In der Heimat des DirndlsMit Pumps und Pampers in den Bergen

Mein Mann und ich lieben das Reisen. Wir haben schon einiges gesehen und viele Abenteuer erlebt. Das dachten wir zumindest. Aber mit einem Baby in den Bergen wandern zu gehen erwies sich als spannender als alles andere zuvor. Hier berichte ich, wie wir zu dritt die Bayrischen Alpen unsicher machten.

von KidsAway-Redaktion


Im Dirndl mit Baby © Mami-in-Pumps

Im Dirndl mit Baby

© Mami-in-Pumps

von Mami-in-Pumps

Wir wollten weg. Einen Tapetenwechsel, wenigstens für einige Tage. So begannen wir die Idee auszuspinnen. Nach einigen Verhedderungen unseres Spinnennetzes aus Plänen, Angeboten, Diskussionen, Sorgen, Hoffnungen und so weiter stand das Resultat: Wir bleiben in Deutschland, wir fahren für exakt eine Woche, wir wollen eine Eigenanfahrt, wir wollen Action, unser Papa will in die Berge, wir nehmen Bayern!

Gesagt, getan. Bei ebay kaufte mein Mann einen touridat-Gutschein und den lösten wir für ein schnuckeliges kleines Familienhotel in den Bayerischen Alpen ein. Der Alpenhof in dem netten Örtchen Bad-Kohlgrub war nur 30 Kilometer von Garmisch-Patenkirchen entfernt.

 

Fragen über Fragen

Mit der Familie in den Bergen: Papa (28), Mami in Pumps (24) mit Baby (6 Monate) © Mami-in-Pumps

Mit der Familie in den Bergen: Papa (28), Mami in Pumps (24) mit Baby (6 Monate)

© Mami-in-Pumps

Unser Ziel war klar, das Hotel war gebucht, die Vorbereitungen liefen nun auf Hochtouren. Was wollen wir sehen, was wollen wir erleben, wo wollen wir wandern, was braucht unser Sonnenschein alles, wie sollen wir das mit der Beikost machen? – Seit der Kleine viereinhalb Monate alt ist bekommt er, zusätzlich zur Muttermilch, hausgemachte Babykost, die aus diesem Grund nicht konserviert werden kann, sondern entweder frisch verzehrt, eingefroren oder im Kühlschrank gelagert schnellstmöglich aufgebraucht werden muss.

Dies sollte unser erster Wanderurlaub werden (wir sind eigentlich eher die „karibischer Traumstrand“-Urlauber, welche lieber Cocktails schlürfen und ein Buch nach dem anderen verschlingen, während die Sonne die, vom deutschen Klima, zähen Knochen durchwärmt). Zwar waren wir schon drei Mal in Bayern, doch nun sollten wir es von einer anderen Seite kennenlernen.

Für mich stand aber eins fest: Pumps müssen auf jeden Fall mit und sie müssen mindestens ein Mal zum Einsatz kommen – das schwor mir mein Liebster.

 

Mit sechs Monate altem Baby auf den Berg

Prinzipiell ist es unkompliziert, mit Baby im Tragetuch mobil zu sein. Vor Ort sahen wir dann auch etliche Eltern mit speziellen Tragevorrichtungen für Babys und Kleinkinder, aber wir sind doch große Fans des leichten, elastischen und doch stabilen Tragetuchs, mit dem man das Kind auf verschiedenste Weise transportieren kann. Wir haben zwei Lieblingswickeltechniken, welche auch auf den Bildern zu sehen sind.

Erfahrungsbericht

Checkliste für den Wanderrucksack mit Baby

  • mindestens drei Windeln
  • weiche Unterlage fürs Wickeln
  • Baby-Reinigungstücher
  • Mulltücher und mindestens ein Moltontuch
  • Thermoskanne (irgendwie muss der Brei ja aufgewärmt werden)
  • 1,5 Liter-Wasserflasche
  • T-Shirts zum Wechseln
  • warme Jacken
  • Sonnencreme (vor allem für das Baby ist sie natürlich unabdingbar)
  • ein paar Spielsachen (am besten solche, die man in irgendeiner Weise – beispielsweise mit einer Schnullerkette – am Tragetuch befestigen kann)
  • Wechselkleider für das Baby (vor allem warme Söckchen oder Schuhe, da die Füßchen die ganze Zeit runterhängen und sehr schnell auskühlen; überhaupt muss man bei so einer Aktion enorm auf die Temperatur des Säuglings achten)
  • etwas Proviant (Obst, Gemüse, Schockoriegel für die Großen)

