Buchrezension„Schnullerbacke down under“: Elternzeit in Australien
Reisen in der Elternzeit erfreuen sich zunehmender Beliebtheit. Auch Maike Brünink nutzte das erste Lebensjahr von Söhnchen Joost für eine Reise nach Australien. Ihr Reisebericht lädt zum Schmökern ein und macht Mut.
von KidsAway-Redaktion
Maike Brünink "Schnullerbacke down under"
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In dieser Zeit nämlich beziehen deutsche Eltern ein einkommensergänzendes Elterngeld vom Staat und können sich für mehrere Monate am Stück von der Arbeit freistellen lassen. Immer mehr Familien nehmen diese Chance wahr, gemeinsam die Welt zu entdecken und gleichzeitig zusammenzuwachsen – und immer mehr scheinen der Meinung, ihre Erlebnisse in dieser Zeit seien so besonders, dass die Welt darüber lesen soll.
Maike Brünink, Gymnasiallehrerin in Oldenburg, ist eigentlich eingefleischter Neuseeland-Fan. Auf den beiden Inseln am anderen Ende der Welt verbrachte sie mehrere Monate, zuerst als Studentin und später als Lehrassistentin. In Reisemagazinen wie „360° Neuseeland“ berichtet die Hobby-Journalistin regelmäßig von ihren Erlebnissen.
Dass die frischgebackene Familie mit Sprössling Joost dann doch lieber einen Monat in Australien verbrachte, ist Vater Marcus zu verdanken. Er wollte seinen Lieben zeigen, wie schön Sydney und der australische Bundesstaat New South Wales sind. Gesagt, getan – als Baby Joost sieben Monate alt war, brachen die drei Oldenburger auf (und wären beinahe schon auf der ersten Etappe, zum Bahnhof in Oldenburg, gescheitert).
Das Buch
Maike Brünink kann schreiben, das wird schon auf den ersten Seiten des Buches klar. Wortgewandt und mit sichtlicher Freude am Schreiben füllt sie Seite um Seite. Beim Lesen muss man immer wieder schmunzeln ob des einen oder anderen feinsinnigen Witzes und staunt über die vielen genauen Beobachtungen.
Wie, fragt man sich unweigerlich, hat sie all die kleinen Details ihrer täglichen Reiseerlebnisse gespeichert, bevor sie den Weg in dieses Buch fanden? Entweder handelt es sich hier um ein enorm fotografisches Gedächtnis oder Frau Brünink war äußerst diszipliniert im abendlichen Notieren ihrer Erlebnisse auf der Reise.
Zur klaren und stilsicheren Schreibe kommen das hervorragende Lektorat von Patrick Pohlmann und das ansprechende, schlichte Layout des Mana-Verlags. Über 200 hochwertig und lesefreundlich gedruckte Seiten werden ergänzt mit halb- und ganzseitigen Farbfotos.
Eine Karte des bereisten Gebiets oder eine Darstellung der Reiseroute fehlen leider. Das Buch kommt aber insgesamt, obwohl als Paperback, in sehr ansprechender Form daher und ragt deutlich aus der Masse der selbst verlegten Reiseberichte von Laien-Autoren heraus.
Der Inhalt
„Schnullerbacke down under“ ist ein Reisebericht von Eltern für Eltern – nicht mehr und nicht weniger. Das Reisetagebuch, in dem die Reise der kleinen Familie vom 17. Mai bis zum 16. Juni 2009 in Form von täglichen Eintragungen beschrieben wird, bildet den Hauptteil.
Großen Raum bekommt aber auch der erste Teil des Buches, in dem die Autorin zahlreiche Tipps und Hinweise für junge Familien gibt, die mit Baby nach Australien reisen wollen. Das beginnt bei der sehr ausführlichen Beschreibung ihrer eigenen Vorbereitungen, von der Flugbuchung über medizinische Themen und Versicherungsfragen bis zur Ausrüstung. Auch worauf man sich beim Reisen durch Australien mit Baby einstellen muss, beschreibt Maike Brünink genau: vor allem, wie die Unterkünfte aussehen und wo man Babynahrung bekommt.
Hier hätten wir uns neben der locker-leichten Beschreibung alles Wissenswerten in Textform noch ein paar übersichtliche Boxen mit Listen, Tipps und Adressen gewünscht. Eine Packliste aus dem Fließtext abschreiben zu müssen, ist doch recht mühsam.
Und nicht zu vergessen: Maike Brünink beschreibt „nur“ ihre eigenen Erlebnisse und Erfahrungen. So werden Reiserücktrittsversicherung und Auslandsreise-Krankenversicherung, zwei enorm wichtige Punkte für reisende Familien, in einem Satz abgetan, und beim Thema Langstreckenflüge und Sitzplätze für Babys hat sich die Autorin auch nicht wirklich gründlich informiert.
Dafür wird amüsant und ausführlich unter anderem über die Tücken biometrischer Passfotos bei Babys berichtet oder über die lange Entscheidungsfindung bei der Frage, ob der Kinderwagen mitkommen soll.
Im Reisetagebuch der kleinen Familie lesen wir von den kleinen und großen Erlebnissen „on the road“ mit Baby. Alltägliches wie das Beschaffen von Babynahrung und die Suche nach der besten Jugendherberge oder witzige persönliche Anekdoten stehen hier im Vordergrund. Oft bekommen sie leider insgesamt mehr Raum als Beschreibungen sehenswerter Spots oder Erläuterungen zum Land.
Auf Reisen mit Baby haben eben andere Dinge Priorität – aber ein wenig mehr „Reiseführer“ hätte diesen Reisebericht noch besser gemacht. So wird das Buch vor allem diejenigen Leser begeistern, die Australien bereits kennen und mögen.
Dazu kommt, dass „Schnullerbacke down under“ zwar 2012 erschienen ist, die Reise mit Joost fand aber bereits 2009 statt – das sind satte sechs Jahre, in denen sich Preise, Adressen und Gepflogenheiten „down under“ ziemlich sicher geändert haben.
Mit einem raffinierten Trick hat Maike Brünink dafür gesorgt, dass man ihren Bericht bis zum Schluss nicht aus der Hand legt. Schon ziemlich am Anfang wird nämlich verkündet, dass es am Ende noch einmal sehr spannend werden wird. Wir haben durchgehalten und bestätigen: Ja, es lohnt sich, den Absatz über diesen Alptraum jeder reisenden Familie zu lesen!
Unser Fazit
Wer mit dem Gedanken spielt, Australien bzw. New South Wales in der Elternzeit zu besuchen, der kann sich mit diesem Buch wunderbar einstimmen. Und auch Leser, die schon einmal diesen Teil des Landes besucht haben, werden in den launigen Beschreibungen von Maike Brünink bestimmt viele bekannte Dinge wiederentdecken. Für die konkrete Reisevorbereitung braucht es allerdings andere Literatur.
Preis: 16,80 Euro bei Amazon