Urlaubsplanung„Katalogisch“ für Familien: So versteht ihr die Sprache der Reiseprospekte

Im Herbst blättern wir alle gern in den Katalogen der Reiseveranstalter und planen den Familienurlaub für das nächste Jahr. Doch Achtung: Die Werbesprache der Prospekte macht ein realistisches Bild von den angebotenen Reisen schwierig. Wir helfen euch, zwischen den Zeilen zu lesen.

von KidsAway-Redaktion

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Urlaubskataloge sind tolle Bilderbücher, aber nicht leicht zu entschlüsseln © Susanne Frank

Urlaubskataloge sind tolle Bilderbücher, aber nicht leicht zu entschlüsseln

© Susanne Frank

Kaum etwas ist so ärgerlich wie ein langersehnter, wohlverdienter Familienurlaub, der nicht den Erwartungen entspricht.

Das Traumhotel aus dem Katalog hat winzige Zimmer und steht direkt neben einer Baustelle. Der Strand entpuppt sich als für Kinder viel zu steinig, und abends bekommen die müden Eltern dank lauter Discomusik kein Auge zu.

Dabei lassen sich viele solcher Fallstricke vermeiden, wenn man nur die Sprache der Reiseveranstalter richtig zu übersetzen weiß. Und: Nachträgliche Entschädigungsforderungen haben keine Chance, wenn auf die Mängel schon im Vorfeld hingewiesen wurde – auch wenn das zwischen den Zeilen geschah.

Zunächst einmal solltet ihr euch im Klaren darüber sein, dass Reiseprospekte keine objektive Informationsquelle sind.  Dies gilt natürlich auch für die Internetseiten der Veranstalter!

 

Tipp Sowohl bei Reisekatalogen als auch bei den Buchungsportalen der Veranstalter handelt es sich um Werbematerial, das in erster Linie dazu dient, so viele Reisen wie möglich zu verkaufen.

 

Die Veranstalter wollen ihre Angebote im möglichst besten Licht präsentieren. Trotzdem müssen sie eine gewisse Ehrlichkeit wahren, um nachträgliche Schadenersatzforderungen zu verhindern. So hat sich eine verklausulierte „Katalogsprache“ entwickelt, die schöne Erwartungen wecken soll, ohne wirklich etwas zu versprechen. Demjenigen, der sie zu interpretieren weiß, enthüllt sie aber auch die negativen Seiten eines Angebots.

 

Diese Formulierungen im Reisekatalog – und ihre Übersetzungen – sind für euch als Familie besonders wichtig

 

Beschreibung des Flugs/der Pauschalreise

  • „Direktflug“ = kann eine Zwischenlandung (ohne Verlassen des Flugzeugs) beinhalten. Mit Kleinkindern solltet ihr besser einen „Nonstop-Flug“ buchen. Auch Umsteigeverbindungen (mit Auslauf für die Kinder) können entspannter sein als das Warten in einem stehenden Flugzeug.
  • „Transfer inklusive“ = Der Transport vom Flughafen zum Hotel und zurück ist hier im Reisepreis enthalten. Es kann aber lange dauern, da meist mehrere Hotels angefahren werden. Nach einem langen Flug mit Kindern ist ein Taxi zwar teurer, aber stressfreier.
  • örtliche Reiseleitung“ = Es könnte zu Verständigungsproblemen kommen. Ältere Kinder sind vielleicht frustriert, wenn sie den Reiseleiter nicht verstehen.
  • „Badeschuhe nicht vergessen“ = Am Strand gibt es scharfe Steine oder Seeigel, ganz schlecht mit Krabbelkindern oder Laufanfängern!

 

Beschreibung von Lage der Unterkunft/Urlaubsort

  • „ruhige Lage“ = keine touristische Infrastruktur. Windeln oder Gläschen könnt ihr hier wohl nur mit einem Auto kaufen, es gibt wenige Unterhaltungsmöglichkeiten und wahrscheinlich auch kaum Spielkameraden für eure Kinder, vor allem in kleinen Hotels.
  • „aufstrebender Ferienort“ = Baulärm von vielen Neubauten ist möglich, mit lärmempfindlichen Kindern besser vermeiden
  • „15 Minuten bis….“ = Vorsicht, das kann zu Fuß oder mit dem Auto bedeuten! Mit Kleinkindern solltet ihr hier besser die doppelte Laufzeit berechnen, vor allem an heißen Orten und nach langen Strandtagen. Außerdem ist es gut möglich, dass der Weg nicht kinderwagentauglich sein könnte.
  • „kurzer Transfer zum Flughafen“ = Fluglärm ist möglich, euer Hotel liegt vielleicht sogar in der Einflugschneise! Andererseits ist die kürzere Anreise vorteilhaft nach einem langen Flug.
  • zentral/verkehrsgünstig gelegen“ = laut! Mit Kleinkindern bedeuten verkehrssreiche Straßen direkt vor dem Hotel Stress bei jedem Spaziergang.
  • „direkt am Meer“ = Baden ist hier wahrscheinlich nicht möglich (sonst hieße es „Strand“)
  • „naturbelassener Strand“ = Hier gibt es keine Infrastruktur, eventuell müsst ihr mit Dreck oder Algen rechnen, Sand gibt es nicht unbedingt. Für Kinder ist das meist sehr enttäuschend, Finger weg von solchen Angeboten!