Schon am ersten Tag nach der Ankunft am Montag brachen wir in die Berge auf. Unser Ziel war das ‚Hörnle‘ – 1484 über Normalnull. „Mensch, hätte ich gewusst, dass wir sterben gehen …“, dachte ich mir, als wir gleich zu Beginn so furchtbar steil nach oben wanderten. Nein. Korrigiere. Uns nach oben schleppten!

Mein Mann hat in dieser Hinsicht eine bessere Ausdauer, da er sich regelmäßig seinem Hobby Mountainbiking widmet. Aber für mich war es zunächst einfach nur furchtbar. Ich bin zwar schon einiges gewöhnt durch das wöchentliche Walken – und bei elf Stunden wöchentlich stärkt auch das Tanzen die Ausdauer. Da ich aber den riesigen Rucksack schleppte, war es fast unerträglich. Er übernahm freundlicherweise,von Schuldgefühlen geplagt, für die letzten zwei Kilometer dann auch den Rucksack.

Die ganzen Babyutensilien wiegen schon ein bisschen was, wenn man sie erst mal schleppt. Zum Glück hatten wir Nordic Walking Stöcke mitgenommen – wäre aber auch kein Problem gewesen, im Testcenter vor Ort eine komplette Wanderausrüstung kostenlos für einen Tag auszuleihen (samt GPS-Gerät versteht sich). Bedarf hatten wir keinen, denn zum einen ist der Weg wirklich super gut ausgeschildert und zum anderen hat mein Organisationstalent von Ehemann schon an wirklich alles gedacht. Tja, und hier will ich Euch zeigen, warum ich, trotz des grausamen Beginns unserer Tour, einfach nur glücklich war, diese gemacht zu haben.

Das tolle an Bayern? Neben vielem anderen: das Bier! Nirgends habe ich bisher so viel Bier wie im Bayernurlaub getrunken. Ich trank zwar nur Alkoholfreies, aber dieses war für einen „Bierignoranten“ wie mich einfach köstlich. Am liebsten ein erfrischendes Radler nach so einer Tortur.

 

Sechs Monate? Das ist wohl der jüngste Besucher des Hörnle!

 

So herum auf Entdeckungstour © Mami-in-Pumps

So herum auf Entdeckungstour

© Mami-in-Pumps

Eine Wanderin meinte zu uns, als sie den Kleinen da „hängen“ sah und ich ihr die Frage nach dem Alter des Kleinen beantwortete: „Sechs Monate? Das ist wohl der jüngste Besucher des Hörnle!“ Keine Ahnung, aber an jenem Tag sahen wir nur ältere Kids; darunter auch Kleinkinder, aber keine Babys unter einem Jahr.

Der kleine Mister lag jeden Abend Punkt acht im Bettchen. Zwar konnten mein Mann und ich nur abwechselnd in die Sauna, die sich in unserem Hotel befand und inklusive war (genau wie das Schwimmbecken, die Sonnenbank, die Trainingsgeräte und das medizinische Entspannungsbad), aber wir kosteten es aus. Herrlich!

Am darauf folgenden Tag entschlossen wir uns erneut für eine Wanderung. Die Route: der Drei-Schlösser-Weg.

Drei-Schlösser-Weg: Der Streckenverlauf
Füssen – Hohes Schloss – Theresienbrücke – Kirche zur Lieben Frau – Kalvarienberg – Königssträßchen – Schwanseerundweg – Fischersteig – Fürstenstraße- Schloss Hohenschwangau – Hohenschwangau – Schloss Neuschwanstein – Pöllatschlucht – Parkplatz

Kleiner Tipp: Schon im Vorfeld informieren, wo man kostenlos parken kann, bevor man seinen Wanderweg startet.

