Reisen im WohnmobilUrlaub auf vier Rädern – eine Wohnmobil-Familie stellt sich vor
Grau ist alle Theorie, deshalb haben wir einfach mal eine ganz normale Familie gefragt, die jedes Jahr Urlaub im Wohnmobil macht. Patricia erzählt uns von ihren Erfahrungen und gibt Tipps, was man als Familie beachten sollte und mit welchen Tricks man Geld sparen kann.
von KidsAway-Redaktion

Ferien im Wohnmobil - die perfekte Form des Reisens!
© Patricia

Patricia: Wir sind Vater Finsch, Mutter Patricia und die Kinder: Smilla ist fünf und Frieda ist zwei.
Die Eltern reisen, weil sie nicht anders können – die Welt ist groß und spannend. Wir haben wohl irgendwie die Gene der fahrenden Völker mitbekommen. Die Kinder müssen daher mit. Wir glauben aber, sie fühlen sich dabei sehr wohl.
Und wie sieht euer Wohnmobil aus?
Wir haben einen Fiat Ducato mit Alkoven, der ist schon ziemlich alt, aber sehr zuverlässig. Auf der Straße erkennt man uns leicht, das Wohnmobil ist nämlich in unnachahmlicher Weise mit Aufklebern beklebt.
Wie seid ihr zum Reisen per Wohnmobil gekommen?
Eigentlich per Zufall: Wir hatten lange Zeit einen VW Bus zum Reisen genutzt, daran schloss sich ein ausgebauter LT an. Als dieser wegen kompletter Durchrostung verkauft werden musste und wir dringend eine Alternative suchten – es stand passenderweise gerade eine große Reise an –, hat sich Finsch bei einem Autohändler mal in ein „richtiges“ Wohnmobil reingesetzt.
Es war eine Offenbarung: Alles klappte, alles passte. Nie wieder Eigenausbau! Am schwierigsten war es, ein Modell in unserer Preisklasse zu finden, das vier Anschnallplätze bot.

Ferienidyll an der schottischen Küste
© Patricia

Vorteile: alles da, alles drin – let‘s go!
Nachteile: Das rollende Haus fährt natürlich langsamer als ein Pkw. Große Entfernungen mal eben schnell zu bewältigen, ist so nicht möglich. Man muss sich Zeit nehmen, aber das ist ja auch gerade der Sinn des Wohnmobil-Reisens.
Wie viel Komfort hat man in so einem Wohnmobil?
Ich persönlich finde den Komfort ja geradezu fünf-Sterne-mäßig. Wir können heizen, wir haben – in Maßen – Strom (der Ausbau mit Solarkollektoren war uns bisher noch zu teuer), wir können im Regen draußen unter einer Markise sitzen. Sogar Duschen wäre theoretisch möglich, das haben wir bisher noch nie praktiziert.
Die Betten sind jederzeit für einen kurzen Mittagsschlaf oder eine spontane Übernachtung dabei, wir können nach Lust und Laune einen Kaffee mit aufgeschäumter Milch trinken. Und, ganz wichtig für uns Damen: Wir haben immer eine Toilette dabei!
Der größte Komfort für uns Eltern ist aber, dass die Mädels das Auto kennen. Das heißt: Es gibt auf Reisen keinerlei Einschlafschwierigkeiten in fremden Betten, das vertraute Spielzeug ist mit an Bord. Wenn wir ins Wohnmobil einsteigen, geht der Urlaub also praktisch sofort los.
Komfort heißt für uns aber auch, Freunde zu besuchen ohne Stress, weil man abends wieder nach Hause muss oder ein Gästebett braucht – die Kinder schlafen dann einfach draußen im Wohnmobil, und wir natürlich auch. Umgekehrt funktioniert es natürlich auch: Besuch kann bei uns immer gern übernachten, im Wohnmobil vor der Tür!

