Reisebuch-Rezension„Elternzeit in Spanien“ von Christoph Jost
Die gemeinsame Elternzeit mit Baby Leona auf Reisen verbringen – was für eine gute Idee! Und da dieses Vorhaben auch im Jahr 2015 noch nicht selbstverständlich ist, hat Reise-Profi Christoph seine Erfahrungen in einem kleinen, handlichen Büchlein aufgeschrieben.
von KidsAway-Redaktion
Elternzeit in Spanien. Mit dem Baby unterwegs
© Amazon.de
Los geht die Reise mit Baby mit einer einmonatigen Rundreise über die Inseln Teneriffa und La Gomera – mit eigenem Mietwagen und in drei verschiedenen Unterkünften schauten sich die drei Josts im Februar 2015 die Kanarischen Inseln an.
Eine zweite Reise im Mai führte die kleine Familie nach Andalusien, wo sie ebenfalls individuell mit dem Mietwagen die historischen Städte und Landschaften erkundeten. Den Abschluss der Spanien-Erkundung bildete ein ganzer Monat in der katalanischen Hauptstadt Barcelona. Hier wurde es richtig spannend, weil Papa Christoph nebenher als Deutschlehrer arbeitete und sich die Familie außerdem mit den Großeltern und einer anderen Familie traf.
Unterwegs mit der sechs, neun bzw. elf Monate alten Leona stehen ganz andere Dinge im Vordergrund, als es die reisefreudigen Eltern gewohnt sind. Mittagsschlafzeiten, buggytaugliche Wanderwege und genug Spielzeit am Strand müssen nun eingeplant werden und haben Vorrang vor elterlichen Wünschen wie Wanderungen oder Museumsbesuchen. (Dass man darauf nicht komplett verzichten muss, erzählt Christoph aber auch – denn was spricht dagegen, mal einen Ausflug allein oder mit neu gewonnenen Urlaubsfreunden zu unternehmen oder die mitgereisten Großeltern als Babysitter einzuspannen?)
Langweilig ist es auf Reisen mit Baby keineswegs. Das zeigen nicht zuletzt haarsträubende Episoden wie der Diebstahl des väterlichen Portemonnaies in Barcelona oder die Strandwanderung bei hereinbrechender Flut, der zum Glück nur der Familien-Sonnenschirm zum Opfer fiel.
Im direkten Vergleich kann der Leser außerdem sehr schön beobachten, welches Baby-Alter zum Reisen nun das angenehmste ist: Während Leona auf der ersten Reise „einfach nur dabei ist“, fordert sie mit zunehmendem Alter auch mehr Beschäftigung ein und entwickelt ihren ganz eigenen Willen – was Vater Christoph zu der Erkenntnis bringt, dass „Babypacking doch nicht so einfach von der Hand geht wie Backpacking“.
Was uns nicht so gefallen hat
Beim ersten Lesen ist man vielleicht etwas irritiert, wenn man bemerkt, dass Familie Jost nicht etwa die gesamte Elternzeit am Stück in Spanien verbracht hat, sondern „nur“ dreimal für jeweils einen Monat losgezogen ist. (Auch das atemberaubende Titelfoto stammt nicht von ihnen!) Manch einer wird daher „Etikettenschwindel!“ rufen.
Aber auch das ist eine schöne Möglichkeit, während der Elternzeit gemeinsam zu reisen; und für viele Familien sind mehrere kürzere Reisen vielleicht eher eine Überlegung wert, die sich vor längeren Auszeiten und der damit einhergehenden Vorbereitung scheuen.
Was wir nicht so schön finden: dass die kleine Leona auf ihren ersten Flugreisen keinen eigenen Sitzplatz bekommen hat. Gerade auf den recht kurzen Flugstrecken nach Spanien, die von teilweise sehr günstigen Fluglinien bedient werden, ist das doch wirklich keine Kostenfrage. Immerhin weist Christoph Jost darauf hin, dass ein eigener Sitzplatz die bessere Alternative zum „loop belt“ wäre.
Was uns sehr gefallen hat
Mit der Babytrage auf dem Weg zum Roten Berg in El Medano
© Christoph Jost
Viele Elternzeit-Reiseberichte sind wenig mehr als abgetippte Reisetagebücher, in denen man hauptsächlich etwas über die individuellen Erlebnisse und Befindlichkeiten der kleinen Familien erfährt. „Elternzeit in Spanien“ hebt sich hiervon angenehm ab. Das erkennbare Ziel von Christoph Jost ist es, andere Eltern mit konkreten Fakten und Informationen zu versorgen.
So gibt es genaue Informationen zu den geplanten und letztendlich gefahrenen Routen, zur Länge der Tagesetappen und zu den Unterkünften. Welche Vor- und Nachteile haben Ferienwohnungen und Hotels für Familien mit Baby? Sollte man eher die Nordseite oder die Südseite Teneriffas wählen? Lohnt sich eine Besichtigung der Alhambra mit Baby? Wie schlägt man sich mit einem Kinderwagen durch das U-Bahn-Netz Barcelonas? Und was sollte man bedenken, wenn man gemeinsam mit einer anderen Familie mit Baby Urlaub macht?
Mit dem Kinderwagen im Valle Gran Rey, La Gomera
© Christoph Jost
„Elternzeit in Spanien. Mit dem Baby unterwegs“ von Christoph Jost, 156 Seiten, broschiert
Verlag: Interconnections medien & reise, 1. Auflage Juli 2015, ISBN: 978-3860402368
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