Fliegen ohne OhrenschmerzenOhrenschmerzen beim Fliegen – und was ihr dagegen tun könnt
Schaffen es die Ohren nicht, sich auf den veränderten Luftdruck im Flugzeug einzustellen, sind Druckgefühle und Schmerzen die Folge. Vor allem Kinder leiden häufig darunter - aber es gibt viele Tricks und Hilfsmittel dagegen.
von Jenny
Schmerzhafter Ohrendruck kann die ganze Flugreise verderben
© Sanohra
Tatsächlich als schmerzhaft empfinden nur etwa fünf Prozent der Erwachsenen den Druckanstieg. Bei den Kindern sind es allerdings ganze 25 Prozent. Ihnen gelingt der Druckausgleich oft nicht oder nicht schnell genug. Die Folge sind Schmerzen, Weinen und Schreien – nicht eben der beste Start in den Urlaub.
Wie kommt es zu Ohrenschmerzen beim Fliegen?
Während Flugzeuge starten oder landen, verändert sich der Luftdruck in der Passagierkabine um etwa 0,2 bar. Beim Starten sinkt der Druck, beim Landeanflug steigt er wieder. Ersteres ist in der Regel kein Problem: Die Eustachische Röhre (auch bekannt als Tube oder Ohrtrompete), die von der Nase zum Ohr führt, öffnet sich automatisch ungefähr einmal pro Minute von selbst, um den Druckausgleich zwischen Rachen und Mittelohr auszuführen.
Steigt bei der Landung der Umgebungsdruck wieder an, muss der Druckausgleich aber aktiv stattfinden.
Hier tun sich Kinder traditionell schwerer: nicht nur ist die Eustachische Röhre bei ihnen kürzer und anders geformt, was den Druckausgleich erschwert. Sie leiden auch häufiger an leichten Atemwegsinfekten. Ein Schnupfen lässt den Verbindungsgang zwischen Mittelohr und Nasen-Rachen-Raum genauso wie den Rest des Gewebes in diesem Bereich anschwellen, was die Ohren doppelt empfindlich gegenüber Druckschwankungen macht.
Und schließlich öffnet sich die Eustachische Röhre bei ihnen viel seltener automatisch als bei Erwachsenen. Bei Säuglingen findet nur etwa alle fünf Minuten ein automatischer Druckausgleich statt, im Schlaf ist es noch seltener.
Daneben hängt der erfolgreiche Druckausgleich auch vom Flugzeugtyp ab – je nachdem, wie schnell die Klimatechnik den Kabinendruck künstlich anpassen kann. In der Boeing 737 ist der Druckanstieg während des Sinkflugs höher als etwa bei der Boeing 747, der DC-10 oder dem Airbus 310. Sind eure Kinder Kandidaten für schmerzende Ohren, könnt ihr also auch mit einem Blick auf den Flugplan Beschwerden vermeiden.
Gelingt Kindern der Druckausgleich nicht, ist die Folge ein „Barotrauma“: leichte bis starke Schmerzen, Einblutungen ins Mittelohr, im schlimmsten Fall sogar ein gerissenes Trommelfell. Das erkennt ihr daran, dass die Ohrenschmerzen sofort weg sind, dem Kind aber plötzlich schwindlig und übel ist.
Wie könnt ihr euren Kindern beim Druckausgleich helfen?
Die Ohrstöpsel müssen rechtzeitig vor Start oder Landung eingesetzt werden
© Sanohra
Eine wirksame Methode, wenn all das nichts bringt, ist das sogenannte Valsalva-Manöver: Dabei müsst ihr den Mund schließen, die Nase zuhalten und dann mehrmals nacheinander gegen den Druckwiderstand „ausatmen“. Erwachsenen fällt die Übung leicht, Kindern leider nicht.
Generell sollten Babys und Kinder während der Start- und Landephase nicht schlafen. Im Schlaf öffnet sich die Eustachische Röhre bei Kindern sehr selten, weshalb sie im schlechtesten Fall desorientiert und mit schmerzenden Ohren erwachen würden – kein guter Start für einen Flug.
