Kindersicherheit im FlugzeugDie 10 wichtigsten Tipps zum sicheren Fliegen mit Kindern

Flugsicherheit ist ein wichtiges Thema, besonders für Eltern, die für ihre Kinder im Flugzeug die Verantwortung tragen. Die 10 wichtigsten Tipps für sicheres Fliegen von ausgewiesenen Flugexperten hat KidsAway zusammengestellt.

von KidsAway-Redaktion

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Damit der Flug ganz sicher schön wird! © Aleksei Potov - Fotolia.cvom

Damit der Flug ganz sicher schön wird!

© Aleksei Potov - Fotolia.cvom

Fliegen mit Kindern verlangt von den Eltern viel Umsicht, besonders wenn man mit Babys und Kleinkindern in ein Flugzeug steigt. Am allerwichtigsten ist Eltern natürlich die Sicherheit ihrer Kinder beim Fliegen – oder? Viele Flugreisende ignorieren die Möglichkeit eines gefährlichen Zwischenfalls lieber, anstatt sich mit vorbeugenden Maßnahmen auseinanderzusetzen. Beim Sicherheits-Briefing vor dem Start hört jedenfalls kaum ein Passagier aufmerksam zu.

Das mag menschlich sein, ist aber nicht klug: Experten versichern, dass die meisten Flugzeugunfälle „überlebbar“ sind. Mit dem richtigen Verhalten erhöht ihr also eure Überlebenschancen und die eurer Kinder. Denkt immer auch an die geringe Wahrscheinlichkeit eines Zwischenfalls: Fliegen ist nach wie vor eine der sichersten Reisearten, im Gegensatz zum Fahren mit dem Auto.

Wir haben aus den Empfehlungen von Flugsicherheitsbehörden wie der amerikanischen FAA, der europäischen EASA und dem TÜV Rheinland die grundlegenden “Basics” zusammengestellt, die ihr grundsätzlich immer beachten solltet, wenn ihr mit Kindern fliegt.

 

Tipp 1: Packt alles, was euer Kind brauchen könnte, ins Handgepäck

Stellt schon einige Tage vor eurem Flug eine Checkliste zusammen, was euer Kind auf der Flugreise brauchen wird; denkt dabei auch an unvorhergesehene Zwischenfälle wie kleinere Wehwehchen, ausgelaufene Windeln oder akute Langeweile wegen Verspätung des Fliegers!

Nehmt genug Essen, Babymilch, Windeln, Medikamente, Spielsachen und andere Dinge mit, dass ihr auch mehrstündige Verspätungen oder Flugumleitungen damit übersteht. Alles, was sich nicht problemlos wiederbeschaffen lässt – Lieblingskuscheltiere, verschreibungspflichtige Medikamente oder Dokumente –, gehört ins Handgepäck, falls ein eingechecktes Gepäckstück verloren geht. Das ist besonders wichtig, wenn euer Kind spezielle Ernährungsbedürfnisse, Allergien oder chronische Krankheiten hat.

Schwere Gepäckstücke solltet ihr nicht in ein Overhead Compartment packen, sondern unter dem Vordersitz verstauen. Weil herabfallende Gegenstände bei Turbulenzen ein hohes Verletzungsrisiko darstellen, solltet ihr darauf achten, dass euer Kind nicht unter einem solcherart gefüllten Compartment sitzt.

 

Tipp 2: Bringt nur sicheres Spielzeug an Bord

Scharfkantige, schwere oder leicht zerbrechliche Spielsachen gehören nicht an Bord eines Flugzeugs. Lasst während des Fluges keine Spielsachen auf oder unter den Sitzen herumliegen oder -rollen; bei Auf- und Abbewegungen der Kabine können diese schnell unter andere Sitzreihen verschwinden, bei Turbulenzen werden auch leichte Gegenstände zu gefährlichen Geschossen.

Elektronische Geräte dürfen Kinder seit Oktober 2013 nicht nur während des Fluges benutzen, sondern auch bei Start und Landung. Allerdings müssen die Gadgets dabei im Flugmodus oder im Sicherheitsmodus betrieben werden, das heißt sie dürfen weder das Telefonnetz nutzen noch auf das Internet zugreifen. Ihre Funkwellen könnten das Navigationssystem des Flugzeugs beeinflussen. Größere Laptops müssen dagegen nach wie vor bei Start und Landung weggepackt werden, wegen der Verletzungsgefahr bei einem möglichen Notfall.

