Kindersicherheit im FlugzeugDie 10 wichtigsten Tipps zum sicheren Fliegen mit Kindern
Flugsicherheit ist ein wichtiges Thema, besonders für Eltern, die für ihre Kinder im Flugzeug die Verantwortung tragen. Die 10 wichtigsten Tipps für sicheres Fliegen von ausgewiesenen Flugexperten hat KidsAway zusammengestellt.
von KidsAway-Redaktion
Damit der Flug ganz sicher schön wird!
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Das mag menschlich sein, ist aber nicht klug: Experten versichern, dass die meisten Flugzeugunfälle „überlebbar“ sind. Mit dem richtigen Verhalten erhöht ihr also eure Überlebenschancen und die eurer Kinder. Denkt immer auch an die geringe Wahrscheinlichkeit eines Zwischenfalls: Fliegen ist nach wie vor eine der sichersten Reisearten, im Gegensatz zum Fahren mit dem Auto.
Wir haben aus den Empfehlungen von Flugsicherheitsbehörden wie der amerikanischen FAA, der europäischen EASA und dem TÜV Rheinland die grundlegenden “Basics” zusammengestellt, die ihr grundsätzlich immer beachten solltet, wenn ihr mit Kindern fliegt.
Tipp 1: Packt alles, was euer Kind brauchen könnte, ins Handgepäck
Stellt schon einige Tage vor eurem Flug eine Checkliste zusammen, was euer Kind auf der Flugreise brauchen wird; denkt dabei auch an unvorhergesehene Zwischenfälle wie kleinere Wehwehchen, ausgelaufene Windeln oder akute Langeweile wegen Verspätung des Fliegers!
Nehmt genug Essen, Babymilch, Windeln, Medikamente, Spielsachen und andere Dinge mit, dass ihr auch mehrstündige Verspätungen oder Flugumleitungen damit übersteht. Alles, was sich nicht problemlos wiederbeschaffen lässt – Lieblingskuscheltiere, verschreibungspflichtige Medikamente oder Dokumente –, gehört ins Handgepäck, falls ein eingechecktes Gepäckstück verloren geht. Das ist besonders wichtig, wenn euer Kind spezielle Ernährungsbedürfnisse, Allergien oder chronische Krankheiten hat.
Schwere Gepäckstücke solltet ihr nicht in ein Overhead Compartment packen, sondern unter dem Vordersitz verstauen. Weil herabfallende Gegenstände bei Turbulenzen ein hohes Verletzungsrisiko darstellen, solltet ihr darauf achten, dass euer Kind nicht unter einem solcherart gefüllten Compartment sitzt.
Tipp 2: Bringt nur sicheres Spielzeug an Bord
Scharfkantige, schwere oder leicht zerbrechliche Spielsachen gehören nicht an Bord eines Flugzeugs. Lasst während des Fluges keine Spielsachen auf oder unter den Sitzen herumliegen oder -rollen; bei Auf- und Abbewegungen der Kabine können diese schnell unter andere Sitzreihen verschwinden, bei Turbulenzen werden auch leichte Gegenstände zu gefährlichen Geschossen.
Elektronische Geräte dürfen Kinder seit Oktober 2013 nicht nur während des Fluges benutzen, sondern auch bei Start und Landung. Allerdings müssen die Gadgets dabei im Flugmodus oder im Sicherheitsmodus betrieben werden, das heißt sie dürfen weder das Telefonnetz nutzen noch auf das Internet zugreifen. Ihre Funkwellen könnten das Navigationssystem des Flugzeugs beeinflussen. Größere Laptops müssen dagegen nach wie vor bei Start und Landung weggepackt werden, wegen der Verletzungsgefahr bei einem möglichen Notfall.
Tipp 3: Haltet euer Kind ständig unter Aufsicht
Auch am Flughafen müssen Eltern aufpassen
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Auch wenn ihr gemeinsam mit eurem Kind durch das Flugzeug geht, müsst ihr darauf achten, dass es nicht neugierig nach heißen Kaffeetassen, leuchtenden Schaltern oder Griffen fasst.
Tipp 4: Verwendet ein Kindersicherungssystem an Bord
Die US-Sicherheitsbehörde FAA und der TÜV empfehlen dringend, Kinder unter 18 kg nur mit einem an ihr Gewicht angepassten Rückhaltesystem im Flugzeug zu befördern. Kleinkinder unter zwei Jahren dürfen zwar im Flugzeug ohne eigenen Sitzplatz auf dem Schoß eines Elternteils sitzen, das ist aber im Fall von Turbulenzen, Zwischenfällen auf der Landebahn oder bei abgebrochenen Starts für das Kind lebensgefährlich. Daran ändert auch der in Europa von den Fluggesellschaften verwendete Schlaufengurt (loop belt) nichts – denn der Schlaufengurt ist unter Umständen sogar noch gefährlicher.
