Familienautos im TestDie besten „Familienkutschen“: drei und mehr Kinder im Auto sicher befördern

Die Stiftung Warentest, Auto Bild und Auto Motor Sport haben ein Herz für Großfamilien: Sie alle durchkämmen immer wieder den Markt nach Autos, die groß, flexibel und sparsam genug für die Ansprüche von Eltern mit mehr als den üblichen zwei Kindern sind.

von KidsAway-Redaktion


Drei Kinder im Auto - da ist guter Rat teuer © Kzenon - Fotolia.com

Drei Kinder im Auto - da ist guter Rat teuer

© Kzenon - Fotolia.com

Neben dem Preis eines Autos, seinem Verbrauch und der Größe des Kofferraums stehen bei der Kaufentscheidung von Familien andere praktische Fragen im Vordergrund: Sind Ein- und Aussteigen und Beladen einfach möglich? Lässt sich der Innenraum der Autos schnell umbauen? Wie sicher fährt das Auto, wenn es voll beladen ist?

Die wichtigste Frage für Eltern mit drei und mehr Kindern ist aber ohne Zweifel: Lassen sich mehr als die üblichen zwei Kindersitze in das Auto einbauen?

 

 

Der Beifahrersitz: nicht ideal

Die meisten Autos, die sich Fünfsitzer nennen, müssen hier passen: Sind die Außensitze der Rückbank belegt, muss ein drittes Kind notgedrungen auf dem Beifahrersitz gesichert werden. Dagegen sprechen vier Gründe:

  1. Der Gurtkraftbegrenzer schützt den angeschnallten Beifahrer bei einem Aufprall vor Brüchen des Schlüsselbeins und der Rippen, indem er die Spannung aus dem Gurt nimmt. Hält der Gurt aber einen Kindersitz, ist das keine gute Idee!
  2. Der Airbag, der sich beim Aufprall explosionartig öffnet, ist ebenfalls auf das Gewicht eines erwachsenen Fahrgastes abgestimmt; je kleiner das Kind auf dem Beifahrersitz ist, desto eher kann der Airbag eine gegenteilige Wirkung haben und es sogar verletzen. Schiebt den Kindersitz deshalb immer so weit wie möglich zurück!
  3. Ein vorwärts gerichteter Kindersitz auf dem Beifahrersitz nimmt wiederum den auf der Rückbank Sitzenden Platz im Fußraum weg, was bei Kleinwagen schnell kritisch wird
  4. Bei Fünftürern kommen sich die B-Säule mit der Gurtverankerung und der zurückgeschobene Kindersitz ins Gehege, so dass der Gurt dann nicht mehr optimal verläuft.

Davon abgesehen, dass der erwachsene Beifahrer auf dem Mittelsitz der Rückbank zwischen zwei sperrigen Gruppe-II-Kindersitzen selbst kaum Platz hat und eventuell Probleme beim Benutzen des Gurtes haben wird: Der Beifahrersitz sollte für Kinder in vorwärts gerichteten Kindersitzen aus Sicherheitsgründen nur im Notfall verwendet werden.

Anders ist es bei Babys: Im Fall eines Unfalls würde sie der Airbag regelrecht erschlagen, deshalb muss er zwingend abgeschaltet sein, solange eine rückwärts gerichtete Babyschale auf dem Beifahrersitz angeschnallt ist. Aber: Mit ausgeschaltetem Airbag ist der Vordersitz für Babys eine gute Idee. Dann habt ihr nämlich nicht nur Blickkontakt zum Kind, sondern könnt ihm auch Spielzeug, Schnuller und Flasche reichen. Gefährlich kann es allerdings werden, wenn ein weinendes Kind eure Aufmerksamkeit vom Verkehr ablenkt!

TippAchtung, Gurtlänge!

Um eine Babyschale anzuschnallen, muss der Autogurt lang genug sein! Laut Stiftung Warentest sind beim Alfa Romeo, beim Citroën Berlingo, beim Citroën C3 Picasso, beim Fiat Freemont und beim Ford Mondeo die Gurte zu kurz für die rückwärts gerichtete Babyschale.

