Urlaubs-CheckCouchsurfing mit Kindern – warum nicht?

Bei Fremden auf der Couch übernachten, das machen doch nur Jugendliche und Globetrotter mit Rucksack! Oder? Bloggerin Alexandra Frank, zurzeit auf Weltreise mit Mann und zwei Kindern, hat es versucht und ist begeistert. KidsAway hat nachgefragt.

von KidsAway-Redaktion


Übernachten bei Fremden? Keine schlechte Idee! © Patrizia Tilly - Fotolia.com

Übernachten bei Fremden? Keine schlechte Idee!

© Patrizia Tilly - Fotolia.com

Alexandra Frank reist nicht nur privat viel und gern, sondern auch beruflich: Sie ist nämlich Reisejournalistin. Als ihre ältere Tochter zwei Jahre alt war, stellten die Eltern bei einer Reise nach Thailand fest: Fernreisen mit Kind klappt wunderbar!

Nach der Geburt von Tochter Nummer zwei entschlossen sich die Eltern daher schnell, die Elternzeit zu nutzen, um sich einen Traum zu verwirklichen: fünf Monate frei für eine Weltreise. Nach Südamerika und Neuseeland sind die vier momentan per Wohnmobil in Australien unterwegs.

Über ihre Erlebnisse berichtet Alexandra in ihrem Blog „4 um die Welt“; wir wollten uns mit ihr speziell über ihre Couchsurfing-Erfahrungen unterhalten.

Erfahrungsbericht Was ist Couchsurfing?
Generell bezeichnet man als Couchsurfing das kostenlose Unterkommen von Reisenden („auf der Couch“) bei fremden Gastgebern. „CouchSurfing“ ist ein kommerzielles, aber kostenloses Gastfreundschafts-Netzwerk im Internet. Wer sich als Mitglied registriert hat, kann über die Website kostenlos Unterkünfte finden, selbst seine Unterkunft anbieten oder auch anderes, etwa einem Reisenden die Stadt zu zeigen oder gemeinsam einen Kaffee zu trinken. Im Jahr 2011 zählte CouchSurfing nach eigenen Angaben über drei Millionen Mitglieder in 81.500 Städten in 246 Ländern.

 

Frage KidsAway: Erst einmal ein Kompliment: Euer Blog liest sich faszinierend! Was waren die Höhepunkte eurer Reise bisher?

Alexandra Frank: Als Romanistin gefällt mir Südamerika schon immer besonders gut. Wir haben dort Gauchos gesehen (das sind quasi südamerikanische Cowboys), Wale und Pinguine. Außerdem haben wir in Chile mehrere Tage bei einer Mapuche-Familie in einer traditionellen Rukka, einer Hütte aus Lehm, Holz und Schilf, übernachtet.

Aber auch Neuseeland war sehr schön, etwa die riesigen, alten Kauri-Urwaldbäume hoch im Norden oder Rotorua, ein vulkanisches Gebiet im Herzen der Nordinsel.

Zurzeit fahren wir mit einem gemieteten Wohnmobil die Great Ocean Road in Australien entlang. Wir haben freilaufende Kängurus, Koalas und Kurzschnabeligel gesehen. Davon sind wir alle begeistert.

Frage Im Campervan ist es ja sehr gemütlich, Strohhütte klingt dagegen nicht so toll – wie schlaft ihr denn auf Reisen am liebsten?

Pst - meist übernachtet man gar nicht auf der Couch, sondern im Bett oder auf Luftmatratzen .. © Alexandra Frank

Pst - meist übernachtet man gar nicht auf der Couch, sondern im Bett oder auf Luftmatratzen ..

© Alexandra Frank

Das ist von Land zu Land sehr unterschiedlich. In Australien und Neuseeland haben wir meistens im Wohnmobil übernachtet. Das ist toll, weil man ganz nach Belieben direkt am Strand oder mitten im Wald nächtigen kann. Andererseits findet man aber nicht so richtig Anschluss an andere, seien es Einheimische oder andere Urlauber, weil man im Wohnmobil immer etwas isoliert ist. Das war beim Couchsurfing anders.

In Buenos Aires hatten wir zwei Wochen lang eine private Ferienwohnung. Oft gab es in Südamerika aber auch nette Bed and Breakfasts oder wir haben in Jugendherbergen übernachtet. Und in Chile haben wir auch zum ersten Mal Couchsurfing ausprobiert.

Frage Wie seid ihr denn auf die Idee zum Couchsurfing gekommen?

Naja, es schont die Reisekasse, man findet Anschluss an die einheimische Bevölkerung und ich dachte mir, es wäre einfach mal ganz interessant!

Frage Wie muss ich mir das vorstellen, Couchsurfen mit Familie?