Idealerweise habt ihr schon vor der Flugbuchung einen zertifizierten Autokindersitz beschafft, meldet diesen einige Tage vor dem Flug bei der Airline an und stellt sicher, wie ihr ihn einigermaßen bequem zum Flugzeug (und auch beim Umsteigen auf dem Flughafen) transportieren könnt.
Obwohl der TÜV im Moment überhaupt kein Rückhaltesystem vorbehaltlos empfiehlt, solltet ihr für kleine Kinder eine der folgenden Möglichkeiten verwenden:
Im Flugzeug gut gesichert
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- Kinder unter zwei Jahren sollten grundsätzlich einen eigenen Sitzplatz haben und dort in einem an ihr Gewicht angepassten Autokindersitz sitzen – entweder in einer rückwärts gerichteten Babyschale oder in einem Autokindersitz der Gruppe I/II.
- Habt ihr keinen Sitzplatz für euer Baby gebucht, bringt trotzdem einen passenden Kindersitz mit, falls sich ein freier Platz in eurer Nähe findet (diese dürfen meist kostenfrei genutzt werden).
- Kinder über zwei Jahre brauchen einen vorwärts gerichteten Autokindersitz („for use in aircraft“ zugelassen).
- Steht euch kein geeigneter Kindersitz zur Verfügung, könnt ihr alternativ für Kinder zwischen 10 und 20 kg Gewicht und bis zu 1 m Körpergröße den CARES-Gurt verwenden, der von der FAA nur für den Gebrauch im Flugzeug zugelassen ist (allerdings vom TÜV nicht empfohlen wird).
Erst ab etwa sieben Jahren oder 1,25 m Größe können Kinder zuverlässig mit dem Beckengurt gesichert werden!
Tipp 5: Setzt euer Kind nicht auf einen Gangplatz
Die Flugzeugkabine ist kein Spielplatz für Kinder
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Tipp 6: Lasst euer Kind nur auf seinem Sitz spielen oder schlafen
Auch wenn praktisch und viel bequemer erscheint, den Fußboden der Flugzeugkabine zum Spielen oder zum ausgestreckten Schlafen zu benutzen – besonders, wenn euer Kind keinen eigenen Sitzplatz hat –, ist es aus Sicherheitsgründen nicht zu empfehlen und wird vom Bordpersonal höchstwahrscheinlich untersagt. Kinder, die sich bei unvorhergesehenen Notfällen ungesichert auf dem Boden der Kabine befinden, können in andere Teile des Flugzeugs rutschen oder geschleudert werden. Auch reichen die Sauerstoffmasken, die im Notfall herunterfallen, nicht bis zum Boden. Dabei werden sie nicht nur selbst eventuell schwer verletzt, ihr riskiert auch euer eigenes Leben, wenn ihr der Notevakuierung nicht folgen könnt, weil ihr sie suchen müsst.
Tipp 7: Lasst euer Kind während des gesamten Fluges angeschnallt
Turbulenzen können jederzeit auftreten
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Wenn euer Kind aufstehen und sich bewegen will (was andererseits aus medizinischer Sicht zu empfehlen ist), darf es das nur, wenn das Anschnallzeichen nicht leuchtet und nur für einen kurzen Zeitraum.
Auch ein Kind, das ihr auf dem Schoß haltet, ist bei Turbulenzen nicht sicher: Es wirken gewaltige Kräfte, die ihr mit bloßen Händen und ohne Vorwarnung nicht halten könnt.
… Eltern sollten natürlich ebenfalls möglichst immer angeschnallt sein!
Tipp 8: Bereitet euch auf Notfälle vor
Die Sicherheitsmaßnahmen sollten alle Passagiere kennen
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Ist der Beckengurt des Flugzeugsitzes für euer Kind geeignet, zieht diesen immer möglichst fest und achtet darauf, dass das Gurtschloss genau in der Mitte sitzt. Nur so kann der Gurt seine Schutzwirkung bei einem Aufprall entfalten.