 

Beschreibung des Hotels

  • „kinderfreundlich“ = viele Familien, viel Trubel. Nichts für ruhesuchende Eltern, aber viele Spielkameraden für die Kinder. Achtung: Das bedeutet nicht automatisch Zusatzangebote für eure Kinder!
  • „internationale Atmosphäre“/“für junge Leute geeignet“ = Hier erwartet euch nächtlicher Partylärm, eher keine anderen Familien.
  • „familiäre Atmosphäre“ = Solche Hotels sind nicht automatisch familienfreundlich, das dient eher als Hinweis auf wenig Komfort. Meistens sind Kinder aber gerne gesehen – immerhin.
  • „gepflegtes Ambiente“/“gepflegtes Hotel“ = Hier droht kein Partylärm, aber es gibt ruhesuchende Gäste, die sich eventuell von Kindern gestört fühlen. Mit quirligen Kleinkindern könntet ihr euch hier unwohl fühlen.
  • „beheizbarer Pool“ = kann, muss aber nicht beheizt sein. Kleinkinder wollen aber meist nur in warme Pools.
  • „Kinderbecken“ = Achtung, das ist nicht dasselbe wie ein „Babybecken“, meist sind Kinderbecken erst ab drei Jahren geeignet.
  • „Pool mit Kinderbecken“/ „integriertes Kinderbecken“ = Ein solches Kinderbecken ist nur durch Steine oder Ähnliches vom Hauptpool getrennt, hat aber das gleiche Wasser.
  • „weitläufige Anlage“ = Klingt nach viel Platz, bedeutet aber auch lange Wege (zumal Familien gern abgelegen einquartiert werden). Eure älteren Kinder genießen hier viel Auslauf; das ist besonders günstig bei Stadthotels und wenn ihr viel Zeit im Hotel verbringen wollt.
  • „Kinderclub ab 4 Jahren“ = Das deutet nicht unbedingt auf qualifiziertes Personal oder gute Ausstattung hin. Achtet gerade bei diesem Thema genau auf die Angaben zu Betreuungszeiten und Altersgruppen und fragt gezielt nach!

 

Beschreibung des Hotelzimmers

So kann ein "naturbelassener" Strand aussehen (Thailand) © Susanne Frank

So kann ein "naturbelassener" Strand aussehen (Thailand)

© Susanne Frank

  • „Meerblick“ = Dieser Blick kann auch auf einen Hafen oder eine Küstenstraße gerichtet sein. So eine Floskel sagt nichts über die Entfernung zum Meer aus, das Hotel muss damit nicht automatisch in Strandnähe sein.
  • „landestypische Einrichtung“ = eher einfach möbliert. Das ist aber nicht das Schlechteste in einem Urlaub mit kleinen Kindern!
  • „landestypische Bauweise“ = Dies könnte ein dezenter Hinweis auf schlechte Isolierung sein. Hier sind euch wohl keine ruhigen Nächte garantiert, in der Nebensaison kann es auch empfindlich kühl werden.
  • „geschmackvoll/luxuriös eingerichtet“ = mit Kleinkindern eher ungünstig. Man muss ständig aufpassen, dass sie nichts kaputt oder dreckig machen.
  • „zentrale Klimaanlage“ = Achtung! Die Zimmertemperatur kann hier nicht selbst von euch eingestellt werden. Kinder können sich schnell erkälten bei zu kühler Klimatisierung.
  • „Poolseite“ = nicht automatisch „Poolblick“! Erdgeschoss-Zimmer, die sich zum Pool hin öffnen lassen, sind für Kleinkinder ziemlich gefährlich.

 

Beschreibung der Verpflegung

  • „internationale Küche“ = Hier wird euch wenig Landestypisches serviert, das Essen ist eher einfach. Für mäkelige kleine Esser gibt es aber garantiert Pommes und Spaghetti Bolognese, von daher unkomplizierter als „einheimische Küche“.
  • „kontinentales Frühstück“ = meist nur Brot, Brot, Butter, Marmelade, Kaffe/Tee
  • „zwei Sitzungen“ = eher ungemütliches Essen im Schichtbetrieb. Abends ist das aber durchaus vorteilhaft, da ihr mit Kindern früher (und wahrscheinlich in Gesellschaft vieler anderer Familien) essen könnt.

 

Die Fotos in Reisekatalogen sind oft genauso beschönigend wie die Sprache. Eltern, die meist Wert auf eine gewisse Größe des Zimmers legen, sollten daran denken, dass Fotos von Hotelzimmern fast immer mit Weitwinkelobjektiven aufgenommen werden und dadurch größer wirken, als sie sind. Orientiert euch daher nur an der Quadratmeterzahl und geht davon aus, dass auch diese eher großzügig angegeben wird.

Genauso kann man die Entfernung vom Hotel zum Meer mit Hilfe eines Teleobjektivs schrumpfen lassen. Im Zeitalter der digitalen Bildbearbeitung ist es natürlich auch kein Problem, einen eher braunen Strand weiß aussehen zu lassen und die unschöne Straße zwischen Hotel und Meer wegzuretuschieren.

 

TippUnterm Strich ist es absolut ratsam, sich bei der Reisebuchung nie allein auf die Fotos und Texte der Veranstalter zu verlassen.

 

Vergleicht die Angaben der Reisekataloge immer mit Bewertungen auf unabhängigen Urlaubsportalen wie tripadvisor. Idealerweise zieht ihr mehrere Portale zu Rate. Bei einem Test der Zeitschrift „Reise und Preise“ aus dem Jahr 2014 schnitt die Bewerbungsplattform Holidaycheck am besten ab.

Natürlich kann es vorkommen, dass ihr auch nach Berücksichtigung der Katalogsprache noch gravierende Unterschiede zwischen der Realität und der Beschreibung feststellt. Dann solltet ihr euch nicht scheuen, eine Schadenersatzforderung zu stellen. Alles Wissenswerte dazu findet ihr in unserem Artikel „Reisemängel“.

 

Seid ihr auch schon mal auf den „Werbesprech“ der Reisekataloge reingefallen?

 


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