Schon wieder ein Berg, den man erst mal bezwingen durfte. Ich betete um eine herrliche Aussicht als Belohnung. Am Schwansee angekommen, in welchem der berühmte König ja bekanntlich unter mysteriösen Umständen sein Ende fand, wes es schon etwas unheimlich!

 

Schloss Neuschwanstein in der Ferne © mami-in-pumps

Schloss Neuschwanstein in der Ferne

© mami-in-pumps

Im Hintergrund zu sehen sind  Schloss Neuschwanstein (links) und Schloss Hohenschwangau (rechts). Zum Schloss selbst sind wir mit einer Kutsche hochgefahren. War sehr romantisch und der Kleine hatte auch seinen Spaß. Jedenfalls war er putzmunter und fröhlich, als wir oben angekommen sind.
Das wunderschöne Märchenschloss des bayerischen Königs Ludwig II. haben wir auch von innen besichtigt. Fotografieren war untersagt, aber hier mal eine nette Anekdote zu der Besichtigungsführung:


Die Fremdenführerin stand da und erzählte und redete und unser kleiner Mann, putzmunter und quickfidel wie er war, brabbelte und plapperte – übersetzte wohl für die anderen kleinen Besucher des Schlosses. Das war mir zunächst unangenehm und ich versuchte, ihn noch ein bisschen zum Schweigen zu bringen. Aber irgendwann musste die Dame selbst total lachen und da war es dann auch ok. Ich meine, wenn ein Baby mal weint, dann schauen die Leute meist so … na ja, andeutend. Aber er hatte da wirklich seinen Spaß und das war echt goldig anzusehen und anzuhören.

Wir waren noch ein weiteres Mal so richtig lange wandern gegangen. Und zwar so richtig … schlimm weit und sehr anstrengend.

Alles begann harmlos mit einem wunderschönen Morgen:

Eltern, die so liebevoll von ihrem Baby geweckt werden, können sich nur eins denken und nur eins fühlen: „Gott, ist das Leben schön, ist mein Kind so lieb, möchte ich gerne raus mit diesem Sonnenschein und ihm die Welt zeigen.“

Tja, und zehn Stunden später kriecht man zum Abendessen und hofft, dass der Kleine einen um Gottes Willen nicht anstrengt und in Ruhe sein Essen vom Teller schaben lässt – nachdem man, so halb tot, sowieso nicht mehr arg viel schmeckt.

Im Panorama der Alpen gewickelt © Mami-in-Pumps

Im Panorama der Alpen gewickelt

© Mami-in-Pumps

Ich übertreibe hier jetzt natürlich maßlos, denn das Wandern und Bergsteigen ist zwar wirklich so anstrengend, aber das zufriedenstellende Gefühl am Abend: „Ich habe es geschafft, dies und das gesehen, hier und da meine Grenzen und mich selbst – und die Berge – überwunden und ich lebe noch. Juhu!“ Und dazu die frische Luft. Die Bewegung. Die Landschaft. Ein Traum! Das macht alles wieder wett.

Und so haben wir uns dann am allerletzten Tag – am Sonntag – vor der Abfahrt nochmal echt ordentlich verausgabt. Acht Stunden unterwegs. Kleine gemütliche Rast und weiter. Die eine große Pause gab es, als der Kleine groß versorgt wurde.

Mit Baby und Rucksack auf über 1700 Meter Höhe © Mami-in-Pumps

Mit Baby und Rucksack auf über 1700 Meter Höhe

© Mami-in-Pumps

Hier waren wir dann auf 1700 Meter über Normalnull. Wir haben den Sessellift immer bewusst gemieden. Es ist ja allgemein bekannt, dass Babys und Kleinkinder den Druck nicht so gut ausgleichen können und deshalb wollten wir einen zu plötzlichen Aufstieg in jene Höhen dann doch vermeiden. Denn auch die dünne Luft weiter oben kann dem kleinen Menschen auch arg zu schaffen machen.

Die Zugspitze, der Traum meines Mannes. Wenn der Kleine erst mal zehn Jahre alt ist, wird es – mit Gottes Hilfe – ein ganz tolles Vater-Sohn-Wochenende geben, in dem die Zugspitze bestiegen wird – zu Fuß versteht sich.

