MeinungOffener Brief an unsere kinderlosen Mitreisenden

(Fast) alle Eltern, die mit Kindern reisen, haben es schon erlebt: verständnislose, genervte oder richtig gemeine Reaktionen kinderloser Mitreisender. Ob im Flugzeug, im Zug oder anderswo, überall sollen wir uns für unsere Kinder schämen. KidsAway-Redakteurin Jenny hat die Nase voll und meckert zurück.

von KidsAway-Redaktion

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Da kommen wir mit unseren Kindern. Kein Grund, gleich genervt zu sein! © Nadezhda1906 - Fotolia.com

Da kommen wir mit unseren Kindern. Kein Grund, gleich genervt zu sein!

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Liebe kinderlose Mitreisende!

Warum verhaltet ihr euch so gemein und verständnislos, wenn wir euch mit unseren Kindern auf Reisen begegnen?

Nein, damit meinen wir nicht das nette Pärchen im Urlaubsflieger, die mit unserer Kleinen „Kuckuck“ gespielt haben und den heruntergefallenen Schnuller unter ihrem Sitz hervorholten. Auch nicht den alten Mann im Zug, der für unsere Kinder einen Papierkranich gefaltet hat, damit sie etwas zum Spielen haben.

Ihr wisst schon, wer gemeint ist – wenn wir mit unseren Kindern ins Zugabteil kommen, dreht ihr euch augenrollend zum Fenster und zieht den Mantelkragen hoch. Im Flugzeug hören wir euch hinter uns stöhnen, wenn unser Baby beim Start anfängt zu weinen. Am Check-in sehen wir, wie ihr tuschelt und die Köpfe schüttelt, während wir unsere vielen Taschen und den Autokindersitz auf die Waage hieven. Und auf dem Bahnsteig seht ihr ungerührt (oder ungeduldig!) zu, wie wir hastig und stöhnend unser Gepäck, den Kinderwagen und die Kinder in den Waggon wuchten.

Ich kann diesen völligen Mangel an Mitgefühl und Verständnis einfach nicht verstehen. Ihr wart doch selbst mal Kinder! Ihr habt geweint, getobt, euch in die Hosen gemacht und wurdet (hoffentlich) von euren Mamas gestillt. Und das bestimmt auch mal neben Erwachsenen, die eigentlich in Ruhe ihre Zeitung lesen oder schlafen wollten.

Eure Mitmenschen damals haben euch ertragen – also könnt ihr das heute gefälligst auch tun.

Und, Überraschung: Es läuft auf dieser Welt nicht alles nach eurem Geschmack. Auch wenn ihr in einer Flugzeugkabine oder am Hotelpool neben kleinen Kindern sitzen müsst, die sich nicht exakt so benehmen, wie ihr das gern hättet. Und auch wenn ihr dafür viel Geld bezahlt habt. Das gehört nun mal zum Leben dazu!

Wenn unsere Kinder laut lachen, viel reden, ständig herumhopsen und auch mal weinen, dann benehmen sie sich nicht „furchtbar“, sie benehmen sich wie Kinder.

Kleine Kinder sind entwicklungspsychologisch noch gar nicht in der Lage, ihr Verhalten auf die gleiche Weise an die Erwartungen anderer anzupassen, wie Erwachsene das können (und wie diese es häufig auch nicht tun!). Ja, es gibt blöde Eltern, die zulassen, dass sich ihre Kinder wie Monster benehmen. Aber die meisten von uns tun ihr Bestes, damit ihr Nachwuchs euch nicht zur Last fällt!

Ja, Kinder sind gern laut. Aber nicht, um euch zu ärgern! ©  Rafael Ben-Ari - Fotolia.com

Ja, Kinder sind gern laut. Aber nicht, um euch zu ärgern!

© Rafael Ben-Ari - Fotolia.com

Das Problem ist, wir schaffen das nicht immer. Wenn ein kleines Kind weint oder schreit oder einen zappeligen Tag hat, dann wird nichts auf der Welt es davon abhalten. Wer das nicht glauben mag, der soll doch einfach mal einen Tag in Gesellschaft von Kindern verbringen.

Warum versucht ihr es nicht mal mit ein wenig Mitgefühl, statt nur zu meckern und mit den Augen zu rollen? Letzteres macht euch nämlich bestimmt nicht glücklicher, und uns Eltern hilft es auch nicht.

Wenn ihr es schon nervig findet, wenn ein weinendes oder schreiendes Kind neben euch sitzt, was glaubt ihr, wie sich das für die Person anfühlt, auf deren Schoß das Kind sitzt? Es ist scheiße, es ist peinlich, und es stresst uns unglaublich. Ein nettes Wort des Mitgefühls würde uns in diesen Situationen so gut tun – und euch sicher auch.

Versucht es doch beim nächsten Mal. Und wenn es wirklich nicht geht? Dann haltet bitte einfach den Mund.

Mit schnellen Urteilen und Tipps seid ihr gern bei der Hand („Die haben ihre Kinder echt nicht im Griff“, „einfach mal hart durchgreifen und nicht immer trösten!“, „Der Kleine hat doch bestimmt ADHS!“).

Mit Verlaub – ihr kennt uns doch gar nicht!

Wisst ihr, wie lange wir heute schon unterwegs sind? Dass unser Baby seit zwei Tagen Ohrenschmerzen hat oder zahnt? Dass mein Sohn sich unheimlich auf seinen Papa freut, der uns am Bahnhof abholen will, und deshalb einfach nicht mehr stillsitzen kann? Dass ich selbst gerade eine Migräne-Attacke habe, aber trotzdem das Gepäck meiner drei Kinder über den Flughafen bugsieren muss?