 

Das Abschalten des Airbags ist allerdings nicht so einfach: Bei einigen Fahrzeugmodellen muss das die Werkstatt machen, bei einigen funktioniert es per Zündschlüssel (und darf dann nicht vergessen werden!).

Der Mazda 5 fällt beim Familientest durch: Sein Beifahrer-Airbag lässt sich gar nicht abschalten, ein nachträglich eingebauter Schlüsselschalter kostet 116 Euro! Auch der Opel Zafira muss Kritik einstecken: Sein Beifahrer-Airbag lässt sich nicht abschalten und die automatische Sitzbelegungserkennung, die das übernehmen würde, erkennt nur Kindersitze von Opel. Daumen runter!

Da jedes Baby größer wird, taugt auch diese Lösung für Familien mit mehr als zwei Kindern nur übergangsweise. Es hilft nichts: Ihr braucht ein Auto, dessen Rückbank Platz für (mindestens) drei Autokindersitze bietet.

 

Platz auf der Rückbank

Da ist nicht viel Platz in der Mitte ... © Lsantilli - Fotolia.com

Da ist nicht viel Platz in der Mitte ...

© Lsantilli - Fotolia.com

Enttäuschendes Ergebnis der Tests von Auto Motor Sport und Stiftung Warentest aus den letzten Jahren: Nur wenige Autos bieten bequem Platz für mehr als zwei Kindersitze auf der Rückbank und gleichzeitig die Möglichkeit, eine Babyschale auf dem Beifahrersitz zu transportieren.

Immer wieder sind es dieselben Probleme: Der Mittelsitz ist zu schmal oder leicht gewölbt, so dass ein Kindersitz keinen Platz oder keinen guten Halt findet, die Gurte sind zu kurz für das Fixieren einer Babyschale oder die Gurtschlösser sind tief in die Rückbank eingelassen, so dass sie durch bereits eingebaute Kindersitze verdeckt werden.

Sogar ausgemachte Familienautos fielen im Praxistest durch, etwa der Citroën C3 Picasso. Der Van bietet zwar insgesamt viel Platz, auf dem Mittelsitz dürfen aber keine Kinder angeschnallt werden und auch Erwachsene haben dort kaum Platz.

Besser schnitten der Citroën Berlingo und C8, der Fiat Ulysse, der Peugeot 807, der Seat Alhambra 2010 sowie VW Caddy und Sharan 2010 ab. Sie alle bieten genug Platz für drei Kindersitze der Gruppe II und III auf der Rückbank. Noch mehr Komfort bieten (elektrische!) Schiebetüren, wie sie etwa der Renault Kangoo hat.

WebHier könnt ihr euch die detaillierten Testergebnisse der Stiftung Warentest ansehen.

Kindersitz-Checkliste

  • Passen drei Kindersitze auf die Rückbank? Auch die Folgemodelle?
  • Sind die Gurtschlösser für alle Kindersitze erreichbar?
  • Sind die Gurte lang genug, um Babyschalen zu befestigen? Die Schale darf nicht zu steil stehen!
  • Ist genug Platz im Fußraum zu den Vordersitzen, besonders bei Babyschalen?
  • Sind die Kopfstützen der Rückbank leicht abnehmbar?
  • Für Isofix: Sind die Top-Tether-Ösen gut erreichbar? Optimal sitzen sie mittig hinter der Kopfstütze, auf jeden Fall direkt an der Rücksitzlehne
  • Für Isofix-Standfüße: Sie sollten nicht auf Deckeln von Staufächern im Fußboden stehen; beim Hersteller nachfragen oder lieber Top Tether benutzen!

 

Was ist ein Top Tether?

Universell einsetzbare Isofix-Sitze haben einen zusätzlichen Haltegurt, den „Top Tether“. Die Ösen, an denen der Gurt befestigt wird, sind bei einigen Autos (zum Beispiel im VW Golf) weit hinten im Laderaum angebracht und behindern dann das Einladen. Gute Familienautos, bei denen die Ösen gut zugänglich oben am Rücksitz liegen, sind laut Stiftung Warentest der Seat Exeo oder der Peugeout 5008: Letzterer bietet sogar genügend Platz für drei Isofix-Sitze auf der Rückbank!