 

Tipp 3: Haltet euer Kind ständig unter Aufsicht

Auch am Flughafen müssen Eltern aufpassen © FMUA - Fotolia.com

Auch am Flughafen müssen Eltern aufpassen

© FMUA - Fotolia.com

Auf dem Flughafen und an Bord des Flugzeugs seid ihr als Eltern verpflichtet, euer Kind ständig zu beaufsichtigen – seinen altersgemäßen Fähigkeiten angemessen natürlich. Erkundet euer Dreijähriger ohne euer Wissen die Galley oder klettert die Vierjährige auf das Gepäckband, kann es zu schlimmen Unfällen kommen. Besonders auf langen Flügen sind Eltern gefordert: Sie können nicht einfach schlafen, während ihre Kinder ungesichert im Gang herumtapsen. Seid ihr allein mit Kind unterwegs, wendet euch an Sitznachbarn oder das Bordpersonal, wenn ihr Hilfe braucht (zum Beispiel, um kurz auf die Toilette zu gehen).

Auch wenn ihr gemeinsam mit eurem Kind durch das Flugzeug geht, müsst ihr darauf achten, dass es nicht neugierig nach heißen Kaffeetassen, leuchtenden Schaltern oder Griffen fasst.

 

Tipp 4: Verwendet ein Kindersicherungssystem an Bord

Die US-Sicherheitsbehörde FAA und der TÜV empfehlen dringend, Kinder unter 18 kg nur mit einem an ihr Gewicht angepassten Rückhaltesystem im Flugzeug zu befördern. Kleinkinder unter zwei Jahren dürfen zwar im Flugzeug ohne eigenen Sitzplatz auf dem Schoß eines Elternteils sitzen, das ist aber im Fall von Turbulenzen, Zwischenfällen auf der Landebahn oder bei abgebrochenen Starts für das Kind lebensgefährlich. Daran ändert auch der in Europa von den Fluggesellschaften verwendete Schlaufengurt (loop belt) nichts – denn der Schlaufengurt ist unter Umständen sogar noch gefährlicher.

Idealerweise habt ihr schon vor der Flugbuchung einen zertifizierten Autokindersitz beschafft, meldet diesen einige Tage vor dem Flug bei der Airline an und stellt sicher, wie ihr ihn einigermaßen bequem zum Flugzeug (und auch beim Umsteigen auf dem Flughafen) transportieren könnt.

Obwohl der TÜV im Moment überhaupt kein Rückhaltesystem vorbehaltlos empfiehlt, solltet ihr für kleine Kinder eine der folgenden Möglichkeiten verwenden:

Im Flugzeug gut gesichert © Flickr/dolanh

Im Flugzeug gut gesichert

© Flickr/dolanh

  • Kinder unter zwei Jahren sollten grundsätzlich einen eigenen Sitzplatz haben und dort in einem an ihr Gewicht angepassten Autokindersitz sitzen – entweder in einer rückwärts gerichteten Babyschale oder in einem Autokindersitz der Gruppe I/II.
  • Habt ihr keinen Sitzplatz für euer Baby gebucht, bringt trotzdem einen passenden Kindersitz mit, falls sich ein freier Platz in eurer Nähe findet (diese dürfen meist kostenfrei genutzt werden).
  • Kinder über zwei Jahre brauchen einen vorwärts gerichteten Autokindersitz („for use in aircraft“ zugelassen).
  • Steht euch kein geeigneter Kindersitz zur Verfügung, könnt ihr alternativ für Kinder zwischen 10 und 20 kg Gewicht und bis zu 1 m Körpergröße den CARES-Gurt verwenden, der von der FAA nur für den Gebrauch im Flugzeug zugelassen ist (allerdings vom TÜV nicht empfohlen wird).

Erst ab etwa sieben Jahren oder 1,25 m Größe können Kinder zuverlässig mit dem Beckengurt gesichert werden!

 

Tipp 5: Setzt euer Kind nicht auf einen Gangplatz

Die Flugzeugkabine ist kein Spielplatz für Kinder © Bergringfoto - Fotolia.com

Die Flugzeugkabine ist kein Spielplatz für Kinder

© Bergringfoto - Fotolia.com

Kleine Kinder erkunden gern ihre nähere Umgebung; auf dem Gang zwischen den Sitzen haben sie dabei aber nichts verloren. Sie blockieren nicht nur den Weg für Passagiere, Bordpersonal und die (kantigen!) Servierwagen, es besteht auch die Gefahr, dass sie dabei verletzt werden. Auch auf den Gang hinausragende Füßchen oder Arme werden in Mitleidenschaft gezogen; Kinder gehören daher immer ans Fenster oder zwischen ihre Eltern.