Wohin ging eure schönste Reise per Wohnmobil bis jetzt?
Hm, das ist sehr schwierig zu beantworten. In der Elternzeit mit Frieda waren wir zwei Monate in Schottland unterwegs. Das hat uns als Familie sehr zusammengeschweißt, insbesondere weil das Wetter tagelang dermaßen schlecht war, dass wir das Wohnmobil kaum verlassen konnten. Gerade deswegen bleibt uns diese Reise aber als so besonders in Erinnerung.
Unser Sommer in Schweden (Skåne und Småland) war ebenfalls sehr erholsam. Stille Seen und Bullerbü-Idylle – das ist Ferienglück für die ganze Familie. Besonders schön ist es in Skandinavien, dass man problemlos Stellplätze für das Wohnmobil findet.

Geparkt wird überall
© Patricia

Die Campingplatzgebühren für Wohnmobile sind ja meist recht hoch und ich sehe den Sinn nicht so recht. Wir stehen mit unserem Wohnmobil fast immer frei – außer, wenn wir mal dringend Wäsche waschen müssen.
Wir sind außerdem, wie gesagt, sowieso nicht besonders sesshaft. Immer wieder probieren wir mal, für längere Zeit an einem Urlaubsort zu bleiben, aber es gelingt uns nicht. Spätestens nach 24 Stunden packt uns die Neugier, was wohl da hinten liegen mag, und wir ziehen weiter. Aber ob das nun besser ist – das muss jede Familie für sich entscheiden.
Einen Stellplatz zu finden, ist gar nicht so schwer: Wir schauen einfach nach Verbotsschildern und ansonsten nach festem Untergrund. Am frühen Nachmittag suchen wir uns einen schönen Platz und bleiben dann dort meist bis zum nächsten Mittag. Für so kurze Zeit muss es dann auch nicht perfekt sein.
Was muss man beachten, wenn man als Familie ein Wohnmobil kaufen will? Ist es vielleicht besser, erst mal eines zu mieten?
Miete ist recht teuer, in der Hauptsaison zahlt man da locker 100 Euro am Tag. Das lohnt wirklich nur, wenn man erst mal reinschnuppern will, ob einem diese Art des Reisens gefällt und ob die Kinder Spaß daran haben (es soll ja Kinder geben, die nicht gern Auto fahren…).
Besser als Mieten finde ich Kaufen, auch für nur eine Saison! Das ist gar nicht so schwer. Für Wohnmobile gibt es einen großen Gebrauchtmarkt, hier darf man sich von den Baujahren nicht abschrecken lassen. Auch ein „Oldtimer“ kann noch sehr gut erhalten sein und recht wenige Kilometer drauf haben, wenn die Vorbesitzer damit 20 Jahre lang jeden Sommer auf dem Campingplatz an der Ostsee gestanden haben. Die Motoren sind jedenfalls unverwüstlich.

Im Herbst werden viele Wohnmobile günstiger verkauft, weil die Besitzer die Stellplatzgebühren für den Winter sparen wollen.
Ist Wohnmobil-Reisen ein teures Hobby?
Nein, teuer finde ich diese Art des Reisens nicht. Das hängt aber sicher von jeder Familie ab. Wer zum Übernachten gern Campingplätze anfährt oder im Urlaub lieber gut essen geht, anstatt selbst zu kochen, der wird natürlich auch mehr bezahlen. Die Anschaffungskosten eines gebrauchten Wohnmobils hat man schnell wieder rein, wenn man im Urlaub nicht mehr auf Flugtickets und Hotelübernachtungen angewiesen ist.
Und wenn unterwegs mal was kaputtgeht?
Ein Wohnmobil ist eigentlich nur ein Plastekasten, der auf eine Autokarosserie aufgesetzt wurde, also nichts, wovor man Angst haben muss. Es gibt Bedienungsanleitungen, Werkstätten, andere Reisende … Grundlegende Mechaniker-Kenntnisse sind sicherlich von Vorteil, aber die haben wir noch nie gebraucht.

On the road im Wohnmobil
© Patricia

Achtet darauf, dass genügend Anschnallplätze vorhanden sind! Bei älteren Modellen sind mitunter nur Beckengurte angebracht, damit könnt ihr keinen Kindersitz befestigen.
Vor dem Kauf solltet ihr euch abstimmen, wie viel Platzbedarf ihr habt und welche Art des Wohnmobils ihr bevorzugt. Ein Bett im Heck ist zum Beispiel schmaler als eines im Alkoven, aber bequemer erreichbar, eine Heckgarage ist zum Verstauen von Gepäck enorm praktisch, und so weiter.
Ansonsten ist es nicht anders als sonst beim Reisen: Eine gute Reiseplanung, abgestimmt auf alle Mitreisenden, erspart Stress und Nörgelei.