 

Darf‘s noch etwas mehr sein? Platz für vier bis sechs Kinder

Fünf Sitze genügen nicht, wenn Familien mit mehr als drei Kindern mobil sein wollen. Einige Hersteller bieten deshalb auch Vans mit sieben oder acht Sitzen an, die dann in drei Sitzreihen angeordnet sind. Bei den meisten wird dafür ein Aufpreis fällig, nur beim Chevrolet Orlando, beim Fiat Freemont und beim Opel Zafira sind sieben Sitze Teil der Serienausstattung.

Die Stiftung Warentest ist allerdings wenig begeistert: In der dritten Reihe gibt es wenig Fußraum und die dort angeschnallten Kinder sind durch die Seitentür schwer erreichbar, wenn die zweite Reihe ebenfalls bereits besetzt ist. Das ist wenig komfortabel.

Am besten für Großfamilien schnitten der Peugeot 807 und die baugleichen Citroën C8 und Fiat Ulysse ab, obwohl ihnen die Top-Tether-Ösen für Isofix-Sitze fehlen. Hier punkten Seat Alhambra 2010 und VW Sharan 2010, die als Fünf- und Siebensitzer erhältlich sind.

Kauftipps für große Familien

Und wo sollen wir alle sitzen? © Yarek Gora - Fotolia.com

Und wo sollen wir alle sitzen?

© Yarek Gora - Fotolia.com

Ob Kombi, Van oder Kleinbus, jede Variante bietet Vorteile; hier solltet ihr genau überlegen, welche Bedürfnisse euer Traum-Auto erfüllen muss.

Deutsche lieben Kombis, ob in der Kompaktwagen-Klasse (Opel Astra Caravan, Renault Megane oder Volvo V50) oder eine Nummer größer (Audi A4 Avant, Citroen C5 oder VW Passat). Die Pluspunkte: viel Laderaum, viel Fahrkomfort und viel Sicherheit. Und: Dank hoher Laufleistung sind die Großen auch gebraucht eine sichere Wahl.

Aber auch Vans werden immer beliebter: Die großzügige, hohe Bauweise von Ford C-Max, Mitsubishi Grandis oder VW Sharan bietet Raum und Bewegungsfreiheit beim Ein- und Ausbau von Kindersitzen. Außerdem ist die geteilte Rückbank herrlich flexibel: Die Einzelsitze lassen sich vor- und zurückschieben, einzeln umklappen, versenken oder ganz ausbauen. Das ist toll, wenn spontan ein Kinderwagen oder ein Großeinkauf mit müssen. Bonus sind clevere Ablagen, Staufächer und Klapptischchen hinter den Sitzen.

Auch die Kastenwagen-ähnlichen Hochdach-Kombis wie der Renault Kangoo oder Skoda Roomster bieten viel Platz (den Dacia Logan gibt es sogar mit sieben Sitzen), haben dazu herrlich bequeme Schiebetüren und sind vergleichsweise günstig. Was die einen als „nicht schick genug“ empfinden, ist für andere eine Erleichterung: Das robuste Interieur widersteht auch Kleinkind-Attacken. Einzige Kritikpunkte sind die reduzierte Geräuschdämmung und die teilweise geringere Sicherheitsausstattung der ehemaligen Kleintransporter.

In Kleinbussen wie dem VW Multivan oder Mercedes Viano sind Familien mit mehr Kindern geradezu luxuriös unterwegs; allerdings stehen hier der höhere Verbrauch und die geringere Wendigkeit entgegen. Wer schon mal mit einem Kleinbus in der Innenstadt eingeparkt hat, überlegt sich das dreimal!

ErfahrungsberichtWenn gar nichts geht…

Schon gewusst? Wenn ihr ungeplant mehr Kinder transportieren müsst und der zusätzliche Kindersitz einfach keinen Platz mehr findet, dürft ihr Kinder ab drei Jahren auch ohne Kindersitz-Sicherung auf der Rückbank mitnehmen. Macht das aber bitte wirklich nur im Notfall!!!

Welches Auto fahrt ihr mit drei und mehr Kindern – und seid ihr zufrieden?

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Kommentar als Gast schreibenKommentar (1)

  • Julia

    VW Sharan mit bis zu sechs Kindern in Kindersitzen – top!!!

    Antworten | 23. November 2017

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