Auch die Kinder der Gastgeber (hier links) freuen sich über Besuch © Alexandra Frank

Auch die Kinder der Gastgeber (hier links) freuen sich über Besuch

© Alexandra Frank

Es ist so, als ob man bei Freunden übernachtet. Nur, dass die Leute noch keine Freunde sind – aber im besten Fall zu welchen werden.
Unsere Gastgeber in Santiago de Chile hatten zum Beispiel ein großes Haus und fünf Kinder. Wir durften im Zimmer der Söhne schlafen, unsere große Tochter spielte mit den Töchtern, das Baby bekam von Mama Maria seinen Brei gekocht. Maria holte uns auch vom Busbahnhof ab, fuhr uns zum Einkaufszentrum und zum Flughafen.

In Auckland haben wir die ersten Nächte bei Elena verbracht; so konnten wir uns in Ruhe an das neue Land samt neuer Zeitzone gewöhnen und die Kinder waren mit Spielzeug beschäftigt. (Elena hatte übrigens gar keine Couch, sondern viele Sitzkissen!) In Hamilton haben uns Jörg und Kirsten aufgenommen, die sich freuten, deutsche Stimmen zu hören, uns die Stadt zeigten und uns tolle Tipps für Unternehmungen gaben.

Frage Kannst du kurz erklären, wie Couchsurfing funktioniert?

Direkter Familienkontakt beim Couchsurfing © Alexandra Frank

Direkter Familienkontakt beim Couchsurfing

© Alexandra Frank

Zuerst legt man auf der Couchsurfing-Seite im Internet ein persönliches Profil an. Dafür sollte man sich etwas Zeit nehmen, denn sowohl die Gastgeber als auch die Gäste orientieren sich ja daran. Natürlich nimmt man nur Leute auf, die einem sympathisch erscheinen. Man sollte daher keinen Nickname benutzen, sondern mit dem eigenen Namen arbeiten, das wirkt vertrauenswürdiger. Weil wir als Familie couchsurfen wollen, habe ich direkt ein Foto von uns allen dazugestellt und auch gleich geschrieben, dass wir zu viert sind.

Erfahrungsbericht So geht es
Die Übernachtungen sowie Dauer und Gestaltung des Aufenthalts werden per E-Mail oder Telefon zwischen den Beteiligten abgesprochen; typischerweise beherbergt man Gäste für wenige Tage. Den Nutzern ist es untersagt, für die Beherbergung Geld zu verlangen oder welches zu bezahlen. Das widerspricht dem CouchSurfing-Prinzip. Was erlaubt ist: ein Betrag, um die Kosten für Mahlzeiten oder Wäsche zu decken, falls der Gastgeber dies anbietet und der Gast es in Anspruch nimmt.

 

Frage Wie schnell findet man als Familie einen Gastgeber – immerhin rückt man ja gleich zu viert an?

Meist sind es ja Familien mit Kindern, die gern andere Familien beherbergen. Oft schaue ich mir zuerst die Fotos an. Wenn ich ein Foto mit Kindern sehe, kontaktiere ich diesen Gastgeber. Wir haben zwischen einer und drei Nächten bei unseren Gastgebern verbracht.
Die meisten geben gleich in ihrem Profil an, wie lange sie ihre Gäste beherbergen möchten und wie viele sie beherbergen können. Man kann im Profil auch gleich anklicken, ob man überhaupt Kinder beherbergen will.

Manche vergessen aber auch, ihr Profil komplett auszufüllen. Bei einer Dame stand, sie hätte keine Kinder und könne auch keine beherbergen, dabei las ich an anderer Stelle, dass sie fünffache Mutter ist. Ich denke, da hatte sie die Standardeinstellung des Portals einfach nicht bearbeitet. Wir sind jedenfalls gern von ihr aufgenommen worden.

Es gibt auf der Couchsurfing-Seite aber auch eine extra Familiengruppe, dort kann man generelle Anfragen stellen.

Frage Wie fanden bzw. finden eure Kinder das Couchsurfing?

So kinderfreundlich ist kein Hotelzimmer! © Alexandra Frank

So kinderfreundlich ist kein Hotelzimmer!

© Alexandra Frank

Super! Oft kommen wir ja bei anderen Familien unter, das heißt, es gibt Spielkameraden, Spielzeug und Süßigkeiten. Viel besser als ein Hotel oder eine Ferienwohnung! Als wir nach vier Tagen Couchsurfing in Auckland ein Hotel nahmen, wunderte sich unsere Tochter direkt, wo denn „die Couch-Leute“ hier wären.

Frage Wie lange im Voraus muss bzw. kann man eine Couchsurfing-Übernachtung planen?

