Außergewöhnliche Familien auf ReisenKidsAway Familien-InterviewEine globale Familie auf Weltenbummelei
Die Bloggerin „Mrs Blab“ tingelt mit ihrer Familie um die Welt. Live und mit wunderschönen Fotos berichtet sie von japanischen Genüssen, aus indischen Bergdörfern und von den Pyramiden im winterlichen Ägypten. KidsAway hat mit den Reiseprofis gesprochen – und ins Deutsche übersetzt.
Teil 2 von 15 der Serie Außergewöhnliche Familien auf Reisen
von KidsAway-Redaktion
Die Snapping Blabbers im Oman
© Snaps and Blabs
KidsAway: Wann und warum habt ihr eure große Reise begonnen?
Mrs Blab: Wir haben Australien Ende Februar 2011 verlassen. Das war schon lange geplant. Wir sind wohl beide nicht in der Lage, lange sesshaft zu bleiben: Ich komme aus Bulgarien, habe ich Südafrika gelebt und in Australien meinen amerikanischen Traummann getroffen. Nach Vanuatu fuhren wir, als ich das erste Mal schwanger war, Ms Fab kam als Baby mit uns nach Europa und feierte in Asien ihren dritten Geburtstag. Nach der Geburt von Little B fuhren wir 5.000 km quer durch Australien in unseren neuen Wohnort. In der dritten Schwangerschaft mit dem Dodman habe ich allein eine siebenwöchige Weltreise gemacht. Wie man sieht, spielen Reisen in unserem Leben eine Hauptrolle. Für mich sind sie wichtig, um meine unendliche Neugier auf die Welt zu stillen.
Eure Expertenmeinung bitte: Was sind die Vor- und Nachteile am Reisen mit Kindern?
Die Nachteile sind dieselben wie bei allen Reisen mit anderen Menschen: Man kann nicht alles tun, was man will und wann man es will. Man muss Rücksicht nehmen und Kompromisse machen. Wir können nicht so weit laufen, müssen auf einen mäkeligen Esser Rücksicht nehmen und auf den Spielplatz gehen, auch wenn uns etwas anderes interessiert.
Die Vorteile sind, dass sich viel mehr Türen für dich öffnen. Besonders in Asien eröffnen dir Kinder Zugang zu viel mehr Menschen, der Empfang ist wärmer, du wirst besonders behandelt und findest sofort Freunde. Kinder zwingen dich auch dazu, einen Ort aus verschiedenen Blickwinkeln zu entdecken, die man sonst nicht sehen würde.
Ihr seid jetzt schon mehr als ein Jahr unterwegs, viel länger als ein normaler Sommerurlaub. Wie viel Vorbereitung steckt in so einer langen Reise?
Strandidyll in Mui Ne/Vietnam
© Snaps and Blabs
Jetzt, während der Reise, nimmt die Recherche extrem viel Zeit in Anspruch. Mit unserem Mini-Budget ist es verdammt schwierig, die billigsten und gleichzeitig nicht grauenhaftesten Unterkünfte, Transportmöglichkeiten und manchmal auch Essen zu finden. Diesen Punkt werde ich nicht vermissen, wenn wir wieder zu Hause sind!
Dünenklettern in Bidaiyya/Oman
© Snaps and Blabs
Jein. Die generelle Richtung ist Westen, aber die Route ist relativ offen. Norwegen hatten wir zum Beispiel nicht eingeplant wegen der Kosten, aber kürzlich haben wir unsere Meinung geändert und umdisponiert, um ganz im Norden Freunde zu besuchen. Auch das ist nicht final, denn wenn unser altersschwaches bulgarisches Auto unter uns zusammenbricht, werden wir neu planen müssen.
Wie wird es weitergehen – kehrt ihr zurück nach Australien oder reist ihr einfach weiter?
Ehrlich gesagt, denken wir darüber kaum nach. Ich hoffe, dass sich ein Plan zeigen wird, je näher wir der Rückkehr nach Australien kommen. Sollten wir einen Weg finden, von unterwegs Geld zu verdienen, dann könnten wir für immer auf Reisen bleiben. Da das unwahrscheinlich ist, werden wir wohl wieder sesshaft werden. Bis wir die nächste Idee haben.
Angkor Wat in Kambodscha
© Snaps and Blabs
Unheimlich schwere Frage – genauso schwer wie die Planung. Japan steht ohne Frage ganz oben. Wir alle lieben das Essen – gebt uns Ramen, Soba und Sushi, bis wir platzen! Die kleinen Himalaya-Bergdörfer mit den leckeren Curry-Gerichten und den schneebedeckten Bergkuppen sind unvergesslich. Oman, Serbien und Südkorea waren bisher die wunderbaren Überraschungen auf dieser Reise.
Der Versuch, an den schwarzen Stränden von Bali Fisch über offenem Feuer zu braten. Melaka und Cherating in Malaysia. Klebreis mit Mango bei einem Straßenverkäufer in Bangkok. Der schmutzige, aber unglaublich freundliche Markt in Kampot, Kambodscha. Moped-Ausflüge durch die Hügel von Vietnam, von Reisbauern zum Essen eingeladen werden. Der Tahrir-Platz am Jahrestag der Revolution in Ägypten. Meine Kinder, wie sie eine Kopfsteinpflaster-Gasse in einem alten bulgarischen Dorf entlanghüpfen… Die Liste ist endlos.