Tipp 6: Lasst euer Kind nur auf seinem Sitz spielen oder schlafen

Auch wenn praktisch und viel bequemer erscheint, den Fußboden der Flugzeugkabine zum Spielen oder zum ausgestreckten Schlafen zu benutzen – besonders, wenn euer Kind keinen eigenen Sitzplatz hat –, ist es aus Sicherheitsgründen nicht zu empfehlen und wird vom Bordpersonal höchstwahrscheinlich untersagt. Kinder, die sich bei unvorhergesehenen Notfällen ungesichert auf dem Boden der Kabine befinden, können in andere Teile des Flugzeugs rutschen oder geschleudert werden. Auch reichen die Sauerstoffmasken, die im Notfall herunterfallen, nicht bis zum Boden. Dabei werden sie nicht nur selbst eventuell schwer verletzt, ihr riskiert auch euer eigenes Leben, wenn ihr der Notevakuierung nicht folgen könnt, weil ihr sie suchen müsst.

 

Tipp 7: Lasst euer Kind während des gesamten Fluges angeschnallt

Turbulenzen können jederzeit auftreten © Weltwunderer.de

Turbulenzen können jederzeit auftreten

© Weltwunderer.de

Turbulenzen während des Fluges können zu jeder Zeit und ohne jede Vorwarnung, auch bei klarem Himmel, auftreten und tun dies auch regelmäßig. Starke Turbulenzen rütteln ein Flugzeug so sehr durch, dass nicht angeschnallte Passagiere und nicht gesichertes Gepäck dabei unkontrolliert durch die Kabine fliegen. Schwere Verletzungen können die Folge sein.

Wenn euer Kind aufstehen und sich bewegen will (was andererseits aus medizinischer Sicht zu empfehlen ist), darf es das nur, wenn das Anschnallzeichen nicht leuchtet und nur für einen kurzen Zeitraum.

Auch ein Kind, das ihr auf dem Schoß haltet, ist bei Turbulenzen nicht sicher: Es wirken gewaltige Kräfte, die ihr mit bloßen Händen und ohne Vorwarnung nicht halten könnt.

… Eltern sollten natürlich ebenfalls möglichst immer angeschnallt sein!

 

Tipp 8: Bereitet euch auf Notfälle vor

Die Sicherheitsmaßnahmen sollten alle Passagiere kennen © Flickr/CDaisyM

Die Sicherheitsmaßnahmen sollten alle Passagiere kennen

© Flickr/CDaisyM

Die Sicherheitseinweisung der Bordcrew vor dem Start wird meist mit Gähnen und Langeweile quittiert. Statt cool zu tun, solltet ihr genau zuschauen und sicherstellen, dass ihr wisst, wo es spezielle Notfallausrüstung für Kinder an Bord gibt und wie ihr diese anwendet. Fragt im Zweifelsfall beim Bordpersonal nach und lasst euch die Handhabung von Sauerstoffmasken und Schwimmwesten für Babys oder den Ablauf der Notfall-Evakuierung persönlich zeigen.

Ist der Beckengurt des Flugzeugsitzes für euer Kind geeignet, zieht diesen immer möglichst fest und achtet darauf, dass das Gurtschloss genau in der Mitte sitzt. Nur so kann der Gurt seine Schutzwirkung bei einem Aufprall entfalten.

Da Kinder eine andere Sitzposition einnehmen als Erwachsene, solltet ihr mit ihnen (altersangemessen) darüber sprechen, welche Haltung sie im Notfall einnehmen müssen, um Verletzungen zu vermeiden. Statt der „Brace Position“, bei der der Kopf auf die verschränkten Arme gegen die Rückenlehne des Vordersitzes gelehnt wird, müssen Kinder ihren Kopf anders schützen. Zeigt ihnen, dass sie ihren Kopf möglichst weit nach unten zwischen die Knie legen und ihre Arme dabei um die Beine schlingen müssen (diese Position wird auch Passagieren der Business Class empfohlen, die keine Lehnen unmittelbar vor sich haben).

