Reisebericht NeuseelandElternzeit unter Kiwis

Die Elternzeit mit zwei Kindern (4 Jahre und sechs Monate) in Neuseeland verbringen - was für eine unglaubliche Erfahrung! Unsere Leserin Anja ist sicher, dass ihre Familie dadurch enger zusammengeschweißt wurde und alle profitiert haben. Mit Kind Drei geht es bald auf die nächste Elternzeitreise!

von EquinoX


Neuseeland - Kaikoura © Anonym

Neuseeland - Kaikoura

© Anonym

Reisebericht verfasst von

EquinoX
am 10.04.2017

Informationen zur Reise

Reiseziel: Neuseeland
Reiseroute: Nord- und Südinsel
Urlaubsort: Neuseeland
Reisedauer: 1 Monat
Teilnehmer: 2 Erwachsene, 1 Baby, 1 Kleinkind

Frage Bitte stellt euch kurz vor!

Wir, das sind Anje (Mama), Falko (Papa) und die Kids Jannis (heute 5 Jahre), Frida (heute 1,5 Jahre) und Willi (heute satte 8 Wochen). Da wir den Reisebericht erst mit etwas Abstand schreiben, war Anfang 2016 an Willi natürlich noch nicht zu denken. 😉

 

Frage Was hat euch auf die Idee für eure Reise gebracht?

Drei ganz einfache Fragen, als wir den Mutterpass erhalten hatten.

Erstens: Macht Papa Elternzeit? – Klares Ja!

Zweitens: Bleiben wir zu Hause in den zwei Monaten Elternzeit? Um Gottes Willen – nein!

Drittens: Trauen wir uns eine Elternzeit im Ausland zu? – Keine Ahnung, muss man probiert haben!

 

Frage Warum habt ihr euch gerade für dieses Reiseziel entschieden?

Wir wollten ein Ziel, das in der Regel mit dem normalen Standard-Jahresurlaub nicht zu meistern ist. Weiterhin sollte es eine vernünftige Infrastruktur und ein vernünftiges Klima haben – am besten Sommer, wenn zu Hause Winter ist. Also war Neuseeland die ideale Wahl, da es alle Grundbedingungen erfüllt!

 

Frage Wie sah eure Reiseroute aus?

In Auckland angekommen, haben wir uns zuerst zwei Tage Akklimatisieren verordnet. Das ist bei 12 Stunden Zeitversatz auch wirklich zu empfehlen. Danach in Richtung Süden über die Fähre (Wellington) durch die neuseeländischen Alpen bis nach Queenstown und an der Ostküste wieder hoch. Danach Rückfähre wieder über Wellington, bis ganz nach Norden ans Kap. Im Großen und Ganzen eine 5.500 km lange Acht.

 

Frage Wie viel Vorbereitung war für die Reise nötig?

Eigentlich war kaum für Vorbereitung Zeit, da wir erst im Oktober (28.12.2015 – 10.02.2016) die Flüge und den Camper gebucht haben. Wir wollten erst schauen, wie die Kleine so drauf ist, nachdem unser Großer in seinen ersten Lebensmonaten relativ anstrengend war. Aber Frida war von Anfang an extrem entspannt, sodass wir Anfang Oktober, da war sie 2,5 Monate alt, gebucht haben.

Ansonsten ist nicht viel vorzubereiten. Es gibt dort alles was es hier auch gibt. Impfungen waren nicht erforderlich und die Visa als normaler Tourist bekommt man bei der Ankunft.

 

Frage Fliegen, lange Autofahrten, Windeln kaufen und Kinder bei Laune halten: Wie hat das alles geklappt?

Kurzum perfekt! Vor einem 32-Stunden-Flug mit zwei Kindern (damals 4 Jahre und 5 Monate) hat man instinktiv Respekt und ich sage ehrlich, es hat uns nach der Buchung der Flüge auch eine Weile beschäftigt. Die Spanne der Fragen, an uns selbst wie von außen, reichte von: Na, hoffentlich geht das gut! über: Wir sind ja nicht die ersten Menschen, die das machen! bis: Seid Ihr verrückt, was tut Ihr den Kindern an!? Es war alles dabei.

Der erste Flug ging über Nacht (21:50 Uhr ab Berlin) nach Abu Dhabi in 6 Stunden. Wir waren fast die einzigen an Bord mit Kindern. Ab der Ankunft in Abu Dhabi war alles perfekt. Kinderbuggys am Gate kostenlos in Masse zu freien Verfügung. Familien mit kleinen Kindern wurden als erstes abgefertig und gebordet – also kein lästiges Anstehen.

