Reisen und ElternseinUrlaub trotz Kind? Tipps für kleine Reise-Verweigerer (und ihre Eltern)

Wenn man ein Baby hat, das nicht gern Auto fährt, ein Kleinkind, das nicht stillsitzen kann oder ein Vorschulkind, das Panik vor Veränderungen hat – sollte man dann trotzdem in den Urlaub fahren?

von KidsAway-Redaktion


Wenn Babys und Kinder im Urlaub gar keinen Spaß haben - macht Urlaub dann Sinn? © Gelpi - Fotolia.com

Wenn Babys und Kinder im Urlaub gar keinen Spaß haben - macht Urlaub dann Sinn?

© Gelpi - Fotolia.com

Die Reisestress-Skala von Eltern hat zwei Pole: Auf der einen Seite liegen die superentspannten Kinder, die im Auto friedlich aus dem Fenster schauen, ungewohntes Essen neugierig probieren und einfach überall einschlafen.

Die Mitte der Skala wird von der großen Mehrheit beherrscht: „Wann sind wir daha?“, „Das esse ich nicht“ und andere Kalamitäten kommen durchaus vor, aber im Grunde freuen sich Kinder und Eltern am Reisen und genießen ihre gemeinsamen Erlebnisse.

In diesem Beitrag schauen wir auf das andere Ende der Reisestress-Skala: die „schwierigen Fälle“. Ein eindrucksvolles Beispiel, was man sich darunter vorstellen kann, schildert ein Gastbeitrag im Eltern-Blog „Herzmutter“:

… Mit Ach und Krach haben wir es nach theoretisch drei, real etwa fünf Stunden Autofahrt mit ständiger Baby-Animation auf dem Rücksitz und tausend Pausen zu einer Küste geschafft. Immer wenn wir dachten, jetzt drehen wir wirklich um, ist das Kind nach exzessivem Schreien doch noch erschöpft im Maxicosi eingeschlafen. Für zehn Minuten, dann geht das Spiel um Hoffen, Ertragen, Nicht mehr Ertragen, Verzweifeln, Beschließen umzukehren und erlösender Stille von vorne los.

Wenn der Urlaub mit Baby – oder auch älteren Kindern! – zu einer derartigen Herausforderung wird, zweifeln viele Eltern: Macht es für uns überhaupt Sinn, zu verreisen? Oder ist es dann für alle Beteiligten besser, im vertrauten Zuhause zu bleiben?

Die Frage können wir euch nicht beantworten, wie so vieles im Leben mit Kindern „kommt es darauf an“. Schreit euer Baby sowieso viel und schläft auch zu Hause extrem schlecht, räumt euer Kleinkind in jedem Raum die Tische ab oder verweigert die Nahrungsaufnahme, könnte man argumentieren: Dann ist es ja egal, wo es das tut. Allerdings sind Urlaubsreisen auch im besten Fall eine anstrengende Sache und fordern Eltern von kleinen Kindern viel Energie ab. Habt ihr so viel Extra-Energie überhaupt noch übrig?

Seid ihr schon vom Alltag mit Baby oder Kindern ausgebrannt und erschöpft, ist eine Reise mit einem „schwierigen“ Kind, das eure volle Aufmerksamkeit braucht, vielleicht nicht die beste Idee.

 

Erstes Problem: die Anreise

Wenn sie dann endlich schlafen ... © Elena Stepanova - Fotolia.com

Wenn sie dann endlich schlafen ...

© Elena Stepanova - Fotolia.com

Viele Babys, aber auch ältere Kinder haben große Probleme mit dem Autofahren, aber auch Fliegen und Zugfahren liegen nicht jedem Kind.

Dass man beim Autofahren aus Sicherheitsgründen festgeschnallt werden muss, behagt den meisten Babys und Kindern nicht; logisch, schließlich würden sie viel lieber auf dem Schoß von Mama oder Papa kuscheln, frei strampeln oder herumrennen. Es ist zwar nicht bewiesen, aber viele Kinder scheinen ihre Umgebung lieber in Ruhe betrachten zu wollen und nicht mit Tempo 100 km/h an sich vorbeirauschen sehen.

Und wenn sie dann ihr Unbehagen melden oder Hunger haben, können sie es gar nicht verstehen, warum die Eltern ihrem Wunsch nicht entsprechen – dass man auf der Autobahn nicht sofort rechts ranfahren kann und die Strecke bis zum Ziel nun mal irgendwie bewältigt werden muss, lässt sich einem Baby leider nicht erklären.