 

Vorsicht vor Überhitzung und Unterkühlung
Man selbst wärmt den Körper des Babys durch die eigene physische Belastung enorm. Extremitäten, welche nicht in ständiger Berührung mit dem eigenen Körper stehen, kühlen furchtbar schnell aus!

 

Ein paar pumpstaugliche Sehenswürdigkeiten in Bayern

 

Baby auf bayerisch: Mit Brezel und Bier © Mami-in-Pumps

Baby auf bayerisch: Mit Brezel und Bier

© Mami-in-Pumps

1. Kulinarisches To Do in Bayern: Eine waschechte bayerische Weißwurst zu essen ist absolutes Muss! Wie macht man das richtig? Das lasen wir in einer Zeitschrift vor Ort, welche etliche Touristeninformationen enthielt. Und natürlich … die Brezel! Ganz wichtig zu probieren: Kaiserschmarrn mit Rosinen, Puderzucker und leckerem Apfelmus.

2. Das Städtchen Murnau ist ein Künstlerdorf, in welchem Wassily Kandinsky gelebt und gewirkt hat. Hier hat er, zusammen mit einigen anderen Künstlern, die Bewegung ‚Blauer Reiter‘ gegründet. Im Murnauer Schlossmuseum kann man seine Werke und den ‚Almanach Blauer Reiter‘ begutachten.

Freilichtmuseum Glentleiten © Mami-in-Pumps

Freilichtmuseum Glentleiten

© Mami-in-Pumps

3. Begeistert waren wir auch von dem Freilichtmuseum in Glentleiten – schwer zu empfehlen. Alles ein großer Streichelzoo: Es ist echt toll, wie frei und ungebunden die Tiere sich dort bewegen können. Ob Pferde, Kühe oder Schafe, Weidetiere so frei und so live in Aktion zu erleben ist für Kinder eine ganz tolle Sache. Unser kleiner Mister ist sehr Akustik fixiert und war deshalb hellauf begeistert vom Glockenschlag der Kuhglocken  und von dem feinen Klingeln der kleinen Glöckchen bei Schafen und Ziegen.


4. Die Gegend um Garmisch-Patenkirchen ist so reich an verschiedenen Seen. Absolut erlebenswert ist es zum Beispiel, am Fuße der Zugspitze am Eibsee spazieren zu gehen.

So war unser Urlaub. Interessant, aufregend und vor allem schön in trauter Dreisamkeit. Und natürlich kamen dann auch die Pumps (ja,  genau diese Pumps) zum  Einsatz. Wir werden uns wiedersehen, Bayerische Alpen. Ob im Sommer oder im Winter. Auf alle Fälle bald!

 


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Kommentar als Gast schreibenKommentar (1)

  • Dorothea Burkhard

    Amüsant! Klasse, dass sich auch andere Familien mit einem Baby in die Berge wagen. Mit einem Tragetuch ist das schon klasse!
    Wenn Sie dran denken, das nächste Mal hinzufahren, würde ich Euch allerdings dringend eine geeignetere Trage empfehlen. Versucht es unbedingt mal mit einem gewebten Tragetuch, z.B. von Didymos, Girasol oder Storchenwiege – Ihr werdet begeistert sein, um wieviel bequemer sich das gerade auf längeren Wanderungen anfühlt als ein Jerseytuch, das dauernd nachgibt und das einem ins Kreuz schlägt! Gerade der Rucksack ist mit einem gewebten Tuch super. Keine Angst, ist nicht schwerer zu binden als das Jerseytuch – Übung macht die Meisterin!;-).
    Ins Auge fassen würde ich an Eurer Stelle auch einen Mei Tai, den Euer Junior kommt nun ins Laufalter, und da sind Mei Tai sehr praktisch und je nach Modell sehr schick (und zu Pumps passend!;-) ).
    So werdet Ihr Euren nächsten Urlaub noch mehr genießen können!
    Schaut doch mal hier rein, wenn Ihr mehr Infos braucht:
    https://www.kidsaway.de/baby-transport/serie-babys-tragen-stressfrei-reisen-ohne-kinderwagen/
    Liebe Grüsse
    Dorothea Burkhard

    Antworten | 24. November 2011

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