Kinder, die rückwärts gerichtet sitzen, sollten im Notfall mit angelehntem Kopf sitzen bleiben und die Arme oder ein Kissen vor ihr Gesicht halten, um sich vor herumfliegenden Gegenständen zu schützen.

Setzt euer Kind nie allein oder neben fremde Passagiere in eine Reihe, so dass ihr im Notfall schnell helfen könnt. Setzt euch selbst immer an den Gang, das Kind ans Fenster, damit ihr bei einer Evakuierung nicht über den Kindersitz steigen müsst.

Achtet bei der Sicherheitseinweisung darauf, wo sich der euch nächste Notausgang befindet, und weist ältere Kinder darauf hin. Zählt die Sitzreihen ab, die ihr bis dahin zurücklegen müsst – bei dichtem Rauch könnt ihr den Notausgang eventuell nicht sehen.

Wenn euer Kind besondere medizinische Bedürfnisse hat, die während des Fluges wichtig sein könnten, informiert schon vor dem Abflug das Boden- und das Bordpersonal über diese Möglichkeit und sprecht eventuelle Maßnahmen mit ihnen vor dem Start ab.

 

Tipp 9: Wenn die Sauerstoffmasken herabfallen, legt eure Maske zuerst an

Dieser dringende Hinweis des Bordpersonals bei der Sicherheitseinweisung klingt grausam, ist aber berechtigt: Wenn das Gehirn bei einem plötzlichen Druckabfall in der Kabine an Sauerstoffmangel leidet, wird man langsam, geistig verwirrt oder verliert das Bewusstsein. Indem ihr eure eigene Maske so schnell wie möglich anlegt, stellt ihr sicher, dass ihr eurem Kind zuverlässig helfen könnt.

 

Tipp 10: Ruhe bewahren!

Viele Eltern sind vor ihrem ersten Flug mit Kind (oder auch vor jedem weiteren) genauso aufgeregt wie das Kind – oder sogar noch mehr, weil sie die große Verantwortung auf sich lasten spüren und eventuell selbst ein wenig Angst vor dem Fliegen haben.

Die wichtigste Regel für das Fliegen mit Kindern lautet daher: ruhig bleiben! Das gelingt euch umso besser, wenn ihr gründlich vorbereitet, ausgeruht und nicht gestresst seid. Alkohol an Bord als Beruhigungsmittel für euch selbst oder Kindermedikamente zum Ruhigstellen des Nachwuchses sind da eher kontraproduktiv.

Wer sich über mögliche Gefahren beim Fliegen objektiv informiert, die Handgriffe und Prozeduren geübt hat, mit denen er sich und anderen helfen kann und eigene Unsicherheiten und Ängste nicht überspielt oder verdrängt, der vermittelt auch seinen Kindern ein gutes Gefühl. Und ruhige Kinder sind die beste Basis für einen entspannten Flug.


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Kommentar als Gast schreibenKommentare (3)

  • Ulrike

    „Steht euch kein geeigneter Kindersitz zur Verfügung, könnt ihr alternativ für Kinder zwischen 10 und 20 kg Gewicht und bis zu 1 m Körpergröße den CARES-Gurt verwenden, der von der FAA nur für den Gebrauch im Flugzeug zugelassen ist (allerdings vom TÜV nicht empfohlen wird).
    Erst ab etwa sieben Jahren oder 1,25 m Größe können Kinder zuverlässig mit dem Beckengurt gesichert werden!“

    Leider scheint es keine Lösung für Kinder zwischen 100 und 125 cm zu geben.
    Unsere Tochter ist drei Jahre alt und 1,05 m groß. Was mache ich da?

    Antworten | 21. April 2016
    • Hallo Ulrike, da bleibt dir leider tatsächlich nur die Mitnahme eines Autokindersitzes. 🙁

      Antworten | 22. April 2016
      • Ulrike

        Oh nein, ich hatte immer gedacht, wenn die Kleine erstmal 3 oder 4 ist, können wir ja endlich auch mal wieder entspannt in Urlaub FLIEGEN (fahren nicht gerne Auto). Und jetzt das! Also das heißt, ich muss warten, bis sie 125 cm ist, ohne den Kindersitz mitnehmen zu müssen. Noch mindestens zwei Jahre also… hätte ich das gewusst, wären wir letztes Jahr geflogen ;o((((
        Aber danke für die schnelle Antwort.
        LG
        Ulrike

        Antworten | 22. April 2016

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