FlugangstÜber den Wolken … Experten-Tipps gegen Flugangst, für Eltern und Kinder

Fliegen ist herrlich! Das findet nur die Hälfte der Deutschen. Viele sitzen mit trockenem Hals und feuchten Händen im Flieger oder verzichten auf Flugreisen – aus Angst. Flugangst-Expertin Linda Föhrer gibt Tipps, wie Eltern mit ihren Kindern angstfrei fliegen können.

von KidsAway-Redaktion

Seite 2/2 Das erste Mal – was tun gegen Flugangst?
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Das erste Mal – was tun gegen Flugangst?

Vielleicht ist es ja aber euer erster Flug und ihr wisst gar nicht, ob ihr nur nervös seid oder schon Flugangst habt? Die Expertin beruhigt: „Immer erst mal davon ausgehen, dass man lediglich nervös ist – das ist ganz normal in einer neuen und fremden Situation.“ Sie rät, den Flug wie eine Prüfungssituation anzugehen.

Vorbereitung ist alles: sich selbst und die Kinder mental auf den Flug vorbereiten, gemeinsam packen und den Ablauf vom Einchecken bis zur Landung vorher durchgehen.

Für einen guten Start sorgen: Wer so aufgeregt ist, dass er nicht einschläft, kann am Abend vor dem Abflug Baldrian-Dragees nehmen (die genaue Dosierung bitte mit dem Apotheker absprechen!). Kurz vor dem Start geben Rescue-Tropfen aus Bachblüten Sicherheit.

 

TippKeine Medikamente!
Von starken Beruhigungsmitteln, die sich bis zu 60 Prozent der Deutschen gegen vermeintliche Flugangst verschreiben lassen, rät die Flugangst-Expertin ab. Oft wirken diese Medikamente nämlich gegenteilig und können Angstgefühle im Flieger noch verstärken. Wer mit Kindern unterwegs ist, sollte ohnehin möglichst im Vollbesitz seiner Kräfte sein.

 

Körperliches Wohlbefinden als Basis für die Seele: Ausreichend Flüssigkeitszufuhr ist die Hauptsache beim Fliegen; die niedrige Luftfeuchtigkeit ist besonders für Kinder sehr belastend. Linda Föhrer empfiehlt, nicht nur während des Fluges viel zu trinken, sondern bereits vorher die Reserven aufzufüllen. Wasserflaschen vor dem Security Check-in also erst austrinken, dann wegwerfen!

Wer eine volle Flasche in den aufgegebenen Koffer packt, kann am Zielort gleich nach Empfang des Gepäcks wieder „auftanken“. Ebenso wichtig ist bequeme Kleidung, die nicht einschnürt und tiefes Atmen ermöglicht.

 

Und wenn ich doch Flugangst bekomme?

Nichts wie raus hier!? © Weltwunderer

Nichts wie raus hier!?

© Weltwunderer

Die ganz normale Nervosität beim Fliegen kann man bekämpfen, indem man sich ablenkt: durch Gespräche mit den Sitznachbarn, Musikhören über Kopfhörer, Singen mit den Kindern oder Essen und Trinken. Bei Turbulenzen solltet ihr euch nicht verkrampfen, sondern versuchen, die Bewegungen des Flugzeugs mitzumachen.

Ihr hört ein seltsames Geräusch? Scheut euch nicht, das Flugpersonal danach zu fragen. Das ist besser, als panische Fragen im Kopf zu bewegen, die ihr sowieso nicht beantworten könnt.

Wer beim Start, bei der Landung oder in einer kritischen Situation während des Fluges plötzlich Herzrasen bekommt oder hyperventiliert, der kann mit bewährten Entspannungsmethoden aufsteigender Panik entgegenwirken.

Diplom-Psychologin Linda Föhrer empfiehlt allen, die zu Nervosität und Angst neigen, die Übungen der Progressiven Muskelentspannung (auch PMR) einzustudieren. Bei diesem Verfahren wird durch bewusste An- und Entspannung bestimmter Muskelgruppen eine Tiefenentspannung des Körpers erreicht. Die Wirksamkeit der PMR gegen Angstzustände ist klinisch belegt. Das Verfahren ist leicht zu erlernen: Kurse werden von Krankenkassen und Volkshochschulen angeboten, man kann aber auch zu Hause mit einer CD üben.

Eine andere Methode, die von Flugangst-Experten wie Linda Föhrer empfohlen wird, ist die ruhige Bauchatmung: Wenn man bemerkt, dass man zu flach atmet und panisch wird, sollte man abwechselnd langsam ausatmen und dabei bis vier zählen, dann einatmen und bis drei zählen. Dabei muss sich der Bauch heben und senken. Das klingt einfach, muss aber ebenfalls trainiert werden: Man kann wunderbar schon vor der Flugreise üben, immer zehn Minuten vor dem Einschlafen und nach dem Aufwachen.

Natürlich könnt ihr diese Übungen auch gemeinsam mit euren Kindern machen; dann habt ihr im Ernstfall ein probates Mittel zur Hand.

 

Hilfe holen ist keine Schande

Psychologin Linda Föhrer und ihre "Crew" vertreiben die Flugangst © entspannt-fliegen.de

Psychologin Linda Föhrer und ihre "Crew" vertreiben die Flugangst

© entspannt-fliegen.de

Diplom-Psychologin Linda Föhrer betreut nicht nur Flugangst-Patienten, sondern arbeitet auch eng mit den Flughäfen und der Fluggesellschaft Condor zusammen. Ein wichtiges Anliegen ist es ihr, das Flugpersonal noch stärker für das Problem Flugangst zu sensibilisieren: „Die Flugbegleiterinnen und Flugbegleiter sind zu dem Thema informiert und werden im Umgang mit ängstlichen Passagieren geschult. Einige sind da von vornherein sehr einfühlsam, aber es gibt große individuelle Unterschiede.“

Linda Föhrer ermutigt alle Passagiere, ihrer Angst offensiv zu begegnen. „Wenn die Angst aufzusteigen beginnt, sollte man nach Möglichkeit sofort aufstehen (und damit die Situation verlassen), die Flugbegleiter aktiv ansprechen und nach dem Purser fragen – das ist der Chef-Flugbegleiter. Dafür muss man sich nicht schämen, Flugangst wird garantiert nicht belächelt!“

Wenn es gar nicht geht: Diplom-Psychologin Linda Föhrer gibt in ihren Gruppenseminaren „Entspanntes Fliegen“ zusammen mit erfahrenen Flugkapitänen und Emergency Trainern technische Informationen zum Fliegen und übt mit den Teilnehmern Methoden zur Angstvermeidung und -überwindung ein. Wer will, kann einige Tage danach einen begleiteten Flug unternehmen.

 

TippDie Seminare finden immer am Wochenende an fast jedem großen deutschen Flughafen statt. Termine findet ihr auf der Homepage (http://entspanntes-fliegen.de/home/) von Linda Föhrer. Ein eintägiges Gruppenseminar kostet für Erwachsene 245 Euro, zusammen mit einem begleiteten Flug sind es 570 Euro. Kinder ab Kinder ab zwölf Jahren zahlen in Begleitung eines Erwachsenen insgesamt nur 245 Euro; nach Absprache mit Linda Föhrer können auch jüngere Kinder teilnehmen.

 


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