Versucht also alles, damit eure Kinder in den kritischen Phasen nicht schlafen. Sobald das Signal zur Einleitung des Landevorgangs ertönt und die Anschnallzeichen aufleuchten, solltet ihr eure schlafenden Kinder wecken und ihnen etwas zu essen oder zu trinken anbieten.
Achtet auf das Timing: Der gesamte Start- und Landevorgang dauert ungefähr 25 Minuten.
Viel trinken sollten Kinder nicht nur bei Start und Landung. Besonders den erkälteten Patienten und kleinen Allergikern hilft viel Flüssigkeitszufuhr vor der Flugreise und auch während des Fluges, damit die Nasengänge nicht verstopfen.
Abschwellende Nasentropfen werden von Ärzten oft gegen Ohrenschmerzen beim Fliegen empfohlen. Ihre Wirksamkeit ist aber nicht belegt, im Gegenteil: Neueste Erkenntnisse legen nahe, dass abschwellende Nasentropfen den aktiven Druckausgleich nicht nennenswert unterstützen.
Was Babys beim Druckausgleich hilft
Stillbabys würde es natürlich optimal helfen, wenn sie während Start und Landung gestillt werden. Dem stehen allerdings Sicherheitsbedenken gegenüber: Alle Passagiere, auch Babys, müssen beim Starten und Landen angeschnallt sein.
Der Loop Belt, mit dem Kinder unter zwei Jahren auf dem Schoß von Mama oder Papa gesichert werden können, erlaubt es euch zwar, euer Baby unter einigen Verrenkungen zu stillen. Er gewährleistet nach Erkenntnissen des TÜV und der Luftfahrtbehörde aber keine ausreichende Sicherheit – empfohlen wird die Verwendung eines Autokindersitzes für Babys.
Eine Nuckelflasche mit Wasser, abgepumpter Muttermilch oder Tee, ein Schnuller oder auch euer kleiner Finger sind Hilfsmittel, mit denen ihr auch Stillbabys wenigstens für kurze Zeit beruhigen und ihnen beim Druckausgleich helfen könnt. Die gefürchtete Saugverwirrung wird wegen dieser kurzen Minuten sicherlich nicht eintreten.
Auch Weinen und Schreien sind bei Babys geeignet, um den Druckausgleich zu befördern. Das heißt natürlich nicht, dass ihr euer Baby gezielt zum Weinen bringen sollt. Aber während ihr den kleinen Flugreisenden tröstet und beruhigt, könnt ihr euch (und vielleicht auch euren Sitznachbarn) sagen, dass das Weinen wahrscheinlich einen Grund hat und eurem Baby hilft.
Cleveres Hilfsmittel für Kinder: Ohrenstöpsel
So wirken die Sanohra fly Ohrstöpsel
© Sanohra
Wichtig: Die Ohrstöpsel müssen etwa 45 Minuten vor dem Start oder der Landung eingesetzt werden, um richtig helfen zu können. Wartet also nicht auf das Zeichen zur Landung, sondern bittet das Bordpersonal, euch etwa eine Stunde vor der Landung Bescheid zu geben.
Die Wirksamkeit der Sanohra fly Ohrstöpsel ist nicht nur in medizinischen Tests an der Charité Berlin belegt worden. Am Flughafen Hannover durften 500 Passagiere auf ihrem Flug die Ohrstöpsel testen und anschließend beurteilen, wie sie den Druckausgleich wahrgenommen hatten. Mehr als zwei Drittel der Passagiere, die sonst unter starken Schmerzen litten, hatten mit den Ohrstöpseln überhaupt keine Probleme mehr.
Die Ohrstöpsel gibt es in zwei speziellen Ausführungen, für Kinder (oder Erwachsene mit kleinen Ohren) und Erwachsene. Ihr bekommt sie in den meisten Apotheken in Deutschland, Österreich und der Schweiz, notfalls auch direkt am Flughafen. Dort werden sie unter anderem in den Bordshops von Air Berlin, Condor und TUI fly verkauft. Oder hier bei Amazon.