Schmuse-Attacken auf ReisenKneifen, Knuddeln, Küssen – wenn Kinderfreundlichkeit im Urlaub zu viel wird

In vielen Urlaubsländern kann es passieren, dass Einheimische "Schmuse-Attacken" auf eure Kinder starten. Wir verraten, wo euch das am ehesten passieren kann und geben Tipps für einen diplomatischen Umgang mit körperlichen Annäherungsversuchen.

von KidsAway-Redaktion


In Asien landen ausländische Babys schnell in fremden Armen © Susanne Frank

In Asien landen ausländische Babys schnell in fremden Armen

© Susanne Frank

In Mitteleuropa findet im Vergleich zu anderen Kulturen sehr wenig Körperkontakt zwischen den Menschen statt. Das gilt besonders im Umgang mit fremden Kindern.

Die meisten Eltern empfinden es bei uns als unangemessen, wenn ihr Kind von einer ihm unbekannten Person berührt wird. Alles, was über ein leichtes Streicheln oder Tätscheln hinausgeht, kommt einem Tabubruch gleich.

In vielen Urlaubsländern ist das anders! Als Eltern müsst ihr euch daher je nach Reiseziel darauf einstellen, dass euer Kind ungefragt in der einen oder anderen Form von den Einheimischen angefasst wird. Das kann von einem harmlosen Streicheln oder dem weit verbreiteten Kopftätscheln über durchaus schmerzhaftes Backenkneifen bis hin zu ungefragtem Hochnehmen oder gar Wegtragen reichen.

Am stärksten „betroffen“ sind davon Babys und Kleinkinder, ganz besonders solche mit blondem Haar und heller Haut. Kein Wunder: In großen Teilen der Welt sind solche Merkmale absolut exotisch und werden mitunter sogar mit Geistern oder Göttern gleichgesetzt.

 

Erfahrungsbericht Je jünger, blonder und optisch „exotischer“ (aus Sicht der Einheimischen) eure Kinder sind, desto mehr Aufmerksamkeit und ungefragten Körperkontakt werden sie auf sich ziehen.

 

Wo ist am ehesten mit Knuddel-Attacken zu rechnen?

Wie stark ihr mit solchen „Schmuse-Attacken“ rechnen müsst, hängt extrem von der Wahl eures Urlaubsziels ab.

In westlich geprägten Kulturen wie den USA, Kanada, Australien, Neuseeland, aber auch Japan oder Südafrika (in den touristischen Regionen) dürft ihr mit einer stärker ausgeprägten Kinderfreundlichkeit und mehr Aufmerksamkeit für eure Kleinen rechnen als bei uns. Vor allem in Japan werdet ihr oder eure Kinder wahrscheinlich oft und ungefragt fotografiert. Allerdings sind die dortigen Vorstellungen von Privatsphäre den unseren so ähnlich, dass es kaum zu ungefragtem Anfassen oder Liebkosen der Kleinen kommen wird.

Wesentlich ausgeprägter ist ein solches Verhalten der Menschen in muslimischen und asiatischen Ländern. Kinder werden in diesen Kulturen eher als Allgemeingut (im positiven Sinne!) betrachtet. Das heißt: Die Gemeinschaft ist für ihr Wohlergehen und ihre Erziehung ebenso verantwortlich wie die Eltern. Alle sind zuständig und fühlen sich verpflichtet, sich um Babys und Kleinkinder zu kümmern, sie mit Aufmerksamkeit und Süßigkeiten zu versorgen, auf sie aufzupassen und sie zu trösten.

Dazu kommt, dass blonde Kinder mancherorts als Glücksbringer gelten und mit entsprechender Begeisterung überschüttet werden. Wie sich diese Zuwendung körperlich ausdrückt, hängt dabei stark von der jeweiligen Kultur ab.