Das kann man nicht verallgemeinern, jeder Gastgeber ist schließlich anders. Manche planen gern im Voraus und möchten, dass man sich Wochen vorher bei ihnen meldet. Andere sind spontaner und können einen noch in derselben Woche beherbergen.

Ich würde aber generell raten, sich etwa zwei Wochen vor dem gewünschten Termin oder noch früher zu melden, wenn man mit Kindern reist. Die Gastgeber schauen ja womöglich nicht jeden Tag im Internet nach, ob sich jemand bei ihnen gemeldet hat, oder sie wollen sich vielleicht erst beraten. Da kann schon ein wenig Zeit vergehen, bis man eine Antwort bekommt.

Frage Couchsurfing ist ja kostenlos: Spielt das bei eurer Planung eine große Rolle?

Wir haben zum Glück so lange gespart, dass wir jetzt nicht am Hungertuch nagen müssen. Außerdem arbeite ich von unterwegs und wir haben unsere Wohnung in Deutschland untervermietet, um die Kosten zu decken. Aber Neuseeland ist ein teures Reiseland, da waren wir schon froh, Geld sparen zu können.

Das finanzielle Motiv beim Couchsurfing war bei uns zweitrangig, aber auf jeden Fall ist das eine tolle Option, sich als Familien gegenseitig einen schönen, preiswerten Urlaub zu ermöglichen.

Frage Gibt es Nachteile am Couchsurfing?

Man weiß natürlich nie, wie sauber oder laut es bei den Gastgebern ist. Einmal sind wir bei einer Familie untergekommen, die in einem wahnsinnigen Chaos gelebt hat. Die waren sehr nett, aber überall stapelten sich Anziehsachen, saubere wie dreckige, in der Küche türmte sich das schmutzige Geschirr und das Bad war auch nicht gerade sauber.

Im Hotel kann man sich darüber beschweren, bei privaten Gastgebern, die einen kostenlos beherbergen, natürlich nicht. Das war aber eher die Ausnahme.

Erfahrungsbericht Ist Couchsurfing sicher?

Natürlich kann bei diesem Prinzip des Austauschs niemand garantieren, dass ein Mitglied böse Absichten hat. Die Registrierung bei CouchSurfing ist kostenlos, die Nutzer werden nicht überprüft. Um als Gastgeber oder Couchsurfer vertrauenswürdig zu erscheinen, sollte man ein möglichst ausführliches Nutzerprofil mit Fotos anlegen, seine Identität durch CouchSurfing per Kreditkarte oder Bankeinzug prüfen lassen (Kosten: ca. 20 USD) und das Bürgschaftssystem nutzen, bei dem verbürgte Personen für andere bürgen, die sie persönlich getroffen haben.

Bewertungen von anderen Nutzern zeigen Interessenten außerdem, wie zufrieden andere CouchSurfer mit dem Gastgeber und der Unterkunft waren.

 

Frage Würdet ihr anderen Familien Couchsurfing empfehlen?

Ja, auf jeden Fall. Traut euch einfach!

Frage Danke für das Interview, Alexandra – wir wünschen euch weiterhin viele gemütliche – ähm – Couchen!

ErfahrungsberichtGastfreundschaft, wohin man schaut

Neben CouchSurfing gibt es noch zahlreiche weitere Hospitality-Netzwerke. Sie sind allesamt kostenlos, bieten aber den Vorteil, dass sie die Identitätsprüfung der Mitglieder ohne die bei CouchSurfing geforderte „Spende“ vornehmen. Während CouchSurfing über die größte Bekanntheit und Mitglieder weltweit verfügt, sind Hospitality Club, Global Freeloaders, BeWelcome oder Tripping kleinere Gemeinschaften, die jedoch teilweise in Europa oder Australien mehr Mitglieder als CouchSurfing haben und auch in anderen Punkten bequemer, günstiger oder transparentere Nutzungsbedingungen bieten als der Branchenriese.


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Kommentar als Gast schreibenKommentare (2)

  • Diana

    Couchsurfing mit Kind, dass kann ich mir leider absolut nicht vorstellen. Ich alleine bei Fremden ist ja in Ordnung, aber mein Kind da mit hin nehmen…ich weiß ja nicht.

    Antworten | 1. März 2013
    • Na, dann wärest du wenigstens nicht mehr ganz allein bei den „Fremden“! Wenn du von vornherein davon ausgehst, dass es dort gefährlich ist und dir die „Fremden“ ans Leben wollen, dann wäre es tatsächlich nicht angebracht, dein Kind mitzunehmen – wieso du dann aber trotzdem allein couchsurfen würdest, ist mir schleierhaft 😉

      Antworten | 5. März 2013

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