möglichkeit säubern und desinfizieren; gerade im Urlaub im Ausland ist eine Tetanus-Impfung die Grundausstattung für jedes Kind.

 

Sofortmaßnahmen bei blutenden Verletzungen

  • Kind hinsetzen oder hinlegen lassen, verletzten Körperteil hochlagern
  • kleinere Wunden desinfizieren, größere/tiefe Wunden nur ausspülen und einem Arzt zeigen
  • blutende Wunden möglichst steril abdecken (Einmalhandschuhe benutzen), Wundschnellverband anlegen; sehr starke Blutungen abdrücken und Druckverband anlegen; Kind sicherheitshalber in Schocklage bringen
  • bei Nasenbluten feuchtes Tuch oder Kühlpack (mit einem Tuch umwickelt) in den Nacken legen, Kopf vorbeugen lassen, Nasenflügel zudrücken; keine Mullbinden oder Ähnliches in die Nase stecken!

 

Erste Hilfe bei Zahnverletzungen

Fast genauso schnell, wie eine Beule am Kopf zu beklagen ist, schlagen sich kleine Kinder bei ihren Eroberungen mal einen Zahn aus. Obwohl die Milchzähne ohnehin irgendwann ausfallen, kann es sich lohnen, einen sauber ausgeschlagenen Zahn wieder einzusetzen – so erspart ihr eurem Kind unter Umständen einen schiefen Folgezahn oder Probleme beim Sprechen.

 

So rettet ihr einen ausgeschlagenen Zahn

Die Zahnwurzel darf nicht austrocknen; am besten legt man sie bis zum Termin beim Zahnarzt in H-Milch (nicht Vollmilch!), auch sterile Kochsalzlösung (nicht selbst anmischen!) oder eine Plastiktüte geht.

Tabu für den Zahntransport sind Wasser, Desinfektionsmittel und auch die eigene Mundhöhle – hier tummeln sich zu viele Keime!

Ideal ist eine Zahnrettungsbox; ein kleines Schraubglas mit einer sterilen Nährlösung, in der sich Zähne oder ausgeschlagene Bruchcstücke für einige Stunden am „Leben“ erhalten lassen. Kostenpunkt: ca. 20 Euro

 

Habt ihr schon mal im Urlaub mit Kindern einen echten Notfall erlebt? Erzählt uns doch bitte, was ihr gemacht habt!

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