Mittagessen mit vietnamesischen Reisbauern
© Snaps and Blabs
Nein, nicht wirklich. Klar gab es hier und da ein paar grenzwertige Minuten, etwa beim Versuch, in einer indischen Stadt einen öffentlichen Bus zu besteigen, in der Hitze, mit drei Kindern und Rucksäcken, umringt von Menschen, die uns etwas andrehen wollten. Aber ich bin nicht nachtragend und habe ein kurzes Gedächtnis; sobald eine schwierige Situation vorbei ist, ist sie für mich erledigt und das Leben wieder schön.
In welcher Hinsicht profitieren eure Kinder von dieser Reise?
Ich habe keine Ahnung! Ich hoffe, sie bekommen ein realistisches Bild von der Welt, was heute vielen Menschen zu fehlen scheint. Sie erkennen hoffentlich, dass jedes Land und jede Gesellschaft ihre guten und ihre schlechten Seiten hat, entdecken die vielen verschiedenen Möglichkeiten, die es zum Leben gibt und wählen eine, die sie glücklich macht. Ich hoffe, sie wachsen ohne Angst vor der Welt und den Menschen darin auf, egal wie anders ihre Kulturen scheinen mögen. Ob das alles passiert, kann nur die Zeit zeigen.
Wie lernen eure älteren Kinder auf Reisen, so ohne Lehrplan und ohne Lehrer?
Kinder lernen überall
© Snaps and Blabs
Auf Reisen ist Lernen immer um uns herum, von Geografie über Geschichte und Gesellschaftskunde. Ich erwische alle drei dabei, wie sie wissenschaftliche Themen im Internet recherchieren und allein Quiz-Fragen dazu beantworten. Kinder sind nicht dumm und sie wollen es auch nicht sein.
Als echte Backpacker lebt ihr aus dem Rucksack – wie kommen eure Kinder damit zurecht?
Spielzeug unterwegs
© Snaps and Blabs
Es klingt ja nicht danach, aber gibt es auch etwas, was ihr am Reisen nicht mögt?
Das Recherchieren geht mir wirklich auf die Nerven. Ich vermisse auch eine Waschmaschine… und meine Freunde, aber wir haben unterwegs auch viele neue gewonnen. Wir mussten nicht viel aufgeben, finde ich. Stabilität vielleicht, aber das ist ja nicht immer etwas Gutes. Oft wird man darin bequem und dann wird es schwer, selbst notwendige Veränderungen im Leben anzugehen. Diese Erfahrung war das Geld und den Stress allemal wert. Allein der Gedanke an diese Reise wird mein Herz auch in Zukunft immer erwärmen.
Wenn ihr eure Reise noch einmal beginnen könntet, was würdet ihr anders machen?
Halong Bay in Vietnam
© Snaps and Blabs
Was würdet ihr anderen Familien raten, die eine Reise planen?
Wichtig sind ein Sinn für Humor und eine offene Einstellung. Ohne das kann eine Reise wie unsere ziemlich unerfreulich und sinnlos werden. Familien, die etwas Ähnliches planen, möchte ich sagen, dass es gruseliger und schwieriger aussieht, als es ist. All die Sorgen und finsteren Gedanken, die mich vor unserer Abreise monatelang plagten, verpufften in dem Moment, als wir ins Flugzeug stiegen, und sind seitdem nicht zurückgekehrt. Also: Wenn ihr das wirklich tun wollt, dann tut es einfach.
Wenn eine Fee mit drei Wünschen käme, was würdet ihr euch wünschen?
Das ist einfach. Mein erster Wunsch wäre ein unbegrenztes Budget für Essen. Zweitens ein Gepäck-Beamer. Und drittens möchte ich bitte alle Sprachen der Welt sprechen.
Wir danken dir für das Interview und wünschen euch weiterhin eine gute Reise!
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Die komplette Serie Außergewöhnliche Familien auf Reisen
- Teil 1: Mit Lkw und Kind auf der Straße des Lebens
- Teil 2: Eine globale Familie auf Weltenbummelei
- Teil 3: Mit Baby im Fahrradanhänger durch Neuseeland
- Teil 4: Die Reise-Profis – mit Teenagern unterwegs
- Teil 5: Mit drei Kindern im Lkw durch Südamerika
- Teil 6: Mit Lola und Nanuk um die Welt
- Teil 7: Mit Fahrrad und Anhänger durch Südostasien
- Teil 8: Einmal um die Welt – für wenig Geld
- Teil 9: Allein mit Kind um die Welt – na klar!
- Teil 10: Weihnachten unter Palmen – vier Schweizer grüßen aus Thailand!
- Teil 11: Mit drei Kindern im Wohnwagen unterwegs – ohne Rückkehrdatum
- Teil 12: Reisen mit schulpflichtigen Kindern: unsere Erfahrungen als Freilerner-Familie
- Teil 13: Allein reisen mit Kind? Nein, allein reisen mit Mama!
- Teil 14: Was kostet eine Weltreise mit Kindern? Wir rechnen nach
- Teil 15: Allein mit Kind von Nepal durch Südamerika