 

TippBitte nicht abschnallen!

Auch wenn euer Baby noch so entsetzlich weint und schreit – bitte, bitte, bitte nehmt es nicht während der Fahrt aus seinem Autositz, um es zu beruhigen oder es zu stillen! Ein Auffahrunfall bei Tempo 30 km/h oder auch nur ein starkes Bremsmanöver genügen schon, um euer Baby schwer zu verletzen. Und wenn sich ein schreiendes Babys im Auto einfach nicht beruhigen lässt? Ihr könnt dann nicht mehr tun, als neben ihm zu sitzen und es zu streicheln oder ihm eine Hand aufzulegen – bis der Fahrer eine Möglichkeit zum Anhalten gefunden hat.

 

 

Ältere Kinder leiden im Auto häufig an der Reisekrankheit – auch keine schöne Art der Anreise, wenn man dabei dreimal zum Übergeben am Fahrbahnrand oder gar zum Reinigen des Autositzes und der Sitzbank anhalten muss.  

 

ErfahrungsberichtRückwärts gegen Reisekrankheit

Für Erwachsene klingt es paradox, aber viele Kinder fühlen sich rückwärts fahrend wohler; die Landschaft vor den Fenstern zieht dann nicht ganz so schnell vorbei.

Hat euer Kind in einem vorwärts gerichteten Sitz Probleme mit dem Autofahren, versucht es mal mit einem Reboard-Sitz. In guten Fachgeschäften könnt ihr mit so einem Sitz eine Probefahrt machen, bevor ihr ihn kauft; in Reboarder-Foren bekommt ihr auch Kontaktadressen von Familien in eurer Nähe, bei denen ihr vielleicht mal probieren dürft.

 

Tut sich euer Kind sehr schwer mit längeren Autofahrten, könnt ihr die Strecke vielleicht aufteilen: entweder in zwei bis drei Abschnitte am selben Tag, mit längeren Pausen dazwischen, oder auch in mehrere Tagesetappen. Sorgt auf jeden Fall für viel Bewegung während der Pausen.

Günstige Zwischenübernachtungen findet ihr auf Campingplätzen (dort kann man oft auch einfache Bungalows mieten) oder in Jugendherbergen. Übernachtungen bei Freunden und Verwandten sind natürlich aus Kostengründen ideal, sorgen allerdings für noch mehr Trubel und Unruhe – überlegt gut, ob ihr eurem reisemüden Kind damit einen Gefallen tut.

 

Tipps für die Kinderbeschäftigung auf der Fahrt

  • eine Überraschungstasche mit Stiften und Malbuch, Pixibüchern und kleinen Spielsachen packen
  • Disman oder MP3-Player mitnehmen
  • im Proviant Kinder-Highlights wie Überraschungseier, Tierkekse oder Obstspieße mit Gummitieren unterbringen
  • unbedingt sehr zucker- und koffeinhaltige Getränke vermeiden!!

In diesem Beitrag findet ihr noch mehr Tipps zum Autofahren mit Kindern.

 

Fliegen mit „schwierigen“ Kindern – eine Herausforderung

Fliegen mit Babys kann himmlisch einfach sein ... muss es aber nicht. © Arkady Chubykin - Fotolia.com

Fliegen mit Babys kann himmlisch einfach sein ... muss es aber nicht.

© Arkady Chubykin - Fotolia.com

Ähnlich heikel sieht es in vielen Familien mit dem Fliegen aus. Auch hier müssen sich alle Passagiere anschnallen; Kinder unter zwei Jahren sitzen idealerweise in ihrem vertrauten Autokindersitz, oft werden sie aber auch mittels Schlaufengurt auf dem Schoß eines Elternteils angeschnallt.

Das hat den Vorteil, dass ihr euer Kind direkt bei euch habt und trösten könnt, ist aber aus Sicherheitsaspekten sehr gefährlich und wird spätestens nach 30 Minuten enorm unbequem – für das zappelige Kind und auch für den darunter sitzenden Erwachsenen.

 

TippFliegen ganz entspannt

Gute Vorbereitung ist für einen Flug mit Kind enorm wichtig; sowohl die Eltern als auch das Kind sollten wissen, was auf sie zukommt, und so ausgeruht und entspannt wie möglich sein. Wenn ihr selbst auch nur ein wenig Flugangst habt, kuriert diese in einem Flugangst-Seminar, bevor ihr sie möglicherweise unbewusst auf euer Kind übertragt.