Der Weiterflug nach Sydney war mit 14 Stunden schon sehr lang. Zu unserer Freude waren im hinteren Teil der Maschine gefühlt alle Familien versammelt und plötzlich ca. 30 Kinder um uns herum. Das hat mich persönlich so beruhigt, dass unsere beiden in 14 Stunden nicht einmal gemeckert haben. Die restlichen vier Stunden von Sydney nach Auckland waren dann quasi ein Spaziergang!

Ich muss auch hier noch einmal sagen, dass man mit kleinen Kindern in Sydney wie auch in Auckland bei der Ankunft als „VIP“ durchgewunken wird. Wir mussten nie anstehen und wurden am Ende jeder Schlange sofort und direkt herausgezogen und durchgeschoben. Da wirkte die Ankunft in Berlin am Ende dann schon sehr ernüchternd, sowohl was das Bodenpersonal betrifft als auch die Ellenbogenmentalität der anderen Passagiere.

Wir sind dann in Neuseeland in sechs Wochen um die 5.500km gefahren. Für die Kids war es kein Problem, da die täglichen Strecken meist über den Mittagsschlaf erfolgten und täglich max. 100-200 km lang waren (eine Nachtfahrt über 600 km war auch dabei).

Man reist in einem Camper auch völlig anders. So sitzt sich während der Fahrt im hinteren Teil die halbe Familie am Tisch gegenüber. Dann noch das riesige Panoramafenster …. ich glaube, man kann sichs vorstellen! 😉

Wie schon gesagt, alles für das tägliche Leben gibt es in Neuseeland genau wie bei uns. Wir haben also bis auf 15 Windeln nix mitgeschleppt.

 

Frage Euer ultimativer Geheimtipp?

Die Kleine war natürlich noch zu jung. Der Große mit seinen vier Jahren hatte da schon deutlich mehr mitgenommen. Ich kann nicht den! tollsten Ort benennen, da es einfach zu viele, einzigartige Highlights waren. Nicht nur für den Kurzen, sondern auch für uns.

Allerdings spricht er auch ein Jahr danach noch sehr oft von den Buckelwahlen in Kaikoura. Aus nächster Nähe war das wohl einzigartig beeindruckend… aber auch bei den Hobbits, Pinguinen, Seelöwen, Kiwis, Keas, den Sanddünen, Gletschern oder einfach beim Wandern war er meist kaum zu bremsen!

 

Frage Auf welches Gepäckstück hättet ihr nicht verzichten wollen, und was hätte auch zu Hause bleiben können?

Unser Buggy, treuer und unverzichtbarer Lastenesel für zwei Kinder und Gepäck! Auf ihn waren wir quasi direkt angewiesen!
Bis auf ein paar überflüssige analoge Straßenkarten haben wir eigentlich alles gebraucht bzw. benutzt.

 

Frage Eine schwierige Situation:

Wenn man nach vier Wochen morgens in der sich einstellenden Routine vergessen hat, dass in Neuseeland LINKSVERKEHR angesagt ist! 😉

Ansonsten war wirklich nix schwierig. Alles ist klar und verständlich geregelt. Wer nicht weiß, was er machen soll, findet in fast jedem Ort eine i-site! Hier bekommt man vom Zugticket, über die Empfehlung zur Wanderroute, bis zum Whalewatching oder Campingplatz alles.

 

Frage Eine besonders schöne Situation:

Zeit zu haben! Wir haben gut zwei Wochen gebraucht, um „runterzukommen“. Man merkt zudem in solch einem Camper mit der ganzen Bande, wie viele Stunden an so einem Tag eigentlich dran sind! Interessant ist, wie die Entspannung und Entschleunigung sich auf die Kinder legt.

So komisch es klingen mag, aber in diesem Land kann man auch bedenkenlos überall auf öffentliche Toiletten gehen. Die Sauberkeit in Neuseeland ist im Allgemeinen ein deutlicher Sprung nach vorn im Gegensatz zu Deutschland.

Die schönste Situation ist aber eigentlich immer die Natur an sich. Ob ganz allein im Farnwald oder am Gletscher. Dazu die Herzlichkeit und die selbstverständliche, zuvorkommende Kinderfreundlichkeit! Auch und vor allem der Maori!