 

So drückt sich Kinderfreundlichkeit in Asien aus

In südostasiatischen Urlaubsländern wie Thailand, Vietnam oder Kambodscha werden Kinder von Männern und Frauen jeden Alters gern auf den Arm genommen und liebkost, ohne vorher die Eltern zu fragen. Dabei wird meistens sehr liebevoll, freundlich und geduldig mit den Kleinen umgegangen.

 

ErfahrungsberichtKeine Sorge: Fängt der kleine Tourist zu weinen an oder streckt die Arme nach Mama aus, wird er den Eltern (fast) immer umgehend zurückgegeben.

 

Manchmal spielen auch andersartige Erziehungsvorstellungen eine Rolle bei der Behandlung von Kindern. Wenn ihr zum Beispiel auf Bali euer Baby auf dem Boden herumkrabbeln lasst, werdet ihr erstaunt feststellen, dass sofort ein Einheimischer herbeispringt und das Kind hochnimmt. Nach balinesischer Vorstellung gehören die fast gottgleichen Babys nicht auf den als unrein angesehenen Boden. Sie werden ausnahmslos getragen, so lange, bis sie laufen können.

In China sind blonde Kinder besonders begehrt. Dort kann der gutgemeinte Körperkontakt schon mal etwas weniger feinfühlig ausfallen als in den südostasiatischen Ländern: Hier wird etwa herzhaft in die Wange gekniffen oder ein Kind trotz Protest hochgenommen.

Auch im westlich geprägten Hongkong mit seiner eher zurückhaltenden Bevölkerung ist man davor übrigens nicht gefeit. Die dort omnipräsenten chinesischen Touristen reagieren begeistert auf jedes einigermaßen blonde Kind.

 

ErfahrungsberichtVorsicht ist geboten, wenn ihr langhaarige Jungs habt: Weil das in vielen Ländern sehr unüblich ist, wird von sprachunkundigen Einheimischen auch mal eben mit einem Griff in den Schritt geprüft, ob es tatsächlich „a boy“ ist!

 

In Ländern wie China oder Indien sind auch Fotos mit einem „exotischen“ Kind auf dem Arm sehr begehrt. Die Erlaubnis der Eltern ist dafür keine Voraussetzung, weshalb ihr euch dort schnell wie Superstars fühlt und bald versteht, wie es zu genervten Attacken auf Paparazzi kommen kann.

 

Kinderfreundliche Türkei

Man muss gar nicht bis nach Asien reisen, um solche Erfahrungen zu machen. Die Türkei etwa gehört zu den familienfreundlichsten Reiseländern in unserer Nähe, schon allein wegen des guten Preis-Leistung-Verhältnisses.

Die Türken sind ein überwältigend kinderfreundliches Volk, sie drücken ihre Begeisterung aber eben auch gern körperlich aus. Neben Hochnehmen und Küssen gehört dort das herzhafte Kneifen in Kinderbäckchen zum Standardrepertoire. Besonders Letzteres kann für Kinder, die das nicht gewohnt sind, schmerzhaft oder schockierend ausfallen.


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Kommentar als Gast schreibenKommentar (1)

  • Ich kann die genannten Schmuse-Attacken für Asien nur bestätigen;)) Unsere Tochter, sie hat blaue Augen und blonde Haare, sorgte bei manchen Einheimischen für große Begeisterung. Sicher ist es für uns Europäer im ersten Moment ungewöhnlich, aber in der Regel ist es wirklich sehr lieb gemeint und so kommt man auch schnell ins Gespräch mit den Menschen. Wir konnten so manches Abendessen auf Bali in Ruhe genießen, während unsere Kleine fröhlich durchs Restaurant getragen wurde;))
    Wird es zuviel, wie z.B. durch chinesische Touristen die das Kind für Fotos auf den Arm nehmen wollen darf man auch ruhig Nein sagen. Und einfach aus dem Buggy nehmen, da beschweren sich die Kids ja meist schon selbst;))

    Antworten | 27. September 2015

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