Es gibt auch Kinder, die haben ADHS oder sind autistisch – und das sieht man ihnen nicht an. Fliegen oder Zug fahren ist für sie eine ungeheure Anstrengung, und für ihre Eltern erst recht. Macht es ihnen doch nicht noch schwerer.

Schließlich möchten wir selbst mal was loswerden, liebe Kinderlose: Ihr geht euren Mitreisenden auch manchmal auf die Nerven!

Ihr telefoniert laut am Handy. Ihr benutzt viel zu viel Parfüm. Ihr seid dick – in der Economy Class. Ihr raucht am Nachbartisch. Ihr hustet während des gesamten Nachtflugs. Ihr schaut abends im Hotelzimmer krachlaute Actionfilme an. Ihr rempelt unsere Kinder im Gedränge am Check-in um, weil ihr in Kniehöhe keine Augen habt.

Und, seht ihr uns über euch meckern, die Augen rollen oder mit unseren Kids über euch tuscheln? Nein. Wir Eltern sind viel mehr damit beschäftigt, unsere Kinder angstschwitzend im Auge zu behalten, sie mit Spielen und Gummibärchen ruhig zu beschäftigen und jede zu laute Äußerung von ihnen sofort mit einem Pssst! zu dämpfen.

Damit sie Idioten wie euch nicht auf die Nerven gehen.

Und all das nehmen wir auf uns, obwohl wir eigentlich genau das Gleiche wollen wie ihr: einfach mal entspannt Urlaub machen. Habt ihr etwa mehr Anspruch als wir auf eine ruhige Anreise, eine gechillte Rückfahrt oder gar überhaupt auf Urlaub außerhalb von Centerparcs und Kinderhotels?

Wenn ihr das nächste Mal über eine Familie mit Kindern meckert, eure Augenbrauen hochzieht oder leidend aufseufzt, sobald wir euer perfektes Urlaubs-Erwartungsbild stören – dann denkt mal daran, wie nervig es für uns ist. Wir steigen nämlich nicht in fünf Stunden aus und legen dann im Hotel die Beine hoch. Wir verbringen unseren ganzen Urlaub mit diesen zappeligen, kreischenden, kleckernden Blagen.

Aber ätsch – wir finden das gut so, und wir machen schön weiter mit dem Reisen, damit wir euch noch lange ärgern können!


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Kommentar als Gast schreibenKommentare (6)

  • Andy

    Ich frage mich nur, wen will die Verfasserin des „offenen Briefes“ hier erreichen ? Falsche Zielgruppe, oder ? Völlig überflüssig hier.

    Antworten | 16. November 2015
    • Lieber Andy! Wer sich davon angesprochen fühlt, kann den „Brief“ gern entsprechend weiterleiten, in seinen Netzwerken teilen oder auch ausdrucken und seinen kinderlosen Mitreisenden auf den Sitz legen 🙂 Hier soll er eigentlich eher die Diskussion über das Thema anregen. Nicht alle Eltern haben auf Reisen solche Erfahrungen gemacht. Zum Glück!

      Antworten | 17. November 2015
  • Sehr schön! 🙂
    Im Zug allerdings haben wir das Problem nicht… Wir sind überzeugte Kleinkind-Abteil-Fahrer im ICE und fahren auch nur wenn das Abteil vorab reservierbar war ;). Für Weihnachten hat es zum Glück wieder geklappt und so sitzen wir bald wieder in unserem heimeligen KK-Abteil und freuen uns schon auf unsere Mitreisenden, meistens eine Mama mit Kleinkind, wir quatschen, kaufen dem netten „Kellner-Schaffner“ nen teuren Kaffee ab und die Kinder tauschen ihre Spielsachen aus 🙂

    Antworten | 6. November 2015
    • Hans

      Hallo HofBauerBabyreisen,

      es gabe da mal einen schönen Artikel von „DasNuf“ die genau darauf anspielte. Gig ungefähr so: im prinzip ist das mit den Kinder/Baby abteilen in Zügen ja keine schlechte Idee, Familien sind unter sich, alle anderen haben ihre „Ruhe“. Aber damit wird das Problem doch bloss umgangen, es sollte eigentlich völlig normal sein, dass ALLE in einem Abteil sitzen können und niemand die Augen verdreht oder sonstiges. Es sollten eigentlich keine (Klein)Kinder Abteile nötig sein, deren Hauptzweck es ist, die übrigen Fahrgäste vor „Kinderlärm“ zu schützen. Naja….

      Antworten | 7. November 2015
      • Hallo Hans, das ist ein oft geäußerter Gedanke, der seine Berechtigung hat. Aber die Kleinkindabteile sollen ja eigentlich nicht die Kleinkinder geräuschsicher „wegpacken“, sondern für die Eltern mehr Komfort bereitstellen – in Form von mehr Platz, einem Spielgerät etc. Hier könnte die Bahn natürlich noch wesentlich mehr tun, um die Abteile entsprechend auszustatten (und frechen Geschäftsleuten eindeutig klar zu machen, dass sie hier drin nicht die Zielgruppe sind!).

        Antworten | 10. November 2015
  • Danke, Jenny, das musste echt mal gesagt werden, und besser hätte ich es nicht formulieren können! Die Krönung war letztes Jahr beim Umsteigen auf Gran Canaria, da wurde meine mitreisende Freundin und ebenfalls Mutter von einem drängelnden Rentner mit zu wenig Zeit und ohne Augen im Kopf einfach über den Haufen gerannt. Aufgeholfen hat ihr ein netter Engländer mit dem Kommentar „Those Germans! 😉

    Antworten | 6. November 2015

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