 

Frage Meckereckchen: Worüber habt ihr euch auf eurer Reise auch mal geärgert?

Eigentlich nur über die Preise! Die sind schon teilweise auf einem außerirdischen Niveau…

Ach ja, und Toastbrot! Kein richtiges Brötchen oder Mischbrot zu kriegen! Irre! Dafür ein 25 m Supermarktgang nur mit Toastbrot!

 

Frage Was hat euren Kindern am besten gefallen?

24 Stunden Mama und Papa! Vor allem unser Großer hat es sichtlich genossen.

Ansonsten war, wie gesagt, das Whale-Watching sichtlich beeindruckend für ihn. So nah dran ging die emotionale Palette von Angst über Staunen bis vor Freude fast mit reinspringen wollen. Klar, wann hat man schon mal 200 Delfine um das Boot herum!?

 

Frage Ganz konkret: eure Top-Ten-Liste für Neuseeland bitte!

1. Camper-Parkplatz oberhalb der Cathedral Cove am Hot Water Beach (kostenlos)
2. Ninety Mile Beach mit dem Auto und Te Paki Sand Dunes sind ein echtes Erlebnis!!
3. Kaikoura (Wale)
4. Buller George Swing Bridge ist wahnsinnig schön und ein echtes Erlebnis für die Kids
5. Golden Bay – unglaubliche Strände zum Abschalten
6. Pancake Rocks in Punakaiki
7. Christchurch Botanic Garden (1.200 Jahre alte, riesige Bäume)
8. Rotorua – da, wo die Drachen unter der Erde wohnen
9. Orewa – vor oder nach dem Flug der perfekte Ort! echt sensationell, hier hätten wir uns niederlassen können!
10. Wanaka

 

Frage Hat euer eingeplantes Reisebudget ausgereicht?

Ja… doch! Wir hatten der geschätzten Summe 25 % Reserveaufschlag gegeben und dies war okay. Diesel und Fleisch sind in Neuseeland relativ billig, Lebensmittel ansonsten aber sehr teuer. Restaurants und Unterkünfte können richtige Löcher ins Budget reißen.

 

Frage Eure Spartipps?

Den Campervan oneway von Christchurch nach Auckland buchen. 80 % der Touristen fahren die umgekehrte Route!

Nehmt auch ruhig den günstigeren Flug von Frankfurt über Peking mit 36 Stunden Aufenthalt. Da lässt es sich locker einmal nächtigen im Flughafenhotel und es klappt evtl. sogar noch mit der großen Mauer (kleines Visa). Dieser Flug war 25 % billiger als unserer… Wir haben uns nur damals nicht an Air China herangetraut, was total unbegründet war.

 

Frage Was würdet ihr beim nächsten Mal anders machen?

Nicht wieder im Januar buchen, da in dieser Zeit die großen Ferien in Neuseeland sind und entsprechend die Preise und die Verfügbarkeit aussehen. Am besten im Dezember oder Februar fahren. Den Flug von und ab Auckland buchen und als erstes den Zug von Auckland nach Christchurch nehmen. Wahnsinn!

 

Frage Könnt ihr euer Reiseziel als Reiseziel mit Baby oder kleinen Kindern weiterempfehlen?

Ja, definitiv auch mit Baby! Wer Respekt vor den langen Flugzeiten hat, kann auf einen oder zwei Stop-over ausweichen. Neuseeland ist sehr, sehr kinderfreundlich, hat ein angenehmes Klima und auch keine giftigen Tiere.

 

Frage Euer Fazit: Was ist eure wichtigste Lektion von dieser Reise?

Einerseits sind wir deutlich gestärkt aus dem Unternehmen gekommen. Sich auf ein solches Abenteuer einzulassen, ist nicht jedermanns Sache und auch wir haben uns zu einem gewissen Teil „überwunden“. Im Nachgang wirken einige Probleme die Kinder betreffend nicht mehr so wirklich groß.

Andererseits war es für uns als Familie eine große Erfahrung, die wir hätten zu Hause niemals so erleben können. Ich lasse mal dahingestellt, dass es diesbezüglich nicht die Örtlichkeit war, sondern die 24-Stunden-7-Tage-die-Woche-4-Wochen-im-Monat-gemeinsam-Situation.

Und durch Kind Nummer drei geht’s ja im Januar 2018 wieder los! Diesmal aber an ein anderes Ziel… wir gehen einen Schritt weiter! 😉


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