 

Die ungewohnte Umgebung, der schnell steigende oder sinkende Druck in der Kabine und die lauten Motorengeräusche, nicht zuletzt auch die Anspannung der Eltern führen schnell zu lautem Protest – ob aus Wut, weil nicht alles erkundet werden darf, oder aus Angst. Im Unterschied zum eigenen Auto ist im Flugzeug auch bei panischstem Geschrei kein Herausgehen aus der Situation möglich, und die Umsitzenden bekommen alles mit – was die Anspannung der Eltern dann noch mehr verstärkt.

In diesem Beitrag haben wir die vor allem in den USA verbreitete Praxis betrachtet, Kinder auf Flugreisen mit Hilfe von Medikamenten „ruhigzustellen“. Während wir nach wie vor Bauchschmerzen mit dieser Idee haben, könntet ihr die Möglichkeit im Ausnahmefall in Erwägung ziehen – wenn sich euer Kind erfahrungsgemäß (!) nicht beruhigen lässt und selbst darunter leidet und ihr den Flug aber unbedingt antreten müsst, kann es im Einzelfall sicherlich sinnvoll sein, es medikamentös zu beruhigen. Besprecht das aber unbedingt in Ruhe mit eurem Kinderarzt und lasst euch ein Medikament verschreiben, das zu eurem Kind passt!

 

Reisen mit der Bahn

Der Zug ist gemeinhin das beste Fortbewegungsmittel für Familien mit Kindern, weil hier niemand angeschnallt werden oder stillsitzen muss. Leider trifft das nur im Idealfall zu. Sind Ferien oder Feiertage und die ganze Republik ist per Bahn unterwegs, kann eine Fahrt in einem überfüllten Zug, mit verstopften Toiletten und kaputter Klimaanlage, mit Kindern zu einem Horrortrip werden.

Hier sind Unterhaltung und Ablenkung wesentlich; sorgt möglichst durchgängig für Beschäftigung und bereitet euch darauf gründlich vor. Das bedeutet eine gut sortierte Spielzeugtasche, genügend Verpflegung und die klare Ankündigung, wann oder in welchen Abständen ihr was herausholen werdet.

Stellt euch schon im Vorhinein darauf ein, dass ihr wahrscheinlich nicht viel Zeit für euch allein haben werdet, dann freut ihr euch über jede Minute, die ihr aus dem Fenster schauen könnt.

Fahrt ihr bei sehr warmem Wetter, ist genug Wasser essenziell; in der Zugtoilette gibt es kein Trinkwasser zum Nachfüllen! Packt am besten auch einen Zerstäuber ein (gibt es im Blumenladen), mit dem ihr euch ein wenig abkühlen könnt, ohne das Zugabteil unter Wasser zu setzen. Das ist angenehmer als eine zu kalte Klimaanlage.

Ach ja: Sitzplatzreservierungen sollten bei einer Zugfahrt mit Kindern selbstverständlich sein. Nehmt euch, wann immer möglich, ein Abteil und reserviert hier alle sechs Sitzplätze für euch. Dann müsst ihr zwar für jeden Platz die Reservierungsgebühr von 5 Euro bezahlen statt der Familienreservierung von insgesamt 9 Euro, aber ihr bekommt dafür Ruhe und müsst keine Rücksicht auf andere Fahrgäste nehmen.

 

ErfahrungsberichtEin Zugabteil für euch allein – ohne Aufpreis

Ihr wollt die 30 Euro Reservierungsgebühr für sechs Abteilplätze sparen? Ganz einfach: Die Vorhänge an den Abteilfenstern zuziehen, freie Sitzplätze im Abteil mit Taschen und Kinderkram belegen und den Kinderwagen oder Buggy in den Abteilgang stellen – das schreckt andere Fahrgäste in der Regel effektiv ab, solange der Zug nicht zu voll ist.


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Kommentar als Gast schreibenKommentar (1)

  • Nadine

    Hallo zusammen,
    vielen Dank für den sehr interessanten Beitrag und die tollen Tipps.
    Ich möchte diesen Sommer mit meiner Familie in den Urlaub fahren. Uns ist es wichtig, dass Kinder willkommen sind. Auf der Suche nach Hotels bin ich auf diese Seite gestoßen: [Link entfernt]

    LG
    Nadine

    Antworten | 19. April 2017

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