Da Kinder eine andere Sitzposition einnehmen als Erwachsene, solltet ihr mit ihnen (altersangemessen) darüber sprechen, welche Haltung sie im Notfall einnehmen müssen, um Verletzungen zu vermeiden. Statt der „Brace Position“, bei der der Kopf auf die verschränkten Arme gegen die Rückenlehne des Vordersitzes gelehnt wird, müssen Kinder ihren Kopf anders schützen. Zeigt ihnen, dass sie ihren Kopf möglichst weit nach unten zwischen die Knie legen und ihre Arme dabei um die Beine schlingen müssen (diese Position wird auch Passagieren der Business Class empfohlen, die keine Lehnen unmittelbar vor sich haben).
Kinder, die rückwärts gerichtet sitzen, sollten im Notfall mit angelehntem Kopf sitzen bleiben und die Arme oder ein Kissen vor ihr Gesicht halten, um sich vor herumfliegenden Gegenständen zu schützen.
Setzt euer Kind nie allein oder neben fremde Passagiere in eine Reihe, so dass ihr im Notfall schnell helfen könnt. Setzt euch selbst immer an den Gang, das Kind ans Fenster, damit ihr bei einer Evakuierung nicht über den Kindersitz steigen müsst.
Achtet bei der Sicherheitseinweisung darauf, wo sich der euch nächste Notausgang befindet, und weist ältere Kinder darauf hin. Zählt die Sitzreihen ab, die ihr bis dahin zurücklegen müsst – bei dichtem Rauch könnt ihr den Notausgang eventuell nicht sehen.
Wenn euer Kind besondere medizinische Bedürfnisse hat, die während des Fluges wichtig sein könnten, informiert schon vor dem Abflug das Boden- und das Bordpersonal über diese Möglichkeit und sprecht eventuelle Maßnahmen mit ihnen vor dem Start ab.
Tipp 9: Wenn die Sauerstoffmasken herabfallen, legt eure Maske zuerst an
Dieser dringende Hinweis des Bordpersonals bei der Sicherheitseinweisung klingt grausam, ist aber berechtigt: Wenn das Gehirn bei einem plötzlichen Druckabfall in der Kabine an Sauerstoffmangel leidet, wird man langsam, geistig verwirrt oder verliert das Bewusstsein. Indem ihr eure eigene Maske so schnell wie möglich anlegt, stellt ihr sicher, dass ihr eurem Kind zuverlässig helfen könnt.
Tipp 10: Ruhe bewahren!
Viele Eltern sind vor ihrem ersten Flug mit Kind (oder auch vor jedem weiteren) genauso aufgeregt wie das Kind – oder sogar noch mehr, weil sie die große Verantwortung auf sich lasten spüren und eventuell selbst ein wenig Angst vor dem Fliegen haben.
Die wichtigste Regel für das Fliegen mit Kindern lautet daher: ruhig bleiben! Das gelingt euch umso besser, wenn ihr gründlich vorbereitet, ausgeruht und nicht gestresst seid. Alkohol an Bord als Beruhigungsmittel für euch selbst oder Kindermedikamente zum Ruhigstellen des Nachwuchses sind da eher kontraproduktiv.
Wer sich über mögliche Gefahren beim Fliegen objektiv informiert, die Handgriffe und Prozeduren geübt hat, mit denen er sich und anderen helfen kann und eigene Unsicherheiten und Ängste nicht überspielt oder verdrängt, der vermittelt auch seinen Kindern ein gutes Gefühl. Und ruhige Kinder sind die beste Basis für einen entspannten Flug.
„Steht euch kein geeigneter Kindersitz zur Verfügung, könnt ihr alternativ für Kinder zwischen 10 und 20 kg Gewicht und bis zu 1 m Körpergröße den CARES-Gurt verwenden, der von der FAA nur für den Gebrauch im Flugzeug zugelassen ist (allerdings vom TÜV nicht empfohlen wird).
Erst ab etwa sieben Jahren oder 1,25 m Größe können Kinder zuverlässig mit dem Beckengurt gesichert werden!“
Leider scheint es keine Lösung für Kinder zwischen 100 und 125 cm zu geben.
Unsere Tochter ist drei Jahre alt und 1,05 m groß. Was mache ich da?
Hallo Ulrike, da bleibt dir leider tatsächlich nur die Mitnahme eines Autokindersitzes. 🙁
Oh nein, ich hatte immer gedacht, wenn die Kleine erstmal 3 oder 4 ist, können wir ja endlich auch mal wieder entspannt in Urlaub FLIEGEN (fahren nicht gerne Auto). Und jetzt das! Also das heißt, ich muss warten, bis sie 125 cm ist, ohne den Kindersitz mitnehmen zu müssen. Noch mindestens zwei Jahre also… hätte ich das gewusst, wären wir letztes Jahr geflogen ;o((((
Aber danke für die schnelle Antwort.
LG
Ulrike