Nicht an der falschen Stelle sparen! Je kleiner die mitreisenden Kinder sind, desto wichtiger sind eine gute Ausstattung und angenehme Größe des Wohnmobils. Mit einem Baby ist auf Reisen alles ein wenig umständlicher und man muss flexibel sein; wenn man dann in einem engen Wohnmobil hockt, in dem man ständig die Betten umbauen und hinderliches Gepäck verräumen muss, macht der Urlaub schnell keinen Spaß mehr.
Was mache ich denn mit dem Wohnmobil, wenn ich gerade nicht damit durch die Welt fahre? Oder wenn Winter ist?
Wir fahren ja unser Wohnmobil ganzjährig und besitzen gar kein anderes Auto.
Wenn man sparen und das Mobil nur saisonal anmelden will, benötigt man dafür einen Stellplatz; dem Fahrzeug zuliebe sollte das eine geschlossene Garage sein, aber Pflicht ist das nicht.
Welche Länder sind besonders zu empfehlen, wenn man per Wohnmobil unterwegs ist?
Wir wählen unsere Reiseziele derzeit noch nach ihrer Entfernung aus. Unsere Kinder mögen das reine Fahren nämlich nicht besonders. Unsere nächste Reise soll ins Baltikum führen, da kommt man nämlich mit der Fähre bequem hin.
Skandinavien ist wunderschön und gerade für Anfänger einfach, weil dort das „Jedermannsrecht“ fast überall freies Campieren erlaubt. Italien während der Hochsaison im Sommer würde uns zu anstrengend werden, aber das hängt sicher vom persönlichen Geschmack ab.
Ich kann mir auf die Schnelle kein Land vorstellen, das man per Wohnmobil nicht bereisen könnte!
Reist ihr zwischendurch auch mal ohne Wohnmobil?
Ja – innerdeutsch fahren wir sehr viel mit dem Zug und ab und an nutzen wir auch mal ein Flugzeug. Aber für die großen, langen Reisen nehmen wir grundsätzlich unser Wohnmobil. In der Feriensaison, an die wir beruflich gebunden sind, ist das die preiswerteste Möglichkeit, unterwegs zu sein. Und wir wollen es auch gar nicht anders haben!
Danke für das Interview, liebe Patricia – und weiterhin gute Fahrt!
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Wir haben uns letztes Jahr ein Wohnmobil gemietet, um zu gucken ob uns diese Art des Reisens gefällt. Die Kinder (4 und 6 Jahre) waren begeistert und fanden es aufregend in einen großen Auto zu schlafen. Es ist toll nicht an einen Ort gebunden zu sein und es ist toll in der Natur zu schlafen. Wir wollen auch dieses Jahr wieder ein mieten und in den Urlaub fahren und vielleicht kaufen wir uns später auch eins selber.
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Hallo Patrizia,
die meisten Deiner Ausführungen kann ich so unterschreiben, auch wenn wir mit kleinen Kindern nie unterwegs waren. Dafür aber schon mal mit 6 kleinen Hunden…
Etwas verniedlicht finde ich Deine Antworten auf die Fragen, was, wann mal etwas kaputt geht und damit im Zusammenhang das Unterstellen der Fahrzeugs im Winter.
Wassereinbrüche bei Wohnmobilen ist absolut ein ernst zu nehmendes Thema, denn das kann sehr schnell sehr teuer werden. Deshalb ist auch ein Unterstellplatz für den Winter sehr überlegenswert, und eine gründliche jährliche Dichtheitskontrolle ist meines Erachtens ein Muss, will man nicht irgendwann eine böse Überraschung erleben.
Trotzdem wünsche ich Euch allzeit gute Fahrt und immer eine Handbreit Diesel im Tank :-).
Viele Grüße,
Hartmut